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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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natürlich fast ganz für das Publikum verloren ging, so
zeigte es sich doch sehr freundlich gegen die arme Waise.

Dann trat ich noch in einigen Birch-Pfeiffer'schen
Stücken auf, die damals auf der Höhe ihrer Beliebtheit
standen. In den "Günstlingen" amüsirte mich und das
ganze Haus ein komisches Intermezzo, wie es aber auch
nur in -- Pest vorkommen konnte. Die Herren Studenten
und Offiziere brachten nämlich ganz familierement ihre
vielgeliebten Hunde mit in's Theater. Daß sie ihre
noch vielgeliebteren Pferde zu Hause ließen, erkenne ich
noch heute als ungemein rücksichtsvoll mit großem Dank
an. Plötzlich -- im zweiten Akt der "Günstlinge", bei
einer sehr sentimentalen Szene, höre ich in weiter Ferne
einen Hund bellen ... und sehe gleich darauf etwas
Weißes durch die Luft fliegen ... Es war auch ein
"Günstling" -- ein großer Pudel. Er war im Zwischen-
Akt seinem Herrn, einem Studenten, aus dem Parterre
in den zweiten Rang gefolgt; solche Visiten gab's
auch während des Spiels. Dort hatte der vierbeinige
Günstling sich so gut mit einem anderen Pudel unter¬
halten, daß er nicht bemerkte, wie sein Herr fort¬
ging. Erst während meiner Szene auf der Bühne war
es ihm eingefallen, sich nach seinem Herrn umzusehen.
Er fand ihn nicht mehr in der Loge und die Thür ver¬
schlossen. Heulend stellte er sich mit den Vorderfüßen
auf die Logenbrüstung -- da rief ihm sein Gönner aus
dem Parterre ein helles, ermuthigendes "Ici, Caro, ici!"
zu -- -- und Caro sprang kurz entschlossen unter dem

Erinnerungen etc. 19

natürlich faſt ganz für das Publikum verloren ging, ſo
zeigte es ſich doch ſehr freundlich gegen die arme Waiſe.

Dann trat ich noch in einigen Birch-Pfeiffer'ſchen
Stücken auf, die damals auf der Höhe ihrer Beliebtheit
ſtanden. In den »Günſtlingen« amüſirte mich und das
ganze Haus ein komiſches Intermezzo, wie es aber auch
nur in — Peſt vorkommen konnte. Die Herren Studenten
und Offiziere brachten nämlich ganz familièrement ihre
vielgeliebten Hunde mit in's Theater. Daß ſie ihre
noch vielgeliebteren Pferde zu Hauſe ließen, erkenne ich
noch heute als ungemein rückſichtsvoll mit großem Dank
an. Plötzlich — im zweiten Akt der »Günſtlinge«, bei
einer ſehr ſentimentalen Szene, höre ich in weiter Ferne
einen Hund bellen … und ſehe gleich darauf etwas
Weißes durch die Luft fliegen … Es war auch ein
»Günſtling« — ein großer Pudel. Er war im Zwiſchen-
Akt ſeinem Herrn, einem Studenten, aus dem Parterre
in den zweiten Rang gefolgt; ſolche Viſiten gab's
auch während des Spiels. Dort hatte der vierbeinige
Günſtling ſich ſo gut mit einem anderen Pudel unter¬
halten, daß er nicht bemerkte, wie ſein Herr fort¬
ging. Erſt während meiner Szene auf der Bühne war
es ihm eingefallen, ſich nach ſeinem Herrn umzuſehen.
Er fand ihn nicht mehr in der Loge und die Thür ver¬
ſchloſſen. Heulend ſtellte er ſich mit den Vorderfüßen
auf die Logenbrüſtung — da rief ihm ſein Gönner aus
dem Parterre ein helles, ermuthigendes »Ici, Caro, ici!«
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Erinnerungen ꝛc. 19
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[289/0317] natürlich faſt ganz für das Publikum verloren ging, ſo zeigte es ſich doch ſehr freundlich gegen die arme Waiſe. Dann trat ich noch in einigen Birch-Pfeiffer'ſchen Stücken auf, die damals auf der Höhe ihrer Beliebtheit ſtanden. In den »Günſtlingen« amüſirte mich und das ganze Haus ein komiſches Intermezzo, wie es aber auch nur in — Peſt vorkommen konnte. Die Herren Studenten und Offiziere brachten nämlich ganz familièrement ihre vielgeliebten Hunde mit in's Theater. Daß ſie ihre noch vielgeliebteren Pferde zu Hauſe ließen, erkenne ich noch heute als ungemein rückſichtsvoll mit großem Dank an. Plötzlich — im zweiten Akt der »Günſtlinge«, bei einer ſehr ſentimentalen Szene, höre ich in weiter Ferne einen Hund bellen … und ſehe gleich darauf etwas Weißes durch die Luft fliegen … Es war auch ein »Günſtling« — ein großer Pudel. Er war im Zwiſchen- Akt ſeinem Herrn, einem Studenten, aus dem Parterre in den zweiten Rang gefolgt; ſolche Viſiten gab's auch während des Spiels. Dort hatte der vierbeinige Günſtling ſich ſo gut mit einem anderen Pudel unter¬ halten, daß er nicht bemerkte, wie ſein Herr fort¬ ging. Erſt während meiner Szene auf der Bühne war es ihm eingefallen, ſich nach ſeinem Herrn umzuſehen. Er fand ihn nicht mehr in der Loge und die Thür ver¬ ſchloſſen. Heulend ſtellte er ſich mit den Vorderfüßen auf die Logenbrüſtung — da rief ihm ſein Gönner aus dem Parterre ein helles, ermuthigendes »Ici, Caro, ici!« zu — — und Caro ſprang kurz entſchloſſen unter dem Erinnerungen ꝛc. 19

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/317>, abgerufen am 22.11.2024.