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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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Die LXXI. Laster-Predigt/
durch die Wüsten gen Damascon. 1. Kön. 19. Deßgleichen der HERR
Christus/ da er die 12. Apostel außgesandt das Evangelium zu predigen den
verlohrnen Schaffen vom Hauß Jsrael/ sandte er je zween und zween mit ein-
ander. Marc. 6. Und da er die andere 70. Jünger vor ihm her außsandte in alle
D. Luth.
Bedencken.
Stätt und Ort/ da er wolt hinkommen/ sandte er auch keinen allein/ sondern
zween und zween. Luc. 10. D. Luth. tom. 6. Jen. Cerm. f. 274 b. in seinem Be-
dencken/ warum die Einsamkeit zu fliehen/ sagt; GOtt hat darum das Lehr-
amt/ die Sacrament und Predigamt in der Kirchen verordnet/ daß die Leut
da zusamen kommen sollen/ Gottes Wort hören/ in der Gemein für allerley
Noth der Christenheit betten/ Trost in der Beicht und Absolution holen/ und
der HErr Christus geb die Verheissung: Wo zween oder drey versammelt
seyen in seinem Namen/ da sey er mitten unter ihnen. Matth. 18. Ja GOTT
selbs/ der doch autarkes ist/ und keines Menschen noch irgend etwas andern be-
darff/ erweiset sich doch also/ daß er gern mit den Menschen Gesellschafft hat/
meine Lust ist bey den Menschenkindern zu wohnen/ sagt die Göttliche Weiß-
heit. Sprüchw. 8. Wie er dann hie auf Erden bey uns ist/ wie Paulus sagt:
Er ist nicht fern von einem jeglichen unter uns/ dann in ihm leben/ weben und
sind wir. Gesch. 17. Er ist bey uns alle Tag biß an der Welt Ende. Matth. 28.
Will uns auch nach diesem Leben zu sich nemmen/ auf daß wir seyen/ wo er ist.
II.
Unnatür-
lich.
Joh. 17. Ein Christ soll die Einsamkeit meiden;

II. Weil die Einsamkeit Unnatürlich ist. Der Mensch ist von
Natur zoon politikon ein Freund-burgerliche und gesellige Creatur Gottes/
wie der weise Heyd Aristoteles redet/ daher der Mensch von Natur zur Gesell-
schafft geneigt/ hat er nicht gute/ so sucht er böse Gesellschafft/ denn er meint/ er
könne nicht leben/ er müß Gesellschafft haben/ es ist der Menschlichen Natur
an sich selbsten abscheulich und beschwerlich allein/ und ohne Beywohnung an-
der Leuten zu seyn/ darum klagt sich David: Jch bin einsam und elend. Psal.
25. Und wiederum: Jch bin wie ein Rohrdomel in der Wüsten/ ich bin
gleich wie ein Käutzlein in den verstörten Stätten/ ich wache/ und bin wie ein
einsamer Vogel auf dem Dach. Ps. 102. Seneca sagt: Nullius boni sine
socio jucunda est possessio,
das ist/ was für ein Gut ein Mensch besitze/ ists
ihm doch nicht lieblich/ wann er kein Gesellen dabey hat. Welches auch die Er-
Gleichnung.fahrung bezeuget: Wann man einem ein köstlich Losament/ Schloß oder
Pallast solte zur ichten/ von lauter Arabischem Gold erbauen/ da alles auf das
prächtigste und herrlichste von Gold/ Smaragden und Carfuncklen ineinan-
der gläntzete und funckelte/ er hätte auch dabey allen Vollauff von Speiß und
Tranck/ was nur sein Hertz begehrte/ er hätte aber niemand um und bey sich/
mit dem er conversiren/ reden/ und sich besprechen könte/ er wuste auch/ daß er
biß an sein End also einsam und allein da bleiben müste/ so wurd ihm bey aller
solcher Herrligkeit übel zu muth seyn/ er wurd ruffen/ lasst mich von dannen

