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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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von der Theilhafftigmachung fremder Sünden.
wandlet im Rath der Gottlosen. Ps. 1. Wol dem/ der nicht bösen Rath gibt/
und davon nicht böß Gewissen hat. Syr. 14.

IV.
Sündlichen
Befehl.

IV. Machet man sich fremder Sünden theilhafftig/ durch sündlichen
Befehl/ da man einem etwas sündlich und unrechts anbefihlet. Dann wer
etwas sündlich befihlet/ der hat schon selbsten den Willen solch sündlich Werck
zu verbringen/ wirds dann schon von einem anderen vollbracht/ so machet sich
doch der/ ders ihn geheissen/ solcher Sünd theilhafftig/ ja es ist nicht anderst als
ob ers in eigener Person gethan hätte. Da David seinem Feldhauptman Jo-
ab zuschrieb/ er soll den Uriam anstellen an den Streit da er am härtesten sey/
und die andere sollen hinter ihm abweichen/ daß er erschlagen werd und sterb/
hielt nach geschehener That der Prophet Nathan dem König solches also für/
und sagt: Uriam den Hethiter hast du erschlagen mit dem Schwerdt/ nun
soll von deinem Hauß das Schwerdt nicht lassen ewiglich. 1. Sam. 11. und 12.
Da doch David das Schwerdt wider den Uriam nie gezuckt/ sondern allein
Befehl gegeben/ es also mit ihm anzustellen/ das er im Streiterschlagen wur-
de. Also hat der Landpfleger Pontius Pi[l]atus in der Passion seine Hand
an den HErrn JEsum nie gelegt/ ja er hat seine Händ gewaschen und gesagt:
Jch bin unschuldig an dem Blut dieses Gerechten/ dannoch schreibt Joh. 19.
von ihm: Da nam Pilatus JEsum und geißlete ihn/ nemlich/ weil er seinen
Kriegsknechten Befehl gegeben/ den HErrn JEsum zu geißlen/ und überant-
wortet/ daß er gecreutziget werde/ so ist solches eben so viel/ als hätte er den un-
schuldigen HErrn JEsum selber gegeisselt und gecreutziget. Darum sagt Sy-
rach: Sihe zu/ was du redest/ glaubest oder fürhast/ und wirff dich selbs nicht
auf/ daß du nicht fallest und zu schanden werdest/ und der HErr deine Tück of-
fenbare/ und stürtze dich offentlich vor den Leuten. c. 1.

V.
Sündhaff-
ten Gehor-
sam.

V. Machet man sich fremder Sünden theilhafftig/ durch sündhafften
Gehorsam/ wann man eines anderen sündlichen Befehl folget/ und das Un-
recht das man ihm befohlen/ außrichtet. Wir haben bereits gehört/ daß wann
etwas sündliches wider Gottes Wort und Gebott/ wider Ehr und Erbarkeit/
wider Recht und Gerechtigkeit befohlen werde/ so sey das schon an sich selbsten
unrecht auf Seiten dessen/ der es befohlen: Wann man nun solchem Befehl
gehorchet/ nachkommt und verricht/ so ists ebenmässig unrecht/ auf Seiten
dessen/ ders außricht. Und lasst sichs da nicht entschuldigen/ man hab Befehl
hievon gehabt/ ein Diener sey schuldig seines HErrn Befehl nachzukommen/
dann man muß GOtt mehr gehorchen dann den Menschen/ steht Gesch. 5.
Darum soll ein Diener seines Herren Gottlosen unchristlichen Befehl nicht
außrichten/ thut ers aber/ so macht er sich fremder Sünden selbsten theilhafftig.
Da Joab auf Davids Befehl den Uriam an den Ort stellet/ da er wuste daß
streitbare Männer waren/ und darüber umkam/ damit hat er sich theilhafftig
gemacht deß Meuchelmords seines Königs. 2. Sam. 11. Wiederum da Joab

auf
L l l l 3

von der Theilhafftigmachung fremder Suͤnden.
wandlet im Rath der Gottloſen. Pſ. 1. Wol dem/ der nicht boͤſen Rath gibt/
und davon nicht boͤß Gewiſſen hat. Syr. 14.

