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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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süßlichen Clauren'schen Styl und unter dem Namen
"Clauren" erschien. Seit der Zeit hat Clauren einen
gar bösen Ruf als Schriftsteller und Mensch -- -- aber
ich habe ihn besser als sein Ruf kennen gelernt. Geheime¬
rath Heun war gastfrei, aufrichtig, treu seinen Freunden
ergeben und der liebenswürdigste Gesellschafter. Sein
Sohn, den er durch das Nervenfieber verlor, zeigte keine
große geistige Befähigung, war aber bescheiden, gutmüthig
und allgemein beliebt. Clauren heirathete nach dem Tode
des einzigen Sohnes ein junges, schönes, braves Bürger¬
mädchen, und der Greis erlebte noch die Freude, ein
Töchterchen auf seinen Armen wiegen zu können, das
"Suschen" getauft wurde und zu einem holden Mädchen
heranwuchs.


Die Probe vom "Turnier zu Kronstein" benahm
mir vollends alle Lust, bei der Königstädter Bühne zu
bleiben. Je länger ich dem tollen Treiben zusah, um so
froher war ich, den Rath des Freiherrn von Auffenberg
befolgt und mir im Kontrakt ausbedungen zu haben:
nach sechs Monaten und vorhergegangener dreimonatlicher
Kündigung mein Engagement lösen zu können. Auch
stand es mir frei, nach Karlsruhe in's frühere Engagement
zurückzukehren.

Das ganze bunte, ordnungslose Treiben bei der
neuen Königstädter Bühne erinnerte an Wilhelm Meister's
Truppe, nur fehlte der -- Meister! Zuletzt wurden auch

4 *

ſüßlichen Clauren'ſchen Styl und unter dem Namen
»Clauren« erſchien. Seit der Zeit hat Clauren einen
gar böſen Ruf als Schriftſteller und Menſch — — aber
ich habe ihn beſſer als ſein Ruf kennen gelernt. Geheime¬
rath Heun war gaſtfrei, aufrichtig, treu ſeinen Freunden
ergeben und der liebenswürdigſte Geſellſchafter. Sein
Sohn, den er durch das Nervenfieber verlor, zeigte keine
große geiſtige Befähigung, war aber beſcheiden, gutmüthig
und allgemein beliebt. Clauren heirathete nach dem Tode
des einzigen Sohnes ein junges, ſchönes, braves Bürger¬
mädchen, und der Greis erlebte noch die Freude, ein
Töchterchen auf ſeinen Armen wiegen zu können, das
»Suschen« getauft wurde und zu einem holden Mädchen
heranwuchs.


Die Probe vom »Turnier zu Kronſtein« benahm
mir vollends alle Luſt, bei der Königſtädter Bühne zu
bleiben. Je länger ich dem tollen Treiben zuſah, um ſo
froher war ich, den Rath des Freiherrn von Auffenberg
befolgt und mir im Kontrakt ausbedungen zu haben:
nach ſechs Monaten und vorhergegangener dreimonatlicher
Kündigung mein Engagement löſen zu können. Auch
ſtand es mir frei, nach Karlsruhe in's frühere Engagement
zurückzukehren.

Das ganze bunte, ordnungsloſe Treiben bei der
neuen Königſtädter Bühne erinnerte an Wilhelm Meiſter's
Truppe, nur fehlte der — Meiſter! Zuletzt wurden auch

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[51/0079] ſüßlichen Clauren'ſchen Styl und unter dem Namen »Clauren« erſchien. Seit der Zeit hat Clauren einen gar böſen Ruf als Schriftſteller und Menſch — — aber ich habe ihn beſſer als ſein Ruf kennen gelernt. Geheime¬ rath Heun war gaſtfrei, aufrichtig, treu ſeinen Freunden ergeben und der liebenswürdigſte Geſellſchafter. Sein Sohn, den er durch das Nervenfieber verlor, zeigte keine große geiſtige Befähigung, war aber beſcheiden, gutmüthig und allgemein beliebt. Clauren heirathete nach dem Tode des einzigen Sohnes ein junges, ſchönes, braves Bürger¬ mädchen, und der Greis erlebte noch die Freude, ein Töchterchen auf ſeinen Armen wiegen zu können, das »Suschen« getauft wurde und zu einem holden Mädchen heranwuchs. Die Probe vom »Turnier zu Kronſtein« benahm mir vollends alle Luſt, bei der Königſtädter Bühne zu bleiben. Je länger ich dem tollen Treiben zuſah, um ſo froher war ich, den Rath des Freiherrn von Auffenberg befolgt und mir im Kontrakt ausbedungen zu haben: nach ſechs Monaten und vorhergegangener dreimonatlicher Kündigung mein Engagement löſen zu können. Auch ſtand es mir frei, nach Karlsruhe in's frühere Engagement zurückzukehren. Das ganze bunte, ordnungsloſe Treiben bei der neuen Königſtädter Bühne erinnerte an Wilhelm Meiſter's Truppe, nur fehlte der — Meiſter! Zuletzt wurden auch 4 *

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/79>, abgerufen am 24.11.2024.