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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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Dichter aber allerliebst stand. Der schwarze Sammet
hob die Marmorblässe des schönen, edel geformten Ge¬
sichts mit den großen, tiefen, dunklen Augen und die
alabasterartig schimmernden kleinen, wohlgepflegten Hände
sehr vortheilhaft hervor. Und wie verstand er es, daß
Gespräch durch wenige graziöse Handbewegungen zu be¬
leben! Ein bezauberndes Lächeln umspielte den fein ge¬
schnittenen, fast jugendlich knospenden Mund, als er mich
im reinsten norddeutschen Dialekt und wohlklingender
metallischer Stimme in Dresden willkommen hieß. "Ich
habe schon viel Hübsches und Rühmliches von Ihrem
Talent und Ihrem Streben gehört und freue mich auf
Ihr Gastspiel, das" -- fügte er mit anmuthiger Ver¬
beugung hinzu -- "hoffentlich zu einem dauernden En¬
gagement führen wird ... Zunächst also gehen Sie,
wie ich höre, nach Berlin, um auf den alten Brettern
neue Lorbern zu ernten?"

"Ich würde für einige freundliche Blumen der Er¬
innerung und des Willkommens sehr dankbar sein, --
die Lorbern, Herr Hofrath, gönne ich herzlich gern den
unsterblichen Geistern!" sagte ich mit Beziehung auf den
mir gegenübersitzenden Dichter.

"Nun, die Blüthen werden Ihnen nicht fehlen" --
lächelte er, den Tribut, wie ihm gebührend, in Empfang
nehmend. "Sie werden überall Erfolg haben, wo Sie
sich nur zeigen -- -- Sie sind jung -- sind schön ..."

"Die Schwägerin von Rahel Varnhagen, die wunder¬
bar schöne Frau von Ludwig Robert Torno, die ge¬

Dichter aber allerliebſt ſtand. Der ſchwarze Sammet
hob die Marmorbläſſe des ſchönen, edel geformten Ge¬
ſichts mit den großen, tiefen, dunklen Augen und die
alabaſterartig ſchimmernden kleinen, wohlgepflegten Hände
ſehr vortheilhaft hervor. Und wie verſtand er es, daß
Geſpräch durch wenige graziöſe Handbewegungen zu be¬
leben! Ein bezauberndes Lächeln umſpielte den fein ge¬
ſchnittenen, faſt jugendlich knospenden Mund, als er mich
im reinſten norddeutſchen Dialekt und wohlklingender
metalliſcher Stimme in Dresden willkommen hieß. »Ich
habe ſchon viel Hübſches und Rühmliches von Ihrem
Talent und Ihrem Streben gehört und freue mich auf
Ihr Gaſtſpiel, das« — fügte er mit anmuthiger Ver¬
beugung hinzu — »hoffentlich zu einem dauernden En¬
gagement führen wird … Zunächſt alſo gehen Sie,
wie ich höre, nach Berlin, um auf den alten Brettern
neue Lorbern zu ernten?«

»Ich würde für einige freundliche Blumen der Er¬
innerung und des Willkommens ſehr dankbar ſein, —
die Lorbern, Herr Hofrath, gönne ich herzlich gern den
unſterblichen Geiſtern!« ſagte ich mit Beziehung auf den
mir gegenüberſitzenden Dichter.

»Nun, die Blüthen werden Ihnen nicht fehlen« —
lächelte er, den Tribut, wie ihm gebührend, in Empfang
nehmend. »Sie werden überall Erfolg haben, wo Sie
ſich nur zeigen — — Sie ſind jung — ſind ſchön …«

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[367/0395] Dichter aber allerliebſt ſtand. Der ſchwarze Sammet hob die Marmorbläſſe des ſchönen, edel geformten Ge¬ ſichts mit den großen, tiefen, dunklen Augen und die alabaſterartig ſchimmernden kleinen, wohlgepflegten Hände ſehr vortheilhaft hervor. Und wie verſtand er es, daß Geſpräch durch wenige graziöſe Handbewegungen zu be¬ leben! Ein bezauberndes Lächeln umſpielte den fein ge¬ ſchnittenen, faſt jugendlich knospenden Mund, als er mich im reinſten norddeutſchen Dialekt und wohlklingender metalliſcher Stimme in Dresden willkommen hieß. »Ich habe ſchon viel Hübſches und Rühmliches von Ihrem Talent und Ihrem Streben gehört und freue mich auf Ihr Gaſtſpiel, das« — fügte er mit anmuthiger Ver¬ beugung hinzu — »hoffentlich zu einem dauernden En¬ gagement führen wird … Zunächſt alſo gehen Sie, wie ich höre, nach Berlin, um auf den alten Brettern neue Lorbern zu ernten?« »Ich würde für einige freundliche Blumen der Er¬ innerung und des Willkommens ſehr dankbar ſein, — die Lorbern, Herr Hofrath, gönne ich herzlich gern den unſterblichen Geiſtern!« ſagte ich mit Beziehung auf den mir gegenüberſitzenden Dichter. »Nun, die Blüthen werden Ihnen nicht fehlen« — lächelte er, den Tribut, wie ihm gebührend, in Empfang nehmend. »Sie werden überall Erfolg haben, wo Sie ſich nur zeigen — — Sie ſind jung — ſind ſchön …« »Die Schwägerin von Rahel Varnhagen, die wunder¬ bar ſchöne Frau von Ludwig Robert Torno, die ge¬

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/395>, abgerufen am 25.11.2024.