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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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die ernsten Künstler vom übermüthigen Zuversichts-Strudel
mit fortgerissen -- und a la grace de Dieu steuerten
wir dem 4. August, dem Eröffnungstag, entgegen.

Wenn man von der unfertigen Bühne in den Zu¬
schauerraum blickte, mußte man kopfschüttelnd fragen:
Am 4. August soll dort Publikum sitzen? Die Sitze
knarrten, die Oelfarbe klebte, Schutt, Steine, Holz
bildeten ein Chaos, -- und auf der Bühne war es
lebensgefährlich! Als der "Wunderschrank" mit Beleuch¬
tung probirt wurde, fielen zwei mächtige eiserne Rollen
vom Theaterhimmel schmetternd zwischen uns nieder.

Aber je näher der Eröffnungstag heranrückte, desto
bemerkbarer wurde ein erfreulicher Umschwung zum
Bessern bei der Leitung und den Schauspielern. Das
übermüthige Lachen und Renommiren verstummte. Mit
Ernst und Eifer wurde studirt und probirt, bescheiden
um Rath gefragt, und jede Eifersucht schien verschwunden.
Herzlich reichten sich Alle die Hand zur gegenseitigen
Unterstützung. Jeder fühlte, daß der erste Eindruck für
das junge Institut entscheidend sein würde. Und als
endlich an den Straßenecken zu lesen stand:

Heute, den 4. August 1824:
Eröffnung des Königstädter Theaters.
Prolog.
Der beste Freund.     Lustspiel.
Die Ochsenmenuette.     Operette.

-- da standen wir gerüstet zum Kampf da -- zitternd vor Auf¬
regung, aber doch in hoffnungsfroher, erhöhter Stimmung.

die ernſten Künſtler vom übermüthigen Zuverſichts-Strudel
mit fortgeriſſen — und à la grace de Dieu ſteuerten
wir dem 4. Auguſt, dem Eröffnungstag, entgegen.

Wenn man von der unfertigen Bühne in den Zu¬
ſchauerraum blickte, mußte man kopfſchüttelnd fragen:
Am 4. Auguſt ſoll dort Publikum ſitzen? Die Sitze
knarrten, die Oelfarbe klebte, Schutt, Steine, Holz
bildeten ein Chaos, — und auf der Bühne war es
lebensgefährlich! Als der »Wunderſchrank« mit Beleuch¬
tung probirt wurde, fielen zwei mächtige eiſerne Rollen
vom Theaterhimmel ſchmetternd zwiſchen uns nieder.

Aber je näher der Eröffnungstag heranrückte, deſto
bemerkbarer wurde ein erfreulicher Umſchwung zum
Beſſern bei der Leitung und den Schauſpielern. Das
übermüthige Lachen und Renommiren verſtummte. Mit
Ernſt und Eifer wurde ſtudirt und probirt, beſcheiden
um Rath gefragt, und jede Eiferſucht ſchien verſchwunden.
Herzlich reichten ſich Alle die Hand zur gegenſeitigen
Unterſtützung. Jeder fühlte, daß der erſte Eindruck für
das junge Inſtitut entſcheidend ſein würde. Und als
endlich an den Straßenecken zu leſen ſtand:

Heute, den 4. Auguſt 1824:
Eröffnung des Königſtädter Theaters.
Prolog.
Der beſte Freund.     Luſtſpiel.
Die Ochſenmenuette.     Operette.

— da ſtanden wir gerüſtet zum Kampf da — zitternd vor Auf¬
regung, aber doch in hoffnungsfroher, erhöhter Stimmung.

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[52/0080] die ernſten Künſtler vom übermüthigen Zuverſichts-Strudel mit fortgeriſſen — und à la grace de Dieu ſteuerten wir dem 4. Auguſt, dem Eröffnungstag, entgegen. Wenn man von der unfertigen Bühne in den Zu¬ ſchauerraum blickte, mußte man kopfſchüttelnd fragen: Am 4. Auguſt ſoll dort Publikum ſitzen? Die Sitze knarrten, die Oelfarbe klebte, Schutt, Steine, Holz bildeten ein Chaos, — und auf der Bühne war es lebensgefährlich! Als der »Wunderſchrank« mit Beleuch¬ tung probirt wurde, fielen zwei mächtige eiſerne Rollen vom Theaterhimmel ſchmetternd zwiſchen uns nieder. Aber je näher der Eröffnungstag heranrückte, deſto bemerkbarer wurde ein erfreulicher Umſchwung zum Beſſern bei der Leitung und den Schauſpielern. Das übermüthige Lachen und Renommiren verſtummte. Mit Ernſt und Eifer wurde ſtudirt und probirt, beſcheiden um Rath gefragt, und jede Eiferſucht ſchien verſchwunden. Herzlich reichten ſich Alle die Hand zur gegenſeitigen Unterſtützung. Jeder fühlte, daß der erſte Eindruck für das junge Inſtitut entſcheidend ſein würde. Und als endlich an den Straßenecken zu leſen ſtand: Heute, den 4. Auguſt 1824: Eröffnung des Königſtädter Theaters. Prolog. Der beſte Freund. Luſtſpiel. Die Ochſenmenuette. Operette. — da ſtanden wir gerüſtet zum Kampf da — zitternd vor Auf¬ regung, aber doch in hoffnungsfroher, erhöhter Stimmung.

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/80>, abgerufen am 21.11.2024.