pba_552.001 in dem von Schiller erörterten Fall gerade in der hervorragend geschickten pba_552.002 Wahl zweckentsprechender Mittel. Die Bemerkung hat für die pba_552.003 dramatische Technik ihre Wichtigkeit, aber in untergeordneter Weise; das pba_552.004 Wesen des Dramatischen oder gar des Tragischen wird durch diese vermeintliche pba_552.005 Bestätigung der Zweckmäßigkeitstheorie nicht berührt.
pba_552.006 Das Ergebnis der Schillerschen Untersuchung ist demnach, daß er: pba_552.007 1) den Affekt des Mitleids in moralische Rührung umwandelt; 2) den pba_552.008 Affekt der Furcht, da er die Wirkung des Erhabenen gleichfalls nur in pba_552.009 dem Siege des moralischen Bewußtseins erblickt, ganz eliminiert; und pba_552.010 daß er: 3) das Vergnügen an der Tragödie, die Umwandlung also der pba_552.011 Unlustempfindung, die mit dem Tragischen verbunden ist, in eine Lustempfindung pba_552.012 in dem moralischen Gefühl der Befriedigung über den Sieg pba_552.013 des Vernunftprincips erkennt.
pba_552.014 Auf denselben Grundanschauungen, obwohl nicht ohne Widersprüche pba_552.015 gegen die Hauptargumente des ersten Aufsatzes und mit teilweise pba_552.016 neuer Begründung, baut er seine zweite Abhandlung, "Über die pba_552.017 tragische Kunst", auf.
pba_552.018 Er setzt von der, oben entwickelten, Emotionstheorie des Dubos pba_552.019 aus, indem er dessen Beispiel aus dem Lukrez und seine Hauptargumente pba_552.020 sich aneignet. Er erkennt in der allgemein verbreiteten Lust an pba_552.021 der Befriedigung des Leidenschaftsbedürfnisses ein allgemeines psychologisches pba_552.022 Gesetz, nach welchem "das rohere Naturgefühl" zu dem Anblick pba_552.023 von Schmerzen und Gefahren sich unwiderstehlich hingezogen fühlt, pba_552.024 dem aber ebenso der verfeinerte, sittlich gebildete Mensch folgt, wenn pba_552.025 er "an dem peinlichen Kampf entgegengesetzter Neigungen oder Pflichten," pba_552.026 "in der Sympathie mit dem reinen moralischen Schmerz eine nur desto pba_552.027 süßere Lust empfindet". Er geht auch noch einen Schritt weiter mit pba_552.028 Dubos: "natürlicherweise gelte dies nur von dem mitgeteilten pba_552.029 oder nachempfundenen Affekte." Aber hier trennt er sich entschieden pba_552.030 von Dubos und allen dessen Nachbetern: jene meinen doch, daß pba_552.031 der Nachempfindung des an sich schmerzlichen Affektes das Schmerzliche, pba_552.032 welches der Affekt in Wirklichkeit mit sich bringe, nicht anhafte, daß pba_552.033 also für den nachempfundenen Affekt lediglich die Lust übrig bleibe, die pba_552.034 ihm als Befriedigung des Leidenschaftsbedürfnisses notwendig eigen sei. pba_552.035 Ohne dieser Theorie Erwähnung zu thun, bestreitet sie Schiller auf das pba_552.036 Entschiedenste, "es könne niemand sich einfallen lassen zu behaupten, daß pba_552.037 dadurch die unangenehmen Affekte an und für sich in Lust gewährende pba_552.038 verwandelt würden; es sei genug, wenn diese Zustände des Gemüts pba_552.039 bloß die Bedingungen abgeben, unter welchen allein gewisse Arten des pba_552.040 Vergnügens für uns möglich sind."
pba_552.001 in dem von Schiller erörterten Fall gerade in der hervorragend geschickten pba_552.002 Wahl zweckentsprechender Mittel. Die Bemerkung hat für die pba_552.003 dramatische Technik ihre Wichtigkeit, aber in untergeordneter Weise; das pba_552.004 Wesen des Dramatischen oder gar des Tragischen wird durch diese vermeintliche pba_552.005 Bestätigung der Zweckmäßigkeitstheorie nicht berührt.
