Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887.pba_579.001 Bet' an, verstumme, beuge dich dem je Herrschenden; pba_579.030 3 Mich aber kümmert minder dieser Zeus denn nichts! pba_579.031 Er schalt' und walte diese kleine Spanne Zeit, pba_579.032 Wie's ihm gefällt; lang bleibt er nicht der Götter Herr! pba_579.033 1 pba_579.035 S. Pindar, Jsthm. VII, V. 27-47. Am Schluß V. 46, 47, nach Boeckhs pba_579.036 Emendation: phanti gar xun' alegein kai gamon Thetios anakte. 2 pba_579.037 S. V. 913, 914: pba_579.038 toionde mokhthon ektropen oudeis theon pba_579.039 dunait' \an auto plen emou deixai saphos. 3 pba_579.040
S. V. 937 ff., nach Droysens Übersetzung. pba_579.001 Bet' an, verstumme, beuge dich dem je Herrschenden; pba_579.030 3 Mich aber kümmert minder dieser Zeus denn nichts! pba_579.031 Er schalt' und walte diese kleine Spanne Zeit, pba_579.032 Wie's ihm gefällt; lang bleibt er nicht der Götter Herr! pba_579.033 1 pba_579.035 S. Pindar, Jsthm. VII, V. 27–47. Am Schluß V. 46, 47, nach Boeckhs pba_579.036 Emendation: φαντὶ γὰρ ξύν' ἀλέγειν καὶ γάμον Θέτιος ἄνακτε. 2 pba_579.037 S. V. 913, 914: pba_579.038 τοιῶνδε μόχθων ἐκτροπὴν οὐδεὶς θεῶν pba_579.039 δύναιτ' \̓αν αὐτῷ πλὴν ἐμοῦ δεῖξαι σαφῶς. 3 pba_579.040
S. V. 937 ff., nach Droysens Übersetzung. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0597" n="579"/><lb n="pba_579.001"/> zählt den Hergang in dem siebenten seiner isthmischen Gesänge, wie <lb n="pba_579.002"/> Themis den Streit des Zeus und Poseidon um die Thetis durch ihre <lb n="pba_579.003"/> Warnung schlichtet, und schließt seine Erzählung mit den Worten: „So <lb n="pba_579.004"/> zu des Kronos Söhnen sprach die Göttin: <hi rendition="#g">sie aber winkten Einstimmung <lb n="pba_579.005"/> ihr zu mit den unsterblichen Brauen, und die <lb n="pba_579.006"/> Frucht der Worte ging nicht verloren: denn vereint mit <lb n="pba_579.007"/> ihr haben die Herrscher, beide selbst, der Hochzeit der <lb n="pba_579.008"/> Thetis gewaltet.</hi>“<note xml:id="pba_579_1" place="foot" n="1"><lb n="pba_579.035"/> S. Pindar, Jsthm. VII, V. 27–47. Am Schluß V. 46, 47, nach <hi rendition="#g">Boeckhs</hi> <lb n="pba_579.036"/> Emendation: <foreign xml:lang="grc">φαντὶ γὰρ ξύν' ἀλέγειν καὶ γάμον Θέτιος <hi rendition="#g">ἄνακτε</hi></foreign>.</note> Diese hohe, unverbrüchliche Einigkeit und Einheit <lb n="pba_579.009"/> des Zeus mit der Themis, die der Chor die „Harmonie des Zeus“ <lb n="pba_579.010"/> nannte, ist der Fels, an welchem der Titanentrotz des Prometheus, der <lb n="pba_579.011"/> nimmer sich beugt, zersplittert. Das Stück zeigt in einer Scene, an <lb n="pba_579.012"/> deren machtvolle Großartigkeit nichts heranreicht, was je erdacht ist, die <lb n="pba_579.013"/> zerschmetternde Katastrophe. Die Wirkung steigert sich dadurch zum <lb n="pba_579.014"/> Höhepunkt, daß die Kräfte in lebendigem Ringen dargestellt werden: <lb n="pba_579.015"/> nicht etwa also Zeus in Ruhe thronend, der Zukunft kundig und des <lb n="pba_579.016"/> Sieges gewiß, sondern besorgt, den Jnhalt der Drohung des Feindes <lb n="pba_579.017"/> zu erfahren, obwohl die Gefahr ja nur eine scheinbare sein kann, die, <lb n="pba_579.018"/> sobald sie sich kund geben wird, notwendig auch aufhören muß zu bestehen. <lb n="pba_579.019"/> So bleibt das Schwergewicht dieser „furchtbaren“ Scene doch <lb n="pba_579.020"/> in dem Umstande beruhend, daß mit der Erfüllung der durch Hermes <lb n="pba_579.021"/> an ihn gestellten Forderung Prometheus sich selbst, die eigene Hamartie, <lb n="pba_579.022"/> überwinden und frei werden würde, daß er aber unbeugsam bleibt, auf <lb n="pba_579.023"/> sein uraltes Recht der Selbständigkeit sich berufend und zuversichtlich <lb n="pba_579.024"/> dem eigenen Schlusse vertrauend, daß er diese Göttermacht, <hi rendition="#g">deren Entstehen <lb n="pba_579.025"/> er sah,</hi> auch wieder werde vergehen sehen: denn <hi rendition="#g">er allein</hi> <lb n="pba_579.026"/> vermöge solchem Sturz zu wehren.