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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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von Stunde 6-9; Flachgänge von Stunde 9-12 1). Die
Gänge erleiden aber in dieser Hinsicht viele Veränderungen. Sie
fahren getrost durch das Gestein oder sind hauptstreichend,
wenn ihr Streichen in große Ferne geht; im Gegentheile führen
sie einen kurzen Strich
oder sind mozzig2). Geht ihr Strei-
chen durch ein Thal in das andere Gebirg (Gegengebirge), dann
heißen sie dort Gegentrümmer. Dieselbe streichen entweder mit
dem Gebirge oder quer durchs Gestein. Der Gang verrückt sich
aus seiner Stunde
oder er bleibt in derselben, wenn er sein
Streichen verändert oder beibehält. Im ersten Falle schmeißt
er sich im Winkel
oder im Bogen aus seiner Stunde, je
nach dieser Form seiner Abweichung; oder er wirft auch einen
Haken und einen Bauch.

2) Das Fallen der Lagerstätten, d. h. ihre Neigung gegen
den Horizont. Die Gänge sind auf dem Kopfe stehend bei
einem Neigungswinkel von 90 Graden; seicher bei einem Nei-
gungswinkel von 90-75 Graden; thonlägig bei einem N. W.
von 75-45 Graden; flachfallend bei einem N. W. von 45-15
Graden; und schwebend bei einem N. W. von 15-0 Graden.
Auch in diesem Betrachte erleiden die Gänge Veränderungen. Sie
stürzen sich, wenn sich ihr Fallwinkel vergrößert, und richten
sich auf
, wenn er sich verkleinert. Dieselben fallen wider-
sinnig, machen aus Liegendem Hangendes und umgekehrt,
wenn sich ihr Fallen auf die entgegengesetzte Seite wendet. Sie
setzen in Klüften in einander über, wenn ein Gang in der
Auskeilung des andern anfängt oder blos mit seinen Ausklüftungen
in einen andern Gang hinüber reicht. Sie zertrümmern sich
auch bei ihrem Zusammentreffen. Sie durchkreutzen sich ohne Ver-
änderung oder mit Veränderung ihrer Richtung, in welchem lezten
Falle sie sich verschieben. Sie durchsetzen sich entweder in
einem Schaarkreutze (schiefen Winkel) oder in einem Winkel-
kreutze (rechten Winkel). Sie schleppen sich, wenn sie, in
Berührung getreten, eine Strecke mit einander fortlaufen. Ein
Gang wird vom andern abgeschnitten, wenn er beim Aufstoßen
auf denselben plötzlich aufhört.

1) Nach Beobachtungen im Harze, in Sachsen, Böhmen, Ungarn, Sieben-
bürgen und andern Orten in Europa, so wie in Mexiko und Peru in Amerika
streichen die meisten Gänge von Westen nach Osten.
2) Diese haben höchstens eine Erstreckung von 300 Lachtern.
§. 89.
Instrumente zur Bestimmung des Streichens und Fallens.

Um die Lage einer Lagerstätte zu bestimmen, bedient man sich
verschiedener bergmännischer Instrumente, nämlich:


Baumstark Encyclopädie 8

von Stunde 6–9; Flachgänge von Stunde 9–12 1). Die
Gänge erleiden aber in dieſer Hinſicht viele Veränderungen. Sie
fahren getroſt durch das Geſtein oder ſind hauptſtreichend,
wenn ihr Streichen in große Ferne geht; im Gegentheile führen
ſie einen kurzen Strich
oder ſind mozzig2). Geht ihr Strei-
chen durch ein Thal in das andere Gebirg (Gegengebirge), dann
heißen ſie dort Gegentrümmer. Dieſelbe ſtreichen entweder mit
dem Gebirge oder quer durchs Geſtein. Der Gang verrückt ſich
aus ſeiner Stunde
oder er bleibt in derſelben, wenn er ſein
Streichen verändert oder beibehält. Im erſten Falle ſchmeißt
er ſich im Winkel
oder im Bogen aus ſeiner Stunde, je
nach dieſer Form ſeiner Abweichung; oder er wirft auch einen
Haken und einen Bauch.