hinweg/

Die LXXI. Laſter-Predigt/
durch die Wuͤſten gen Damaſcon. 1. Koͤn. 19. Deßgleichen der HERR
Chriſtus/ da er die 12. Apoſtel außgeſandt das Evangelium zu predigen den
verlohrnen Schaffen vom Hauß Jſrael/ ſandte er je zween und zween mit ein-
ander. Marc. 6. Und da er die andere 70. Juͤnger vor ihm her außſandte in alle
D. Luth.
Bedencken.
Staͤtt und Ort/ da er wolt hinkommen/ ſandte er auch keinen allein/ ſondern
zween und zween. Luc. 10. D. Luth. tom. 6. Jen. Cerm. f. 274 b. in ſeinem Be-
dencken/ warum die Einſamkeit zu fliehen/ ſagt; GOtt hat darum das Lehr-
amt/ die Sacrament und Predigamt in der Kirchen verordnet/ daß die Leut
da zuſamen kommen ſollen/ Gottes Wort hoͤren/ in der Gemein fuͤr allerley
Noth der Chriſtenheit betten/ Troſt in der Beicht und Abſolution holen/ und
der HErꝛ Chriſtus geb die Verheiſſung: Wo zween oder drey verſammelt
ſeyen in ſeinem Namen/ da ſey er mitten unter ihnen. Matth. 18. Ja GOTT
ſelbs/ der doch ἀυτάρκης iſt/ und keines Menſchen noch irgend etwas andern be-
darff/ erweiſet ſich doch alſo/ daß er gern mit den Menſchen Geſellſchafft hat/
meine Luſt iſt bey den Menſchenkindern zu wohnen/ ſagt die Goͤttliche Weiß-
heit. Spruͤchw. 8. Wie er dann hie auf Erden bey uns iſt/ wie Paulus ſagt:
Er iſt nicht fern von einem jeglichen unter uns/ dann in ihm leben/ weben und
ſind wir. Geſch. 17. Er iſt bey uns alle Tag biß an der Welt Ende. Matth. 28.
Will uns auch nach dieſem Leben zu ſich nemmen/ auf daß wir ſeyen/ wo er iſt.
II.
Unnatuͤr-
lich.
Joh. 17. Ein Chriſt ſoll die Einſamkeit meiden;

II. Weil die Einſamkeit Unnatuͤrlich iſt. Der Menſch iſt von
Natur ζῶον ϖολίτικὸν ein Freund-burgerliche und geſellige Creatur Gottes/
wie der weiſe Heyd Ariſtoteles redet/ daher der Menſch von Natur zur Geſell-
ſchafft geneigt/ hat er nicht gute/ ſo ſucht er boͤſe Geſellſchafft/ denn er meint/ er
koͤnne nicht leben/ er muͤß Geſellſchafft haben/ es iſt der Menſchlichen Natur
an ſich ſelbſten abſcheulich und beſchwerlich allein/ und ohne Beywohnung an-
der Leuten zu ſeyn/ darum klagt ſich David: Jch bin einſam und elend. Pſal.
25. Und wiederum: Jch bin wie ein Rohrdomel in der Wuͤſten/ ich bin
gleich wie ein Kaͤutzlein in den verſtoͤrten Staͤtten/ ich wache/ und bin wie ein
einſamer Vogel auf dem Dach. Pſ. 102. Seneca ſagt: Nullius boni ſine
ſocio jucunda eſt poſſeſſio,
das iſt/ was fuͤr ein Gut ein Menſch beſitze/ iſts
ihm doch nicht lieblich/ wann er kein Geſellen dabey hat. Welches auch die Er-
Gleichnung.fahrung bezeuget: Wann man einem ein koͤſtlich Loſament/ Schloß oder
Pallaſt ſolte zur ichten/ von lauter Arabiſchem Gold erbauen/ da alles auf das
praͤchtigſte und herꝛlichſte von Gold/ Smaragden und Carfuncklen ineinan-
der glaͤntzete und funckelte/ er haͤtte auch dabey allen Vollauff von Speiß und
Tranck/ was nur ſein Hertz begehrte/ er haͤtte aber niemand um und bey ſich/
mit dem er converſiren/ reden/ und ſich beſprechen koͤnte/ er wuſte auch/ daß er
biß an ſein End alſo einſam und allein da bleiben muͤſte/ ſo wurd ihm bey aller
ſolcher Herꝛligkeit uͤbel zu muth ſeyn/ er wurd ruffen/ laſſt mich von dannen

