Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881.

Bild:
<< vorherige Seite

Princip, wie Souchy bei den Pampas abgesehen) am nächsten
Himmel und Erde, in Rangi und Papa (Polynesien's) oder
Uranos und Gaea, und je nach der über die Trennung ge-
bildeten Mythen, mag dann der Himmel mit Erhellung der
Urmächte oder Po, vor den jüngeren Gottheiten (die Atua a
te ra) später zurücktreten, oder als Wohnsitz eines in ver-
schiedener Form (auch vielleicht euhemeristisch, wie Fecha
Huentu oder el hombre mas grande y poderoso) betrachteten
Wesens aufgefasst werden, das indess, gleich Njankupong
zu weit entfernt sein wird, Gebete zu hören, oder sich um
diese, die seine Gemüthlichkeit stören würden, zu kümmern,
wenn nicht etwa, wie bei Samojeden und sonst in Avataren
niedersteigend.

Die directesten und lebendigsten Fragen werden dann
in der Lebensfrage selbst gestellt, in Betreff der Fraglich-
keit dieser, indem unter den Gefahren aus der umdrängenden
Welt die abgeschiedenen Seelen und ihre (ausser bei her-
vorragend bewahrten Ahnen) meist feindlichen Dispositionen,
der Tod in steter Erinnerung bleibt, obwohl er eigentlich
nicht sein sollte, wenn nicht die Schwarzkünstler da wären,
(wie die Abiponer meinten), so dass diese überall vogelfrei
sind, sofern nicht gerade, in dieser Furcht vor ihnen, die
Stärkeren. Ein fortwirkender Gedankengang dagegen rollt
bis zum ersten Menschen zurück, der durch irgend eine
Schuld den anfangs allen Wünschen entsprechenden Zustand
in den unseligen der actuellen Existenz verbrochen, und hier
bietet sich für Variationen der Mythen ein weites Feld, von
Indianern bis Persern mit manichäischem Urmensch, oder
dann, gleich diesem mit dem feindlichen Gegensatz berührten
Gayomart, sowie mit Yima oder Yama, und in weiteren
Anreihungen.

Mit diesem Ersten und Frühesten im Menschengeschlecht
verbinden sich dann auch leicht alle diejenigen Vorstellungs-
erscheinungen in der Natur, die als teleologisch gefärbt,
gern auf bewusste Eingriffe bezogen werden, neben der

4*

Princip, wie Souchy bei den Pampas abgesehen) am nächsten
Himmel und Erde, in Rangi und Papa (Polynesien’s) oder
Uranos und Gaea, und je nach der über die Trennung ge-
bildeten Mythen, mag dann der Himmel mit Erhellung der
Urmächte oder Po, vor den jüngeren Gottheiten (die Atua a
te ra) später zurücktreten, oder als Wohnsitz eines in ver-
schiedener Form (auch vielleicht euhemeristisch, wie Fecha
Huentu oder el hombre mas grande y poderoso) betrachteten
Wesens aufgefasst werden, das indess, gleich Njankupong
zu weit entfernt sein wird, Gebete zu hören, oder sich um
diese, die seine Gemüthlichkeit stören würden, zu kümmern,
wenn nicht etwa, wie bei Samojeden und sonst in Avataren
niedersteigend.

Die directesten und lebendigsten Fragen werden dann
in der Lebensfrage selbst gestellt, in Betreff der Fraglich-
keit dieser, indem unter den Gefahren aus der umdrängenden
Welt die abgeschiedenen Seelen und ihre (ausser bei her-
vorragend bewahrten Ahnen) meist feindlichen Dispositionen,
der Tod in steter Erinnerung bleibt, obwohl er eigentlich
nicht sein sollte, wenn nicht die Schwarzkünstler da wären,
(wie die Abiponer meinten), so dass diese überall vogelfrei
sind, sofern nicht gerade, in dieser Furcht vor ihnen, die
Stärkeren. Ein fortwirkender Gedankengang dagegen rollt
bis zum ersten Menschen zurück, der durch irgend eine
Schuld den anfangs allen Wünschen entsprechenden Zustand
in den unseligen der actuellen Existenz verbrochen, und hier
bietet sich für Variationen der Mythen ein weites Feld, von
Indianern bis Persern mit manichäischem Urmensch, oder
dann, gleich diesem mit dem feindlichen Gegensatz berührten
Gayomart, sowie mit Yima oder Yama, und in weiteren
Anreihungen.

Mit diesem Ersten und Frühesten im Menschengeschlecht
verbinden sich dann auch leicht alle diejenigen Vorstellungs-
erscheinungen in der Natur, die als teleologisch gefärbt,
gern auf bewusste Eingriffe bezogen werden, neben der

4*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0085" n="51"/>
Princip, wie Souchy bei den Pampas abgesehen) am nächsten<lb/>
Himmel und Erde, in Rangi und Papa (Polynesien&#x2019;s) oder<lb/>
Uranos und Gaea, und je nach der über die Trennung ge-<lb/>
bildeten Mythen, mag dann der Himmel mit Erhellung der<lb/>
Urmächte oder Po, vor den jüngeren Gottheiten (die Atua a<lb/>
te ra) später zurücktreten, oder als Wohnsitz eines in ver-<lb/>
schiedener Form (auch vielleicht euhemeristisch, wie Fecha<lb/>
Huentu oder el hombre mas grande y poderoso) betrachteten<lb/>
Wesens aufgefasst werden, das indess, gleich Njankupong<lb/>
zu weit entfernt sein wird, Gebete zu hören, oder sich um<lb/>
diese, die seine Gemüthlichkeit stören würden, zu kümmern,<lb/>
wenn nicht etwa, wie bei Samojeden und sonst in Avataren<lb/>
niedersteigend.</p><lb/>
        <p>Die directesten und lebendigsten Fragen werden dann<lb/>
in der Lebensfrage selbst gestellt, in Betreff der Fraglich-<lb/>
keit dieser, indem unter den Gefahren aus der umdrängenden<lb/>
Welt die abgeschiedenen Seelen und ihre (ausser bei her-<lb/>
vorragend bewahrten Ahnen) meist feindlichen Dispositionen,<lb/>
der Tod in steter Erinnerung bleibt, obwohl er eigentlich<lb/>
nicht sein sollte, wenn nicht die Schwarzkünstler da wären,<lb/>
(wie die Abiponer meinten), so dass diese überall vogelfrei<lb/>
sind, sofern nicht gerade, in dieser Furcht vor ihnen, die<lb/>
Stärkeren. Ein fortwirkender Gedankengang dagegen rollt<lb/>
bis zum ersten Menschen zurück, der durch irgend eine<lb/>
Schuld den anfangs allen Wünschen entsprechenden Zustand<lb/>
in den unseligen der actuellen Existenz verbrochen, und hier<lb/>
bietet sich für Variationen der Mythen ein weites Feld, von<lb/>
Indianern bis Persern mit manichäischem Urmensch, oder<lb/>
dann, gleich diesem mit dem feindlichen Gegensatz berührten<lb/>
Gayomart, sowie mit Yima oder Yama, und in weiteren<lb/>
Anreihungen.</p><lb/>
        <p>Mit diesem Ersten und Frühesten im Menschengeschlecht<lb/>
verbinden sich dann auch leicht alle diejenigen Vorstellungs-<lb/>
erscheinungen in der Natur, die als teleologisch gefärbt,<lb/>
gern auf bewusste Eingriffe bezogen werden, neben der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">4*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0085] Princip, wie Souchy bei den Pampas abgesehen) am nächsten Himmel und Erde, in Rangi und Papa (Polynesien’s) oder Uranos und Gaea, und je nach der über die Trennung ge- bildeten Mythen, mag dann der Himmel mit Erhellung der Urmächte oder Po, vor den jüngeren Gottheiten (die Atua a te ra) später zurücktreten, oder als Wohnsitz eines in ver- schiedener Form (auch vielleicht euhemeristisch, wie Fecha Huentu oder el hombre mas grande y poderoso) betrachteten Wesens aufgefasst werden, das indess, gleich Njankupong zu weit entfernt sein wird, Gebete zu hören, oder sich um diese, die seine Gemüthlichkeit stören würden, zu kümmern, wenn nicht etwa, wie bei Samojeden und sonst in Avataren niedersteigend. Die directesten und lebendigsten Fragen werden dann in der Lebensfrage selbst gestellt, in Betreff der Fraglich- keit dieser, indem unter den Gefahren aus der umdrängenden Welt die abgeschiedenen Seelen und ihre (ausser bei her- vorragend bewahrten Ahnen) meist feindlichen Dispositionen, der Tod in steter Erinnerung bleibt, obwohl er eigentlich nicht sein sollte, wenn nicht die Schwarzkünstler da wären, (wie die Abiponer meinten), so dass diese überall vogelfrei sind, sofern nicht gerade, in dieser Furcht vor ihnen, die Stärkeren. Ein fortwirkender Gedankengang dagegen rollt bis zum ersten Menschen zurück, der durch irgend eine Schuld den anfangs allen Wünschen entsprechenden Zustand in den unseligen der actuellen Existenz verbrochen, und hier bietet sich für Variationen der Mythen ein weites Feld, von Indianern bis Persern mit manichäischem Urmensch, oder dann, gleich diesem mit dem feindlichen Gegensatz berührten Gayomart, sowie mit Yima oder Yama, und in weiteren Anreihungen. Mit diesem Ersten und Frühesten im Menschengeschlecht verbinden sich dann auch leicht alle diejenigen Vorstellungs- erscheinungen in der Natur, die als teleologisch gefärbt, gern auf bewusste Eingriffe bezogen werden, neben der 4*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881/85
Zitationshilfe: Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881/85>, abgerufen am 17.05.2024.