Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.Tiegelöfen gehört der Messingofen, Blaufarbenofen, 1) Man setzt sie auf trockenen Grund, und um diesen befeuchten oder abkühlen zu können, legt man in ihm Anzüchten (d. h. Kanäle) an. Sie werden aber entweder aus feuerfesten Steinen und Ziegeln, oder aus künstlichen Heerdmassen, aus Lehm und Kohlen, gebaut, welche entweder zugleich desoxydirend auf die Schmelz- masse wirken (Gestübe) oder nicht. Im ersten Falle hat man Gestübeheerde, im lezteren aber Lehm-, Thon-, Quarz-, Treibeheerde und Gestellmassen aus Kiesel und Thon. Muß dem Schmelzofen Luft zugeführt werden, so geschieht es durch das Gebläse, und man hat Windtrommelgebläse, prismatische Blasbälge, Wind- kasten-, Cylinder-, Kasten-, Baader'sche (Cylinderwasser-) Gebläse und ein solches, das man Aeolipila nennt. (Lampadius Handbuch. I. §. 286-93. §. 294-309. Karsten Grundriß. §. 128-142. Desselben Eisenhüttenkunde. I. 477-583. Cancrin Berg- und Salzwerkskunde. Bd. IX. Abthl. I. §. 142 folg.) Die Luft geht durch eine eiserne, kupferne, thonene oder steinerne Röhre (Form genannt) in den Ofen. Sie steht in einem Gewölbe (Formstall), und verengert sich gegen den Ofen hin, weßhalb man an ihr den Rüssel oder die Düse oder Tiese (d. h. die Mündung), den Bauch (die nächste Erweiterung) und die Platte (den untersten platten Theil) unterscheidet. (Lampadius. I. §. 308-317. Karsten Grundriß. §. 129.) Man sagt, es werde ein-, zwei-, dreidüsig geblasen, wenn soviele Düsen die Luft in den Ofen führen; man bläst aber parallel oder über's Kreutz, wenn die Luftströme nebeneinander oder kreutz- weise aufeinander gehen, so daß sie in einem Punkte zusammen kommen. 2) Man s. darüber Lampadius Handbuch. I. §. 328-332. 3) Man schmilzt a) übers Auge, wenn die geschmolzene Masse auf einer schüssigen (horizontalen) Sohle durch eine Oeffnung (Auge) in der Vorwand heraus in einen Vorheerd oder eine Vertiefung (Augentiegel) läuft; b) über das Spur, wenn dieselbe bis zu einer gewissen Höhe im Ofen bleibt, bis sie über den Heerd wegläuft. Das ganze Schmelzgeschäft ist folgendes: Zuerst wird der Ofen zur Befreiung von Feuchtigkeit angefeuert (angewärmt), anfänglich mit Holz, dann aber mit Kohlen, von einem kleinen bis allmälig zum stärksten Feuer, worauf das Gebläse anfängt; dann wird die Beschickung in Gichten (Schich- ten) von Kohlen und Erz aufgegeben; hierauf ist die Hauptaufmerksamkeit auf das Gebläse und des Regirung gerichtet; dieses bläst entweder über die Nase (d. h. einen Schlackenansatz unter dem Formrüssel) oder mit lichter Form (ohne eine solche Nase); die Schlacken (verglaste Materien) laufen, wenn sie leichtflüssig sind, von selbst ab, oder müssen, wenn sie strengflüssig sind, abgehoben werden und sammeln sich dann in einem besonderen Raume in der Hütte (in der Schlackentrift) an; ist die Masse gar, so wird sie durch die Vorwand, die bisher geschlossen war, abgelassen, indem mit einem glühenden Eisen (Stecheisen) ein bisher verschlossen gewesenes Loch (Stich) in derselben geöffnet und der drinnen stehende Tiegel am tiefsten Punkte mit einer Oeffnung versehen wird, damit die geschmolzene Masse herausströme und sich in einer Vertiefung auf der Hüttensohle (Stichheerd) sammle; will man aber der Schmelzmasse eine bestimmte Form geben, dann wird sie nicht ausgestochen, sondern ausgeschöpft. Hierauf wird der Ofen gereinigt und ausgeblasen (d. h. durch das Gebläse abgekühlt). 