Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.in großer Aufregung in den Saal mit den Worten: Wie waren wir da Alle -- Alle so erschüttert, als Dem Begräbniß der viel beweinten, kaum 25 Jahre in großer Aufregung in den Saal mit den Worten: Wie waren wir da Alle — Alle ſo erſchüttert, als Dem Begräbniß der viel beweinten, kaum 25 Jahre <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0147" n="119"/> in großer Aufregung in den Saal mit den Worten:<lb/> »Frau von Holtei iſt ſoeben verſchieden …«</p><lb/> <p>Wie waren wir da Alle — Alle ſo erſchüttert, als<lb/> träfe jeden Einzelnen dieſer Schlag ganz beſonders.<lb/> Mad. Wolff ſchluchzte laut auf und ſelbſt ihr Gatte<lb/> verlor die Faſſung. Niemand vermochte weiter zu leſen.<lb/> Der Regiſſeur, Herr v. Lichtenſtein, ſchloß die Probe.<lb/> Wolff flüſterte ſeiner Frau zu: »Ich will den armen<lb/> Holtei beſuchen. Soll ich Dich vorher nach Hauſe be¬<lb/> gleiten?« — »Nein! Ich muß mich hier erſt faſſen …«<lb/> Ein Strom von Thränen unterbrach ſie. »Ich werde<lb/> hier bleiben und Mad. Wolff nach Hauſe führen!« ſagte<lb/> ich hinzutretend. Aber vergebens ſuchte ich nach Troſtes¬<lb/> worten. Erſt als Amalie Wolff von der verſtorbenen<lb/> Freundin ſprechen konnte, milderte ſich ihr Schmerz.<lb/> Sie rühmte Louiſe Holtei als treue, ſorgliche Mutter,<lb/> liebende Gattin und fleißige Hausfrau. Sie ſprach von<lb/> ihrem reinen Engelsgemüth … Aber ſie zitterte noch,<lb/> wie ſie an meinem Arm nach Hauſe ging. Beim Lebe¬<lb/> wohlſagen blickte ſie mich liebevoll an und ſagte herzlich:<lb/> »Nie werde ich vergeſſen, wie auch Sie die Todesnachricht<lb/> aufgenommen … und doch war Louiſe von Holtei Ihre<lb/> gefährlichſte Nebenbuhlerin in dem Herzen des Berliner<lb/> Kunſtpublikums. Von heute an zählen Sie vertrauensvoll<lb/> auf meine wahre mütterliche Freundſchaft!« Und Amalie<lb/> Wolff hielt Wort.</p><lb/> <p>Dem Begräbniß der viel beweinten, kaum 25 Jahre<lb/> alten Louiſe von Holtei wohnte auch ich bei — dem erſten<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [119/0147]
in großer Aufregung in den Saal mit den Worten:
»Frau von Holtei iſt ſoeben verſchieden …«
Wie waren wir da Alle — Alle ſo erſchüttert, als
träfe jeden Einzelnen dieſer Schlag ganz beſonders.
Mad. Wolff ſchluchzte laut auf und ſelbſt ihr Gatte
verlor die Faſſung. Niemand vermochte weiter zu leſen.
Der Regiſſeur, Herr v. Lichtenſtein, ſchloß die Probe.
Wolff flüſterte ſeiner Frau zu: »Ich will den armen
Holtei beſuchen. Soll ich Dich vorher nach Hauſe be¬
gleiten?« — »Nein! Ich muß mich hier erſt faſſen …«
Ein Strom von Thränen unterbrach ſie. »Ich werde
hier bleiben und Mad. Wolff nach Hauſe führen!« ſagte
ich hinzutretend. Aber vergebens ſuchte ich nach Troſtes¬
worten. Erſt als Amalie Wolff von der verſtorbenen
Freundin ſprechen konnte, milderte ſich ihr Schmerz.
Sie rühmte Louiſe Holtei als treue, ſorgliche Mutter,
liebende Gattin und fleißige Hausfrau. Sie ſprach von
ihrem reinen Engelsgemüth … Aber ſie zitterte noch,
wie ſie an meinem Arm nach Hauſe ging. Beim Lebe¬
wohlſagen blickte ſie mich liebevoll an und ſagte herzlich:
»Nie werde ich vergeſſen, wie auch Sie die Todesnachricht
aufgenommen … und doch war Louiſe von Holtei Ihre
gefährlichſte Nebenbuhlerin in dem Herzen des Berliner
Kunſtpublikums. Von heute an zählen Sie vertrauensvoll
auf meine wahre mütterliche Freundſchaft!« Und Amalie
Wolff hielt Wort.
Dem Begräbniß der viel beweinten, kaum 25 Jahre
alten Louiſe von Holtei wohnte auch ich bei — dem erſten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |