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Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881.

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halten*) oder schon dadurch auseinandergerissen werden, weil
die Eltern selbst zwei verschiedenen Stämmen angehören.

Die erste Einheit bildet also die ohne durchgreifendes
Oberhaupt wogende Horde, die sich von den Wanderungen
umhergeworfen, elastisch dehnen und engen muss. Sie mag
zerfallen, mag indess auch in fester Organisation einen Halt
bekommen.

Denn wie die Stämme sich zu kräftigendem Bündniss
zusammenschlossen, und ohne Prämeditirung die Horde ins
Dasein riefen, so mögen die politischen Aspecten fernerhin
wieder günstig sein, dass sich zwei oder mehrere Horden im
Trutz- und Schutzbündniss einigen, wenn schwere Masse,
der sie gegenüberstehen, für Erhaltung des Gleichgewichts,
eine in der Mehrheit vergrösserte Compensation verlangt.

Hierbei würde allerdings, um die Aufrichtung des Ge-
bäudes, trotz der bereits hervortretenden Complicationen, vor
Zusammensturz zu bewahren, ein bewusstes Abkommen vor-
auszusetzen sein, und in solchem Falle bliebe nicht aus-
geschlossen, dass auch ein im socialen Leben wichtigster
Punkt, über die Vergebung der Mädchen, und die Ver-
pflichtungen der verschiedenen Stämme hierüber zu einander,
stipulirt würde.

Somit stellt sich dann ein Gerüst her, wie es bei den
Irokesen und Verwandten dasteht, in dem Hinüberkreuzen
der Heirathen aus einer Horde oder Phratie in die andere,
unter den correspondirenden Stämmen.

*) Die Pallivala (der Kanaujiya Brahmanen) are excedingly strict
in matters of caste (in Gujerat). They do not drink the water of their
own daughters or of any persons not belonging to their own castes. La
famille antique est une association religieuse plus encore qu'une association
de nature (Coulange). Das italienische Haus wurde durch die Ehe negirt
(s. Nissen). Auf dem Hause beruht das Geschlecht, d. h. die Gemeinschaft
der Nachkommen desselben Stammvaters, und von dem Geschlecht ist bei
den Griechen, wie bei den Italikern "das staatliche Dasein" ausgegangen
s. Mommsen). Die (griechische) Familie ruht im onikos.

halten*) oder schon dadurch auseinandergerissen werden, weil
die Eltern selbst zwei verschiedenen Stämmen angehören.

Die erste Einheit bildet also die ohne durchgreifendes
Oberhaupt wogende Horde, die sich von den Wanderungen
umhergeworfen, elastisch dehnen und engen muss. Sie mag
zerfallen, mag indess auch in fester Organisation einen Halt
bekommen.

Denn wie die Stämme sich zu kräftigendem Bündniss
zusammenschlossen, und ohne Prämeditirung die Horde ins
Dasein riefen, so mögen die politischen Aspecten fernerhin
wieder günstig sein, dass sich zwei oder mehrere Horden im
Trutz- und Schutzbündniss einigen, wenn schwere Masse,
der sie gegenüberstehen, für Erhaltung des Gleichgewichts,
eine in der Mehrheit vergrösserte Compensation verlangt.

Hierbei würde allerdings, um die Aufrichtung des Ge-
bäudes, trotz der bereits hervortretenden Complicationen, vor
Zusammensturz zu bewahren, ein bewusstes Abkommen vor-
auszusetzen sein, und in solchem Fálle bliebe nicht aus-
geschlossen, dass auch ein im socialen Leben wichtigster
Punkt, über die Vergebung der Mädchen, und die Ver-
pflichtungen der verschiedenen Stämme hierüber zu einander,
stipulirt würde.

Somit stellt sich dann ein Gerüst her, wie es bei den
Irokesen und Verwandten dasteht, in dem Hinüberkreuzen
der Heirathen aus einer Horde oder Phratie in die andere,
unter den correspondirenden Stämmen.

*) Die Pallivala (der Kanaujiya Brahmanen) are excedingly strict
in matters of caste (in Gujerat). They do not drink the water of their
own daughters or of any persons not belonging to their own castes. La
famille antique est une association réligieuse plus encore qu’une association
de nature (Coulange). Das italienische Haus wurde durch die Ehe negirt
(s. Nissen). Auf dem Hause beruht das Geschlecht, d. h. die Gemeinschaft
der Nachkommen desselben Stammvaters, und von dem Geschlecht ist bei
den Griechen, wie bei den Italikern „das staatliche Dasein“ ausgegangen
s. Mommsen). Die (griechische) Familie ruht im ο̃ἰκος.
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[100/0134] halten *) oder schon dadurch auseinandergerissen werden, weil die Eltern selbst zwei verschiedenen Stämmen angehören. Die erste Einheit bildet also die ohne durchgreifendes Oberhaupt wogende Horde, die sich von den Wanderungen umhergeworfen, elastisch dehnen und engen muss. Sie mag zerfallen, mag indess auch in fester Organisation einen Halt bekommen. Denn wie die Stämme sich zu kräftigendem Bündniss zusammenschlossen, und ohne Prämeditirung die Horde ins Dasein riefen, so mögen die politischen Aspecten fernerhin wieder günstig sein, dass sich zwei oder mehrere Horden im Trutz- und Schutzbündniss einigen, wenn schwere Masse, der sie gegenüberstehen, für Erhaltung des Gleichgewichts, eine in der Mehrheit vergrösserte Compensation verlangt. Hierbei würde allerdings, um die Aufrichtung des Ge- bäudes, trotz der bereits hervortretenden Complicationen, vor Zusammensturz zu bewahren, ein bewusstes Abkommen vor- auszusetzen sein, und in solchem Fálle bliebe nicht aus- geschlossen, dass auch ein im socialen Leben wichtigster Punkt, über die Vergebung der Mädchen, und die Ver- pflichtungen der verschiedenen Stämme hierüber zu einander, stipulirt würde. Somit stellt sich dann ein Gerüst her, wie es bei den Irokesen und Verwandten dasteht, in dem Hinüberkreuzen der Heirathen aus einer Horde oder Phratie in die andere, unter den correspondirenden Stämmen. *) Die Pallivala (der Kanaujiya Brahmanen) are excedingly strict in matters of caste (in Gujerat). They do not drink the water of their own daughters or of any persons not belonging to their own castes. La famille antique est une association réligieuse plus encore qu’une association de nature (Coulange). Das italienische Haus wurde durch die Ehe negirt (s. Nissen). Auf dem Hause beruht das Geschlecht, d. h. die Gemeinschaft der Nachkommen desselben Stammvaters, und von dem Geschlecht ist bei den Griechen, wie bei den Italikern „das staatliche Dasein“ ausgegangen s. Mommsen). Die (griechische) Familie ruht im ο̃ἰκος.

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Zitationshilfe: Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881/134>, abgerufen am 24.11.2024.