pba_552.006 Das Ergebnis der Schillerschen Untersuchung ist demnach, daß er: pba_552.007 1) den Affekt des Mitleids in moralische Rührung umwandelt; 2) den pba_552.008 Affekt der Furcht, da er die Wirkung des Erhabenen gleichfalls nur in pba_552.009 dem Siege des moralischen Bewußtseins erblickt, ganz eliminiert; und pba_552.010 daß er: 3) das Vergnügen an der Tragödie, die Umwandlung also der pba_552.011 Unlustempfindung, die mit dem Tragischen verbunden ist, in eine Lustempfindung pba_552.012 in dem moralischen Gefühl der Befriedigung über den Sieg pba_552.013 des Vernunftprincips erkennt.
pba_552.014 Auf denselben Grundanschauungen, obwohl nicht ohne Widersprüche pba_552.015 gegen die Hauptargumente des ersten Aufsatzes und mit teilweise pba_552.016 neuer Begründung, baut er seine zweite Abhandlung, „Über die pba_552.017 tragische Kunst“, auf.
pba_552.018 Er setzt von der, oben entwickelten, Emotionstheorie des Dubos pba_552.019 aus, indem er dessen Beispiel aus dem Lukrez und seine Hauptargumente pba_552.020 sich aneignet. Er erkennt in der allgemein verbreiteten Lust an pba_552.021 der Befriedigung des Leidenschaftsbedürfnisses ein allgemeines psychologisches pba_552.022 Gesetz, nach welchem „das rohere Naturgefühl“ zu dem Anblick pba_552.023 von Schmerzen und Gefahren sich unwiderstehlich hingezogen fühlt, pba_552.024 dem aber ebenso der verfeinerte, sittlich gebildete Mensch folgt, wenn pba_552.025 er „an dem peinlichen Kampf entgegengesetzter Neigungen oder Pflichten,“ pba_552.026 „in der Sympathie mit dem reinen moralischen Schmerz eine nur desto pba_552.027 süßere Lust empfindet“. Er geht auch noch einen Schritt weiter mit pba_552.028 Dubos: „natürlicherweise gelte dies nur von dem mitgeteilten pba_552.029 oder nachempfundenen Affekte.“ Aber hier trennt er sich entschieden pba_552.030 von Dubos und allen dessen Nachbetern: jene meinen doch, daß pba_552.031 der Nachempfindung des an sich schmerzlichen Affektes das Schmerzliche, pba_552.032 welches der Affekt in Wirklichkeit mit sich bringe, nicht anhafte, daß pba_552.033 also für den nachempfundenen Affekt lediglich die Lust übrig bleibe, die pba_552.034 ihm als Befriedigung des Leidenschaftsbedürfnisses notwendig eigen sei. pba_552.035 Ohne dieser Theorie Erwähnung zu thun, bestreitet sie Schiller auf das pba_552.036 Entschiedenste, „es könne niemand sich einfallen lassen zu behaupten, daß pba_552.037 dadurch die unangenehmen Affekte an und für sich in Lust gewährende pba_552.038 verwandelt würden; es sei genug, wenn diese Zustände des Gemüts pba_552.039 bloß die Bedingungen abgeben, unter welchen allein gewisse Arten des pba_552.040 Vergnügens für uns möglich sind.“
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in dem von Schiller erörterten Fall gerade in der hervorragend geschickten pba_552.002
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Das Ergebnis der Schillerschen Untersuchung ist demnach, daß er: pba_552.007
1) den Affekt des Mitleids in moralische Rührung umwandelt; 2) den pba_552.008
Affekt der Furcht, da er die Wirkung des Erhabenen gleichfalls nur in pba_552.009
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Unlustempfindung, die mit dem Tragischen verbunden ist, in eine Lustempfindung pba_552.012
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Ohne dieser Theorie Erwähnung zu thun, bestreitet sie Schiller auf das pba_552.036
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Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumgart_poetik_1887/570>, abgerufen am 22.11.2024.
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