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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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und -- bot mir mit dem Zauber seiner berüchtigten
Beredsamkeit ein sehr verlockendes Engagement an als
-- Erste Liebhaberin. "Den 4. August wird unsere Bühne
eröffnet, aber schon Ende Mai beginnt das Einstudiren.
Sie können bei uns nach Herzenslust mit den bewähr¬
testen Künstlern spielen -- und sich an den Vorbildern
erhabenster Kunst auf der königlichen Bühne weiterbilden.
Die guten Berliner werden Ihnen und der Frau Mutter
schon gefallen ..." Wie berauschend klang dies Alles
aus Bethmann's Munde! Freudestrahlend unterzeichnete
ich ein Engagement auf ein Jahr ... und bald schied
ich mit tausend Thränen von dem schönen Vaterlande,
von den mir so herzlich wohlwollenden Kollegen und all'
den andern guten, herzigen Menschen in dem stillen Karls¬
ruhe. Hinaus ging's zum ersten Mal -- und jetzt nicht
im Hauderer, nein, mit der Mutter im eigenen Wägel¬
chen mit Extrapostpferden und lustig blasendem Postillon
-- hinaus in die weite, bunte, schimmernde Welt -- in
den lachenden Frühling hinein ... Was wird diese
fremde Welt dem jungen, quellenden, sehnenden Herzen
bringen? -- Rosen oder Dornen?

Wenn ich jetzt bei der sich sanft neigenden Sonne
auf die seitdem herabgeglittenen vielen Jahre zurückblicke,
so kann ich mit dankerfülltem Herzen -- gegen Gott
und die Menschen! -- niederschreiben: jene weite, unbe¬
kannte Welt hat mir so viel köstliche Rosen gebracht,
daß sie die Dornen fast verdeckten!


und — bot mir mit dem Zauber ſeiner berüchtigten
Beredſamkeit ein ſehr verlockendes Engagement an als
— Erſte Liebhaberin. »Den 4. Auguſt wird unſere Bühne
eröffnet, aber ſchon Ende Mai beginnt das Einſtudiren.
Sie können bei uns nach Herzensluſt mit den bewähr¬
teſten Künſtlern ſpielen — und ſich an den Vorbildern
erhabenſter Kunſt auf der königlichen Bühne weiterbilden.
Die guten Berliner werden Ihnen und der Frau Mutter
ſchon gefallen …« Wie berauſchend klang dies Alles
aus Bethmann's Munde! Freudeſtrahlend unterzeichnete
ich ein Engagement auf ein Jahr … und bald ſchied
ich mit tauſend Thränen von dem ſchönen Vaterlande,
von den mir ſo herzlich wohlwollenden Kollegen und all'
den andern guten, herzigen Menſchen in dem ſtillen Karls¬
ruhe. Hinaus ging's zum erſten Mal — und jetzt nicht
im Hauderer, nein, mit der Mutter im eigenen Wägel¬
chen mit Extrapoſtpferden und luſtig blaſendem Poſtillon
— hinaus in die weite, bunte, ſchimmernde Welt — in
den lachenden Frühling hinein … Was wird dieſe
fremde Welt dem jungen, quellenden, ſehnenden Herzen
bringen? — Roſen oder Dornen?

Wenn ich jetzt bei der ſich ſanft neigenden Sonne
auf die ſeitdem herabgeglittenen vielen Jahre zurückblicke,
ſo kann ich mit dankerfülltem Herzen — gegen Gott
und die Menſchen! — niederſchreiben: jene weite, unbe¬
kannte Welt hat mir ſo viel köſtliche Roſen gebracht,
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[32/0060] und — bot mir mit dem Zauber ſeiner berüchtigten Beredſamkeit ein ſehr verlockendes Engagement an als — Erſte Liebhaberin. »Den 4. Auguſt wird unſere Bühne eröffnet, aber ſchon Ende Mai beginnt das Einſtudiren. Sie können bei uns nach Herzensluſt mit den bewähr¬ teſten Künſtlern ſpielen — und ſich an den Vorbildern erhabenſter Kunſt auf der königlichen Bühne weiterbilden. Die guten Berliner werden Ihnen und der Frau Mutter ſchon gefallen …« Wie berauſchend klang dies Alles aus Bethmann's Munde! Freudeſtrahlend unterzeichnete ich ein Engagement auf ein Jahr … und bald ſchied ich mit tauſend Thränen von dem ſchönen Vaterlande, von den mir ſo herzlich wohlwollenden Kollegen und all' den andern guten, herzigen Menſchen in dem ſtillen Karls¬ ruhe. Hinaus ging's zum erſten Mal — und jetzt nicht im Hauderer, nein, mit der Mutter im eigenen Wägel¬ chen mit Extrapoſtpferden und luſtig blaſendem Poſtillon — hinaus in die weite, bunte, ſchimmernde Welt — in den lachenden Frühling hinein … Was wird dieſe fremde Welt dem jungen, quellenden, ſehnenden Herzen bringen? — Roſen oder Dornen? Wenn ich jetzt bei der ſich ſanft neigenden Sonne auf die ſeitdem herabgeglittenen vielen Jahre zurückblicke, ſo kann ich mit dankerfülltem Herzen — gegen Gott und die Menſchen! — niederſchreiben: jene weite, unbe¬ kannte Welt hat mir ſo viel köſtliche Roſen gebracht, daß ſie die Dornen faſt verdeckten!

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/60>, abgerufen am 21.11.2024.