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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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war es vorbehalten, mich zu überreden. Frau Brede
kam, uns bei Rahel einzuführen.

Als sie vernahm, weshalb ich nicht mitgehen wollte,
ermuthigte sie mich: "Recht bald werden Sie Herr Ihrer
Befangenheit werden. Meine Freundin ist gern heiter
mit der Jugend, sie erwartet Sie und freut sich, die
Abtrünnige vom Königstädter Theater, die so gerühmte
Elsbeth aus dem Turnier zu Kronstein zu sehen. Rahel
war krank und konnte keiner Vorstellung beiwohnen.
Kommen Sie getrost, Sie werden mir noch für mein
Zureden danken." Und ich ging wirklich mit -- und
dankte Frau Brede später von Herzen.

Das Vorzimmer bei Varnhagens war nicht einla¬
dend, klein und düster, und die Visitenstube, obgleich ge¬
räumig und hübsch möblirt, gefiel mir erst recht nicht.
Auch hier hatte sich die in Berlin so beliebte dunkelblaue
Tapete eingebürgert, welche Jedermann so blaß erscheinen
läßt. Die grau-weißen Gardinen schienen sehnlichst einer
Wäsche zu harren, und gaben dem Zimmer ein schwer¬
müthiges Aussehen.

Frau von Varnhagen bewillkommte uns herzlich mit
sanfter, angenehm klingender Stimme. Als wir Platz
genommen hatten, hoffte ich die gepriesene Frau recht
aufmerksam betrachten zu können, doch ich vermochte es
nicht unbemerkt zu thun, denn während des lebhaften
Gesprächs spielte sie beständig mit einem Augenglas, und
öfters führte sie es blitzschnell an die Augen, mich
dadurch fixirend.

war es vorbehalten, mich zu überreden. Frau Brede
kam, uns bei Rahel einzuführen.

Als ſie vernahm, weshalb ich nicht mitgehen wollte,
ermuthigte ſie mich: »Recht bald werden Sie Herr Ihrer
Befangenheit werden. Meine Freundin iſt gern heiter
mit der Jugend, ſie erwartet Sie und freut ſich, die
Abtrünnige vom Königſtädter Theater, die ſo gerühmte
Elsbeth aus dem Turnier zu Kronſtein zu ſehen. Rahel
war krank und konnte keiner Vorſtellung beiwohnen.
Kommen Sie getroſt, Sie werden mir noch für mein
Zureden danken.« Und ich ging wirklich mit — und
dankte Frau Brede ſpäter von Herzen.

Das Vorzimmer bei Varnhagens war nicht einla¬
dend, klein und düſter, und die Viſitenſtube, obgleich ge¬
räumig und hübſch möblirt, gefiel mir erſt recht nicht.
Auch hier hatte ſich die in Berlin ſo beliebte dunkelblaue
Tapete eingebürgert, welche Jedermann ſo blaß erſcheinen
läßt. Die grau-weißen Gardinen ſchienen ſehnlichſt einer
Wäſche zu harren, und gaben dem Zimmer ein ſchwer¬
müthiges Ausſehen.

Frau von Varnhagen bewillkommte uns herzlich mit
ſanfter, angenehm klingender Stimme. Als wir Platz
genommen hatten, hoffte ich die geprieſene Frau recht
aufmerkſam betrachten zu können, doch ich vermochte es
nicht unbemerkt zu thun, denn während des lebhaften
Geſprächs ſpielte ſie beſtändig mit einem Augenglas, und
öfters führte ſie es blitzſchnell an die Augen, mich
dadurch fixirend.

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[87/0115] war es vorbehalten, mich zu überreden. Frau Brede kam, uns bei Rahel einzuführen. Als ſie vernahm, weshalb ich nicht mitgehen wollte, ermuthigte ſie mich: »Recht bald werden Sie Herr Ihrer Befangenheit werden. Meine Freundin iſt gern heiter mit der Jugend, ſie erwartet Sie und freut ſich, die Abtrünnige vom Königſtädter Theater, die ſo gerühmte Elsbeth aus dem Turnier zu Kronſtein zu ſehen. Rahel war krank und konnte keiner Vorſtellung beiwohnen. Kommen Sie getroſt, Sie werden mir noch für mein Zureden danken.« Und ich ging wirklich mit — und dankte Frau Brede ſpäter von Herzen. Das Vorzimmer bei Varnhagens war nicht einla¬ dend, klein und düſter, und die Viſitenſtube, obgleich ge¬ räumig und hübſch möblirt, gefiel mir erſt recht nicht. Auch hier hatte ſich die in Berlin ſo beliebte dunkelblaue Tapete eingebürgert, welche Jedermann ſo blaß erſcheinen läßt. Die grau-weißen Gardinen ſchienen ſehnlichſt einer Wäſche zu harren, und gaben dem Zimmer ein ſchwer¬ müthiges Ausſehen. Frau von Varnhagen bewillkommte uns herzlich mit ſanfter, angenehm klingender Stimme. Als wir Platz genommen hatten, hoffte ich die geprieſene Frau recht aufmerkſam betrachten zu können, doch ich vermochte es nicht unbemerkt zu thun, denn während des lebhaften Geſprächs ſpielte ſie beſtändig mit einem Augenglas, und öfters führte ſie es blitzſchnell an die Augen, mich dadurch fixirend.

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/115>, abgerufen am 21.11.2024.