2) Das Fallen der Lagerſtätten, d. h. ihre Neigung gegen
den Horizont. Die Gänge ſind auf dem Kopfe ſtehend bei
einem Neigungswinkel von 90 Graden; ſeicher bei einem Nei-
gungswinkel von 90–75 Graden; thonlägig bei einem N. W.
von 75–45 Graden; flachfallend bei einem N. W. von 45–15
Graden; und ſchwebend bei einem N. W. von 15–0 Graden.
Auch in dieſem Betrachte erleiden die Gänge Veränderungen. Sie
ſtürzen ſich, wenn ſich ihr Fallwinkel vergrößert, und richten
ſich auf
, wenn er ſich verkleinert. Dieſelben fallen wider-
ſinnig, machen aus Liegendem Hangendes und umgekehrt,
wenn ſich ihr Fallen auf die entgegengeſetzte Seite wendet. Sie
ſetzen in Klüften in einander über, wenn ein Gang in der
Auskeilung des andern anfängt oder blos mit ſeinen Ausklüftungen
in einen andern Gang hinüber reicht. Sie zertrümmern ſich
auch bei ihrem Zuſammentreffen. Sie durchkreutzen ſich ohne Ver-
änderung oder mit Veränderung ihrer Richtung, in welchem lezten
Falle ſie ſich verſchieben. Sie durchſetzen ſich entweder in
einem Schaarkreutze (ſchiefen Winkel) oder in einem Winkel-
kreutze (rechten Winkel). Sie ſchleppen ſich, wenn ſie, in
Berührung getreten, eine Strecke mit einander fortlaufen. Ein
Gang wird vom andern abgeſchnitten, wenn er beim Aufſtoßen
auf denſelben plötzlich aufhört.

1) Nach Beobachtungen im Harze, in Sachſen, Böhmen, Ungarn, Sieben-
bürgen und andern Orten in Europa, ſo wie in Mexiko und Peru in Amerika
ſtreichen die meiſten Gänge von Weſten nach Oſten.
2) Dieſe haben höchſtens eine Erſtreckung von 300 Lachtern.
§. 89.
Inſtrumente zur Beſtimmung des Streichens und Fallens.

Um die Lage einer Lagerſtätte zu beſtimmen, bedient man ſich
verſchiedener bergmänniſcher Inſtrumente, nämlich:


Baumſtark Encyclopädie 8
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[113/0135] von Stunde 6–9; Flachgänge von Stunde 9–12 1). Die Gänge erleiden aber in dieſer Hinſicht viele Veränderungen. Sie fahren getroſt durch das Geſtein oder ſind hauptſtreichend, wenn ihr Streichen in große Ferne geht; im Gegentheile führen ſie einen kurzen Strich oder ſind mozzig2). Geht ihr Strei- chen durch ein Thal in das andere Gebirg (Gegengebirge), dann heißen ſie dort Gegentrümmer. Dieſelbe ſtreichen entweder mit dem Gebirge oder quer durchs Geſtein. Der Gang verrückt ſich aus ſeiner Stunde oder er bleibt in derſelben, wenn er ſein Streichen verändert oder beibehält. Im erſten Falle ſchmeißt er ſich im Winkel oder im Bogen aus ſeiner Stunde, je nach dieſer Form ſeiner Abweichung; oder er wirft auch einen Haken und einen Bauch. 2) Das Fallen der Lagerſtätten, d. h. ihre Neigung gegen den Horizont. Die Gänge ſind auf dem Kopfe ſtehend bei einem Neigungswinkel von 90 Graden; ſeicher bei einem Nei- gungswinkel von 90–75 Graden; thonlägig bei einem N. W. von 75–45 Graden; flachfallend bei einem N. W. von 45–15 Graden; und ſchwebend bei einem N. W. von 15–0 Graden. Auch in dieſem Betrachte erleiden die Gänge Veränderungen. Sie ſtürzen ſich, wenn ſich ihr Fallwinkel vergrößert, und richten ſich auf, wenn er ſich verkleinert. Dieſelben fallen wider- ſinnig, machen aus Liegendem Hangendes und umgekehrt, wenn ſich ihr Fallen auf die entgegengeſetzte Seite wendet. Sie ſetzen in Klüften in einander über, wenn ein Gang in der Auskeilung des andern anfängt oder blos mit ſeinen Ausklüftungen in einen andern Gang hinüber reicht. Sie zertrümmern ſich auch bei ihrem Zuſammentreffen. Sie durchkreutzen ſich ohne Ver- änderung oder mit Veränderung ihrer Richtung, in welchem lezten Falle ſie ſich verſchieben. Sie durchſetzen ſich entweder in einem Schaarkreutze (ſchiefen Winkel) oder in einem Winkel- kreutze (rechten Winkel). Sie ſchleppen ſich, wenn ſie, in Berührung getreten, eine Strecke mit einander fortlaufen. Ein Gang wird vom andern abgeſchnitten, wenn er beim Aufſtoßen auf denſelben plötzlich aufhört. ¹⁾ Nach Beobachtungen im Harze, in Sachſen, Böhmen, Ungarn, Sieben- bürgen und andern Orten in Europa, ſo wie in Mexiko und Peru in Amerika ſtreichen die meiſten Gänge von Weſten nach Oſten. ²⁾ Dieſe haben höchſtens eine Erſtreckung von 300 Lachtern. §. 89. Inſtrumente zur Beſtimmung des Streichens und Fallens. Um die Lage einer Lagerſtätte zu beſtimmen, bedient man ſich verſchiedener bergmänniſcher Inſtrumente, nämlich: Baumſtark Encyclopädie 8

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/135>, abgerufen am 09.11.2024.