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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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und ihre liebenswürdige Kollegialität gegen die junge An¬
fängerin bei mir noch heute unvergeßlich sind. Ich habe
späterhin keine erste Liebhaberin neben mir gehabt, die
ihren Kolleginnen gegenüber so wenig herrschsüchtig war,
wie Amalie Neumann.

Zwei liebliche kleine Mädchen knospeten damals neben
der vollblühenden Mutter auf. Louise Neumann entfaltete
sich zur leuchtendsten Wunderblume des deutschen Lustspiels,
-- bis Graf Schönfeld in Graz sie der Kunst entzog. Adol¬
phine Neumann's kaum entfalte Blüte brach -- der Tod.


Sechs Monate nach dem Debüt als Preziosa trat
ich mit achttägigem Urlaub meine erste Gastreise an --
nach Manheim! Der Gedanke, mit den ausgezeichneten
Künstlern aus der Schule Iffland's, Dalberg's und
Schiller's spielen zu dürfen, erfüllte mein fünfzehnjähriges
Herz mit Stolz und Entzücken. Glückselig packte ich mein
bescheidenes Reisekofferchen für Margarethe und Preziosa,
und für die dritte Rolle die Husarenuniform zu Kotzebue's
Lustspiel: "Braut und Bräutigam in einer Person" ein.

Ferdinand Löwe stand damals im Vollglanz männ¬
licher und künstlerischer Schönheit, -- eine edle, hoch¬
poetische Erscheinung. Ein wunderbarer Zauber umduftete
alle seine Kunstgebilde. Er hatte gleich mein junges, en¬
thusiastisches Herz gefangen. Während der Probe von Pre¬
ziosa, als ich im zweiten Akt Alonso's Züge zu beschreiben
hatte, hielt ich plötzlich inne: "Hat Alexander Wolff Sie
persönlich gekannt? -- "Ja, -- aber warum?"

und ihre liebenswürdige Kollegialität gegen die junge An¬
fängerin bei mir noch heute unvergeßlich ſind. Ich habe
ſpäterhin keine erſte Liebhaberin neben mir gehabt, die
ihren Kolleginnen gegenüber ſo wenig herrſchſüchtig war,
wie Amalie Neumann.

Zwei liebliche kleine Mädchen knospeten damals neben
der vollblühenden Mutter auf. Louiſe Neumann entfaltete
ſich zur leuchtendſten Wunderblume des deutſchen Luſtſpiels,
— bis Graf Schönfeld in Graz ſie der Kunſt entzog. Adol¬
phine Neumann's kaum entfalte Blüte brach — der Tod.


Sechs Monate nach dem Debüt als Prezioſa trat
ich mit achttägigem Urlaub meine erſte Gaſtreiſe an —
nach Manheim! Der Gedanke, mit den ausgezeichneten
Künſtlern aus der Schule Iffland's, Dalberg's und
Schiller's ſpielen zu dürfen, erfüllte mein fünfzehnjähriges
Herz mit Stolz und Entzücken. Glückſelig packte ich mein
beſcheidenes Reiſekofferchen für Margarethe und Prezioſa,
und für die dritte Rolle die Huſarenuniform zu Kotzebue's
Luſtſpiel: »Braut und Bräutigam in einer Perſon« ein.

Ferdinand Löwe ſtand damals im Vollglanz männ¬
licher und künſtleriſcher Schönheit, — eine edle, hoch¬
poetiſche Erſcheinung. Ein wunderbarer Zauber umduftete
alle ſeine Kunſtgebilde. Er hatte gleich mein junges, en¬
thuſiaſtiſches Herz gefangen. Während der Probe von Pre¬
zioſa, als ich im zweiten Akt Alonſo's Züge zu beſchreiben
hatte, hielt ich plötzlich inne: »Hat Alexander Wolff Sie
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[26/0054] und ihre liebenswürdige Kollegialität gegen die junge An¬ fängerin bei mir noch heute unvergeßlich ſind. Ich habe ſpäterhin keine erſte Liebhaberin neben mir gehabt, die ihren Kolleginnen gegenüber ſo wenig herrſchſüchtig war, wie Amalie Neumann. Zwei liebliche kleine Mädchen knospeten damals neben der vollblühenden Mutter auf. Louiſe Neumann entfaltete ſich zur leuchtendſten Wunderblume des deutſchen Luſtſpiels, — bis Graf Schönfeld in Graz ſie der Kunſt entzog. Adol¬ phine Neumann's kaum entfalte Blüte brach — der Tod. Sechs Monate nach dem Debüt als Prezioſa trat ich mit achttägigem Urlaub meine erſte Gaſtreiſe an — nach Manheim! Der Gedanke, mit den ausgezeichneten Künſtlern aus der Schule Iffland's, Dalberg's und Schiller's ſpielen zu dürfen, erfüllte mein fünfzehnjähriges Herz mit Stolz und Entzücken. Glückſelig packte ich mein beſcheidenes Reiſekofferchen für Margarethe und Prezioſa, und für die dritte Rolle die Huſarenuniform zu Kotzebue's Luſtſpiel: »Braut und Bräutigam in einer Perſon« ein. Ferdinand Löwe ſtand damals im Vollglanz männ¬ licher und künſtleriſcher Schönheit, — eine edle, hoch¬ poetiſche Erſcheinung. Ein wunderbarer Zauber umduftete alle ſeine Kunſtgebilde. Er hatte gleich mein junges, en¬ thuſiaſtiſches Herz gefangen. Während der Probe von Pre¬ zioſa, als ich im zweiten Akt Alonſo's Züge zu beſchreiben hatte, hielt ich plötzlich inne: »Hat Alexander Wolff Sie perſönlich gekannt? — »Ja, — aber warum?«

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/54>, abgerufen am 24.11.2024.