IV.
Suͤndlichen
Befehl.

IV. Machet man ſich fremder Suͤnden theilhafftig/ durch ſuͤndlichen
Befehl/ da man einem etwas ſuͤndlich und unrechts anbefihlet. Dann wer
etwas ſuͤndlich befihlet/ der hat ſchon ſelbſten den Willen ſolch ſuͤndlich Werck
zu verbringen/ wirds dann ſchon von einem anderen vollbracht/ ſo machet ſich
doch der/ ders ihn geheiſſen/ ſolcher Suͤnd theilhafftig/ ja es iſt nicht anderſt als
ob ers in eigener Perſon gethan haͤtte. Da David ſeinem Feldhauptman Jo-
ab zuſchrieb/ er ſoll den Uriam anſtellen an den Streit da er am haͤrteſten ſey/
und die andere ſollen hinter ihm abweichen/ daß er erſchlagen werd und ſterb/
hielt nach geſchehener That der Prophet Nathan dem Koͤnig ſolches alſo fuͤr/
und ſagt: Uriam den Hethiter haſt du erſchlagen mit dem Schwerdt/ nun
ſoll von deinem Hauß das Schwerdt nicht laſſen ewiglich. 1. Sam. 11. und 12.
Da doch David das Schwerdt wider den Uriam nie gezuckt/ ſondern allein
Befehl gegeben/ es alſo mit ihm anzuſtellen/ das er im Streiterſchlagen wur-
de. Alſo hat der Landpfleger Pontius Pi[l]atus in der Paſſion ſeine Hand
an den HErꝛn JEſum nie gelegt/ ja er hat ſeine Haͤnd gewaſchen und geſagt:
Jch bin unſchuldig an dem Blut dieſes Gerechten/ dannoch ſchreibt Joh. 19.
von ihm: Da nam Pilatus JEſum und geißlete ihn/ nemlich/ weil er ſeinen
Kriegsknechten Befehl gegeben/ den HErꝛn JEſum zu geißlen/ und uͤberant-
wortet/ daß er gecreutziget werde/ ſo iſt ſolches eben ſo viel/ als haͤtte er den un-
ſchuldigen HErꝛn JEſum ſelber gegeiſſelt und gecreutziget. Darum ſagt Sy-
rach: Sihe zu/ was du redeſt/ glaubeſt oder fuͤrhaſt/ und wirff dich ſelbs nicht
auf/ daß du nicht falleſt und zu ſchanden werdeſt/ und der HErꝛ deine Tuͤck of-
fenbare/ und ſtuͤrtze dich offentlich vor den Leuten. c. 1.

V.
Suͤndhaff-
ten Gehor-
ſam.

V. Machet man ſich fremder Suͤnden theilhafftig/ durch ſuͤndhafften
Gehorſam/ wann man eines anderen ſuͤndlichen Befehl folget/ und das Un-
recht das man ihm befohlen/ außrichtet. Wir haben bereits gehoͤrt/ daß wann
etwas ſuͤndliches wider Gottes Wort und Gebott/ wider Ehr und Erbarkeit/
wider Recht und Gerechtigkeit befohlen werde/ ſo ſey das ſchon an ſich ſelbſten
unrecht auf Seiten deſſen/ der es befohlen: Wann man nun ſolchem Befehl
gehorchet/ nachkommt und verricht/ ſo iſts ebenmaͤſſig unrecht/ auf Seiten
deſſen/ ders außricht. Und laſſt ſichs da nicht entſchuldigen/ man hab Befehl
hievon gehabt/ ein Diener ſey ſchuldig ſeines HErꝛn Befehl nachzukommen/
dann man muß GOtt mehr gehorchen dann den Menſchen/ ſteht Geſch. 5.
Darum ſoll ein Diener ſeines Herꝛen Gottloſen unchriſtlichen Befehl nicht
außrichten/ thut ers aber/ ſo macht er ſich fremder Suͤnden ſelbſten theilhafftig.
Da Joab auf Davids Befehl den Uriam an den Ort ſtellet/ da er wuſte daß
ſtreitbare Maͤnner waren/ und daruͤber umkam/ damit hat er ſich theilhafftig
gemacht deß Meuchelmords ſeines Koͤnigs. 2. Sam. 11. Wiederum da Joab

