Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881.Gerechten untergeht, geht die Sonne*) eines andern auf" Im Grunde wissen die Späteren über die apallage tou *) Am Eingang jeder Cultur-Epoche steht ihr Prophet und "die
grossen Männer aller Zeiten und aller Fächer haben das gemein, dass sie, die alltägliche Menge überragend, stets die ersten Strahlen der neu er- hebenden Tage, in welche sich das Leben der Menschheit theilt, empfangen" (s. Stein). Obwohl die Gerechtigkeit Noah's, der nur eine Unze Verdienst besass (nach Bereschith rabba) nicht ausreichend war, dankte er doch seine Errettung dem rückwirkenden Verdienst Späterer, von Abraham und Moses (Jalkut Schim.) durch Anticipation. Die Werke der Frommen (und der in Gerechtigkeit gleichartigen Zeitgenossen) sind vor Gott aufbewahrt, damit sie für die Nachkommen sprechen und diesen zu Hülfe kommen (nach Weyjikro rabba), und so bildet sich dann ein thesaurus Meritorum, oder eine Reliquienverehrung, wie (nach Jalkut Schim.) bei den Gebeinen des Jacob (die wie die des Orestes) nicht im fremden Lande zu lassen (weil sonst die Aegypter hätten erlöst werden können). Joseph's Sarg wurde mit der Lade in der Wüste getragen, weil er Alles von der Thora Gebotene erfüllt hatte. Um Fieber zu heilen, wird Staub von dem Grabe des heiligen Rab genommen (nach Sanhedrin). Durch Zauberei entsteht Halsleiden (nach Jer. Schabbath), wie auf Tanna jede Art Krankheit. Gerechten untergeht, geht die Sonne*) eines andern auf“ Im Grunde wissen die Späteren über die ἀπαλλαγή τοῦ *) Am Eingang jeder Cultur-Epoche steht ihr Prophet und „die
grossen Männer aller Zeiten und aller Fächer haben das gemein, dass sie, die alltägliche Menge überragend, stets die ersten Strahlen der neu er- hebenden Tage, in welche sich das Leben der Menschheit theilt, empfangen“ (s. Stein). Obwohl die Gerechtigkeit Noah’s, der nur eine Unze Verdienst besass (nach Bereschith rabba) nicht ausreichend war, dankte er doch seine Errettung dem rückwirkenden Verdienst Späterer, von Abraham und Moses (Jalkut Schim.) durch Anticipation. Die Werke der Frommen (und der in Gerechtigkeit gleichartigen Zeitgenossen) sind vor Gott aufbewahrt, damit sie für die Nachkommen sprechen und diesen zu Hülfe kommen (nach Weyjikro rabba), und so bildet sich dann ein thesaurus Meritorum, oder eine Reliquienverehrung, wie (nach Jalkut Schim.) bei den Gebeinen des Jacob (die wie die des Orestes) nicht im fremden Lande zu lassen (weil sonst die Aegypter hätten erlöst werden können). Joseph’s Sarg wurde mit der Lade in der Wüste getragen, weil er Alles von der Thora Gebotene erfüllt hatte. Um Fieber zu heilen, wird Staub von dem Grabe des heiligen Rab genommen (nach Sanhedrin). Durch Zauberei entsteht Halsleiden (nach Jer. Schabbath), wie auf Tanna jede Art Krankheit. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0074" n="40"/> Gerechten untergeht, geht die Sonne<note place="foot" n="*)">Am Eingang jeder Cultur-Epoche steht ihr Prophet und „die<lb/> grossen Männer aller Zeiten und aller Fächer haben das gemein, dass sie,<lb/> die alltägliche Menge überragend, stets die ersten Strahlen der neu er-<lb/> hebenden Tage, in welche sich das Leben der Menschheit theilt, empfangen“<lb/> (s. Stein). Obwohl die Gerechtigkeit Noah’s, der nur eine Unze Verdienst<lb/> besass (nach Bereschith rabba) nicht ausreichend war, dankte er doch seine<lb/> Errettung dem rückwirkenden Verdienst Späterer, von Abraham und Moses<lb/> (Jalkut Schim.) durch Anticipation. Die Werke der Frommen (und der<lb/> in Gerechtigkeit gleichartigen Zeitgenossen) sind vor Gott aufbewahrt, damit<lb/> sie für die Nachkommen sprechen und diesen zu Hülfe kommen (nach<lb/> Weyjikro rabba), und so bildet sich dann ein thesaurus Meritorum, oder<lb/> eine Reliquienverehrung, wie (nach Jalkut Schim.) bei den Gebeinen des<lb/> Jacob (die wie die des Orestes) nicht im fremden Lande zu lassen (weil<lb/> sonst die Aegypter hätten erlöst werden können). Joseph’s Sarg wurde mit<lb/> der Lade in der Wüste getragen, weil er Alles von der Thora Gebotene<lb/> erfüllt hatte. Um Fieber zu heilen, wird Staub von dem Grabe des heiligen<lb/> Rab genommen (nach Sanhedrin). Durch Zauberei entsteht Halsleiden (nach<lb/> Jer. Schabbath), wie auf Tanna jede Art Krankheit.