Mit der Rezension bewaffnet kam ich zur Probe, und bat die Herren Regisseure, das Urtheil zu lesen! -- sie stellten sich an, als hätten sie es vorausgesehen.
Der Wunderschrank gab meiner Stellung eine andere Wendung! -- Beifall, volle Häuser, neue Rollen ent¬ schädigten mich für die erste trübe Zeit. Das Melo¬ drama "Die Waise aus Genf" erregte Furore, man überschätzte meine Leistung als Therese. Dann gefiel sehr "Die diebische Elster", "Der Schwabe in Berlin", -- die Aktionäre überboten sich in Lobeserhebungen und Ku¬ nowsky vergoß reichliche Freuden- und Rührungsthränen. Voll Eifer und mit Herzenslust spielte ich wohl vier- bis fünfmal wöchentlich. Der neue Wirkungskreis wurde mir lieb und nur kleine Wolken verdüsterten vorübergehend meinen Bühnenhimmel.
Eine solche Wolke war Saphir's erstes öffentliches Auftreten in Berlin als -- Kritiker.
Der bekannte geistreiche und witzige -- aber ebenso gesinnungs- als charakterlose Schriftsteller erzählt später¬ hin, bei Gelegenheit meines Gastspiels in Wien im Mai 1839, in seinem "Humoristen" diese kleine, aber sehr lehrreiche Geschichte. Man ersieht daraus, in welcher leichtfertigen Weise oft Kritiken geschrieben wurden und werden ... ohne daß die Herren Kritiker daran zu denken scheinen, wie tief ihre scharfen, giftigen Federn ein armes Menschenherz verwunden ...
Saphir schreibt in seinem Humoristen vom 22. Mai 1839: Als ich zum ersten Male nach Berlin kam, war
Mit der Rezenſion bewaffnet kam ich zur Probe, und bat die Herren Regiſſeure, das Urtheil zu leſen! — ſie ſtellten ſich an, als hätten ſie es vorausgeſehen.
Der Wunderſchrank gab meiner Stellung eine andere Wendung! — Beifall, volle Häuſer, neue Rollen ent¬ ſchädigten mich für die erſte trübe Zeit. Das Melo¬ drama »Die Waiſe aus Genf« erregte Furore, man überſchätzte meine Leiſtung als Thereſe. Dann gefiel ſehr »Die diebiſche Elſter«, »Der Schwabe in Berlin«, — die Aktionäre überboten ſich in Lobeserhebungen und Ku¬ nowsky vergoß reichliche Freuden- und Rührungsthränen. Voll Eifer und mit Herzensluſt ſpielte ich wohl vier- bis fünfmal wöchentlich. Der neue Wirkungskreis wurde mir lieb und nur kleine Wolken verdüſterten vorübergehend meinen Bühnenhimmel.
Eine ſolche Wolke war Saphir's erſtes öffentliches Auftreten in Berlin als — Kritiker.
Der bekannte geiſtreiche und witzige — aber ebenſo geſinnungs- als charakterloſe Schriftſteller erzählt ſpäter¬ hin, bei Gelegenheit meines Gaſtſpiels in Wien im Mai 1839, in ſeinem »Humoriſten« dieſe kleine, aber ſehr lehrreiche Geſchichte. Man erſieht daraus, in welcher leichtfertigen Weiſe oft Kritiken geſchrieben wurden und werden … ohne daß die Herren Kritiker daran zu denken ſcheinen, wie tief ihre ſcharfen, giftigen Federn ein armes Menſchenherz verwunden …
Saphir ſchreibt in ſeinem Humoriſten vom 22. Mai 1839: Als ich zum erſten Male nach Berlin kam, war
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Mit der Rezenſion bewaffnet kam ich zur Probe,
und bat die Herren Regiſſeure, das Urtheil zu leſen! —
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Der Wunderſchrank gab meiner Stellung eine andere
Wendung! — Beifall, volle Häuſer, neue Rollen ent¬
ſchädigten mich für die erſte trübe Zeit. Das Melo¬
drama »Die Waiſe aus Genf« erregte Furore, man
überſchätzte meine Leiſtung als Thereſe. Dann gefiel ſehr
»Die diebiſche Elſter«, »Der Schwabe in Berlin«, — die
Aktionäre überboten ſich in Lobeserhebungen und Ku¬
nowsky vergoß reichliche Freuden- und Rührungsthränen.
Voll Eifer und mit Herzensluſt ſpielte ich wohl vier- bis
fünfmal wöchentlich. Der neue Wirkungskreis wurde mir
lieb und nur kleine Wolken verdüſterten vorübergehend
meinen Bühnenhimmel.
Eine ſolche Wolke war Saphir's erſtes öffentliches
Auftreten in Berlin als — Kritiker.
Der bekannte geiſtreiche und witzige — aber ebenſo
geſinnungs- als charakterloſe Schriftſteller erzählt ſpäter¬
hin, bei Gelegenheit meines Gaſtſpiels in Wien im Mai
1839, in ſeinem »Humoriſten« dieſe kleine, aber ſehr
lehrreiche Geſchichte. Man erſieht daraus, in welcher
leichtfertigen Weiſe oft Kritiken geſchrieben wurden und
werden … ohne daß die Herren Kritiker daran zu denken
ſcheinen, wie tief ihre ſcharfen, giftigen Federn ein
armes Menſchenherz verwunden …
Saphir ſchreibt in ſeinem Humoriſten vom 22. Mai
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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/86>, abgerufen am 21.11.2024.
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