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Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881.

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Vorher jedoch schon durchwaltete ihre, auf Reinheit*) (des
Herzens**)) begründete, Religion der grosse Geist Hä-wen-ne-yu,
den sie im Federtanz (O-sto-weh-go-wä) feiernd ehrten.

The beliefs (der Irokesen), when brought together in a con-
nected form naturally call forth an expresson of surprise. A faith
so purely spiritual, so free from the tincture of human passion, and
from the grossness of superstition, can scarcely be credited, when
examined under the ordinary estimate of the Indian character
(s. Morgan).

Die (nach dem Naturell der Neger in den Sybaritismus epi-
curäischer***) Götter übergehende) Auffassung des grossen Geistes
deckt mit dem Monotheismus arabischer Wüsten auch die Prairien
der Indianer. Die Götzenfiguren+), wie sie bei sesshafter Handwerks-
geschicklichkeit vielarmig attributenreich, für die verschiedenartigen

*) Aeusserlich freilich fehlten die Vorschriften brahmanischer Waschungen,
doch wuschen die Indianer Florida's dafür die Eingeweide, wie auch am Napo
durch Vomitive, und ebenso die Haidah, die Seewasser tranken, "washing them-
selves inside out" (s. Poole).
**) Before each of their periodical religious festivals, there is made a ge-
neral and public confession of sins (mit weissen Wampum's in der Hand) bei
den Irokesen (s. Morgan), und das Fest Otädenoneneonawata öffnete mit dem
Sanundathawata (meeting for repentance). So beichteten die Azteken, und
Aeakos betet für das Unglück seines Landes (in Afrika).
***) Nullis occupationibus est implicatus, nulla opera molitur (s. Cicero) und
"hunc deum rite beatum" beneiden die Eweer in Mawe und ihre Nachbarn in
den Synonymen. Die Lappen dagegen versuchen Opfer für Jabmiakka (der
Todesmutter) in Jabmiaimo, damit sie das Leben nicht fortnehmen möchte, die
Kamschadalen belächeln gutmüthig die Missgriffe ihres Gottes, die ihr Scharf-
sinn in den Natur-Einrichtungen aufgefunden hat, und die Wogulen meinen
den (bösen) Kul verachten zu können. Wenn (bei sonst für einen Kranken
vergebens gesuchter Hülfe) die Schamanen (der Samojeden) ihre Geister oder
Tadebjo bitten, bei Num selbst zu flehen, entschuldigen sich diese mit der
Unmöglichkeit, denn "er ist weit von hier" (s. Castren). Am Feste von Vesta's
Neufeuerzündung "et publice et privatim ad Annam Perennam sacrificatum itur,
at annare perennareque commode liceat" (Macrob). Anna Perenna hatte Zeus
die erste Speise gereicht (unter den Töchtern der Atlas).
+) Von dem (höchsten) Himmelsgott Toruim oder Tuurum verfertigen die
ugrischen Ostjaken (s. Erman) kein Bild, wohl aber von seinem Günstling
Oertik, von Long (dem Schutzherr der Künstler), vom bösen Jelan, von Meik
(dem irreführenden Waldgott) u. s. w. Bei den (sibirischen Tartaren) erscheinen
die Aina als Menschen nicht nur, sondern auch in Thierformen (als Bären,
Schlangen, Füchse, Schwäne u. s. w.), und so geehrt (s. Castren), wie im
Totem der Indianer (mit Nachbildungen noch auf dem Grabespfahl). Nach
Varro (b. Aug.) hatten die Römer ihre Götter (bis auf Tarquinius) ohne Bilder
verehrt (s. Ambrosch). Umbras nescio quas incorporales inanimales et nomina
de rebus efflagitant deosque sanciunt (die Römer) neben den Bildern (Tertullian).
Pontifices (b. Aug.) quattuor diis faciunt rem divinam, Telluri, Tellumoni, Altori,
Rusori, in Plato's Kosmos (zoon empsukhon ennoun te).

