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Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881.

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bracht, hinübergeworfen, worauf die Singenden mit grünen Zweigen
zurückkehren. "Die Jugend des anderen Dorfes aber läuft ihnen
zuweilen nach, und wirft ihnen den Tod wieder zu, so dass es
zeitweis zu Hader kommt" (s. Schwenck).

Ebenso am Alt-Calabar unter den verschiedenen Dörfern, wenn
man sich die ausgetriebenen Krankheitsgespenster gegenseitig zu-
jagt, oder auf den Nicobaren zwischen den Inseln, wenn die Süh-
nungsböte (aus Jambulos' Zeit) statt in's offene Meer an verkehrte
Küsten schwimmen.

Zum Schutz gegen die überall drohenden Uebel lässt sich bei
gewiegter Priesterkenntniss auch die elementare Kraft des Wasser's,
in Aqua lustralis oder sonst, zur Purification benutzen, doch ist
dieser Sitz des mit Schaitan verwandten Jo bei den Tscheremissen
(s. Georgi) ein bedenklicher*), und die Wotjaken haben in Krank-
heit dem Wu Waschä (erzürnte Wasser) zu opfern.

Vertraulicher ist das Feuer des traulichen Heerdes, dem
Einigungsort hellenischer Familien, zumal es bei den Tschuwashen
auch durch tägliche**) Speisung kirre zu halten, um dann als
mächtiger Agni zu schützen. Bei Wiedererzeugung nach der Feuer-
löschung kommt es besonders auf die Reinheit des Materials an,
und wie den Inkas ein Brennspiegel, dient im Nothfeuer das Holz-
reiben, und dies heilige Feuer, durch Reiben von Hölzer erzeugt,
umtanzten beim Frühlingsfest die Finnen, als Hela-walkia.

Das von Ilmarinen geschlagene, von Wäinämöinen geblitzte
Feuer sprüht aus dem neunten Himmel zum zehnten, dann, als rother
Knäuel in blauem, in das Wasser des Liemo-See's fallend, in die
Spitze der Seegräser, die in Feuersgluth klagend, vom Schnäpel

dotale Romanum (vos pestiferos vermes, mures, aves aut aninalia alia), wie sonst
Apollo Sminthius (auch in Aegypten), der dem polnischen Popel hätte helfen
können oder dem Bischof im Bingerloch. Und so die Hexe als Mausschlägerin
(s. Grimm), dass "die Thiere aus dem Pott springen". Um den Kopf des im
October geopferten Pferdes wurde gestritten "inter Suburanenses et Sacravienses,
ut hi in regiae pariete, illi ad turrim Mamiliam id figerent" (Festus). Und
so unter verschiedenen Symbolen von Aegypten bis Indien.
*) Neben den bösen Wassergöttern (Wesi-Hiisii, Turso oder Tursas, Wet-
chinen) fanden sich die den Fischfang schützenden (zum Kreise Ahti's ge-
hörig u. s. w.) bei den Finnen (s. Castren). Bei den Tungusen lebt im Wasser
der Buni (Dämon) Garan, der die Fische an den Strand treibt, aber auch Böte
umstürzt (wie seine caribischen Vettern).
**) Jährlich bei den Esthen, die einmal nur dem geheiligten Heerde in
der Waschküche Speisen in die Asche werfen (s. Hollmann). Wenn reichlicher
gespeist, mit fetten Oelen, wie Agni, liessen sich auch Gegendienste erwarten.
Tarquinio Prisco regnante tradunt repente in foco ejus comparuisse genitale
e cinere masculini sexus eamque, quae insiderat ibi, Tanaquilis reginae ancillam
Ocrisiam captivam consurrexisse gravidam (s. Plinius). Mulciber Vulcanus a
molliendo scilicet ferro dictus (Festus). Nur zum heiligen Gebrauch durfte
Feuer aus der Flaminia herausgebracht werden (nach Gellius). Am Heerde der
Vesta opferte der Staat (an den Fornacalia oder Fordicidia).

bracht, hinübergeworfen, worauf die Singenden mit grünen Zweigen
zurückkehren. „Die Jugend des anderen Dorfes aber läuft ihnen
zuweilen nach, und wirft ihnen den Tod wieder zu, so dass es
zeitweis zu Hader kommt“ (s. Schwenck).

