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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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freudiger Erwartung, denn Zelter hatte verkündet, Louis
Berger, der liebenswürdige Komponist und beliebteste
Klavierlehrer Berlins und Mendelssohn, sein bester
Schüler, Sängerinnen mit süßem Sopran und herrlicher
Altstimme würden zugegen sein -- kam uns Dorothea
entgegen und flüsterte: "Nur ganz leise -- bis die Dis¬
kussion beendet ist, die Herren sprechen eifrigst über die
Urtheilsfähigkeit des Berliner Publikums, -- hören
Sie?" -- -- -- Da vernahmen wir eine jugendliche
helle Stimme: "Wie grausam sind Ihre bewunderten
Musikkenner mit meinem ersten Versuch -- mit meiner
Operette verfahren!" -- und eine tiefere, gemüthvolle
Stimme fügte hinzu: "Ich mußte während vierzehn
Tagen das Bett hüten, so hatte mich die Gemüths¬
bewegung ergriffen -- das Mitgefühl für meinen jungen
Freund!" ... Das war der gute, herrliche Ludwig
Berger. Zelter erwiderte in seiner voll und kräftig
klingenden Redeweise: "Hat nicht der beste Mensch seine
Launen, -- darf ein Publikum nie irren? Und dennoch
sind meine Berliner wahre Kunstverehrer; Felix Mendels¬
sohn-Bartholdy wird bald den entmuthigenden Eindruck
verschmerzt haben und glänzende Anerkennung erringen ..."
Wir folgten Dorothea in den Saal -- und nun folgten
seltene Genüsse für Geist und Ohr ... Berger und
Mendelssohn spielten vierhändig -- dann Mendelssohn
Solo -- Zelter schlug mächtige Akkorde an -- ergreifende
Choräle, und begleitete dann der seelenvollen Altstimme
eines jungen, schönen, bleichen Mädchens seine herrlichen

freudiger Erwartung, denn Zelter hatte verkündet, Louis
Berger, der liebenswürdige Komponiſt und beliebteſte
Klavierlehrer Berlins und Mendelsſohn, ſein beſter
Schüler, Sängerinnen mit ſüßem Sopran und herrlicher
Altſtimme würden zugegen ſein — kam uns Dorothea
entgegen und flüſterte: »Nur ganz leiſe — bis die Dis¬
kuſſion beendet iſt, die Herren ſprechen eifrigſt über die
Urtheilsfähigkeit des Berliner Publikums, — hören
Sie?« — — — Da vernahmen wir eine jugendliche
helle Stimme: »Wie grauſam ſind Ihre bewunderten
Muſikkenner mit meinem erſten Verſuch — mit meiner
Operette verfahren!« — und eine tiefere, gemüthvolle
Stimme fügte hinzu: »Ich mußte während vierzehn
Tagen das Bett hüten, ſo hatte mich die Gemüths¬
bewegung ergriffen — das Mitgefühl für meinen jungen
Freund!« … Das war der gute, herrliche Ludwig
Berger. Zelter erwiderte in ſeiner voll und kräftig
klingenden Redeweiſe: »Hat nicht der beſte Menſch ſeine
Launen, — darf ein Publikum nie irren? Und dennoch
ſind meine Berliner wahre Kunſtverehrer; Felix Mendels¬
ſohn-Bartholdy wird bald den entmuthigenden Eindruck
verſchmerzt haben und glänzende Anerkennung erringen …«
Wir folgten Dorothea in den Saal — und nun folgten
ſeltene Genüſſe für Geiſt und Ohr … Berger und
Mendelsſohn ſpielten vierhändig — dann Mendelsſohn
Solo — Zelter ſchlug mächtige Akkorde an — ergreifende
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[69/0097] freudiger Erwartung, denn Zelter hatte verkündet, Louis Berger, der liebenswürdige Komponiſt und beliebteſte Klavierlehrer Berlins und Mendelsſohn, ſein beſter Schüler, Sängerinnen mit ſüßem Sopran und herrlicher Altſtimme würden zugegen ſein — kam uns Dorothea entgegen und flüſterte: »Nur ganz leiſe — bis die Dis¬ kuſſion beendet iſt, die Herren ſprechen eifrigſt über die Urtheilsfähigkeit des Berliner Publikums, — hören Sie?« — — — Da vernahmen wir eine jugendliche helle Stimme: »Wie grauſam ſind Ihre bewunderten Muſikkenner mit meinem erſten Verſuch — mit meiner Operette verfahren!« — und eine tiefere, gemüthvolle Stimme fügte hinzu: »Ich mußte während vierzehn Tagen das Bett hüten, ſo hatte mich die Gemüths¬ bewegung ergriffen — das Mitgefühl für meinen jungen Freund!« … Das war der gute, herrliche Ludwig Berger. Zelter erwiderte in ſeiner voll und kräftig klingenden Redeweiſe: »Hat nicht der beſte Menſch ſeine Launen, — darf ein Publikum nie irren? Und dennoch ſind meine Berliner wahre Kunſtverehrer; Felix Mendels¬ ſohn-Bartholdy wird bald den entmuthigenden Eindruck verſchmerzt haben und glänzende Anerkennung erringen …« Wir folgten Dorothea in den Saal — und nun folgten ſeltene Genüſſe für Geiſt und Ohr … Berger und Mendelsſohn ſpielten vierhändig — dann Mendelsſohn Solo — Zelter ſchlug mächtige Akkorde an — ergreifende Choräle, und begleitete dann der ſeelenvollen Altſtimme eines jungen, ſchönen, bleichen Mädchens ſeine herrlichen

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/97>, abgerufen am 21.11.2024.