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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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erstorbenen Vorurtheile, daß der auf der Schule Mittelmäßige für
einen zukünftigen Kameralisten immer noch gut genug sei, theils
davon, daß in der That die Kameralwissenschaft, zwar leichter als
jede andere, platt getrieben werden kann, aber, besonders dem poli-
tischen Theile nach, schwerer und geistvoller als jede andere, blos
die Geschichte ausgenommen, ist. Da ist denn von einer philo-
sophischen, classischen und historischen Durchbildung vor dem Be-
ginne der kameralistischen Studien leider noch weit weniger die
Sprache als bei jedem andern Fachstudium, selbst die Medizin mit
eingerechnet. Leider findet aber dieser Geist immer mehr Nahrung
in der Art selbst, wie die Kameralwissenschaft behandelt wird.
Denn nichts sagt solchen Leuten mehr zu, als nüchterner Wort-
kram, und diesen finden sie denn in der allgemeinen Wirthschafts-
lehre, Handelswissenschaft, Nationalöconomie und Finanzwissen-
schaft in der behaglichsten Fülle, ja er ist schon so nothwendig
geworden, daß man die Meinung eines Andern nicht beurtheilen
oder widerlegen kann, wenn man nicht vorher über mehrere Defi-
nitionen gestritten hat; man kämpft und kämpft, bis man vergessen
hat, weßhalb man den Hader eigentlich begann, und geht dann
auseinander. Da nun am wenigsten eine Encyclopädie bestehen
kann, ohne diese Begriffsanarchie darzustellen, so mußten leider
auch in vorliegendem Buche manche Plätze damit ausgefüllt werden.
Man hat sogar neuerlich auch angefangen, auf gut Altmodisch und
Bequem, wie im philosophischen Rechte, wirthschaftliche Grund-
sätze aus Definitionen abzuleiten, anstatt aus Geschichte und Leben,
und glaubt der Wissenschaft so wie dem Leben dadurch einen beson-
deren Vorschub zu leisten, da ein A. Ferguson, A. Smith,
Ricardo u. dgl. ohne dies nicht zu verstehen sei. Und die Anti-
poden hiervon in der Gesinnung, nämlich die politischen Neuerer,
welche den unphilosophischen politischen Philosophen angehören,
stimmen in diesen Ton von Herzen mit ein, weil sie der Meinung
sind, die Staaten seien schon darum und seither glücklicher gewor-
den, weil und seitdem man angefangen hat, sich über den Begriff
des Staats zu streiten, welcher als der Eierstock aller praktischen
Staatsinstitutionen erscheint. Was soll man endlich gar denken,
wenn man, wie im Jahre 1831, gegen Say's berühmtes Hand-
buch, in allem Ernste den Vorwurf lesen muß, daß es nur viele,
aus dem praktischen Leben gegriffene Beispiele (Casuistik), aber
wenige Regeln enthalte, welche vielmehr der Leser sich selbst
abstrahiren müsse, um so von der Analyse auf die Synthese zu
kommen?

Ich möchte hier meine Hände in Unschuld waschen und dem
Vorwurfe vorbeugen, mit welchem man mir entgegentreten könnte.

erſtorbenen Vorurtheile, daß der auf der Schule Mittelmäßige für
einen zukünftigen Kameraliſten immer noch gut genug ſei, theils
davon, daß in der That die Kameralwiſſenſchaft, zwar leichter als
jede andere, platt getrieben werden kann, aber, beſonders dem poli-
tiſchen Theile nach, ſchwerer und geiſtvoller als jede andere, blos
die Geſchichte ausgenommen, iſt. Da iſt denn von einer philo-
ſophiſchen, claſſiſchen und hiſtoriſchen Durchbildung vor dem Be-
ginne der kameraliſtiſchen Studien leider noch weit weniger die
Sprache als bei jedem andern Fachſtudium, ſelbſt die Medizin mit
eingerechnet. Leider findet aber dieſer Geiſt immer mehr Nahrung
in der Art ſelbſt, wie die Kameralwiſſenſchaft behandelt wird.
Denn nichts ſagt ſolchen Leuten mehr zu, als nüchterner Wort-
kram, und dieſen finden ſie denn in der allgemeinen Wirthſchafts-
lehre, Handelswiſſenſchaft, Nationalöconomie und Finanzwiſſen-
ſchaft in der behaglichſten Fülle, ja er iſt ſchon ſo nothwendig
geworden, daß man die Meinung eines Andern nicht beurtheilen
oder widerlegen kann, wenn man nicht vorher über mehrere Defi-
nitionen geſtritten hat; man kämpft und kämpft, bis man vergeſſen
hat, weßhalb man den Hader eigentlich begann, und geht dann
auseinander. Da nun am wenigſten eine Encyclopädie beſtehen
kann, ohne dieſe Begriffsanarchie darzuſtellen, ſo mußten leider
auch in vorliegendem Buche manche Plätze damit ausgefüllt werden.
Man hat ſogar neuerlich auch angefangen, auf gut Altmodiſch und
Bequem, wie im philoſophiſchen Rechte, wirthſchaftliche Grund-
ſätze aus Definitionen abzuleiten, anſtatt aus Geſchichte und Leben,
und glaubt der Wiſſenſchaft ſo wie dem Leben dadurch einen beſon-
deren Vorſchub zu leiſten, da ein A. Ferguſon, A. Smith,
Ricardo u. dgl. ohne dies nicht zu verſtehen ſei. Und die Anti-
poden hiervon in der Geſinnung, nämlich die politiſchen Neuerer,
welche den unphiloſophiſchen politiſchen Philoſophen angehören,
ſtimmen in dieſen Ton von Herzen mit ein, weil ſie der Meinung
ſind, die Staaten ſeien ſchon darum und ſeither glücklicher gewor-
den, weil und ſeitdem man angefangen hat, ſich über den Begriff
des Staats zu ſtreiten, welcher als der Eierſtock aller praktiſchen
Staatsinſtitutionen erſcheint. Was ſoll man endlich gar denken,
wenn man, wie im Jahre 1831, gegen Say's berühmtes Hand-
buch, in allem Ernſte den Vorwurf leſen muß, daß es nur viele,
aus dem praktiſchen Leben gegriffene Beiſpiele (Caſuiſtik), aber
wenige Regeln enthalte, welche vielmehr der Leſer ſich ſelbſt
abſtrahiren müſſe, um ſo von der Analyſe auf die Syntheſe zu
kommen?

Ich möchte hier meine Hände in Unſchuld waſchen und dem
Vorwurfe vorbeugen, mit welchem man mir entgegentreten könnte.

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. VI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/12>, abgerufen am 21.11.2024.