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[668/0738] Die LXXI. Laſter-Predigt/ durch die Wuͤſten gen Damaſcon. 1. Koͤn. 19. Deßgleichen der HERR Chriſtus/ da er die 12. Apoſtel außgeſandt das Evangelium zu predigen den verlohrnen Schaffen vom Hauß Jſrael/ ſandte er je zween und zween mit ein- ander. Marc. 6. Und da er die andere 70. Juͤnger vor ihm her außſandte in alle Staͤtt und Ort/ da er wolt hinkommen/ ſandte er auch keinen allein/ ſondern zween und zween. Luc. 10. D. Luth. tom. 6. Jen. Cerm. f. 274 b. in ſeinem Be- dencken/ warum die Einſamkeit zu fliehen/ ſagt; GOtt hat darum das Lehr- amt/ die Sacrament und Predigamt in der Kirchen verordnet/ daß die Leut da zuſamen kommen ſollen/ Gottes Wort hoͤren/ in der Gemein fuͤr allerley Noth der Chriſtenheit betten/ Troſt in der Beicht und Abſolution holen/ und der HErꝛ Chriſtus geb die Verheiſſung: Wo zween oder drey verſammelt ſeyen in ſeinem Namen/ da ſey er mitten unter ihnen. Matth. 18. Ja GOTT ſelbs/ der doch ἀυτάρκης iſt/ und keines Menſchen noch irgend etwas andern be- darff/ erweiſet ſich doch alſo/ daß er gern mit den Menſchen Geſellſchafft hat/ meine Luſt iſt bey den Menſchenkindern zu wohnen/ ſagt die Goͤttliche Weiß- heit. Spruͤchw. 8. Wie er dann hie auf Erden bey uns iſt/ wie Paulus ſagt: Er iſt nicht fern von einem jeglichen unter uns/ dann in ihm leben/ weben und ſind wir. Geſch. 17. Er iſt bey uns alle Tag biß an der Welt Ende. Matth. 28. Will uns auch nach dieſem Leben zu ſich nemmen/ auf daß wir ſeyen/ wo er iſt. Joh. 17. Ein Chriſt ſoll die Einſamkeit meiden; D. Luth. Bedencken. II. Unnatuͤr- lich. II. Weil die Einſamkeit Unnatuͤrlich iſt. Der Menſch iſt von Natur ζῶον ϖολίτικὸν ein Freund-burgerliche und geſellige Creatur Gottes/ wie der weiſe Heyd Ariſtoteles redet/ daher der Menſch von Natur zur Geſell- ſchafft geneigt/ hat er nicht gute/ ſo ſucht er boͤſe Geſellſchafft/ denn er meint/ er koͤnne nicht leben/ er muͤß Geſellſchafft haben/ es iſt der Menſchlichen Natur an ſich ſelbſten abſcheulich und beſchwerlich allein/ und ohne Beywohnung an- der Leuten zu ſeyn/ darum klagt ſich David: Jch bin einſam und elend. Pſal. 25. Und wiederum: Jch bin wie ein Rohrdomel in der Wuͤſten/ ich bin gleich wie ein Kaͤutzlein in den verſtoͤrten Staͤtten/ ich wache/ und bin wie ein einſamer Vogel auf dem Dach. Pſ. 102. Seneca ſagt: Nullius boni ſine ſocio jucunda eſt poſſeſſio, das iſt/ was fuͤr ein Gut ein Menſch beſitze/ iſts ihm doch nicht lieblich/ wann er kein Geſellen dabey hat. Welches auch die Er- fahrung bezeuget: Wann man einem ein koͤſtlich Loſament/ Schloß oder Pallaſt ſolte zur ichten/ von lauter Arabiſchem Gold erbauen/ da alles auf das praͤchtigſte und herꝛlichſte von Gold/ Smaragden und Carfuncklen ineinan- der glaͤntzete und funckelte/ er haͤtte auch dabey allen Vollauff von Speiß und Tranck/ was nur ſein Hertz begehrte/ er haͤtte aber niemand um und bey ſich/ mit dem er converſiren/ reden/ und ſich beſprechen koͤnte/ er wuſte auch/ daß er biß an ſein End alſo einſam und allein da bleiben muͤſte/ ſo wurd ihm bey aller ſolcher Herꝛligkeit uͤbel zu muth ſeyn/ er wurd ruffen/ laſſt mich von dannen hinweg/ Gleichnung.

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 668. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/738>, abgerufen am 26.06.2024.