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Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881.

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Als dieses jedoch, unter dem Schutze glänzender Dios-
curenpaare, der Schlegel und der Humboldt, mit schwer-
wiegenden Gelehrtenschätzen seine Aufnahme unter die Bil-
dungsklassen erkaufte, fand sich die Historie bei genauerer
Beschäftigung mit der indischen Halbinsel von ihren Reizen
so angezogen, so reichlich belohnt durch Anpflanzung des
indogermanischen Sprachstammes im Schmucke vergleichender
Mythologie, dass sich keine besonderen Schwierigkeiten er-
hoben, ihr ein, wenn auch bescheidenes, doch wohlanständiges
Stübchen im Geschichtsgebäude anzuweisen.

Das war die Vorderansicht, im verlockenden Schmuck
der Brahmanen und Bayaderen. Die Pars posterior im
Hinteren Indien blieb ausser Acht, als ultragangetisch jen-
seits des heiligen Bezirks gelegen, eine pars aversa, für den
conventionellen Ton ungeziemend, sich damit abzugeben, und
wandte man sich naserümpfend ab.

So sassen die hinterindischen Völker da, in Sack und
Asche trauernd, denn eine hochachtbare Autorität hatte sie
eindringlich und scharf verwarnt, dass sie eines vollen
Blickes des Historikers sich nicht würdig bezeugt hätten
(meritent a peine les regards de l'histoire).

Dies war im Jahre 1861, und damals gerade gelangte
nach Europa die Trauerkunde von dem Hinscheiden des
Reisenden Mouhot. Er hatte sich jene gleichgültig erachteten
Länder "Hinterindiens" zum Forschungsfelde erwählt und
dort verdanken wir ihm: die Wieder-Entdeckung des alten
Kambodia.

Als dann in seinen und seiner Nachfolger Veröffent-
lichungen die Pracht der alten Monumente ans Licht trat,
da erklärte, mit dem Gewicht massgebendster Stimme, der
Geschichtsschreiber der Architectur: 17) "Seit der Enthüllung
der in Assyrien begrabenen Städte, ist die Auffindung der
kambodischen Ruinenstätte als die wichtigste Thatsache zu
betrachten, die sich für die Kunstgeschichte des
Orientes
verwirklicht hat". So 1867. Und mit jedem Jahre

Als dieses jedoch, unter dem Schutze glänzender Dios-
curenpaare, der Schlegel und der Humboldt, mit schwer-
wiegenden Gelehrtenschätzen seine Aufnahme unter die Bil-
dungsklassen erkaufte, fand sich die Historie bei genauerer
Beschäftigung mit der indischen Halbinsel von ihren Reizen
so angezogen, so reichlich belohnt durch Anpflanzung des
indogermanischen Sprachstammes im Schmucke vergleichender
Mythologie, dass sich keine besonderen Schwierigkeiten er-
hoben, ihr ein, wenn auch bescheidenes, doch wohlanständiges
Stübchen im Geschichtsgebäude anzuweisen.

Das war die Vorderansicht, im verlockenden Schmuck
der Brahmanen und Bayaderen. Die Pars posterior im
Hinteren Indien blieb ausser Acht, als ultragangetisch jen-
seits des heiligen Bezirks gelegen, eine pars aversa, für den
conventionellen Ton ungeziemend, sich damit abzugeben, und
wandte man sich naserümpfend ab.

So sassen die hinterindischen Völker da, in Sack und
Asche trauernd, denn eine hochachtbare Autorität hatte sie
eindringlich und scharf verwarnt, dass sie eines vollen
Blickes des Historikers sich nicht würdig bezeugt hätten
(méritent à peine les regards de l’histoire).

Dies war im Jahre 1861, und damals gerade gelangte
nach Europa die Trauerkunde von dem Hinscheiden des
Reisenden Mouhot. Er hatte sich jene gleichgültig erachteten
Länder „Hinterindiens“ zum Forschungsfelde erwählt und
dort verdanken wir ihm: die Wieder-Entdeckung des alten
Kambodia.

Als dann in seinen und seiner Nachfolger Veröffent-
lichungen die Pracht der alten Monumente ans Licht trat,
da erklärte, mit dem Gewicht massgebendster Stimme, der
Geschichtsschreiber der Architectur: 17) „Seit der Enthüllung
der in Assyrien begrabenen Städte, ist die Auffindung der
kambodischen Ruinenstätte als die wichtigste Thatsache zu
betrachten, die sich für die Kunstgeschichte des
Orientes
verwirklicht hat“. So 1867. Und mit jedem Jahre

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[XIII/0019] Als dieses jedoch, unter dem Schutze glänzender Dios- curenpaare, der Schlegel und der Humboldt, mit schwer- wiegenden Gelehrtenschätzen seine Aufnahme unter die Bil- dungsklassen erkaufte, fand sich die Historie bei genauerer Beschäftigung mit der indischen Halbinsel von ihren Reizen so angezogen, so reichlich belohnt durch Anpflanzung des indogermanischen Sprachstammes im Schmucke vergleichender Mythologie, dass sich keine besonderen Schwierigkeiten er- hoben, ihr ein, wenn auch bescheidenes, doch wohlanständiges Stübchen im Geschichtsgebäude anzuweisen. Das war die Vorderansicht, im verlockenden Schmuck der Brahmanen und Bayaderen. Die Pars posterior im Hinteren Indien blieb ausser Acht, als ultragangetisch jen- seits des heiligen Bezirks gelegen, eine pars aversa, für den conventionellen Ton ungeziemend, sich damit abzugeben, und wandte man sich naserümpfend ab. So sassen die hinterindischen Völker da, in Sack und Asche trauernd, denn eine hochachtbare Autorität hatte sie eindringlich und scharf verwarnt, dass sie eines vollen Blickes des Historikers sich nicht würdig bezeugt hätten (méritent à peine les regards de l’histoire). Dies war im Jahre 1861, und damals gerade gelangte nach Europa die Trauerkunde von dem Hinscheiden des Reisenden Mouhot. Er hatte sich jene gleichgültig erachteten Länder „Hinterindiens“ zum Forschungsfelde erwählt und dort verdanken wir ihm: die Wieder-Entdeckung des alten Kambodia. Als dann in seinen und seiner Nachfolger Veröffent- lichungen die Pracht der alten Monumente ans Licht trat, da erklärte, mit dem Gewicht massgebendster Stimme, der Geschichtsschreiber der Architectur: ¹⁷⁾ „Seit der Enthüllung der in Assyrien begrabenen Städte, ist die Auffindung der kambodischen Ruinenstätte als die wichtigste Thatsache zu betrachten, die sich für die Kunstgeschichte des Orientes verwirklicht hat“. So 1867. Und mit jedem Jahre

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Zitationshilfe: Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881, S. XIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881/19>, abgerufen am 21.11.2024.