Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648.

Bild:
<< vorherige Seite

vnd beklagte / bevorab weiln er sahe vnd befand / daß jhm die Torralva ziemblich nah vff den Nacken kahm / vnd jhm zweiffels ohn mit jhrem flehen vnnd weinen / viel vngelegenheit vnnd beschwernüß zuziehen würde. Aber er gieng vnd schawte sich so lang hin vnd wider vmb / biß er einen Fischer ersahe / welcher einen so gar kleinen Kahn mit sich führte / daß nicht mehr als ein Mensch vnd eine Ziege sich darinnen vff einmahl behelffen konten. Dessen ohngeachtet redete er jhm zu / vnd wurde mit jhm schlüssig / daß er so wol jhn / als auch dreyhundert Ziegen / so er mit sich triebe / vber den Fluß setzen solte. Der Fischer tratt in den Kahn / vnd führte eine Ziege vber / er kam wider zurück / holte vnd vberbrachte die ander / er schiffte wider herüber / vnd kam abermahl eine andere vberzusetzen. Nun gebe der Herr gute obacht vff die Ziegen / welche der Fischer also nacheinander vberführet. Dann wo nur eine deroselben im zehlen versehen / vnd nicht in frischem Gedächtnüß solte behalten werden / so würde es mit dem Mährlin auß seyn / vnd wer nicht müglich / daß ich ein Wort mehr von dieser Sach erzehlen könte. So fahr ich nun fort / vnd sage / daß der Ort des außladens vff der andern Seite voller Vnflaths vnd Koths / auch sehr glatt vnd schlipfferig war / vnd müste sich dannenhero der Fischer im vberfahren / vnd wider zu rück kehren / ziembliche lange Zeit vffhalten. Wie dem allem / so kehrte er gleichwol allzeit wieder vmb / noch eine Ziege mehr / vnd noch eine andere / vnnd aber eine andere zuholen. Bilde dir ein / sagte Don Kichote, daß er sie nunmehro alle vbergesetzt habe / vnd halte dich vff solche maß damit nicht auff / wie der Fischer hin vnd her geschiffet habe / dann so wirstu in einem gantzen Jahr nicht fertig werden / alle Ziegen vbers Wasser zu bringen. Wie viel seynd nun der Ziegen

