Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.Konzertgebers hättest Du sehen sollen, als er seinen Und alles Protestiren Blum's half nicht. "Ich spiele!" wiederholte matt der Kranke, und die Alle Billete waren bereits vergriffen. Im Gasthaus Zum ersten Mal sollte ich vor den Potsdamern er¬ Erinnerungen etc. 7
Konzertgebers hätteſt Du ſehen ſollen, als er ſeinen Und alles Proteſtiren Blum's half nicht. »Ich ſpiele!« wiederholte matt der Kranke, und die Alle Billete waren bereits vergriffen. Im Gaſthaus Zum erſten Mal ſollte ich vor den Potsdamern er¬ Erinnerungen ꝛc. 7
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0125" n="97"/> Konzertgebers hätteſt Du ſehen ſollen, als er ſeinen<lb/> Freund in der Wagenecke liegen — und ſein Konzert um<lb/> die ſchönſte Zierde gebracht ſah. Doch ohne Bedenken<lb/> ſagte er: »Schnell nach Berlin zurück! — ich will in<lb/> Potsdam abbeſtellen …« Da öffnete Moſcheles matt die<lb/> Augen und flüſterte: »Nein! nein! ich ſpiele — und ſollte<lb/> ich ſterbe — nur vorwärts …«</p><lb/> <p>Und alles Proteſtiren Blum's half nicht.</p><lb/> <p>»Ich ſpiele!« wiederholte matt der Kranke, und die<lb/> Wagen ſetzten ſich in Bewegung. In Zehlendorf Pauſe,<lb/> abermaliges Fragen, Bitten Blum's, ſich zu ſchonen —<lb/> die gleiche Antwort des halbtodten Moſcheles — und<lb/> endlich langten wir nach der peinlichſten Fahrt in Pots¬<lb/> dam an.</p><lb/> <p>Alle Billete waren bereits vergriffen. Im Gaſthaus<lb/> hatte Blum ſchönſtens vorgeſorgt, nach der Probe ſetzten<lb/> wir uns zu Tiſch — aber Moſcheles lag im Nebenzimmer<lb/> auf dem Sopha, jede Erquickung verſchmähend. Er hatte<lb/> in der Probe kaum die Kraft gehabt, die nöthigſten<lb/> Akkorde für das Orcheſter anzuſchlagen. Wenn aber Blum<lb/> nur Miene machte, gegen ſein Auftreten proteſtiren zu<lb/> wollen, ſo blieb Moſcheles reſignirt dabei: »Ich ſpiele!«</p><lb/> <p>Zum erſten Mal ſollte ich vor den Potsdamern er¬<lb/> ſcheinen. Ich hatte alſo eine reizende Toilette gewählt:<lb/> weißen Tüll mit himmelblauen Aſtern! Ich ſollte mit<lb/> Guitarre-Begleitung die Erlebniſſe eines Troubadours<lb/> deklamiren. Blum akkompagnirte. Er ſoll der erſte<lb/> Guitarreſpieler Deutſchlands ſein.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">Erinnerungen ꝛc. 7<lb/></fw> </div> </body> </text> </TEI> [97/0125]
Konzertgebers hätteſt Du ſehen ſollen, als er ſeinen
Freund in der Wagenecke liegen — und ſein Konzert um
die ſchönſte Zierde gebracht ſah. Doch ohne Bedenken
ſagte er: »Schnell nach Berlin zurück! — ich will in
Potsdam abbeſtellen …« Da öffnete Moſcheles matt die
Augen und flüſterte: »Nein! nein! ich ſpiele — und ſollte
ich ſterbe — nur vorwärts …«
Und alles Proteſtiren Blum's half nicht.
»Ich ſpiele!« wiederholte matt der Kranke, und die
Wagen ſetzten ſich in Bewegung. In Zehlendorf Pauſe,
abermaliges Fragen, Bitten Blum's, ſich zu ſchonen —
die gleiche Antwort des halbtodten Moſcheles — und
endlich langten wir nach der peinlichſten Fahrt in Pots¬
dam an.
Alle Billete waren bereits vergriffen. Im Gaſthaus
hatte Blum ſchönſtens vorgeſorgt, nach der Probe ſetzten
wir uns zu Tiſch — aber Moſcheles lag im Nebenzimmer
auf dem Sopha, jede Erquickung verſchmähend. Er hatte
in der Probe kaum die Kraft gehabt, die nöthigſten
Akkorde für das Orcheſter anzuſchlagen. Wenn aber Blum
nur Miene machte, gegen ſein Auftreten proteſtiren zu
wollen, ſo blieb Moſcheles reſignirt dabei: »Ich ſpiele!«
Zum erſten Mal ſollte ich vor den Potsdamern er¬
ſcheinen. Ich hatte alſo eine reizende Toilette gewählt:
weißen Tüll mit himmelblauen Aſtern! Ich ſollte mit
Guitarre-Begleitung die Erlebniſſe eines Troubadours
deklamiren. Blum akkompagnirte. Er ſoll der erſte
Guitarreſpieler Deutſchlands ſein.
Erinnerungen ꝛc. 7
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