4) Zu den Hochöfen gehören auch noch die hohen Floßöfen in der Steier- mark; zu den Halbhochöfen auch die Blauöfen zum Schmelzen des Eisensteins, und die Schüröfen; endlich zu den Krummöfen auch die Stücköfen, welche man früher in der Steiermark gebrauchte, und einige Frischöfen. Beschreibungen und Abbildungen von Hochöfen finden sich bei Garney Abhandlung vom Baue und Betriebe der Hochöfen. Tab. VI. VII. VIII. Cancrin Berg- u. Salzwerkskunde. Bd. IX. Abthl. I. §. 195. Tab. XXXII-XXXIX. v. Marcher Beiträge zur Eisenhüttenkunde. Bd. IV. und Andern; solche von Krummöfen bei Schlüter Tiegelöfen gehört der Meſſingofen, Blaufarbenofen, 1) Man ſetzt ſie auf trockenen Grund, und um dieſen befeuchten oder abkühlen zu können, legt man in ihm Anzüchten (d. h. Kanäle) an. Sie werden aber entweder aus feuerfeſten Steinen und Ziegeln, oder aus künſtlichen Heerdmaſſen, aus Lehm und Kohlen, gebaut, welche entweder zugleich desoxydirend auf die Schmelz- maſſe wirken (Geſtübe) oder nicht. Im erſten Falle hat man Geſtübeheerde, im lezteren aber Lehm-, Thon-, Quarz-, Treibeheerde und Geſtellmaſſen aus Kieſel und Thon. Muß dem Schmelzofen Luft zugeführt werden, ſo geſchieht es durch das Gebläſe, und man hat Windtrommelgebläſe, prismatiſche Blasbälge, Wind- kaſten-, Cylinder-, Kaſten-, Baader'ſche (Cylinderwaſſer-) Gebläſe und ein ſolches, das man Aeolipila nennt. (Lampadius Handbuch. I. §. 286–93. §. 294–309. Karſten Grundriß. §. 128–142. Deſſelben Eiſenhüttenkunde. I. 477–583. Cancrin Berg- und Salzwerkskunde. Bd. IX. Abthl. I. §. 142 folg.) Die Luft geht durch eine eiſerne, kupferne, thonene oder ſteinerne Röhre (Form genannt) in den Ofen. Sie ſteht in einem Gewölbe (Formſtall), und verengert ſich gegen den Ofen hin, weßhalb man an ihr den Rüſſel oder die Düſe oder Tieſe (d. h. die Mündung), den Bauch (die nächſte Erweiterung) und die Platte (den unterſten platten Theil) unterſcheidet. (Lampadius. I. §. 308–317. Karſten Grundriß. §. 129.) Man ſagt, es werde ein-, zwei-, dreidüſig geblaſen, wenn ſoviele Düſen die Luft in den Ofen führen; man bläst aber parallel oder über's Kreutz, wenn die Luftſtröme nebeneinander oder kreutz- weiſe aufeinander gehen, ſo daß ſie in einem Punkte zuſammen kommen. 2) Man ſ. darüber Lampadius Handbuch. I. §. 328–332. 