Baumgart, Hermann: Handbuch der Poetik. Eine kritisch-theoretische Darstellung der Theorie der Dichtkunst. Stuttgart, 1887.pba_630.001 pba_630.007 Jhr aber wollt nicht schweren Haß auf dieses Land pba_630.008 Ausschütten, nicht so zürnen, nicht Fruchtlosigkeit pba_630.009 Verhängen, Giftschaum niederspeiend, scheußlichen, pba_630.010 Der grünen Saat zerfressenden, schonungslosen Brand. pba_630.011 Denn ich gelob' euch und verspreche feierlich, pba_630.012 Daß ihr an rechter Stelle Sitz und Heiligtum, pba_630.013 An reichem throneshellen Herd zu weilen hier pba_630.014 Euch sollt gewinnen, meinen Bürgern fromm verehrt. pba_630.015 Bring deines Jngrimms schwarzen Wogensturz in Ruh, pba_630.017 Die ehrenhehr du, stadtvereint mir werden sollst. pba_630.018 Und wenn dir einst Erstlinge dieser weiten Au, pba_630.019 Dir Opfer für der Kinder, für der Ehen Heil pba_630.020 Geweihet werden, loben wirst mein Wort du dann! pba_630.021 Das nun zu wählen laß von mir dich lehren, daß pba_630.036 Wohlthuend, wohlempfangend, wohlgeehrt, du teil pba_630.037 An meinem Lande nehmst, dem gottgeliebtesten. pba_630.038 pba_630.001 pba_630.007 Jhr aber wollt nicht schweren Haß auf dieses Land pba_630.008 Ausschütten, nicht so zürnen, nicht Fruchtlosigkeit pba_630.009 Verhängen, Giftschaum niederspeiend, scheußlichen, pba_630.010 Der grünen Saat zerfressenden, schonungslosen Brand. pba_630.011 Denn ich gelob' euch und verspreche feierlich, pba_630.012 Daß ihr an rechter Stelle Sitz und Heiligtum, pba_630.013 An reichem throneshellen Herd zu weilen hier pba_630.014 Euch sollt gewinnen, meinen Bürgern fromm verehrt. pba_630.015 Bring deines Jngrimms schwarzen Wogensturz in Ruh, pba_630.017 Die ehrenhehr du, stadtvereint mir werden sollst. pba_630.018 Und wenn dir einst Erstlinge dieser weiten Au, pba_630.019 Dir Opfer für der Kinder, für der Ehen Heil pba_630.020 Geweihet werden, loben wirst mein Wort du dann! pba_630.021 Das nun zu wählen laß von mir dich lehren, daß pba_630.036 Wohlthuend, wohlempfangend, wohlgeehrt, du teil pba_630.037 An meinem Lande nehmst, dem gottgeliebtesten. pba_630.038 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0648" n="630"/><lb n="pba_630.001"/> antasten will. Zwar zunächst scheint die Heftigkeit des Kampfes sich <lb n="pba_630.002"/> zum äußersten zu steigern, denn die wirklich nun, und zwar durch <lb n="pba_630.003"/> Athenes Stimme erfolgende Freisprechung des Orestes reizt die Gekränkten <lb n="pba_630.004"/> zu wild empörter Wut und schrecklichster Drohung. Erst dem <lb n="pba_630.005"/> unermüdlich wiederholten Zuspruch der Athene gelingt es, sie zu besänftigen:</p> <lb n="pba_630.006"/> <lb n="pba_630.007"/> <lg> <l>Jhr aber wollt nicht schweren Haß auf dieses Land</l> <lb n="pba_630.008"/> <l>Ausschütten, nicht so zürnen, nicht Fruchtlosigkeit</l> <lb n="pba_630.009"/> <l>Verhängen, Giftschaum niederspeiend, scheußlichen,</l> <lb n="pba_630.010"/> <l>Der grünen Saat zerfressenden, schonungslosen Brand.</l> <lb n="pba_630.011"/> <l>Denn ich gelob' euch und verspreche feierlich,</l> <lb n="pba_630.012"/> <l>Daß ihr an rechter Stelle Sitz und Heiligtum,</l> <lb n="pba_630.013"/> <l>An reichem throneshellen Herd zu weilen hier</l> <lb n="pba_630.014"/> <l>Euch sollt gewinnen, meinen Bürgern fromm verehrt.</l> </lg> <p><lb n="pba_630.015"/> Und weiter, der erneuten Klage gegenüber:</p> <lb n="pba_630.016"/> <lg> <l>Bring deines Jngrimms schwarzen Wogensturz in Ruh,</l> <lb n="pba_630.017"/> <l>Die ehrenhehr du, stadtvereint mir werden sollst.</l> <lb n="pba_630.018"/> <l>Und wenn dir einst Erstlinge dieser weiten Au,</l> <lb n="pba_630.019"/> <l>Dir Opfer für der Kinder, für der Ehen Heil</l> <lb n="pba_630.020"/> <l>Geweihet werden, loben wirst mein Wort du dann!