vnd beklagte / bevorab weiln er sahe vnd befand / daß jhm die Torralva ziemblich nah vff den Nacken kahm / vnd jhm zweiffels ohn mit jhrem flehen vnnd weinen / viel vngelegenheit vnnd beschwernüß zuziehen würde. Aber er gieng vnd schawte sich so lang hin vnd wider vmb / biß er einen Fischer ersahe / welcher einen so gar kleinen Kahn mit sich führte / daß nicht mehr als ein Mensch vnd eine Ziege sich darinnen vff einmahl behelffen konten. Dessen ohngeachtet redete er jhm zu / vnd wurde mit jhm schlüssig / daß er so wol jhn / als auch dreyhundert Ziegen / so er mit sich triebe / vber den Fluß setzen solte. Der Fischer tratt in den Kahn / vnd führte eine Ziege vber / er kam wider zurück / holte vnd vberbrachte die ander / er schiffte wider herüber / vnd kam abermahl eine andere vberzusetzen. Nun gebe der Herr gute obacht vff die Ziegen / welche der Fischer also nacheinander vberführet. Dann wo nur eine deroselben im zehlen versehen / vnd nicht in frischem Gedächtnüß solte behalten werden / so würde es mit dem Mährlin auß seyn / vnd wer nicht müglich / daß ich ein Wort mehr von dieser Sach erzehlen könte. So fahr ich nun fort / vnd sage / daß der Ort des außladens vff der andern Seite voller Vnflaths vnd Koths / auch sehr glatt vnd schlipfferig war / vnd müste sich dannenhero der Fischer im vberfahren / vnd wider zu rück kehren / ziembliche lange Zeit vffhalten. Wie dem allem / so kehrte er gleichwol allzeit wieder vmb / noch eine Ziege mehr / vnd noch eine andere / vnnd aber eine andere zuholen. Bilde dir ein / sagte Don Kichote, daß er sie nunmehro alle vbergesetzt habe / vnd halte dich vff solche maß damit nicht auff / wie der Fischer hin vnd her geschiffet habe / dann so wirstu in einem gantzen Jahr nicht fertig werden / alle Ziegen vbers Wasser zu bringen. Wie viel seynd nun der Ziegen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0239" n="239"/>
vnd beklagte / bevorab weiln er sahe vnd befand / daß jhm die <hi rendition="#aq">Torralva</hi> ziemblich nah vff den Nacken kahm / vnd jhm zweiffels ohn mit jhrem flehen vnnd weinen / viel vngelegenheit vnnd beschwernüß zuziehen würde. Aber er gieng vnd schawte sich so lang hin vnd wider vmb / biß er einen Fischer ersahe / welcher einen so gar kleinen Kahn mit sich führte / daß nicht mehr als ein Mensch vnd eine Ziege sich darinnen vff einmahl behelffen konten. Dessen ohngeachtet redete er jhm zu / vnd wurde mit jhm schlüssig / daß er so wol jhn / als auch dreyhundert Ziegen / so er mit sich triebe / vber den Fluß setzen solte. Der Fischer tratt in den Kahn / vnd führte eine Ziege vber / er kam wider zurück / holte vnd vberbrachte die ander / er schiffte wider herüber / vnd kam abermahl eine andere vberzusetzen. Nun gebe der Herr gute obacht vff die Ziegen / welche der Fischer also nacheinander vberführet. Dann wo nur eine deroselben im zehlen versehen / vnd nicht in frischem Gedächtnüß solte behalten werden / so würde es mit dem Mährlin auß seyn / vnd wer nicht müglich / daß ich ein Wort mehr von dieser Sach erzehlen könte. So fahr ich nun fort / vnd sage / daß der Ort des außladens vff der andern Seite voller Vnflaths vnd Koths / auch sehr glatt vnd schlipfferig war / vnd müste sich dannenhero der Fischer im vberfahren / vnd wider zu rück kehren / ziembliche lange Zeit vffhalten. Wie dem allem / so kehrte er gleichwol allzeit wieder vmb / noch eine Ziege mehr / vnd noch eine andere / vnnd aber eine andere zuholen. Bilde dir ein / sagte <hi rendition="#aq">Don Kichote,</hi> daß er sie nunmehro alle vbergesetzt habe / vnd halte dich vff solche maß damit nicht auff / wie der Fischer hin vnd her geschiffet habe / dann so wirstu in einem gantzen Jahr nicht fertig werden / alle Ziegen vbers Wasser zu bringen. Wie viel seynd nun der Ziegen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[239/0239] vnd beklagte / bevorab weiln er sahe vnd befand / daß jhm die Torralva ziemblich nah vff den Nacken kahm / vnd jhm zweiffels ohn mit jhrem flehen vnnd weinen / viel vngelegenheit vnnd beschwernüß zuziehen würde. Aber er gieng vnd schawte sich so lang hin vnd wider vmb / biß er einen Fischer ersahe / welcher einen so gar kleinen Kahn mit sich führte / daß nicht mehr als ein Mensch vnd eine Ziege sich darinnen vff einmahl behelffen konten. Dessen ohngeachtet redete er jhm zu / vnd wurde mit jhm schlüssig / daß er so wol jhn / als auch dreyhundert Ziegen / so er mit sich triebe / vber den Fluß setzen solte. Der Fischer tratt in den Kahn / vnd führte eine Ziege vber / er kam wider zurück / holte vnd vberbrachte die ander / er schiffte wider herüber / vnd kam abermahl eine andere vberzusetzen. Nun gebe der Herr gute obacht vff die Ziegen / welche der Fischer also nacheinander vberführet. Dann wo nur eine deroselben im zehlen versehen / vnd nicht in frischem Gedächtnüß solte behalten werden / so würde es mit dem Mährlin auß seyn / vnd wer nicht müglich / daß ich ein Wort mehr von dieser Sach erzehlen könte. So fahr ich nun fort / vnd sage / daß der Ort des außladens vff der andern Seite voller Vnflaths vnd Koths / auch sehr glatt vnd schlipfferig war / vnd müste sich dannenhero der Fischer im vberfahren / vnd wider zu rück kehren / ziembliche lange Zeit vffhalten. Wie dem allem / so kehrte er gleichwol allzeit wieder vmb / noch eine Ziege mehr / vnd noch eine andere / vnnd aber eine andere zuholen. Bilde dir ein / sagte Don Kichote, daß er sie nunmehro alle vbergesetzt habe / vnd halte dich vff solche maß damit nicht auff / wie der Fischer hin vnd her geschiffet habe / dann so wirstu in einem gantzen Jahr nicht fertig werden / alle Ziegen vbers Wasser zu bringen. Wie viel seynd nun der Ziegen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-08-21T09:01:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-08-21T09:01:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Die Rechtschreibung folgt dem Original.
  • Die Personalpronomen ihr, ihm, ihn, ihrem … werden ebenfalls getreu den Scans mit einem "j" am Anfang (also jhr, jhm, jhn, jhrem …) übertragen. Auch das Wort immer ist davon betroffen (jmmer).
  • Das große „I“, das in Fraktur wie üblich der gleiche Buchstabe wie das große „J“ ist, wird hingegen nach dem Lautwert übertragen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/239
Zitationshilfe: Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/239>, abgerufen am 21.11.2024.