Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].Uebungen des Verstandes, 7) Wenn in a, b, c, d, (u. s. w.) das Vor- hergehende jedesmal eine (gewiß oder wahrschein- lich oder möglicher Weise) entscheidende Bedin- gung des Nachfolgenden ist: so folgert man, 1) daß das Erste auch eine solche Bedingung des Letzten sey. Z. E. Wenn ich meinem Bekannten die An- kunft melde, so kömmt er vermuthlich zu mir; wenn dieses geschicht, so kommen auch andere; wenn so so viele bey mir sind, so habe ich große Unkosten; also, wenn ich meine Ankunft ihm melde, so ver- ursache ich mir vermuthlich große Kosten. Man folgert 2) aus der wirklichen Wahrheit und Erfül- lung des Ersten die Wahrheit und Erfüllung des Letzten. Z. E. Wenn ich ihm meine Ankunft melde, so kommt er, so kommen auch andre, so werde ich Unkosten haben; ich will ihm aber meine Ankunft melden, also werde ich Unkosten haben. Man fol- gert 3) aus dem Nichtseyn des Letzten, daß auch das Erste nicht sey, nicht geschehe, nicht geschehen müsse. Z. E. Jch will keine große Kosten haben, also muß ich ihm meine Ankunft nicht melden. Dies ist der Schluß von Bedingungen. 8) Wenn man Sätze durch entweder, und durch oder, und ferner etlichemal durch oder trennet, so setzt man zuweilen nur voraus, daß einer zum wenigsten wahr seyn müsse. Z. E. Mein Freund ist entweder verreiset, oder krank, oder
Uebungen des Verſtandes, 7) Wenn in a, b, c, d, (u. ſ. w.) das Vor- hergehende jedesmal eine (gewiß oder wahrſchein- lich oder moͤglicher Weiſe) entſcheidende Bedin- gung des Nachfolgenden iſt: ſo folgert man, 1) daß das Erſte auch eine ſolche Bedingung des Letzten ſey. Z. E. Wenn ich meinem Bekannten die An- kunft melde, ſo koͤmmt er vermuthlich zu mir; wenn dieſes geſchicht, ſo kommen auch andere; wenn ſo ſo viele bey mir ſind, ſo habe ich große Unkoſten; alſo, wenn ich meine Ankunft ihm melde, ſo ver- urſache ich mir vermuthlich große Koſten. Man folgert 2) aus der wirklichen Wahrheit und Erfuͤl- lung des Erſten die Wahrheit und Erfuͤllung des Letzten. Z. E. Wenn ich ihm meine Ankunft melde, ſo kommt er, ſo kommen auch andre, ſo werde ich Unkoſten haben; ich will ihm aber meine Ankunft melden, alſo werde ich Unkoſten haben. Man fol- gert 3) aus dem Nichtſeyn des Letzten, daß auch das Erſte nicht ſey, nicht geſchehe, nicht geſchehen muͤſſe. Z. E. Jch will keine große Koſten haben, alſo muß ich ihm meine Ankunft nicht melden. Dies iſt der Schluß von Bedingungen. 8) Wenn man Saͤtze durch entweder, und durch oder, und ferner etlichemal durch oder trennet, ſo ſetzt man zuweilen nur voraus, daß einer zum wenigſten wahr ſeyn muͤſſe. Z. E. Mein Freund iſt entweder verreiſet, oder krank, oder
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Uebungen des Verſtandes,
7) Wenn in a, b, c, d, (u. ſ. w.) das Vor-
hergehende jedesmal eine (gewiß oder wahrſchein-
lich oder moͤglicher Weiſe) entſcheidende Bedin-
gung des Nachfolgenden iſt: ſo folgert man, 1) daß
das Erſte auch eine ſolche Bedingung des Letzten
ſey. Z. E. Wenn ich meinem Bekannten die An-
kunft melde, ſo koͤmmt er vermuthlich zu mir; wenn
dieſes geſchicht, ſo kommen auch andere; wenn ſo
ſo viele bey mir ſind, ſo habe ich große Unkoſten;
alſo, wenn ich meine Ankunft ihm melde, ſo ver-
urſache ich mir vermuthlich große Koſten. Man
folgert 2) aus der wirklichen Wahrheit und Erfuͤl-
lung des Erſten die Wahrheit und Erfuͤllung des
Letzten. Z. E. Wenn ich ihm meine Ankunft melde,
ſo kommt er, ſo kommen auch andre, ſo werde ich
Unkoſten haben; ich will ihm aber meine Ankunft
melden, alſo werde ich Unkoſten haben. Man fol-
gert 3) aus dem Nichtſeyn des Letzten, daß auch
das Erſte nicht ſey, nicht geſchehe, nicht geſchehen
muͤſſe. Z. E. Jch will keine große Koſten haben,
alſo muß ich ihm meine Ankunft nicht melden.
Dies iſt der Schluß von Bedingungen.
8) Wenn man Saͤtze durch entweder, und
durch oder, und ferner etlichemal durch oder
trennet, ſo ſetzt man zuweilen nur voraus, daß
einer zum wenigſten wahr ſeyn muͤſſe. Z. E.
Mein Freund iſt entweder verreiſet, oder krank,
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