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L l l l 3
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[637/0707] von der Theilhafftigmachung fremder Suͤnden. wandlet im Rath der Gottloſen. Pſ. 1. Wol dem/ der nicht boͤſen Rath gibt/ und davon nicht boͤß Gewiſſen hat. Syr. 14. IV. Machet man ſich fremder Suͤnden theilhafftig/ durch ſuͤndlichen Befehl/ da man einem etwas ſuͤndlich und unrechts anbefihlet. Dann wer etwas ſuͤndlich befihlet/ der hat ſchon ſelbſten den Willen ſolch ſuͤndlich Werck zu verbringen/ wirds dann ſchon von einem anderen vollbracht/ ſo machet ſich doch der/ ders ihn geheiſſen/ ſolcher Suͤnd theilhafftig/ ja es iſt nicht anderſt als ob ers in eigener Perſon gethan haͤtte. Da David ſeinem Feldhauptman Jo- ab zuſchrieb/ er ſoll den Uriam anſtellen an den Streit da er am haͤrteſten ſey/ und die andere ſollen hinter ihm abweichen/ daß er erſchlagen werd und ſterb/ hielt nach geſchehener That der Prophet Nathan dem Koͤnig ſolches alſo fuͤr/ und ſagt: Uriam den Hethiter haſt du erſchlagen mit dem Schwerdt/ nun ſoll von deinem Hauß das Schwerdt nicht laſſen ewiglich. 1. Sam. 11. und 12. Da doch David das Schwerdt wider den Uriam nie gezuckt/ ſondern allein Befehl gegeben/ es alſo mit ihm anzuſtellen/ das er im Streiterſchlagen wur- de. Alſo hat der Landpfleger Pontius Pilatus in der Paſſion ſeine Hand an den HErꝛn JEſum nie gelegt/ ja er hat ſeine Haͤnd gewaſchen und geſagt: Jch bin unſchuldig an dem Blut dieſes Gerechten/ dannoch ſchreibt Joh. 19. von ihm: Da nam Pilatus JEſum und geißlete ihn/ nemlich/ weil er ſeinen Kriegsknechten Befehl gegeben/ den HErꝛn JEſum zu geißlen/ und uͤberant- wortet/ daß er gecreutziget werde/ ſo iſt ſolches eben ſo viel/ als haͤtte er den un- ſchuldigen HErꝛn JEſum ſelber gegeiſſelt und gecreutziget. Darum ſagt Sy- rach: Sihe zu/ was du redeſt/ glaubeſt oder fuͤrhaſt/ und wirff dich ſelbs nicht auf/ daß du nicht falleſt und zu ſchanden werdeſt/ und der HErꝛ deine Tuͤck of- fenbare/ und ſtuͤrtze dich offentlich vor den Leuten. c. 1. V. Machet man ſich fremder Suͤnden theilhafftig/ durch ſuͤndhafften Gehorſam/ wann man eines anderen ſuͤndlichen Befehl folget/ und das Un- recht das man ihm befohlen/ außrichtet. Wir haben bereits gehoͤrt/ daß wann etwas ſuͤndliches wider Gottes Wort und Gebott/ wider Ehr und Erbarkeit/ wider Recht und Gerechtigkeit befohlen werde/ ſo ſey das ſchon an ſich ſelbſten unrecht auf Seiten deſſen/ der es befohlen: Wann man nun ſolchem Befehl gehorchet/ nachkommt und verricht/ ſo iſts ebenmaͤſſig unrecht/ auf Seiten deſſen/ ders außricht. Und laſſt ſichs da nicht entſchuldigen/ man hab Befehl hievon gehabt/ ein Diener ſey ſchuldig ſeines HErꝛn Befehl nachzukommen/ dann man muß GOtt mehr gehorchen dann den Menſchen/ ſteht Geſch. 5. Darum ſoll ein Diener ſeines Herꝛen Gottloſen unchriſtlichen Befehl nicht außrichten/ thut ers aber/ ſo macht er ſich fremder Suͤnden ſelbſten theilhafftig. Da Joab auf Davids Befehl den Uriam an den Ort ſtellet/ da er wuſte daß ſtreitbare Maͤnner waren/ und daruͤber umkam/ damit hat er ſich theilhafftig gemacht deß Meuchelmords ſeines Koͤnigs. 2. Sam. 11. Wiederum da Joab auf L l l l 3

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 637. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/707>, abgerufen am 27.11.2024.