feierte Schwäbin, meinte: Ich sei hübsch -- nur hübsch ... und deren Ausspruch galt in Schönheitsangelegen¬ heiten damals in Berlin als Orakel ... Und diese schönste Frau, die ich je gesehen habe, mußte so jung sterben. Man erzählte mir nach meiner Heimkehr aus Petersburg, sie sei vor zwei Jahren in Baden ihrem Gatten nach wenigen Tagen aus Gram nachgestorben ..."
"Ludwig Robert hatte ein schönes Talent für das Drama. Sind Sie je in seinem Trauerspiel: "Die Macht der Verhältnisse" aufgetreten?"
"Ja, in Berlin. Es war ein vortreffliches Ensemble: Ludwig Devrient in einer seiner Meister-Rollen -- Be¬ schort als Vater erschütternd -- dann Rebenstein, Lemm, die ideale Komitsch -- die schöne Schröckh mit der seelen¬ vollen Flötenstimme ... Ich hatte nur eine kleine Rolle, die "Gräfin" ...
"Aber eine sehr schwere, die nicht nur gespielt, sondern bis in die feinsten Falten des Seelenlebens studirt und nachgefühlt sein will."
"Und dieser kleinen Partie verdanke ich das erste, mich hochbeglückende Lob von Alexander Wolff in tra¬ gischen Rollen, während er im Lustspiel meistens mit mir zu¬ frieden war. In der Tragödie bekam ich sonst immer von ihm zu hören: "Recht hübsch gespielt -- aber man glaubt Ihnen nicht, daß Sie wirklich so tief leiden, wie Ihre Worte sagen!" -- Nach meiner "Gräfin" kam Wolff expreß zu mir in die Garderobe, um mir herzlich die Hand zu drücken und zu sagen: "Heute, Fräulein
feierte Schwäbin, meinte: Ich ſei hübſch — nur hübſch … und deren Ausſpruch galt in Schönheitsangelegen¬ heiten damals in Berlin als Orakel … Und dieſe ſchönſte Frau, die ich je geſehen habe, mußte ſo jung ſterben. Man erzählte mir nach meiner Heimkehr aus Petersburg, ſie ſei vor zwei Jahren in Baden ihrem Gatten nach wenigen Tagen aus Gram nachgeſtorben …«
»Ludwig Robert hatte ein ſchönes Talent für das Drama. Sind Sie je in ſeinem Trauerſpiel: »Die Macht der Verhältniſſe« aufgetreten?«
»Ja, in Berlin. Es war ein vortreffliches Enſemble: Ludwig Devrient in einer ſeiner Meiſter-Rollen — Be¬ ſchort als Vater erſchütternd — dann Rebenſtein, Lemm, die ideale Komitſch — die ſchöne Schröckh mit der ſeelen¬ vollen Flötenſtimme … Ich hatte nur eine kleine Rolle, die »Gräfin« …
»Aber eine ſehr ſchwere, die nicht nur geſpielt, ſondern bis in die feinſten Falten des Seelenlebens ſtudirt und nachgefühlt ſein will.«
»Und dieſer kleinen Partie verdanke ich das erſte, mich hochbeglückende Lob von Alexander Wolff in tra¬ giſchen Rollen, während er im Luſtſpiel meiſtens mit mir zu¬ frieden war. In der Tragödie bekam ich ſonſt immer von ihm zu hören: »Recht hübſch geſpielt — aber man glaubt Ihnen nicht, daß Sie wirklich ſo tief leiden, wie Ihre Worte ſagen!« — Nach meiner »Gräfin« kam Wolff expreß zu mir in die Garderobe, um mir herzlich die Hand zu drücken und zu ſagen: »Heute, Fräulein
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feierte Schwäbin, meinte: Ich ſei hübſch — nur hübſch
… und deren Ausſpruch galt in Schönheitsangelegen¬
heiten damals in Berlin als Orakel … Und dieſe ſchönſte
Frau, die ich je geſehen habe, mußte ſo jung ſterben.
Man erzählte mir nach meiner Heimkehr aus Petersburg,
ſie ſei vor zwei Jahren in Baden ihrem Gatten nach
wenigen Tagen aus Gram nachgeſtorben …«
»Ludwig Robert hatte ein ſchönes Talent für das
Drama. Sind Sie je in ſeinem Trauerſpiel: »Die
Macht der Verhältniſſe« aufgetreten?«
»Ja, in Berlin. Es war ein vortreffliches Enſemble:
Ludwig Devrient in einer ſeiner Meiſter-Rollen — Be¬
ſchort als Vater erſchütternd — dann Rebenſtein, Lemm,
die ideale Komitſch — die ſchöne Schröckh mit der ſeelen¬
vollen Flötenſtimme … Ich hatte nur eine kleine Rolle,
die »Gräfin« …
»Aber eine ſehr ſchwere, die nicht nur geſpielt,
ſondern bis in die feinſten Falten des Seelenlebens ſtudirt
und nachgefühlt ſein will.«
»Und dieſer kleinen Partie verdanke ich das erſte,
mich hochbeglückende Lob von Alexander Wolff in tra¬
giſchen Rollen, während er im Luſtſpiel meiſtens mit mir zu¬
frieden war. In der Tragödie bekam ich ſonſt immer
von ihm zu hören: »Recht hübſch geſpielt — aber man
glaubt Ihnen nicht, daß Sie wirklich ſo tief leiden,
wie Ihre Worte ſagen!« — Nach meiner »Gräfin« kam
Wolff expreß zu mir in die Garderobe, um mir herzlich
die Hand zu drücken und zu ſagen: »Heute, Fräulein
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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/396>, abgerufen am 22.11.2024.
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