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Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887.

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Himmel und Erd' ist still, doch schlafend nicht, pba_045.002
Nur atemlos wie tiefste Wonn' und Qual, pba_045.003
Wann allzuvoll das Herz nicht seufzt noch spricht. pba_045.004
Himmel und Erd' ist still, -- der Sterne Zahl, pba_045.005
Der eingelullte See, Gebirg und Thal, pba_045.006
All in ein einzig lebend Eins verfließt, pba_045.007
Darinnen jedes Lüftchen, Blatt und Strahl pba_045.008
Anteil am Dasein hat und mitgenießt, pba_045.009
Was schaffend all' erzeugt und schirmend all' umschließt.
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Und weiter unten:

pba_045.011
Himmel, Gebirge, Strom, See, Blitz und Winde pba_045.012
Und Nacht und Donner und der Wolken Schwall! pba_045.013
Dazu ein Geist, der alles dies empfinde, -- pba_045.014
Wohl mag ich wachen! Euer ferner Hall pba_045.015
Jm Scheiden tönt mir wie Sturmglockenschall pba_045.016
Dessen, was schlaflos ist in meiner Rast. pba_045.017
Und du, o Sturm, wo ist dein Ziel im All? pba_045.018
Gleichst du dem Sturm im Herzen? Oder hast pba_045.019
Du Adlern gleich ein Nest im hohen Bergpalast?

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Bei Byron finden sich alle Methoden, deren sich der Dichter bedienen pba_045.021
kann, um körperliche Formen und Situationen, Naturdinge und pba_045.022
Erscheinungen in voller Anschaulichkeit vor unser geistiges Auge zu pba_045.023
bringen; von jener Art, die Natur als ein Ganzes und in jeder ihrer pba_045.024
Kundgebungen zu beseelen bis zu dem Verfahren, sie mit dem eigenen pba_045.025
Seelenleben völlig zu durchdringen, ja zu identifizieren und bis zu jener pba_045.026
andern Art, den elementaren Bewegungen des Gemütes gewissermaßen pba_045.027
einen Ausweg zu verschaffen in der Vergegenwärtigung wahlverwandter pba_045.028
Naturscenen und -Gegenstände.

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Jn allen Fällen aber, in denen körperliche Gegenstände als dichterisches pba_045.030
Darstellungsmittel verwendet werden, und bei allen Methoden dieser Verwendung pba_045.031
ist das Charakteristische des Verfahrens nicht die Umsetzung pba_045.032
in Handlung, die Verwandlung des Koexistenten in ein Successives, pba_045.033
sondern die durch das oberste Princip aller Kunst, psychische Vorgänge pba_045.034
nachzuahmen, gebotene Erfassung des Gegenständlichen als eines pba_045.035
Beseelten oder doch unmittelbar auf Gemüts- und Seelenkräfte pba_045.036
Wirkenden.
Dabei wird das in der Praxis einzuschlagende pba_045.037
technische Verfahren in der großen Mehrzahl der Fälle, wie sich aus der pba_045.038
Natur der Nachahmung des Geistigen ergibt, die Darstellung von pba_045.039
Leben und Bewegung, also Succession
sein; aber jenes bloß pba_045.040
äußerliche Verfahren, die Teile eines Gegenstandes, statt sie nebeneinander pba_045.041
zu stellen, aufeinander folgen zu lassen, ist an sich weder ein

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Himmel und Erd' ist still, doch schlafend nicht, pba_045.002
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Wann allzuvoll das Herz nicht seufzt noch spricht. pba_045.004
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Und weiter unten:

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Dazu ein Geist, der alles dies empfinde, pba_045.014
Wohl mag ich wachen! Euer ferner Hall pba_045.015
Jm Scheiden tönt mir wie Sturmglockenschall pba_045.016
Dessen, was schlaflos ist in meiner Rast. pba_045.017
Und du, o Sturm, wo ist dein Ziel im All? pba_045.018
Gleichst du dem Sturm im Herzen? Oder hast pba_045.019
Du Adlern gleich ein Nest im hohen Bergpalast?

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kann, um körperliche Formen und Situationen, Naturdinge und pba_045.022
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Kundgebungen zu beseelen bis zu dem Verfahren, sie mit dem eigenen pba_045.025
Seelenleben völlig zu durchdringen, ja zu identifizieren und bis zu jener pba_045.026
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Naturscenen und -Gegenstände.

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Darstellungsmittel verwendet werden, und bei allen Methoden dieser Verwendung pba_045.031
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Zitationshilfe: Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumgart_poetik_1887/63>, abgerufen am 21.11.2024.