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Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].

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aus natürlicher Erkenntniß etc.

Wer Stiefkinder nicht eben so lieben, oder
wenigstens äusserlich nicht eben so mit ihnen um-
gehen kann, als wenn sie nicht Stiefkinder wären,
der muß in keine solche Ehe treten, in welcher er
Stiefkinder annehmen müßte. Oder die Kinder
müssen, wenn es möglich ist, ausser dem Hause
erzogen werden, um den größten Theil des gewöhn-
lichen Unglücks zu verhüten, welches aus dieser
Partheylichkeit entsteht.

§. 39.

Die Kinder müssen von den Eltern, oder auf
ihre Veranstaltung, zur Tugend und Arbeitsamkeit
erzogen, und bis in dasjenige Alter versorgt
werden, in welchem sie sich selbst ohne Hülfe der
Eltern ernähren können.

Von der weisen Erziehung kann man
vieles mit Nutzen lehren. Aber ich will itzt kein
Buch der Weisheit für die Eltern schreiben.

So lange die Kinder der väterlichen Versor-
gung in oder ausser dem Hause bedürfen, müssen
sie allen Befehlen ihrer Eltern gehorchen, oder
die Folgen der Weigerung leiden. Diese Noth-
wendigkeit ist ein starker Reiz zum Gehorsam.

Die Eltern ertragen der Kinder wegen grosse
Beschwerlichkeit, oder haben es gethan. Die
Dankbarkeit ist also der zweite Bewegungsgrund.

Die
aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc.

Wer Stiefkinder nicht eben ſo lieben, oder
wenigſtens aͤuſſerlich nicht eben ſo mit ihnen um-
gehen kann, als wenn ſie nicht Stiefkinder waͤren,
der muß in keine ſolche Ehe treten, in welcher er
Stiefkinder annehmen muͤßte. Oder die Kinder
muͤſſen, wenn es moͤglich iſt, auſſer dem Hauſe
erzogen werden, um den groͤßten Theil des gewoͤhn-
lichen Ungluͤcks zu verhuͤten, welches aus dieſer
Partheylichkeit entſteht.

§. 39.

Die Kinder muͤſſen von den Eltern, oder auf
ihre Veranſtaltung, zur Tugend und Arbeitſamkeit
erzogen, und bis in dasjenige Alter verſorgt
werden, in welchem ſie ſich ſelbſt ohne Huͤlfe der
Eltern ernaͤhren koͤnnen.

Von der weiſen Erziehung kann man
vieles mit Nutzen lehren. Aber ich will itzt kein
Buch der Weisheit fuͤr die Eltern ſchreiben.

So lange die Kinder der vaͤterlichen Verſor-
gung in oder auſſer dem Hauſe beduͤrfen, muͤſſen
ſie allen Befehlen ihrer Eltern gehorchen, oder
die Folgen der Weigerung leiden. Dieſe Noth-
wendigkeit iſt ein ſtarker Reiz zum Gehorſam.

Die Eltern ertragen der Kinder wegen groſſe
Beſchwerlichkeit, oder haben es gethan. Die
Dankbarkeit iſt alſo der zweite Bewegungsgrund.

Die
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[79/0103] aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc. Wer Stiefkinder nicht eben ſo lieben, oder wenigſtens aͤuſſerlich nicht eben ſo mit ihnen um- gehen kann, als wenn ſie nicht Stiefkinder waͤren, der muß in keine ſolche Ehe treten, in welcher er Stiefkinder annehmen muͤßte. Oder die Kinder muͤſſen, wenn es moͤglich iſt, auſſer dem Hauſe erzogen werden, um den groͤßten Theil des gewoͤhn- lichen Ungluͤcks zu verhuͤten, welches aus dieſer Partheylichkeit entſteht. §. 39. Die Kinder muͤſſen von den Eltern, oder auf ihre Veranſtaltung, zur Tugend und Arbeitſamkeit erzogen, und bis in dasjenige Alter verſorgt werden, in welchem ſie ſich ſelbſt ohne Huͤlfe der Eltern ernaͤhren koͤnnen. Von der weiſen Erziehung kann man vieles mit Nutzen lehren. Aber ich will itzt kein Buch der Weisheit fuͤr die Eltern ſchreiben. So lange die Kinder der vaͤterlichen Verſor- gung in oder auſſer dem Hauſe beduͤrfen, muͤſſen ſie allen Befehlen ihrer Eltern gehorchen, oder die Folgen der Weigerung leiden. Dieſe Noth- wendigkeit iſt ein ſtarker Reiz zum Gehorſam. Die Eltern ertragen der Kinder wegen groſſe Beſchwerlichkeit, oder haben es gethan. Die Dankbarkeit iſt alſo der zweite Bewegungsgrund. Die

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Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/103>, abgerufen am 21.11.2024.