Vorher jedoch schon durchwaltete ihre, auf Reinheit*) (des
Herzens**)) begründete, Religion der grosse Geist Hä-wen-ne-yu,
den sie im Federtanz (O-sto-weh-go-wä) feiernd ehrten.

The beliefs (der Irokesen), when brought together in a con-
nected form naturally call forth an expresson of surprise. A faith
so purely spiritual, so free from the tincture of human passion, and
from the grossness of superstition, can scarcely be credited, when
examined under the ordinary estimate of the Indian character
(s. Morgan).

Die (nach dem Naturell der Neger in den Sybaritismus epi-
curäischer***) Götter übergehende) Auffassung des grossen Geistes
deckt mit dem Monotheismus arabischer Wüsten auch die Prairien
der Indianer. Die Götzenfiguren†), wie sie bei sesshafter Handwerks-
geschicklichkeit vielarmig attributenreich, für die verschiedenartigen

*) Aeusserlich freilich fehlten die Vorschriften brahmanischer Waschungen,
doch wuschen die Indianer Florida’s dafür die Eingeweide, wie auch am Napo
durch Vomitive, und ebenso die Haidah, die Seewasser tranken, „washing them-
selves inside out“ (s. Poole).
**) Before each of their periodical religious festivals, there is made a ge-
neral and public confession of sins (mit weissen Wampum’s in der Hand) bei
den Irokesen (s. Morgan), und das Fest Otädenoneneonawata öffnete mit dem
Sanundathawata (meeting for repentance). So beichteten die Azteken, und
Aeakos betet für das Unglück seines Landes (in Afrika).
***) Nullis occupationibus est implicatus, nulla opera molitur (s. Cicero) und
„hunc deum rite beatum“ beneiden die Eweer in Mawe und ihre Nachbarn in
den Synonymen. Die Lappen dagegen versuchen Opfer für Jabmiakka (der
Todesmutter) in Jabmiaimo, damit sie das Leben nicht fortnehmen möchte, die
Kamschadalen belächeln gutmüthig die Missgriffe ihres Gottes, die ihr Scharf-
sinn in den Natur-Einrichtungen aufgefunden hat, und die Wogulen meinen
den (bösen) Kul verachten zu können. Wenn (bei sonst für einen Kranken
vergebens gesuchter Hülfe) die Schamanen (der Samojeden) ihre Geister oder
Tadebjo bitten, bei Num selbst zu flehen, entschuldigen sich diese mit der
Unmöglichkeit, denn „er ist weit von hier“ (s. Castrén). Am Feste von Vesta’s
Neufeuerzündung „et publice et privatim ad Annam Perennam sacrificatum itur,
at annare perennareque commode liceat“ (Macrob). Anna Perenna hatte Zeus
die erste Speise gereicht (unter den Töchtern der Atlas).
†) Von dem (höchsten) Himmelsgott Toruim oder Tuurum verfertigen die
ugrischen Ostjaken (s. Erman) kein Bild, wohl aber von seinem Günstling
Oertik, von Long (dem Schutzherr der Künstler), vom bösen Jelan, von Meik
(dem irreführenden Waldgott) u. s. w. Bei den (sibirischen Tartaren) erscheinen
die Aina als Menschen nicht nur, sondern auch in Thierformen (als Bären,
Schlangen, Füchse, Schwäne u. s. w.), und so geehrt (s. Castrén), wie im
Totem der Indianer (mit Nachbildungen noch auf dem Grabespfahl). Nach
Varro (b. Aug.) hatten die Römer ihre Götter (bis auf Tarquinius) ohne Bilder
verehrt (s. Ambrosch). Umbras nescio quas incorporales inanimales et nomina
de rebus efflagitant deosque sanciunt (die Römer) neben den Bildern (Tertullian).
Pontifices (b. Aug.) quattuor diis faciunt rem divinam, Telluri, Tellumoni, Altori,
Rusori, in Plato’s Kosmos (ζῶον ἔμψυχον ἔννουν τε).