</l> </lg> <p><lb n="pba_630.021"/> Vollends deutlich tritt der Sinn der Dichtung in der folgenden <lb n="pba_630.022"/> Gegenrede der Göttin gegen die immer erneut andringende Klage der <lb n="pba_630.023"/> Erinnyen hervor. Neben der Verehrung der übrigen Götter soll ihnen <lb n="pba_630.024"/> ein geordneter Kultus zu teil werden, auch für sie sollen zum heiligen <lb n="pba_630.025"/> Hause des Erechtheus empor Festzüge der Männer und Frauen wallen. <lb n="pba_630.026"/> Aber diese göttliche Verehrung soll nur jenem berechtigten Kern ihres <lb n="pba_630.027"/> Wesens erwiesen sein, den Athenes weiser Spruch unangetastet gelassen <lb n="pba_630.028"/> hat. Aufhören soll die wilde Aufreizung zu blutigem Hader, zu verwildertem <lb n="pba_630.029"/> Haß, zu jener Trunkenheit fortrasender Wut, die die eigene <lb n="pba_630.030"/> Heimat zum Schauplatz erbitterten Kampfes macht, als ob in solcher <lb n="pba_630.031"/> Sitte der Blutrache und Geschlechterfehde der Mut der Jugend, die <lb n="pba_630.032"/> Kraft der Männer sich erprobe. Jm Kampfe gegen den äußeren Feind <lb n="pba_630.033"/> sei fortan die Stelle für den Wettkampf des Mutes und für edle <lb n="pba_630.034"/> Ruhmesliebe:</p> <lb n="pba_630.035"/> <lg> <l> <hi rendition="#g">Das nun zu wählen laß von mir dich lehren, daß</hi> </l> <lb n="pba_630.036"/> <l><hi rendition="#g">Wohlthuend, wohlempfangend, wohlgeehrt,</hi> du teil</l> <lb n="pba_630.037"/> <l>An meinem Lande nehmst, dem gottgeliebtesten.</l> </lg> <p><lb n="pba_630.038"/> Nicht müde wird die Göttin, die immer noch Grollenden mit dem <lb n="pba_630.039"/> Zauberwort freundlicher Überredung zu besänftigen, sie geordneter <lb n="pba_630.040"/> Verehrung, nimmer erlöschenden Ansehens zu versichern, bis endlich ihr </p> </div> </body> </text> </TEI> [630/0648]
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antasten will. Zwar zunächst scheint die Heftigkeit des Kampfes sich pba_630.002
zum äußersten zu steigern, denn die wirklich nun, und zwar durch pba_630.003
Athenes Stimme erfolgende Freisprechung des Orestes reizt die Gekränkten pba_630.004
zu wild empörter Wut und schrecklichster Drohung. Erst dem pba_630.005
unermüdlich wiederholten Zuspruch der Athene gelingt es, sie zu besänftigen:
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Jhr aber wollt nicht schweren Haß auf dieses Land pba_630.008
Ausschütten, nicht so zürnen, nicht Fruchtlosigkeit pba_630.009
Verhängen, Giftschaum niederspeiend, scheußlichen, pba_630.010
Der grünen Saat zerfressenden, schonungslosen Brand. pba_630.011
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Daß ihr an rechter Stelle Sitz und Heiligtum, pba_630.013
An reichem throneshellen Herd zu weilen hier pba_630.014
Euch sollt gewinnen, meinen Bürgern fromm verehrt.
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Und weiter, der erneuten Klage gegenüber:
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Bring deines Jngrimms schwarzen Wogensturz in Ruh, pba_630.017
Die ehrenhehr du, stadtvereint mir werden sollst. pba_630.018
Und wenn dir einst Erstlinge dieser weiten Au, pba_630.019
Dir Opfer für der Kinder, für der Ehen Heil pba_630.020
Geweihet werden, loben wirst mein Wort du dann!
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Vollends deutlich tritt der Sinn der Dichtung in der folgenden pba_630.022
Gegenrede der Göttin gegen die immer erneut andringende Klage der pba_630.023
Erinnyen hervor. Neben der Verehrung der übrigen Götter soll ihnen pba_630.024
ein geordneter Kultus zu teil werden, auch für sie sollen zum heiligen pba_630.025
Hause des Erechtheus empor Festzüge der Männer und Frauen wallen. pba_630.026
Aber diese göttliche Verehrung soll nur jenem berechtigten Kern ihres pba_630.027
Wesens erwiesen sein, den Athenes weiser Spruch unangetastet gelassen pba_630.028
hat. Aufhören soll die wilde Aufreizung zu blutigem Hader, zu verwildertem pba_630.029
Haß, zu jener Trunkenheit fortrasender Wut, die die eigene pba_630.030
Heimat zum Schauplatz erbitterten Kampfes macht, als ob in solcher pba_630.031
Sitte der Blutrache und Geschlechterfehde der Mut der Jugend, die pba_630.032
Kraft der Männer sich erprobe. Jm Kampfe gegen den äußeren Feind pba_630.033
sei fortan die Stelle für den Wettkampf des Mutes und für edle pba_630.034
Ruhmesliebe:
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Das nun zu wählen laß von mir dich lehren, daß pba_630.036
Wohlthuend, wohlempfangend, wohlgeehrt, du teil pba_630.037
An meinem Lande nehmst, dem gottgeliebtesten.
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Nicht müde wird die Göttin, die immer noch Grollenden mit dem pba_630.039
Zauberwort freundlicher Überredung zu besänftigen, sie geordneter pba_630.040
Verehrung, nimmer erlöschenden Ansehens zu versichern, bis endlich ihr
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