Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.von dem Geitz. phorischer und verblümter Weise/ wird der Geitz ein Wurtzel genennet/ dann1.wie die Erdgewächs vermittelst der Wurtzel in der Erden stecken; also hanget deß Menschen Hertz/ vermittelst deß Geitzes an den irrdischen/ zeitlichen Gü-2. tern: Und wie die Erdgewächs auß der Wurtzel ihre Krafft haben/ daß der Stengel oder Stamm/ und dessen Aest/ Laub/ Blum/ Blüe und Früchten fort wachsen; also erwachsen auch auß dem Geitz allerley/ aber lauter böse Früch-alles Ubels ten/ daß also der Geitz ein Wurtzel/ das ist/ ein Anfang/ Ursprung und Ursach ist alles Bösen/ alles Ubels/ welchen Sententz der Apostel Paulus mit dem So- phisten Bione gemein hat/ der auch gesagt/ der Geitz sey ein Wurtzel alles Ubels. Jn gleichem Verstand sagt der H. Augustinus: Wann der Geitz ei- nen hat eingenommen/ so ist derselbe allem Ubel unterworffen. Der H. Gre- gorius sagt/ der Geitz sey ein böse Mutter/ die viel böser Töchtern erziehe. Phocylides ein Heydnischer Philosophus sagt auch/ der Geitz sey ein Mutter alles Ubels/ und die andere Griechen sagen/ der Geitz sey Metropolis pases kakias, eine Hauptstatt alles Ubels/ welches alles in einerley Verstand dahinauß ge- het/ daß der Geitz alles Ubels mit sich bringe und verursache. Es ist aber das Ubel zweyerley/ Schuldübel und Straffübel/ beydes bringt der Geitz mit sich/ nemlich viel und mancherley Sünden und Ubertrettung wider GOtt und den Nechsten/ wie auch viel und schwere Straffen an Seel/ Leib/ Gut und Ehr/ den Menschen selbsten betreffend/ der mit solchem Laster deß Geitzes behafftet ist. Das will S. Paulus/ wann er allhie sagt: Der Geitz ist ein Wurtzel al- les Ubels. Lehr. ALlhier haben wir nun wieder von einem andern Laster/ das eigentlichLehr. Demnach so soll sich ein jeder Christ vor dem Geitz hüten/ dieweil I. derI. Son- D d d
von dem Geitz. phoriſcher und verbluͤmter Weiſe/ wird der Geitz ein Wurtzel genennet/ dann1.wie die Erdgewaͤchs vermittelſt der Wurtzel in der Erden ſtecken; alſo hanget deß Menſchen Hertz/ vermittelſt deß Geitzes an den irꝛdiſchen/ zeitlichen Guͤ-2. tern: Und wie die Erdgewaͤchs auß der Wurtzel ihre Krafft haben/ daß der Stengel oder Stamm/ und deſſen Aeſt/ Laub/ Blum/ Bluͤe und Fruͤchten fort wachſen; alſo erwachſen auch auß dem Geitz allerley/ aber lauter boͤſe Fruͤch-alles Ubels ten/ daß alſo der Geitz ein Wurtzel/ das iſt/ ein Anfang/ Urſprung und Urſach iſt alles Boͤſen/ alles Ubels/ welchen Sententz der Apoſtel Paulus mit dem So- phiſten Bione gemein hat/ der auch geſagt/ der Geitz ſey ein Wurtzel alles Ubels. Jn gleichem Verſtand ſagt der H. Auguſtinus: Wann der Geitz ei- nen hat eingenommen/ ſo iſt derſelbe allem Ubel unterworffen. Der H. Gre- gorius ſagt/ der Geitz ſey ein boͤſe Mutter/ die viel boͤſer Toͤchtern erziehe. Phocylides ein Heydniſcher Philoſophus ſagt auch/ der Geitz ſey ein Mutter alles Ubels/ und die andere Griechen ſagen/ der Geitz ſey Μητϱόϖολις ϖάσης κακίας, eine Hauptſtatt alles Ubels/ welches alles in einerley Verſtand dahinauß ge- het/ daß der Geitz alles Ubels mit ſich bringe und verurſache. Es iſt aber das Ubel zweyerley/ Schulduͤbel und Straffuͤbel/ beydes bringt der Geitz mit ſich/ nemlich viel und mancherley Suͤnden und Ubertrettung wider GOtt und den Nechſten/ wie auch viel und ſchwere Straffen an Seel/ Leib/ Gut und Ehr/ den Menſchen ſelbſten betreffend/ der mit ſolchem Laſter deß Geitzes behafftet iſt. Das will S. Paulus/ wann er allhie ſagt: Der Geitz iſt ein Wurtzel al- les Ubels. Lehr. ALlhier haben wir nun wieder von einem andern Laſter/ das eigentlichLehr. Demnach ſo ſoll ſich ein jeder Chriſt vor dem Geitz huͤten/ dieweil I. derI. Son- D d d
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von dem Geitz.
phoriſcher und verbluͤmter Weiſe/ wird der Geitz ein Wurtzel genennet/ dann
wie die Erdgewaͤchs vermittelſt der Wurtzel in der Erden ſtecken; alſo hanget
deß Menſchen Hertz/ vermittelſt deß Geitzes an den irꝛdiſchen/ zeitlichen Guͤ-
tern: Und wie die Erdgewaͤchs auß der Wurtzel ihre Krafft haben/ daß der
Stengel oder Stamm/ und deſſen Aeſt/ Laub/ Blum/ Bluͤe und Fruͤchten fort
wachſen; alſo erwachſen auch auß dem Geitz allerley/ aber lauter boͤſe Fruͤch-
ten/ daß alſo der Geitz ein Wurtzel/ das iſt/ ein Anfang/ Urſprung und Urſach iſt
alles Boͤſen/ alles Ubels/ welchen Sententz der Apoſtel Paulus mit dem So-
phiſten Bione gemein hat/ der auch geſagt/ der Geitz ſey ein Wurtzel alles
Ubels. Jn gleichem Verſtand ſagt der H. Auguſtinus: Wann der Geitz ei-
nen hat eingenommen/ ſo iſt derſelbe allem Ubel unterworffen. Der H. Gre-
gorius ſagt/ der Geitz ſey ein boͤſe Mutter/ die viel boͤſer Toͤchtern erziehe.
Phocylides ein Heydniſcher Philoſophus ſagt auch/ der Geitz ſey ein Mutter
alles Ubels/ und die andere Griechen ſagen/ der Geitz ſey Μητϱόϖολις ϖάσης κακίας,
eine Hauptſtatt alles Ubels/ welches alles in einerley Verſtand dahinauß ge-
het/ daß der Geitz alles Ubels mit ſich bringe und verurſache. Es iſt aber das
Ubel zweyerley/ Schulduͤbel und Straffuͤbel/ beydes bringt der Geitz mit ſich/
nemlich viel und mancherley Suͤnden und Ubertrettung wider GOtt und den
Nechſten/ wie auch viel und ſchwere Straffen an Seel/ Leib/ Gut und Ehr/ den
Menſchen ſelbſten betreffend/ der mit ſolchem Laſter deß Geitzes behafftet iſt.
Das will S. Paulus/ wann er allhie ſagt: Der Geitz iſt ein Wurtzel al-
les Ubels.
1.
2.
alles Ubels
Lehr.
ALlhier haben wir nun wieder von einem andern Laſter/ das eigentlich
auf den laſterhafften Menſchen ſelbſten ſiehet und gehet/ mit einander
zu reden/ welches iſt Avaritia der Geitz/ daß ein jeder Chriſt ſich darfuͤr
huͤten ſolle. Deſſen wir zwar viel bewegliche Urſachen beybringen
koͤnten/ nemlich/ weiln der Geitz iſt ein abgoͤttiſch/ abſcheulich/ Heydniſch/
Teufliſch Laſter/ iſt ein eiteles/ aͤrgerliches/ thoͤrichtes/ verkehrtes Laſter/ iſt ein
unruhig/ unerſaͤttlich/ unnuͤtzlich/ veraͤchtlich/ gefaͤhrlich/ ſchaͤndlich/ ſchaͤdlich
und verdammlich Laſter: Wir wollen aber/ geliebter Kuͤrtze halben/ allein
dieſe einige Urſach fuͤr dißmal betrachten und erwegen/ die uns allhier der Apo-
ſtel Paulus an die Hand gibt/ da er ſagt/ der Geitz ſeye eine Wurtzel alles
Ubels.
Lehr.
Geitz zu
flieben/ weil
er iſt eine
Wurtzel
alles
Demnach ſo ſoll ſich ein jeder Chriſt vor dem Geitz huͤten/ dieweil I. der
Geitz eine Wurtzel iſt alles Suͤnden-Ubels. Dann der Geitz iſt nicht
allein ſelber eine groſſe Suͤnd und Laſter wider das außgedruckte Wort GOt-
tes/ da der HErꝛ Chriſtus ſagt/ Luc. 12. Sehet zu und huͤtet euch vor dem
Geitz. Und die Epiſtel an die Ebreer am 13. C. Der Wandel ſey ohne Geitz.
Son-
I.
Suͤnden-
Ubels/ nach
den heiligen
Zehen Ge-
botten/
D d d
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Zitationshilfe: | Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/463>, abgerufen am 26.06.2024. |