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Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774.

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des Philanthropinums.
"dem Herrn Domherrn von Rochau, wo sie
"von verschiednen Herren, Predigern und Officiers
"aus Brandenburg und Potsdam, wegen ihrer
"Fertigkeit im teutschen und französischen Lesen be-
"wundert wurde. Um diese Zeit las sie geschrie-
"bene und gedruckte teutsche und lateinische Schrift,
"kannte einen ansehnlichen Theil der natürlichen
"Dinge und Werkzeuge, nebst ihrem Ursprunge
"und Gebrauche; unterschied mit Anwendung auf
"vorkommende Fälle die mathematischen Linien,
"Flächen und Körper, zählte vorwärts oder addi-
"rend bis 100, rückwärts oder subtrahirend einzeln
"und bey Paaren, von 20 oder 21 bis 0 oder 1;
"übte sich im Zeichnen und Schreiben durch Aus-
"führung der mit Bleystift vorgeschriebnen Züge;
"dictirte zuweilen einen Brief an ihren Herrn Va-
"ter, u. s. w.

"Bey allen diesen Kenntnissen, welche Emilie
"spielend, das ist, ohne Anstrengung und ohne
"schädliches Stillsitzen, lernet, vermeiden wir
"forgfältigst den (bey gleichen Umständen sonst
"gewöhnlichen) Fehler, aus ihr ein sogenanntes
"gelehrtes Frauenzimmer zu machen, welches
"sich wegen ihrer Wissenschaft über ihr Geschlecht
"erhebt, und die weiblichen Geschäfte vernachläßigt.
"Jhr wird vielmehr auf alle Weise Liebe für weib-
"liche Arbeiten eingeflößt und darinnen Unterricht
"gegeben. Sie ist oft und mit vielem Vergnü-
"gen bey der Zubereitung der Speisen in der
"Küche beschäftigt, deckt den Kindertisch, hält
"das Tischzeug, und andere Sachen, die sie

"zu-

des Philanthropinums.
„dem Herrn Domherrn von Rochau, wo ſie
„von verſchiednen Herren, Predigern und Officiers
„aus Brandenburg und Potsdam, wegen ihrer
„Fertigkeit im teutſchen und franzoͤſiſchen Leſen be-
„wundert wurde. Um dieſe Zeit las ſie geſchrie-
„bene und gedruckte teutſche und lateiniſche Schrift,
„kannte einen anſehnlichen Theil der natuͤrlichen
„Dinge und Werkzeuge, nebſt ihrem Urſprunge
„und Gebrauche; unterſchied mit Anwendung auf
„vorkommende Faͤlle die mathematiſchen Linien,
„Flaͤchen und Koͤrper, zaͤhlte vorwaͤrts oder addi-
„rend bis 100, ruͤckwaͤrts oder ſubtrahirend einzeln
„und bey Paaren, von 20 oder 21 bis 0 oder 1;
„uͤbte ſich im Zeichnen und Schreiben durch Aus-
„fuͤhrung der mit Bleyſtift vorgeſchriebnen Zuͤge;
„dictirte zuweilen einen Brief an ihren Herrn Va-
„ter, u. ſ. w.

„Bey allen dieſen Kenntniſſen, welche Emilie
„ſpielend, das iſt, ohne Anſtrengung und ohne
„ſchaͤdliches Stillſitzen, lernet, vermeiden wir
„forgfaͤltigſt den (bey gleichen Umſtaͤnden ſonſt
„gewoͤhnlichen) Fehler, aus ihr ein ſogenanntes
gelehrtes Frauenzimmer zu machen, welches
„ſich wegen ihrer Wiſſenſchaft uͤber ihr Geſchlecht
„erhebt, und die weiblichen Geſchaͤfte vernachlaͤßigt.
„Jhr wird vielmehr auf alle Weiſe Liebe fuͤr weib-
„liche Arbeiten eingefloͤßt und darinnen Unterricht
„gegeben. Sie iſt oft und mit vielem Vergnuͤ-
„gen bey der Zubereitung der Speiſen in der
„Kuͤche beſchaͤftigt, deckt den Kindertiſch, haͤlt
„das Tiſchzeug, und andere Sachen, die ſie

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[47/0083] des Philanthropinums. „dem Herrn Domherrn von Rochau, wo ſie „von verſchiednen Herren, Predigern und Officiers „aus Brandenburg und Potsdam, wegen ihrer „Fertigkeit im teutſchen und franzoͤſiſchen Leſen be- „wundert wurde. Um dieſe Zeit las ſie geſchrie- „bene und gedruckte teutſche und lateiniſche Schrift, „kannte einen anſehnlichen Theil der natuͤrlichen „Dinge und Werkzeuge, nebſt ihrem Urſprunge „und Gebrauche; unterſchied mit Anwendung auf „vorkommende Faͤlle die mathematiſchen Linien, „Flaͤchen und Koͤrper, zaͤhlte vorwaͤrts oder addi- „rend bis 100, ruͤckwaͤrts oder ſubtrahirend einzeln „und bey Paaren, von 20 oder 21 bis 0 oder 1; „uͤbte ſich im Zeichnen und Schreiben durch Aus- „fuͤhrung der mit Bleyſtift vorgeſchriebnen Zuͤge; „dictirte zuweilen einen Brief an ihren Herrn Va- „ter, u. ſ. w. „Bey allen dieſen Kenntniſſen, welche Emilie „ſpielend, das iſt, ohne Anſtrengung und ohne „ſchaͤdliches Stillſitzen, lernet, vermeiden wir „forgfaͤltigſt den (bey gleichen Umſtaͤnden ſonſt „gewoͤhnlichen) Fehler, aus ihr ein ſogenanntes „gelehrtes Frauenzimmer zu machen, welches „ſich wegen ihrer Wiſſenſchaft uͤber ihr Geſchlecht „erhebt, und die weiblichen Geſchaͤfte vernachlaͤßigt. „Jhr wird vielmehr auf alle Weiſe Liebe fuͤr weib- „liche Arbeiten eingefloͤßt und darinnen Unterricht „gegeben. Sie iſt oft und mit vielem Vergnuͤ- „gen bey der Zubereitung der Speiſen in der „Kuͤche beſchaͤftigt, deckt den Kindertiſch, haͤlt „das Tiſchzeug, und andere Sachen, die ſie „zu-

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Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774/83>, abgerufen am 22.11.2024.