Ebenso am Alt-Calabar unter den verschiedenen Dörfern, wenn
man sich die ausgetriebenen Krankheitsgespenster gegenseitig zu-
jagt, oder auf den Nicobaren zwischen den Inseln, wenn die Süh-
nungsböte (aus Jambulos’ Zeit) statt in’s offene Meer an verkehrte
Küsten schwimmen.

Zum Schutz gegen die überall drohenden Uebel lässt sich bei
gewiegter Priesterkenntniss auch die elementare Kraft des Wasser’s,
in Aqua lustralis oder sonst, zur Purification benutzen, doch ist
dieser Sitz des mit Schaitan verwandten Jo bei den Tscheremissen
(s. Georgi) ein bedenklicher*), und die Wotjaken haben in Krank-
heit dem Wu Waschä (erzürnte Wasser) zu opfern.

Vertraulicher ist das Feuer des traulichen Heerdes, dem
Einigungsort hellenischer Familien, zumal es bei den Tschuwashen
auch durch tägliche**) Speisung kirre zu halten, um dann als
mächtiger Agni zu schützen. Bei Wiedererzeugung nach der Feuer-
löschung kommt es besonders auf die Reinheit des Materials an,
und wie den Inkas ein Brennspiegel, dient im Nothfeuer das Holz-
reiben, und dies heilige Feuer, durch Reiben von Hölzer erzeugt,
umtanzten beim Frühlingsfest die Finnen, als Hela-walkia.

Das von Ilmarinen geschlagene, von Wäinämöinen geblitzte
Feuer sprüht aus dem neunten Himmel zum zehnten, dann, als rother
Knäuel in blauem, in das Wasser des Liemo-See’s fallend, in die
Spitze der Seegräser, die in Feuersgluth klagend, vom Schnäpel

