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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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Die XCVI. Laster-Predigt/
IV.
Schändt-
lich.

IV. Weil die Lugen ein so schändlich Laster ist/ wie Syrach allhie
sagt in unserm Text. GOtt hat den Menschen zu seinem Göttlichen Eben-
bild erschaffen/ dessen die Heiligkeit und Warheit ein vornehmer Theil gewe-
sen/ solche Warheit besudelt ein Lugner schändlich mit der Lugen/ und da er
sonsten in hohen Ehren/ Würden und Ansehen ist/ verstellt er sich heßlich durch
das schandliche Liegen. Einem Fürsten (und einem jeden/ der andern vorste-
hen soll) stehts übel an/ daß er leugt. Spr. 17. Also auch einem Reichen/ der
gern leugt/ sagt Syrach/ sey er von Hertzen feind. c. 25. Jn Summa/ die Lu-
gen ist ein heßlicher Schandfleck an einem Menschen/ und ist gemein bey un-
gezogenen Leuten. Ein Dieb ist nicht so böß als ein Mensch/ der sich zu Lu-
gen gewehnet/ aber zu letzt kommen sie beyde an den Galgen. Liegen ist dem
Menschen ein schändlich Ding/ und er kan nimmermehr zu Ehren kommen.
V.
Mühsam
und doch
unnütz.
Syrach 20.

V. Weil die Lugen ein so mühsames und daneben un[n]ützes Laster
ist. Dann wann ein Lugen ein rechte Form und Gestalt haben soll/ so gehört
ein sondere Mühe darzu/ daß mans zuvor wol bedencke und mit allen Umstän-
den also zusamen reime/ daß sie einer Warheit gleich seye/ daher die Alten auß
Quintiliano sagen: Mendacem oportet esse memorem, das ist/ ein Lug-
ner muß ein gute Gedächtnus haben. Und dannoch ist es ein keinnütz Ding
um die Lugen. Jerem. 7. Man bedarff ihrer nicht/ Syr. 34. Sie besteht auch
nicht lang/ sondern verräth sich selber/ Es sey die Lugen so meisterlich ersunnen
und gesponnen/ als sie woll/ so ist doch kein Bestand dabey; Sie sey so künst-
lich geziert und geschmiert/ gestickt und geflickt/ als es immer seyn kan/ so hilffts
doch nichts/ es wird endlich offenbar. Wie ein Schwimmer wol etwan ein
weil unter dem Wasser bleiben kan/ aber bald wieder herfür kommt/ also bleibt
die Lugen ein kleine Weil verborgen/ reckt aber bald den Kopff herfür/ und
machet den/ der sie erdichtet oder außgesagt hat/ zu Spott und Schanden.

VI.
Gefährlich.

VI. Weil die Lugen ein gefährlich Laster ist. Syrach sagt allhie:
Gewehne dich nicht an die Lugen. Dann wer sich an das Liegen gewehut/
kan es ihm schwerlich mehr selber abziehen/ ja es reisst je länger je weiter ein/ und
folgen allerley ärgerliche Laster darauß/ dann die Lugen ist niemahls allein/
sondern hat allezeit noch andere Laster um und neben sich: Werleugt/ der ist
Gottloß/ denckt nicht an GOtt/ und fürcht ihn nicht. Esa. 57. Wer leugt/ der
ist frech und leichtfertig. Spr. 19. Die Lugner seyn hoffärtig/ die Hoffärtigen
gehen mit Lugen um. Ps. 40. Die Stoltzen erdichten Lugen wider mich. Ps.
119. Die Lugner sind Ruhmräthig/ sie tadlen und urtheilen was sie von dem
Nächsten sehen oder hören/ Weißh. 10. Sie vernichten alles/ und reden übel
davon/ reden und lästern hoch her. Psalm. 73. Wer leugt/ der ist auch ein
Schmeichler/ er heuchlet ihm selber und anderen/ und lobet den/ der keines Lo-
bes werth ist, Wer leugt/ der stihlt auch gern/ darum setzt der HErr beyde La-

ster/
Die XCVI. Laſter-Predigt/
IV.
Schaͤndt-
lich.