<note xml:id="pba_579_2" place="foot" n="2"><lb n="pba_579.037"/> S. V. 913, 914: <lb n="pba_579.038"/> <lg><l><foreign xml:lang="grc">τοιῶνδε μόχθων ἐκτροπὴν οὐδεὶς θεῶν</foreign></l><lb n="pba_579.039"/><l><foreign xml:lang="grc">δύναιτ' \̓αν αὐτῷ πλὴν ἐμοῦ δεῖξαι σαφῶς</foreign>.</l></lg></note> Vergebens mahnt der Chor zur <lb n="pba_579.027"/> Mäßigung, zur Furcht des Zeus und zur Scheu vor der Adrastea; er <lb n="pba_579.028"/> erhält die bittere Antwort:</p> <lb n="pba_579.029"/> <lg> <l>Bet' an, verstumme, beuge dich dem je Herrschenden;</l> <lb n="pba_579.030"/> <l>Mich aber kümmert minder dieser Zeus denn nichts!</l> <lb n="pba_579.031"/> <l>Er schalt' und walte diese kleine Spanne Zeit,</l> <lb n="pba_579.032"/> <l>Wie's ihm gefällt; lang bleibt er nicht der Götter Herr!</l> </lg> <note xml:id="pba_579_3" place="foot" n="3"><lb n="pba_579.040"/> S. V. 937 ff., nach Droysens Übersetzung.</note> <p><lb n="pba_579.033"/> Und sodann dem Hermes gegenüber, der die Angabe des gefährlichen <lb n="pba_579.034"/> Ehebunds verlangt:</p> </div> </body> </text> </TEI> [579/0597]
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zählt den Hergang in dem siebenten seiner isthmischen Gesänge, wie pba_579.002
Themis den Streit des Zeus und Poseidon um die Thetis durch ihre pba_579.003
Warnung schlichtet, und schließt seine Erzählung mit den Worten: „So pba_579.004
zu des Kronos Söhnen sprach die Göttin: sie aber winkten Einstimmung pba_579.005
ihr zu mit den unsterblichen Brauen, und die pba_579.006
Frucht der Worte ging nicht verloren: denn vereint mit pba_579.007
ihr haben die Herrscher, beide selbst, der Hochzeit der pba_579.008
Thetis gewaltet.“ 1 Diese hohe, unverbrüchliche Einigkeit und Einheit pba_579.009
des Zeus mit der Themis, die der Chor die „Harmonie des Zeus“ pba_579.010
nannte, ist der Fels, an welchem der Titanentrotz des Prometheus, der pba_579.011
nimmer sich beugt, zersplittert. Das Stück zeigt in einer Scene, an pba_579.012
deren machtvolle Großartigkeit nichts heranreicht, was je erdacht ist, die pba_579.013
zerschmetternde Katastrophe. Die Wirkung steigert sich dadurch zum pba_579.014
Höhepunkt, daß die Kräfte in lebendigem Ringen dargestellt werden: pba_579.015
nicht etwa also Zeus in Ruhe thronend, der Zukunft kundig und des pba_579.016
Sieges gewiß, sondern besorgt, den Jnhalt der Drohung des Feindes pba_579.017
zu erfahren, obwohl die Gefahr ja nur eine scheinbare sein kann, die, pba_579.018
sobald sie sich kund geben wird, notwendig auch aufhören muß zu bestehen. pba_579.019
So bleibt das Schwergewicht dieser „furchtbaren“ Scene doch pba_579.020
in dem Umstande beruhend, daß mit der Erfüllung der durch Hermes pba_579.021
an ihn gestellten Forderung Prometheus sich selbst, die eigene Hamartie, pba_579.022
überwinden und frei werden würde, daß er aber unbeugsam bleibt, auf pba_579.023
sein uraltes Recht der Selbständigkeit sich berufend und zuversichtlich pba_579.024
dem eigenen Schlusse vertrauend, daß er diese Göttermacht, deren Entstehen pba_579.025
er sah, auch wieder werde vergehen sehen: denn er allein pba_579.026
vermöge solchem Sturz zu wehren. 2 Vergebens mahnt der Chor zur pba_579.027
Mäßigung, zur Furcht des Zeus und zur Scheu vor der Adrastea; er pba_579.028
erhält die bittere Antwort:
pba_579.029
Bet' an, verstumme, beuge dich dem je Herrschenden; pba_579.030
Mich aber kümmert minder dieser Zeus denn nichts! pba_579.031
Er schalt' und walte diese kleine Spanne Zeit, pba_579.032
Wie's ihm gefällt; lang bleibt er nicht der Götter Herr!
3 pba_579.033
Und sodann dem Hermes gegenüber, der die Angabe des gefährlichen pba_579.034
Ehebunds verlangt:
1 pba_579.035
S. Pindar, Jsthm. VII, V. 27–47. Am Schluß V. 46, 47, nach Boeckhs pba_579.036
Emendation: φαντὶ γὰρ ξύν' ἀλέγειν καὶ γάμον Θέτιος ἄνακτε.
2 pba_579.037
S. V. 913, 914: pba_579.038
τοιῶνδε μόχθων ἐκτροπὴν οὐδεὶς θεῶν pba_579.039
δύναιτ' \̓αν αὐτῷ πλὴν ἐμοῦ δεῖξαι σαφῶς.
3 pba_579.040
S. V. 937 ff., nach Droysens Übersetzung.
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