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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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über und wirft nur hin und wieder einen Blick auf die
Rotte Korah -- wie etwa Elisabeth in Don Carlos bei
den Worten:

"Ich achte keinen Mann mehr!"


Die Wiener nahmen mich als "Suschen" freundlich
auf -- aber doch, als wären sie etwas enttäuscht. Das
war meine Strafe dafür, daß ich nicht Karoline Müller's
Rath folgte und mich in einer glänzenden Toilettenrolle
den hierin sehr verwöhnten Wienern präsentirte. Meine
"Madame Danville", die ich in Paris nach dem Vor¬
bilde der herrlichen Mars studirt hatte, gefiel noch weniger.
Man fand meine "Danville" zu gemessen, nicht pikant
genug zugespitzt. Aber am meisten verdachten mir die
guten Wiener es, daß Madame Danville es wagte, vor
ihnen in demselben -- wenn auch "entzückend schönen" --
(jedenfalls aber bärenmäßig theuren) Ballkleide zu er¬
scheinen, in dem ich schon zu Baden in "Zwei Jahre
verheirathet" paradirt hatte.

Als "wohlerzogene" junge Pathe und als Marga¬
rethe hatte ich die glänzendsten Erfolge, wurde applaudirt
und gerufen -- -- aber ich glaube kaum um einen
Herzschlag wärmer, als wenige Tage darauf Karoline
Müller's "engelhaftes" Hütchen und "himmlisches" neues
Kleid.

Ich saß im Parket, das mir noch unbekannte Stück:
"Die Folgen einer Mißheirath" kennen zu lernen. Die

über und wirft nur hin und wieder einen Blick auf die
Rotte Korah — wie etwa Eliſabeth in Don Carlos bei
den Worten:

»Ich achte keinen Mann mehr!«


Die Wiener nahmen mich als »Suschen« freundlich
auf — aber doch, als wären ſie etwas enttäuſcht. Das
war meine Strafe dafür, daß ich nicht Karoline Müller's
Rath folgte und mich in einer glänzenden Toilettenrolle
den hierin ſehr verwöhnten Wienern präſentirte. Meine
»Madame Danville«, die ich in Paris nach dem Vor¬
bilde der herrlichen Mars ſtudirt hatte, gefiel noch weniger.
Man fand meine »Danville« zu gemeſſen, nicht pikant
genug zugeſpitzt. Aber am meiſten verdachten mir die
guten Wiener es, daß Madame Danville es wagte, vor
ihnen in demſelben — wenn auch »entzückend ſchönen« —
(jedenfalls aber bärenmäßig theuren) Ballkleide zu er¬
ſcheinen, in dem ich ſchon zu Baden in »Zwei Jahre
verheirathet« paradirt hatte.

Als »wohlerzogene« junge Pathe und als Marga¬
rethe hatte ich die glänzendſten Erfolge, wurde applaudirt
und gerufen — — aber ich glaube kaum um einen
Herzſchlag wärmer, als wenige Tage darauf Karoline
Müller's »engelhaftes« Hütchen und »himmliſches« neues
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Ich ſaß im Parket, das mir noch unbekannte Stück:
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[308/0336] über und wirft nur hin und wieder einen Blick auf die Rotte Korah — wie etwa Eliſabeth in Don Carlos bei den Worten: »Ich achte keinen Mann mehr!« Die Wiener nahmen mich als »Suschen« freundlich auf — aber doch, als wären ſie etwas enttäuſcht. Das war meine Strafe dafür, daß ich nicht Karoline Müller's Rath folgte und mich in einer glänzenden Toilettenrolle den hierin ſehr verwöhnten Wienern präſentirte. Meine »Madame Danville«, die ich in Paris nach dem Vor¬ bilde der herrlichen Mars ſtudirt hatte, gefiel noch weniger. Man fand meine »Danville« zu gemeſſen, nicht pikant genug zugeſpitzt. Aber am meiſten verdachten mir die guten Wiener es, daß Madame Danville es wagte, vor ihnen in demſelben — wenn auch »entzückend ſchönen« — (jedenfalls aber bärenmäßig theuren) Ballkleide zu er¬ ſcheinen, in dem ich ſchon zu Baden in »Zwei Jahre verheirathet« paradirt hatte. Als »wohlerzogene« junge Pathe und als Marga¬ rethe hatte ich die glänzendſten Erfolge, wurde applaudirt und gerufen — — aber ich glaube kaum um einen Herzſchlag wärmer, als wenige Tage darauf Karoline Müller's »engelhaftes« Hütchen und »himmliſches« neues Kleid. Ich ſaß im Parket, das mir noch unbekannte Stück: »Die Folgen einer Mißheirath« kennen zu lernen. Die

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/336>, abgerufen am 22.11.2024.