IV. Weil die Lugen ein ſo ſchaͤndlich Laſter iſt/ wie Syrach allhie
ſagt in unſerm Text. GOtt hat den Menſchen zu ſeinem Goͤttlichen Eben-
bild erſchaffen/ deſſen die Heiligkeit und Warheit ein vornehmer Theil gewe-
ſen/ ſolche Warheit beſudelt ein Lugner ſchaͤndlich mit der Lugen/ und da er
ſonſten in hohen Ehren/ Wuͤrden und Anſehen iſt/ verſtellt er ſich heßlich durch
das ſchandliche Liegen. Einem Fuͤrſten (und einem jeden/ der andern vorſte-
hen ſoll) ſtehts uͤbel an/ daß er leugt. Spr. 17. Alſo auch einem Reichen/ der
gern leugt/ ſagt Syrach/ ſey er von Hertzen feind. c. 25. Jn Summa/ die Lu-
gen iſt ein heßlicher Schandfleck an einem Menſchen/ und iſt gemein bey un-
gezogenen Leuten. Ein Dieb iſt nicht ſo boͤß als ein Menſch/ der ſich zu Lu-
gen gewehnet/ aber zu letzt kommen ſie beyde an den Galgen. Liegen iſt dem
Menſchen ein ſchaͤndlich Ding/ und er kan nimmermehr zu Ehren kommen.
V.
Muͤhſam
und doch
unnuͤtz.
Syrach 20.

V. Weil die Lugen ein ſo muͤhſames und daneben un[n]uͤtzes Laſter
iſt. Dann wann ein Lugen ein rechte Form und Geſtalt haben ſoll/ ſo gehoͤrt
ein ſondere Muͤhe darzu/ daß mans zuvor wol bedencke und mit allen Umſtaͤn-
den alſo zuſamen reime/ daß ſie einer Warheit gleich ſeye/ daher die Alten auß
Quintiliano ſagen: Mendacem oportet eſſe memorem, das iſt/ ein Lug-
ner muß ein gute Gedaͤchtnus haben. Und dannoch iſt es ein keinnuͤtz Ding
um die Lugen. Jerem. 7. Man bedarff ihrer nicht/ Syr. 34. Sie beſteht auch
nicht lang/ ſondern verraͤth ſich ſelber/ Es ſey die Lugen ſo meiſterlich erſunnen
und geſponnen/ als ſie woll/ ſo iſt doch kein Beſtand dabey; Sie ſey ſo kuͤnſt-
lich geziert und geſchmiert/ geſtickt und geflickt/ als es immer ſeyn kan/ ſo hilffts
doch nichts/ es wird endlich offenbar. Wie ein Schwimmer wol etwan ein
weil unter dem Waſſer bleiben kan/ aber bald wieder herfuͤr kommt/ alſo bleibt
die Lugen ein kleine Weil verborgen/ reckt aber bald den Kopff herfuͤr/ und
machet den/ der ſie erdichtet oder außgeſagt hat/ zu Spott und Schanden.

VI.
Gefaͤhrlich.

VI. Weil die Lugen ein gefaͤhrlich Laſter iſt. Syrach ſagt allhie:
Gewehne dich nicht an die Lugen. Dann wer ſich an das Liegen gewehut/
kan es ihm ſchwerlich mehr ſelber abziehen/ ja es reiſſt je laͤnger je weiter ein/ und
folgen allerley aͤrgerliche Laſter darauß/ dann die Lugen iſt niemahls allein/
ſondern hat allezeit noch andere Laſter um und neben ſich: Werleugt/ der iſt
Gottloß/ denckt nicht an GOtt/ und fuͤrcht ihn nicht. Eſa. 57. Wer leugt/ der
iſt frech und leichtfertig. Spr. 19. Die Lugner ſeyn hoffaͤrtig/ die Hoffaͤrtigen
gehen mit Lugen um. Pſ. 40. Die Stoltzen erdichten Lugen wider mich. Pſ.
119. Die Lugner ſind Ruhmraͤthig/ ſie tadlen und urtheilen was ſie von dem
Naͤchſten ſehen oder hoͤren/ Weißh. 10. Sie vernichten alles/ und reden uͤbel
davon/ reden und laͤſtern hoch her. Pſalm. 73. Wer leugt/ der iſt auch ein
Schmeichler/ er heuchlet ihm ſelber und anderen/ und lobet den/ der keines Lo-
bes werth iſt, Wer leugt/ der ſtihlt auch gern/ darum ſetzt der HErꝛ beyde La-

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[930/1000] Die XCVI. Laſter-Predigt/ IV. Weil die Lugen ein ſo ſchaͤndlich Laſter iſt/ wie Syrach allhie ſagt in unſerm Text. GOtt hat den Menſchen zu ſeinem Goͤttlichen Eben- bild erſchaffen/ deſſen die Heiligkeit und Warheit ein vornehmer Theil gewe- ſen/ ſolche Warheit beſudelt ein Lugner ſchaͤndlich mit der Lugen/ und da er ſonſten in hohen Ehren/ Wuͤrden und Anſehen iſt/ verſtellt er ſich heßlich durch das ſchandliche Liegen. Einem Fuͤrſten (und einem jeden/ der andern vorſte- hen ſoll) ſtehts uͤbel an/ daß er leugt. Spr. 17. Alſo auch einem Reichen/ der gern leugt/ ſagt Syrach/ ſey er von Hertzen feind. c. 25. Jn Summa/ die Lu- gen iſt ein heßlicher Schandfleck an einem Menſchen/ und iſt gemein bey un- gezogenen Leuten. Ein Dieb iſt nicht ſo boͤß als ein Menſch/ der ſich zu Lu- gen gewehnet/ aber zu letzt kommen ſie beyde an den Galgen. Liegen iſt dem Menſchen ein ſchaͤndlich Ding/ und er kan nimmermehr zu Ehren kommen. Syrach 20. V. Muͤhſam und doch unnuͤtz. V. Weil die Lugen ein ſo muͤhſames und daneben unnuͤtzes Laſter iſt. Dann wann ein Lugen ein rechte Form und Geſtalt haben ſoll/ ſo gehoͤrt ein ſondere Muͤhe darzu/ daß mans zuvor wol bedencke und mit allen Umſtaͤn- den alſo zuſamen reime/ daß ſie einer Warheit gleich ſeye/ daher die Alten auß Quintiliano ſagen: Mendacem oportet eſſe memorem, das iſt/ ein Lug- ner muß ein gute Gedaͤchtnus haben. Und dannoch iſt es ein keinnuͤtz Ding um die Lugen. Jerem. 7. Man bedarff ihrer nicht/ Syr. 34. Sie beſteht auch nicht lang/ ſondern verraͤth ſich ſelber/ Es ſey die Lugen ſo meiſterlich erſunnen und geſponnen/ als ſie woll/ ſo iſt doch kein Beſtand dabey; Sie ſey ſo kuͤnſt- lich geziert und geſchmiert/ geſtickt und geflickt/ als es immer ſeyn kan/ ſo hilffts doch nichts/ es wird endlich offenbar. Wie ein Schwimmer wol etwan ein weil unter dem Waſſer bleiben kan/ aber bald wieder herfuͤr kommt/ alſo bleibt die Lugen ein kleine Weil verborgen/ reckt aber bald den Kopff herfuͤr/ und machet den/ der ſie erdichtet oder außgeſagt hat/ zu Spott und Schanden. VI. Weil die Lugen ein gefaͤhrlich Laſter iſt. Syrach ſagt allhie: Gewehne dich nicht an die Lugen. Dann wer ſich an das Liegen gewehut/ kan es ihm ſchwerlich mehr ſelber abziehen/ ja es reiſſt je laͤnger je weiter ein/ und folgen allerley aͤrgerliche Laſter darauß/ dann die Lugen iſt niemahls allein/ ſondern hat allezeit noch andere Laſter um und neben ſich: Werleugt/ der iſt Gottloß/ denckt nicht an GOtt/ und fuͤrcht ihn nicht. Eſa. 57. Wer leugt/ der iſt frech und leichtfertig. Spr. 19. Die Lugner ſeyn hoffaͤrtig/ die Hoffaͤrtigen gehen mit Lugen um. Pſ. 40. Die Stoltzen erdichten Lugen wider mich. Pſ. 119. Die Lugner ſind Ruhmraͤthig/ ſie tadlen und urtheilen was ſie von dem Naͤchſten ſehen oder hoͤren/ Weißh. 10. Sie vernichten alles/ und reden uͤbel davon/ reden und laͤſtern hoch her. Pſalm. 73. Wer leugt/ der iſt auch ein Schmeichler/ er heuchlet ihm ſelber und anderen/ und lobet den/ der keines Lo- bes werth iſt, Wer leugt/ der ſtihlt auch gern/ darum ſetzt der HErꝛ beyde La- ſter/

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 930. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/1000>, abgerufen am 22.11.2024.