dotale Romanum (vos pestiferos vermes, mures, aves aut aninalia alia), wie sonst
Apollo Sminthius (auch in Aegypten), der dem polnischen Popel hätte helfen
können oder dem Bischof im Bingerloch. Und so die Hexe als Mausschlägerin
(s. Grimm), dass „die Thiere aus dem Pott springen“. Um den Kopf des im
October geopferten Pferdes wurde gestritten „inter Suburanenses et Sacravienses,
ut hi in regiae pariete, illi ad turrim Mamiliam id figerent“ (Festus). Und
so unter verschiedenen Symbolen von Aegypten bis Indien.
*) Neben den bösen Wassergöttern (Wesi-Hiisii, Turso oder Tursas, Wet-
chinen) fanden sich die den Fischfang schützenden (zum Kreise Ahti’s ge-
hörig u. s. w.) bei den Finnen (s. Castrén). Bei den Tungusen lebt im Wasser
der Buni (Dämon) Garan, der die Fische an den Strand treibt, aber auch Böte
umstürzt (wie seine caribischen Vettern).
**) Jährlich bei den Esthen, die einmal nur dem geheiligten Heerde in
der Waschküche Speisen in die Asche werfen (s. Hollmann). Wenn reichlicher
gespeist, mit fetten Oelen, wie Agni, liessen sich auch Gegendienste erwarten.
Tarquinio Prisco regnante tradunt repente in foco ejus comparuisse genitale
e cinere masculini sexus eamque, quae insiderat ibi, Tanaquilis reginae ancillam
Ocrisiam captivam consurrexisse gravidam (s. Plinius). Mulciber Vulcanus a
molliendo scilicet ferro dictus (Festus). Nur zum heiligen Gebrauch durfte
Feuer aus der Flaminia herausgebracht werden (nach Gellius). Am Heerde der
Vesta opferte der Staat (an den Fornacalia oder Fordicidia).
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[165/0199] bracht, hinübergeworfen, worauf die Singenden mit grünen Zweigen zurückkehren. „Die Jugend des anderen Dorfes aber läuft ihnen zuweilen nach, und wirft ihnen den Tod wieder zu, so dass es zeitweis zu Hader kommt“ (s. Schwenck). Ebenso am Alt-Calabar unter den verschiedenen Dörfern, wenn man sich die ausgetriebenen Krankheitsgespenster gegenseitig zu- jagt, oder auf den Nicobaren zwischen den Inseln, wenn die Süh- nungsböte (aus Jambulos’ Zeit) statt in’s offene Meer an verkehrte Küsten schwimmen. Zum Schutz gegen die überall drohenden Uebel lässt sich bei gewiegter Priesterkenntniss auch die elementare Kraft des Wasser’s, in Aqua lustralis oder sonst, zur Purification benutzen, doch ist dieser Sitz des mit Schaitan verwandten Jo bei den Tscheremissen (s. Georgi) ein bedenklicher *), und die Wotjaken haben in Krank- heit dem Wu Waschä (erzürnte Wasser) zu opfern. Vertraulicher ist das Feuer des traulichen Heerdes, dem Einigungsort hellenischer Familien, zumal es bei den Tschuwashen auch durch tägliche **) Speisung kirre zu halten, um dann als mächtiger Agni zu schützen. Bei Wiedererzeugung nach der Feuer- löschung kommt es besonders auf die Reinheit des Materials an, und wie den Inkas ein Brennspiegel, dient im Nothfeuer das Holz- reiben, und dies heilige Feuer, durch Reiben von Hölzer erzeugt, umtanzten beim Frühlingsfest die Finnen, als Hela-walkia. Das von Ilmarinen geschlagene, von Wäinämöinen geblitzte Feuer sprüht aus dem neunten Himmel zum zehnten, dann, als rother Knäuel in blauem, in das Wasser des Liemo-See’s fallend, in die Spitze der Seegräser, die in Feuersgluth klagend, vom Schnäpel ††) *) Neben den bösen Wassergöttern (Wesi-Hiisii, Turso oder Tursas, Wet- chinen) fanden sich die den Fischfang schützenden (zum Kreise Ahti’s ge- hörig u. s. w.) bei den Finnen (s. Castrén). Bei den Tungusen lebt im Wasser der Buni (Dämon) Garan, der die Fische an den Strand treibt, aber auch Böte umstürzt (wie seine caribischen Vettern). **) Jährlich bei den Esthen, die einmal nur dem geheiligten Heerde in der Waschküche Speisen in die Asche werfen (s. Hollmann). Wenn reichlicher gespeist, mit fetten Oelen, wie Agni, liessen sich auch Gegendienste erwarten. Tarquinio Prisco regnante tradunt repente in foco ejus comparuisse genitale e cinere masculini sexus eamque, quae insiderat ibi, Tanaquilis reginae ancillam Ocrisiam captivam consurrexisse gravidam (s. Plinius). Mulciber Vulcanus a molliendo scilicet ferro dictus (Festus). Nur zum heiligen Gebrauch durfte Feuer aus der Flaminia herausgebracht werden (nach Gellius). Am Heerde der Vesta opferte der Staat (an den Fornacalia oder Fordicidia). ††) dotale Romanum (vos pestiferos vermes, mures, aves aut aninalia alia), wie sonst Apollo Sminthius (auch in Aegypten), der dem polnischen Popel hätte helfen können oder dem Bischof im Bingerloch. Und so die Hexe als Mausschlägerin (s. Grimm), dass „die Thiere aus dem Pott springen“. Um den Kopf des im October geopferten Pferdes wurde gestritten „inter Suburanenses et Sacravienses, ut hi in regiae pariete, illi ad turrim Mamiliam id figerent“ (Festus). Und so unter verschiedenen Symbolen von Aegypten bis Indien.

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Zitationshilfe: Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881/199>, abgerufen am 21.11.2024.