Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].Die Sittenlehre Die Jugend ist zwar unerfahren, aber kann Die Herrschaft der Eltern, und folglich die Wie glückselig wäre ich, mein Sohn, wenn Die
Die Sittenlehre Die Jugend iſt zwar unerfahren, aber kann Die Herrſchaft der Eltern, und folglich die Wie gluͤckſelig waͤre ich, mein Sohn, wenn Die
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Die Sittenlehre
Die Jugend iſt zwar unerfahren, aber kann
doch gemeiniglich nicht zweifeln, daß die Eltern
die Wohlfahrt der Kinder von Herzen wuͤnſchen,
und dieſelben an Einſicht in ihr wahres Beſte uͤber-
treffen, (wenn gleich der jugendliche Verſtand
nicht in jedem Falle den wahren Nutzen der vaͤter-
lichen Befehle und Verbote einſieht, und es auch
bisweilen geſchicht, daß die Freyheit der Kinder
von den Eltern auf eine unnoͤthige Weiſe einge-
ſchrenkt wird). Die Liebe und Weisheit der Eltern
iſt alſo der dritte Bewegungsgrund, um welches
willen die Kinder willig gehorchen ſollten.
Die Herrſchaft der Eltern, und folglich die
Pflicht des eigentlichen Gehorſams der Kin-
der, hört zwar auf, wenn die letztern ſich ſelbſt
verſorgen, und als Unterthanen unmittelbar unter
der Obrigkeit ſtehn. Aber die Ehrerbietung gegen
die Eltern, als geweſene Herren, die Dankbarkeit
gegen ſie, als die groͤßten Wohlthaͤter, und das
Vertraun zu ihnen, als zu treuen und verſtaͤndigen
Freunden, darf niemals aufhoͤren, oder ſie muͤßten
des Standes der Eltern ganz unwuͤrdig geweſen ſeyn.
Wie gluͤckſelig waͤre ich, mein Sohn, wenn
ich dir rathen koͤnnte, mein ganzes Verhalten nach-
zuahmen! Die Kinder muͤſſen ſelbſt von den
Fehlern ihrer Eltern Weisheit lernen, aber
nicht gern davon reden.
Die
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