3) Man ſchmilzt a) übers Auge, wenn die geſchmolzene Maſſe auf einer ſchüſſigen (horizontalen) Sohle durch eine Oeffnung (Auge) in der Vorwand heraus in einen Vorheerd oder eine Vertiefung (Augentiegel) läuft; b) über das Spur, wenn dieſelbe bis zu einer gewiſſen Höhe im Ofen bleibt, bis ſie über den Heerd wegläuft. Das ganze Schmelzgeſchäft iſt folgendes: Zuerſt wird der Ofen zur Befreiung von Feuchtigkeit angefeuert (angewärmt), anfänglich mit Holz, dann aber mit Kohlen, von einem kleinen bis allmälig zum ſtärkſten Feuer, worauf das Gebläſe anfängt; dann wird die Beſchickung in Gichten (Schich- ten) von Kohlen und Erz aufgegeben; hierauf iſt die Hauptaufmerkſamkeit auf das Gebläſe und des Regirung gerichtet; dieſes bläst entweder über die Naſe (d. h. einen Schlackenanſatz unter dem Formrüſſel) oder mit lichter Form (ohne eine ſolche Naſe); die Schlacken (verglaste Materien) laufen, wenn ſie leichtflüſſig ſind, von ſelbſt ab, oder müſſen, wenn ſie ſtrengflüſſig ſind, abgehoben werden und ſammeln ſich dann in einem beſonderen Raume in der Hütte (in der Schlackentrift) an; iſt die Maſſe gar, ſo wird ſie durch die Vorwand, die bisher geſchloſſen war, abgelaſſen, indem mit einem glühenden Eiſen (Stecheiſen) ein bisher verſchloſſen geweſenes Loch (Stich) in derſelben geöffnet und der drinnen ſtehende Tiegel am tiefſten Punkte mit einer Oeffnung verſehen wird, damit die geſchmolzene Maſſe herausſtröme und ſich in einer Vertiefung auf der Hüttenſohle (Stichheerd) ſammle; will man aber der Schmelzmaſſe eine beſtimmte Form geben, dann wird ſie nicht ausgeſtochen, ſondern ausgeſchöpft. Hierauf wird der Ofen gereinigt und ausgeblaſen (d. h. durch das Gebläſe abgekühlt). 4) Zu den Hochöfen gehören auch noch die hohen Floßöfen in der Steier- mark; zu den Halbhochöfen auch die Blauöfen zum Schmelzen des Eiſenſteins, und die Schüröfen; endlich zu den Krummöfen auch die Stücköfen, welche man früher in der Steiermark gebrauchte, und einige Friſchöfen. Beſchreibungen und Abbildungen von Hochöfen finden ſich bei Garney Abhandlung vom Baue und Betriebe der Hochöfen. Tab. VI. VII. VIII. Cancrin Berg- u. Salzwerkskunde. Bd. IX. Abthl. I. §. 195. Tab. XXXII-XXXIX. v. Marcher Beiträge zur Eiſenhüttenkunde. Bd. 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Tiegelöfen gehört der Meſſingofen, Blaufarbenofen,
Schmelzofen für Gold und Silber, der Spießglanzſeiger-
ofen von Scopoli, der engliſche Eiſenfriſchofen und der
Wismuthſeigerofen8) 9).
¹⁾ Man ſetzt ſie auf trockenen Grund, und um dieſen befeuchten oder abkühlen
zu können, legt man in ihm Anzüchten (d. h. Kanäle) an. Sie werden aber
entweder aus feuerfeſten Steinen und Ziegeln, oder aus künſtlichen Heerdmaſſen,
aus Lehm und Kohlen, gebaut, welche entweder zugleich desoxydirend auf die Schmelz-
maſſe wirken (Geſtübe) oder nicht. Im erſten Falle hat man Geſtübeheerde, im
lezteren aber Lehm-, Thon-, Quarz-, Treibeheerde und Geſtellmaſſen aus Kieſel
und Thon. Muß dem Schmelzofen Luft zugeführt werden, ſo geſchieht es durch
das Gebläſe, und man hat Windtrommelgebläſe, prismatiſche Blasbälge, Wind-
kaſten-, Cylinder-, Kaſten-, Baader'ſche (Cylinderwaſſer-) Gebläſe und ein ſolches,
das man Aeolipila nennt. (Lampadius Handbuch. I. §. 286–93. §. 294–309.
Karſten Grundriß. §. 128–142. Deſſelben Eiſenhüttenkunde. I. 477–583.