</note> eines andern auf“<lb/> (in Nacheinanderfolge). Von solchen Gerechten (wie R. Cha-<lb/> nina) liess es sich dann mit den Worten des Kaisers Antoninus<lb/> (in Aboda sara) sagen, dass es „ein Kleines ist, Todte zu<lb/> erwecken“ (s. F. Weber). Wie für Baal, bedurfte es in<lb/> Nukahiva einer Erweckung der Götter durch die Priester,<lb/> erst der Ru’s (Gott des Morgens), dann Tane’s, Tau’s,<lb/> Tuaratao’s u. s. w. Sie sind also weniger zuverlässig, als<lb/> die Gerechten, die (von selbst) früh aufstehen, um betend<lb/> für die Bedürfnisse der Gemeinde zu sorgen (nach Perikta).</p><lb/> <p>Im Grunde wissen die Späteren über die ἀπαλλαγή τοῦ<lb/> βίου (ἡ τοῦ βίου καταστροφή) keinen Deut mehr, als früheste<lb/> Vorfahren, und keinen Deut besser, als die rohesten Wilden.<lb/> Alles, was wir leben, fühlen und sind, im warmen Körper-<lb/> blut des Daseins, muss dahin, der Vernichtung verfallend,<lb/> in unabänderlicher Nothwendigkeit, ob auch für eine Zeitfrist<lb/> (nach Abschweben der ψυχη) in den σκιαι gedacht (als<lb/> ἰδωλα, oder Abbilder), über deren schliesslichen Verbleib es<lb/> dem Griechen nicht der Mühe gelohnt zu haben scheint im<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [40/0074]
Gerechten untergeht, geht die Sonne *) eines andern auf“
(in Nacheinanderfolge). Von solchen Gerechten (wie R. Cha-
nina) liess es sich dann mit den Worten des Kaisers Antoninus
(in Aboda sara) sagen, dass es „ein Kleines ist, Todte zu
erwecken“ (s. F. Weber). Wie für Baal, bedurfte es in
Nukahiva einer Erweckung der Götter durch die Priester,
erst der Ru’s (Gott des Morgens), dann Tane’s, Tau’s,
Tuaratao’s u. s. w. Sie sind also weniger zuverlässig, als
die Gerechten, die (von selbst) früh aufstehen, um betend
für die Bedürfnisse der Gemeinde zu sorgen (nach Perikta).
Im Grunde wissen die Späteren über die ἀπαλλαγή τοῦ
βίου (ἡ τοῦ βίου καταστροφή) keinen Deut mehr, als früheste
Vorfahren, und keinen Deut besser, als die rohesten Wilden.
Alles, was wir leben, fühlen und sind, im warmen Körper-
blut des Daseins, muss dahin, der Vernichtung verfallend,
in unabänderlicher Nothwendigkeit, ob auch für eine Zeitfrist
(nach Abschweben der ψυχη) in den σκιαι gedacht (als
ἰδωλα, oder Abbilder), über deren schliesslichen Verbleib es
dem Griechen nicht der Mühe gelohnt zu haben scheint im
*) Am Eingang jeder Cultur-Epoche steht ihr Prophet und „die
grossen Männer aller Zeiten und aller Fächer haben das gemein, dass sie,
die alltägliche Menge überragend, stets die ersten Strahlen der neu er-
hebenden Tage, in welche sich das Leben der Menschheit theilt, empfangen“
(s. Stein). Obwohl die Gerechtigkeit Noah’s, der nur eine Unze Verdienst
besass (nach Bereschith rabba) nicht ausreichend war, dankte er doch seine
Errettung dem rückwirkenden Verdienst Späterer, von Abraham und Moses
(Jalkut Schim.) durch Anticipation. Die Werke der Frommen (und der
in Gerechtigkeit gleichartigen Zeitgenossen) sind vor Gott aufbewahrt, damit
sie für die Nachkommen sprechen und diesen zu Hülfe kommen (nach
Weyjikro rabba), und so bildet sich dann ein thesaurus Meritorum, oder
eine Reliquienverehrung, wie (nach Jalkut Schim.) bei den Gebeinen des
Jacob (die wie die des Orestes) nicht im fremden Lande zu lassen (weil
sonst die Aegypter hätten erlöst werden können). Joseph’s Sarg wurde mit
der Lade in der Wüste getragen, weil er Alles von der Thora Gebotene
erfüllt hatte. Um Fieber zu heilen, wird Staub von dem Grabe des heiligen
Rab genommen (nach Sanhedrin). Durch Zauberei entsteht Halsleiden (nach
Jer. Schabbath), wie auf Tanna jede Art Krankheit.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |