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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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von böser Gelegenheit.
starcken Geträncks enthalten/ Weinessig oder starcken Geträncks Essig sollen
sie auch nicht trincken/ auch nichts das auß Weinbeer gemacht werde/ sie sollen
weder frische noch dürre Weinbeer essen/ so lang ihr Gelübd wäre/ auch sollen
sie nichts essen/ das man vom Weinstock machet/ weder Weinkern/ noch Hül-
sen. 4. Mos. 6. Dieses war im Alten Testament eine Levttische Ubung der
Nüchterkeit und Mässigkeit/ deßgleichen ein Vorbild Christi/ und seiner
frommglaubigen Christen; Allegorischer Weise wird solches Geistlich dahinHat ein Al-
legori
sche
Deutung.

gedeutet/ wie GOtt der HErr den Nazareern nicht allein den Wein selbsten
und dergleichen starck Getränck verbotten/ dadurch sie möchten überfüllt und
truncken werden/ sondern auch die Trauben und Weinbeer/ und alles was man
davon und darauß machen konte; Also verbeut GOtt der HErr dem Men-
schen ins gemein/ nicht allein die Sünd selbsten/ damit sie sich offenbarlich wi-
der ihn und sein H. Wort und Gebott vergreiffen/ sondern er will/ daß sie auch
alle Gelegenheit zur Sünde meiden sollen. Daher die Alten sagen/ wer die
Sünde fliehen wolle/ der müsse die Gelegenheit zur Sünde fliehen; Solche
selbstgenommene und gesuchte böse Gelegenheit zur Sünde/ ist auch ein schäd-
lich Laster/ so zu vielen andern Lastern Ursach gibet/ wollen demnach für diesesVortrag.
mal etwas weiters hievon handlen/ erstlich die verlesene Wort mit wenigem
erklären/ darnach weiters vernemmen/ was wir
von der sündlichen Gelegenheit zum Bösen/
werden zu unse er Lehr und Nutzen zu behalten haben. Dazu uns Gott GnadWunsch.
und Segen verleihen wolle. Amen.

Erklärung deß Texts.

DEr Evangelist Maethaeus beschreibet in den verlesenen WortenDeß verrä-
therischen
Pacts

den verrätherischen Pact/ welchen Judas Jscharioth mit den Ho-
hen-Priestern gemacht/ wegen Uberantwortung seines HErrn.

I. Wird gemeldet die Zeit/ wann solcher Pact getroffen worden/I.
Zeit/

da/ sagt Matthaeus/ da gieng hin der Zwölffen einer. Nemlich/ da
der HErr Christus sechs Tage vor Ostern/ bey der Mahlzeit zu Bethanien
den Judam Jscharioth seines Murrens halben/ wegen deß köstlichen Nar-
den-Wassers gestraffet/ da gedachte er/ wie er sich an seinem HErrn rächen
und den Verlust deß Geldes/ so hier (seines Erachtens/) unräthlich ange-
wendet und verschwendet worden/ wieder herein bringen möchte. Und da
(wie die andern Evangelisten melden/) zween Tage vor Ostern/ der Satha-
nas in ihn gefahren und ihm eingegeben/ weil jetzo die Hohen-Priester ohne
das rathschlagen/ wie sie Christum greiffen und umbringen möchten/ habe er
gute Gelegenheit beydes sich zu rächen/ und Geld zu erwerben/ so er sich ihnen
anbieten würde/ ihnen seinen HErrn zu verrathen. II. Werden die Perso-II.
Personen/

nen
H h h h 3

von boͤſer Gelegenheit.
ſtarcken Getraͤncks enthalten/ Weineſſig oder ſtarcken Getraͤncks Eſſig ſollen
ſie auch nicht trincken/ auch nichts das auß Weinbeer gemacht werde/ ſie ſollen
weder friſche noch duͤrꝛe Weinbeer eſſen/ ſo lang ihr Geluͤbd waͤre/ auch ſollen
ſie nichts eſſen/ das man vom Weinſtock machet/ weder Weinkern/ noch Huͤl-
ſen. 4. Moſ. 6. Dieſes war im Alten Teſtament eine Levttiſche Ubung der
Nuͤchterkeit und Maͤſſigkeit/ deßgleichen ein Vorbild Chriſti/ und ſeiner
frommglaubigen Chriſten; Allegoriſcher Weiſe wird ſolches Geiſtlich dahinHat ein Al-
legori
ſche
Deutung.

gedeutet/ wie GOtt der HErꝛ den Nazareern nicht allein den Wein ſelbſten
und dergleichen ſtarck Getraͤnck verbotten/ dadurch ſie moͤchten uͤberfuͤllt und
truncken werden/ ſondern auch die Trauben und Weinbeer/ und alles was man
davon und darauß machen konte; Alſo verbeut GOtt der HErꝛ dem Men-
ſchen ins gemein/ nicht allein die Suͤnd ſelbſten/ damit ſie ſich offenbarlich wi-
der ihn und ſein H. Wort und Gebott vergreiffen/ ſondern er will/ daß ſie auch
alle Gelegenheit zur Suͤnde meiden ſollen. Daher die Alten ſagen/ wer die
Suͤnde fliehen wolle/ der muͤſſe die Gelegenheit zur Suͤnde fliehen; Solche
ſelbſtgenommene und geſuchte boͤſe Gelegenheit zur Suͤnde/ iſt auch ein ſchaͤd-
lich Laſter/ ſo zu vielen andern Laſtern Urſach gibet/ wollen demnach fuͤr dieſesVortrag.
mal etwas weiters hievon handlen/ erſtlich die verleſene Wort mit wenigem
erklaͤren/ darnach weiters vernemmen/ was wir
von der ſuͤndlichen Gelegenheit zum Boͤſen/
werden zu unſe er Lehr und Nutzen zu behalten haben. Dazu uns Gott GnadWunſch.
und Segen verleihen wolle. Amen.

Erklaͤrung deß Texts.

DEr Evangeliſt Maethæus beſchreibet in den verleſenen WortenDeß verraͤ-
theriſchen
Pacts

den verraͤtheriſchen Pact/ welchen Judas Jſcharioth mit den Ho-
hen-Prieſtern gemacht/ wegen Uberantwortung ſeines HErꝛn.