Cancrin Berg- und Salzwerkskunde. Bd. IX. Abthl. I. §. 142 folg.) Die Luft
geht durch eine eiſerne, kupferne, thonene oder ſteinerne Röhre (Form genannt)
in den Ofen. Sie ſteht in einem Gewölbe (Formſtall), und verengert ſich gegen
den Ofen hin, weßhalb man an ihr den Rüſſel oder die Düſe oder Tieſe
(d. h. die Mündung), den Bauch (die nächſte Erweiterung) und die Platte
(den unterſten platten Theil) unterſcheidet. (Lampadius. I. §. 308–317.
Karſten Grundriß. §. 129.) Man ſagt, es werde ein-, zwei-, dreidüſig
geblaſen, wenn ſoviele Düſen die Luft in den Ofen führen; man bläst aber
parallel oder über's Kreutz, wenn die Luftſtröme nebeneinander oder kreutz-
weiſe aufeinander gehen, ſo daß ſie in einem Punkte zuſammen kommen.
²⁾ Man ſ. darüber Lampadius Handbuch. I. §. 328–332.
³⁾ Man ſchmilzt a) übers Auge, wenn die geſchmolzene Maſſe auf einer
ſchüſſigen (horizontalen) Sohle durch eine Oeffnung (Auge) in der Vorwand
heraus in einen Vorheerd oder eine Vertiefung (Augentiegel) läuft; b) über
das Spur, wenn dieſelbe bis zu einer gewiſſen Höhe im Ofen bleibt, bis ſie
über den Heerd wegläuft. Das ganze Schmelzgeſchäft iſt folgendes: Zuerſt wird
der Ofen zur Befreiung von Feuchtigkeit angefeuert (angewärmt), anfänglich
mit Holz, dann aber mit Kohlen, von einem kleinen bis allmälig zum ſtärkſten
Feuer, worauf das Gebläſe anfängt; dann wird die Beſchickung in Gichten (Schich-
ten) von Kohlen und Erz aufgegeben; hierauf iſt die Hauptaufmerkſamkeit auf
das Gebläſe und des Regirung gerichtet; dieſes bläst entweder über die Naſe
(d. h. einen Schlackenanſatz unter dem Formrüſſel) oder mit lichter Form
(ohne eine ſolche Naſe); die Schlacken (verglaste Materien) laufen, wenn ſie
leichtflüſſig ſind, von ſelbſt ab, oder müſſen, wenn ſie ſtrengflüſſig ſind, abgehoben
werden und ſammeln ſich dann in einem beſonderen Raume in der Hütte (in der
Schlackentrift) an; iſt die Maſſe gar, ſo wird ſie durch die Vorwand, die bisher
geſchloſſen war, abgelaſſen, indem mit einem glühenden Eiſen (Stecheiſen) ein
bisher verſchloſſen geweſenes Loch (Stich) in derſelben geöffnet und der drinnen
ſtehende Tiegel am tiefſten Punkte mit einer Oeffnung verſehen wird, damit die
geſchmolzene Maſſe herausſtröme und ſich in einer Vertiefung auf der Hüttenſohle
(Stichheerd) ſammle; will man aber der Schmelzmaſſe eine beſtimmte Form
geben, dann wird ſie nicht ausgeſtochen, ſondern ausgeſchöpft. Hierauf wird der
Ofen gereinigt und ausgeblaſen (d. h. durch das Gebläſe abgekühlt).
⁴⁾ Zu den Hochöfen gehören auch noch die hohen Floßöfen in der Steier-
mark; zu den Halbhochöfen auch die Blauöfen zum Schmelzen des Eiſenſteins,
und die Schüröfen; endlich zu den Krummöfen auch die Stücköfen, welche man
früher in der Steiermark gebrauchte, und einige Friſchöfen. Beſchreibungen und
Abbildungen von Hochöfen finden ſich bei Garney Abhandlung vom Baue und
Betriebe der Hochöfen. Tab. VI. VII. VIII. Cancrin Berg- u. Salzwerkskunde.
Bd. IX. Abthl. I. §. 195. Tab. XXXII-XXXIX. v. Marcher Beiträge zur
Eiſenhüttenkunde. Bd. IV. und Andern; ſolche von Krummöfen bei Schlüter
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