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[162/0196] Vorher jedoch schon durchwaltete ihre, auf Reinheit *) (des Herzens **)) begründete, Religion der grosse Geist Hä-wen-ne-yu, den sie im Federtanz (O-sto-weh-go-wä) feiernd ehrten. The beliefs (der Irokesen), when brought together in a con- nected form naturally call forth an expresson of surprise. A faith so purely spiritual, so free from the tincture of human passion, and from the grossness of superstition, can scarcely be credited, when examined under the ordinary estimate of the Indian character (s. Morgan). Die (nach dem Naturell der Neger in den Sybaritismus epi- curäischer ***) Götter übergehende) Auffassung des grossen Geistes deckt mit dem Monotheismus arabischer Wüsten auch die Prairien der Indianer. Die Götzenfiguren †), wie sie bei sesshafter Handwerks- geschicklichkeit vielarmig attributenreich, für die verschiedenartigen *) Aeusserlich freilich fehlten die Vorschriften brahmanischer Waschungen, doch wuschen die Indianer Florida’s dafür die Eingeweide, wie auch am Napo durch Vomitive, und ebenso die Haidah, die Seewasser tranken, „washing them- selves inside out“ (s. Poole). **) Before each of their periodical religious festivals, there is made a ge- neral and public confession of sins (mit weissen Wampum’s in der Hand) bei den Irokesen (s. Morgan), und das Fest Otädenoneneonawata öffnete mit dem Sanundathawata (meeting for repentance). So beichteten die Azteken, und Aeakos betet für das Unglück seines Landes (in Afrika). ***) Nullis occupationibus est implicatus, nulla opera molitur (s. Cicero) und „hunc deum rite beatum“ beneiden die Eweer in Mawe und ihre Nachbarn in den Synonymen. Die Lappen dagegen versuchen Opfer für Jabmiakka (der Todesmutter) in Jabmiaimo, damit sie das Leben nicht fortnehmen möchte, die Kamschadalen belächeln gutmüthig die Missgriffe ihres Gottes, die ihr Scharf- sinn in den Natur-Einrichtungen aufgefunden hat, und die Wogulen meinen den (bösen) Kul verachten zu können. Wenn (bei sonst für einen Kranken vergebens gesuchter Hülfe) die Schamanen (der Samojeden) ihre Geister oder Tadebjo bitten, bei Num selbst zu flehen, entschuldigen sich diese mit der Unmöglichkeit, denn „er ist weit von hier“ (s. Castrén). Am Feste von Vesta’s Neufeuerzündung „et publice et privatim ad Annam Perennam sacrificatum itur, at annare perennareque commode liceat“ (Macrob). Anna Perenna hatte Zeus die erste Speise gereicht (unter den Töchtern der Atlas). †) Von dem (höchsten) Himmelsgott Toruim oder Tuurum verfertigen die ugrischen Ostjaken (s. Erman) kein Bild, wohl aber von seinem Günstling Oertik, von Long (dem Schutzherr der Künstler), vom bösen Jelan, von Meik (dem irreführenden Waldgott) u. s. w. Bei den (sibirischen Tartaren) erscheinen die Aina als Menschen nicht nur, sondern auch in Thierformen (als Bären, Schlangen, Füchse, Schwäne u. s. w.), und so geehrt (s. Castrén), wie im Totem der Indianer (mit Nachbildungen noch auf dem Grabespfahl). Nach Varro (b. Aug.) hatten die Römer ihre Götter (bis auf Tarquinius) ohne Bilder verehrt (s. Ambrosch). Umbras nescio quas incorporales inanimales et nomina de rebus efflagitant deosque sanciunt (die Römer) neben den Bildern (Tertullian). Pontifices (b. Aug.) quattuor diis faciunt rem divinam, Telluri, Tellumoni, Altori, Rusori, in Plato’s Kosmos (ζῶον ἔμψυχον ἔννουν τε).

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Zitationshilfe: Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881/196>, abgerufen am 24.11.2024.