Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.Die LXXXI. Laster Predigt/ Eingang. 5. Mos. c. 27.Geliebte in Christo dem HErren! v. 18. wie zu verstehen. VNter denen zwölff Flüchen und Vermaledeyungen/ Erklärung deß Texts. AergernüßJN unsern vorhabenden Worten redet der HErr Christus wider das abtrün-
Die LXXXI. Laſter Predigt/ Eingang. 5. Moſ. c. 27.Geliebte in Chriſto dem HErren! v. 18. wie zu verſtehen. VNter denen zwoͤlff Fluͤchen und Vermaledeyungen/ Erklaͤrung deß Texts. AergernuͤßJN unſern vorhabenden Worten redet der HErꝛ Chriſtus wider das abtruͤn-
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Die LXXXI. Laſter Predigt/
Eingang.
Geliebte in Chriſto dem HErren!
VNter denen zwoͤlff Fluͤchen und Vermaledeyungen/
welche die ſechs Staͤmme Jſrael/ von dem Berge Ebal/ mit
ihrem Amen beſtaͤttigen mußten/ iſt der Vierdte dieſer/ da die
Leviten mit lauter Stimme ſprachen: Verfluchet ſey/ wer einen
Blinden irrend machet auf dem Weg/ 5. Moſ. 27. Joſ. 8. Diß
iſt 1. zu verſtehen in ſeiner eigentlichen Meinung von den leiblichen Blinden/
die deß Geſichtes ihrer Angen beraubet ſeyn/ die ſoll man nicht irꝛ machen auf
dem Weg/ man ſoll ihnen keinen Anſtoß ſetzen/ 3. Moſ. 19. damit ſie ſich nicht
verletzen oder fallen/ und an ihrem Leib und deſſen Gliedmaſſen Schaden neh-
men/ wer aber auß vorſetzlicher Boßheit darwider thut/ und einem Blinden
eine ſolche Falle zurichtet/ der ſoll verflucht ſeyn/ und kein Gluͤck noch Seegen
haben hier und dort. Darnach iſt dieſes auch zu verſtehen in ſeiner Geiſt-
lichen Deutung/ von den jenigen/ die in ihrer Einfalt einher gehen/ die als die
Blinden nichts Beſſers wiſſen/ als was man ihnen zeiget und ſaget/ und
dannenhero folgen/ wie man ſie fuͤhret/ die ſoll man nicht irꝛ machen/ auf dem
Weg ihres Lebens und Chriſtenthums/ man ſoll ihnen keinen Anſtoß ſetzen/
und ſie mit Worten und Wercken nicht aͤrgern/ damit ſie nicht an ihrer See-
len Schaden leiden/ dann wer das thut/ der ſoll auch verflucht ſeyn/ und alles
Volck ſoll das Amen daruͤber ſprechen/ wie der HErꝛ Chriſtus ſolches beſtaͤt-
tiget in dieſen E. L. vorgeleſenen Worten/ da er ſagt: Es waͤre einem/ der der
Geringſten einen aͤrgert/ beſſer/ daß er im Merr erſaͤufft wuͤrde/ da es am tieff-
ften iſt. Wolan/ wir wollen ſolche nachdenckliche Worte/ fuͤr gegenwaͤrtige
Predigt vor uns nehmen/ erſtlich etwas eigentlichers beſehen und erklaͤren/
darnach auch anzeigen/ was wir
von dem gegebenen Aergernuͤß/
zu unſerer Lehr und Nutzen werden zu behalten haben. Darzu uns GOTT
ſeinen Geiſt/ Gnade und Seegen geben wolle/ Amen.
1.
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Vortrag.
Wunſch.
Erklaͤrung deß Texts.
JN unſern vorhabenden Worten redet der HErꝛ Chriſtus wider das
Aergernuͤß/ das heiſſet nach dem Griechiſchen Scandalum, im La-
teiniſchen Offendiculum, ein Anſtoß/ da ſich einer an etwas/ das
ihm im Weg ligt/ ſtoͤſſet/ daß er nicht mehr aufrecht herein gehen kan/
ſondern zupffet und hincket/ oder muß an einem Stab gehen: Jm Teutſchen
heiſſet es Aergernuͤß/ vom Woͤrtlein Arg/ das ſo viel iſt als boͤß/ weil ein
Menſch dardurch aͤrger und boͤſer wird als er zuvor geweſen/ wird etwan ein
abtruͤn-
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