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Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].

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Die Sittenlehre
muß mit dem Leibe bezahlen. Wenn Schade ge-
schehen ist, dessen Urheber unter zweyen oder dreyen
Bedienten bekannt ist, welche sich nicht verrathen
wollen: so muß man die Ersetzung oder Strafe
unter sie alle vertheilen.

Keine Bediente des weiblichen Geschlechts,
und überhaupt keine Hausgenossen, welche in ih-
ren persönlichen Handlungen nicht das Recht der
Freyheit haben, müssen berechtigt seyn, in und
ausser dem Hause einen Umgang zu unterhal-
ten,
welchen die Herrschaft nicht weiß, oder,
wenn er ihn wüßte, wahrscheinlicherweise ver-
bieten würde.

Die Herrschaften müssen durch Quitungen
und Contrabücher,
durch oftmaliges Nach-
messen und Nachwiegen
verhüten, daß sie we-
der von Hausgenossen noch Auswärtigen leicht
betrogen werden. Zu diesem Zwecke muß das
gesetzmäßige Maaß und Gewicht im Hause seyn.

Wenn die vornehmern Glieder des Hauses,
welche Aufsicht und Ansehn über die andern haben
sollen, Mishelligkeit unter einander haben, oder
die Oberherrschaft ihnen Verweise geben muß: so
ist eine solche Verstellung, eine solche Heimlichkeit
und Mäßigung in Ausdrücken nöthig, daß das
unentbehrliche Ansehn nicht geschwächt werde.

Es wäre nützlich, wenn die nächsten Nach-
baren
sich zuweilen in der Absicht besuchten, um

mit

Die Sittenlehre
muß mit dem Leibe bezahlen. Wenn Schade ge-
ſchehen iſt, deſſen Urheber unter zweyen oder dreyen
Bedienten bekannt iſt, welche ſich nicht verrathen
wollen: ſo muß man die Erſetzung oder Strafe
unter ſie alle vertheilen.

Keine Bediente des weiblichen Geſchlechts,
und uͤberhaupt keine Hausgenoſſen, welche in ih-
ren perſoͤnlichen Handlungen nicht das Recht der
Freyheit haben, muͤſſen berechtigt ſeyn, in und
auſſer dem Hauſe einen Umgang zu unterhal-
ten,
welchen die Herrſchaft nicht weiß, oder,
wenn er ihn wuͤßte, wahrſcheinlicherweiſe ver-
bieten wuͤrde.

Die Herrſchaften muͤſſen durch Quitungen
und Contrabücher,
durch oftmaliges Nach-
meſſen und Nachwiegen
verhuͤten, daß ſie we-
der von Hausgenoſſen noch Auswaͤrtigen leicht
betrogen werden. Zu dieſem Zwecke muß das
geſetzmaͤßige Maaß und Gewicht im Hauſe ſeyn.

Wenn die vornehmern Glieder des Hauſes,
welche Aufſicht und Anſehn uͤber die andern haben
ſollen, Mishelligkeit unter einander haben, oder
die Oberherrſchaft ihnen Verweiſe geben muß: ſo
iſt eine ſolche Verſtellung, eine ſolche Heimlichkeit
und Maͤßigung in Ausdruͤcken noͤthig, daß das
unentbehrliche Anſehn nicht geſchwaͤcht werde.

Es waͤre nuͤtzlich, wenn die naͤchſten Nach-
baren
ſich zuweilen in der Abſicht beſuchten, um

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[120/0144] Die Sittenlehre muß mit dem Leibe bezahlen. Wenn Schade ge- ſchehen iſt, deſſen Urheber unter zweyen oder dreyen Bedienten bekannt iſt, welche ſich nicht verrathen wollen: ſo muß man die Erſetzung oder Strafe unter ſie alle vertheilen. Keine Bediente des weiblichen Geſchlechts, und uͤberhaupt keine Hausgenoſſen, welche in ih- ren perſoͤnlichen Handlungen nicht das Recht der Freyheit haben, muͤſſen berechtigt ſeyn, in und auſſer dem Hauſe einen Umgang zu unterhal- ten, welchen die Herrſchaft nicht weiß, oder, wenn er ihn wuͤßte, wahrſcheinlicherweiſe ver- bieten wuͤrde. Die Herrſchaften muͤſſen durch Quitungen und Contrabücher, durch oftmaliges Nach- meſſen und Nachwiegen verhuͤten, daß ſie we- der von Hausgenoſſen noch Auswaͤrtigen leicht betrogen werden. Zu dieſem Zwecke muß das geſetzmaͤßige Maaß und Gewicht im Hauſe ſeyn. Wenn die vornehmern Glieder des Hauſes, welche Aufſicht und Anſehn uͤber die andern haben ſollen, Mishelligkeit unter einander haben, oder die Oberherrſchaft ihnen Verweiſe geben muß: ſo iſt eine ſolche Verſtellung, eine ſolche Heimlichkeit und Maͤßigung in Ausdruͤcken noͤthig, daß das unentbehrliche Anſehn nicht geſchwaͤcht werde. Es waͤre nuͤtzlich, wenn die naͤchſten Nach- baren ſich zuweilen in der Abſicht beſuchten, um mit

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Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/144>, abgerufen am 21.11.2024.