I. Wird gemeldet die Zeit/ wann ſolcher Pact getroffen worden/I.
Zeit/

da/ ſagt Matthæus/ da gieng hin der Zwoͤlffen einer. Nemlich/ da
der HErꝛ Chriſtus ſechs Tage vor Oſtern/ bey der Mahlzeit zu Bethanien
den Judam Jſcharioth ſeines Murrens halben/ wegen deß koͤſtlichen Nar-
den-Waſſers geſtraffet/ da gedachte er/ wie er ſich an ſeinem HErꝛn raͤchen
und den Verluſt deß Geldes/ ſo hier (ſeines Erachtens/) unraͤthlich ange-
wendet und verſchwendet worden/ wieder herein bringen moͤchte. Und da
(wie die andern Evangeliſten melden/) zween Tage vor Oſtern/ der Satha-
nas in ihn gefahren und ihm eingegeben/ weil jetzo die Hohen-Prieſter ohne
das rathſchlagen/ wie ſie Chriſtum greiffen und umbringen moͤchten/ habe er
gute Gelegenheit beydes ſich zu raͤchen/ und Geld zu erwerben/ ſo er ſich ihnen
anbieten wuͤrde/ ihnen ſeinen HErꝛn zu verrathen. II. Werden die Perſo-II.
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[613/0683] von boͤſer Gelegenheit. ſtarcken Getraͤncks enthalten/ Weineſſig oder ſtarcken Getraͤncks Eſſig ſollen ſie auch nicht trincken/ auch nichts das auß Weinbeer gemacht werde/ ſie ſollen weder friſche noch duͤrꝛe Weinbeer eſſen/ ſo lang ihr Geluͤbd waͤre/ auch ſollen ſie nichts eſſen/ das man vom Weinſtock machet/ weder Weinkern/ noch Huͤl- ſen. 4. Moſ. 6. Dieſes war im Alten Teſtament eine Levttiſche Ubung der Nuͤchterkeit und Maͤſſigkeit/ deßgleichen ein Vorbild Chriſti/ und ſeiner frommglaubigen Chriſten; Allegoriſcher Weiſe wird ſolches Geiſtlich dahin gedeutet/ wie GOtt der HErꝛ den Nazareern nicht allein den Wein ſelbſten und dergleichen ſtarck Getraͤnck verbotten/ dadurch ſie moͤchten uͤberfuͤllt und truncken werden/ ſondern auch die Trauben und Weinbeer/ und alles was man davon und darauß machen konte; Alſo verbeut GOtt der HErꝛ dem Men- ſchen ins gemein/ nicht allein die Suͤnd ſelbſten/ damit ſie ſich offenbarlich wi- der ihn und ſein H. Wort und Gebott vergreiffen/ ſondern er will/ daß ſie auch alle Gelegenheit zur Suͤnde meiden ſollen. Daher die Alten ſagen/ wer die Suͤnde fliehen wolle/ der muͤſſe die Gelegenheit zur Suͤnde fliehen; Solche ſelbſtgenommene und geſuchte boͤſe Gelegenheit zur Suͤnde/ iſt auch ein ſchaͤd- lich Laſter/ ſo zu vielen andern Laſtern Urſach gibet/ wollen demnach fuͤr dieſes mal etwas weiters hievon handlen/ erſtlich die verleſene Wort mit wenigem erklaͤren/ darnach weiters vernemmen/ was wir von der ſuͤndlichen Gelegenheit zum Boͤſen/ werden zu unſe er Lehr und Nutzen zu behalten haben. Dazu uns Gott Gnad und Segen verleihen wolle. Amen. Hat ein Al- legoriſche Deutung. Vortrag. Wunſch. Erklaͤrung deß Texts. DEr Evangeliſt Maethæus beſchreibet in den verleſenen Worten den verraͤtheriſchen Pact/ welchen Judas Jſcharioth mit den Ho- hen-Prieſtern gemacht/ wegen Uberantwortung ſeines HErꝛn. Deß verraͤ- theriſchen Pacts I. Wird gemeldet die Zeit/ wann ſolcher Pact getroffen worden/ da/ ſagt Matthæus/ da gieng hin der Zwoͤlffen einer. Nemlich/ da der HErꝛ Chriſtus ſechs Tage vor Oſtern/ bey der Mahlzeit zu Bethanien den Judam Jſcharioth ſeines Murrens halben/ wegen deß koͤſtlichen Nar- den-Waſſers geſtraffet/ da gedachte er/ wie er ſich an ſeinem HErꝛn raͤchen und den Verluſt deß Geldes/ ſo hier (ſeines Erachtens/) unraͤthlich ange- wendet und verſchwendet worden/ wieder herein bringen moͤchte. Und da (wie die andern Evangeliſten melden/) zween Tage vor Oſtern/ der Satha- nas in ihn gefahren und ihm eingegeben/ weil jetzo die Hohen-Prieſter ohne das rathſchlagen/ wie ſie Chriſtum greiffen und umbringen moͤchten/ habe er gute Gelegenheit beydes ſich zu raͤchen/ und Geld zu erwerben/ ſo er ſich ihnen anbieten wuͤrde/ ihnen ſeinen HErꝛn zu verrathen. II. Werden die Perſo- nen I. Zeit/ II. Perſonen/ H h h h 3

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/683>, abgerufen am 22.11.2024.