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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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daß die Schmelzmasse vom Brennmateriale nicht unmittelbar berührt
wird, und in welchen man entweder mit dem Schmelzen zugleich
reduciren, oder seigern (d. h. einen strengflüssigen von einem leicht-
flüssigen Körper sondern), oder verkalken (oxydiren, der Schmelz-
masse Sauerstoff zuführen) will. Für den ersten Zweck gebraucht
man das Gebläse nicht, wohl aber für den lezten. a) Die Luft
wird durch den Aschenfall und durch den Rost eingeleitet, durch
den Rauchfang gehen aber die Dämpfe und die von der Schmelz-
masse sich entwickelnde Luft ab. Je lebhafter das Feuer sein soll,
um so mehr Luft muß zugeführt, also um so höher der Aschenheerd
und Rauchfang werden. Soll desoxydirt (reducirt) werden, dann
darf der Luftzutritt nicht stark sein; soll aber oxydirt werden, so
muß noch Luft durch ein Gebläse eingebracht werden. b) Der
Schmelzraum ist von jenem der Schachtöfen verschieden. Die
Beschickung schmilzt auf einer schiefen Fläche, und sammelt sich in
einer Vertiefung, aus welcher sie, wenn die Schlacke abgezogen
ist, ausgeschöpft oder durch einen Stich in einen Stichheerd ge-
leitet wird5). Als solche Reverberirschmelzöfen ist der englische
oder Cupuloofen, der Villacher Bleiofen, der Treibeheerd,
der Garheerd, der Darrofen, der Seigerofen mit Flammen-
feuer und der sibirische Ofen zu betrachten6).

3) Die Schmelzheerde mit oder ohne Gebläse, deren
Eigenthümlichkeit es ist, die Schmelzmasse zwischen dem Brenn-
materiale ohne Schacht zu schmelzen. Sie werden meistens nur
zum Reinigen der Erze gebraucht. Sie sind bloße Vertiefungen,
und von der Leitung des Windes hängt es ab, ob in ihnen reducirt
oder verkalkt wird, je nachdem man die Luft aus der Form blos
über die Beschickung streichen läßt oder auf sie leitet. Man rechnet
hierher den kleinen Garheerd (zum Reinigen des Kupfers),
den Seigerheerd (zum Scheiden des Bleies von Kupfer), den
Bleiseigerheerd (zum Reinigen des Bleies), den Zinnfloß-
heerd, den steyerischen Eisenbratofen und den Eisenfrisch-
heerd7).

4) Die Tiegelöfen mit oder ohne Gebläse, d. h. Schacht-
oder Reverberiröfen, in denen man die Beschickung in Tiegeln
schmelzt. Sie verhüten die Verkalkung am vollständigsten, da sie
die Luft von der Schmelzmasse ganz abhalten. Sie dienen beson-
ders zur Schmelzung sehr reichhaltiger Erze. Die Tiegel sind von
Thon, oder von Thon und Kiesel, oder von Thon und Graphit
(Ipser Tiegel). Die Schmelzung geschieht entweder in Wind-
öfen unter Kohlenfeuer, oder in Flammenöfen auf Heerden
(Bänken), oder in Schachtöfen mit Gebläsefeuer. Unter die

daß die Schmelzmaſſe vom Brennmateriale nicht unmittelbar berührt
wird, und in welchen man entweder mit dem Schmelzen zugleich
reduciren, oder ſeigern (d. h. einen ſtrengflüſſigen von einem leicht-
flüſſigen Körper ſondern), oder verkalken (oxydiren, der Schmelz-
maſſe Sauerſtoff zuführen) will. Für den erſten Zweck gebraucht
man das Gebläſe nicht, wohl aber für den lezten. a) Die Luft
wird durch den Aſchenfall und durch den Roſt eingeleitet, durch
den Rauchfang gehen aber die Dämpfe und die von der Schmelz-
maſſe ſich entwickelnde Luft ab. Je lebhafter das Feuer ſein ſoll,
um ſo mehr Luft muß zugeführt, alſo um ſo höher der Aſchenheerd
und Rauchfang werden. Soll desoxydirt (reducirt) werden, dann
darf der Luftzutritt nicht ſtark ſein; ſoll aber oxydirt werden, ſo
muß noch Luft durch ein Gebläſe eingebracht werden. b) Der
Schmelzraum iſt von jenem der Schachtöfen verſchieden. Die
Beſchickung ſchmilzt auf einer ſchiefen Fläche, und ſammelt ſich in
einer Vertiefung, aus welcher ſie, wenn die Schlacke abgezogen
iſt, ausgeſchöpft oder durch einen Stich in einen Stichheerd ge-
leitet wird5). Als ſolche Reverberirſchmelzöfen iſt der engliſche
oder Cupuloofen, der Villacher Bleiofen, der Treibeheerd,
der Garheerd, der Darrofen, der Seigerofen mit Flammen-
feuer und der ſibiriſche Ofen zu betrachten6).

3) Die Schmelzheerde mit oder ohne Gebläſe, deren
Eigenthümlichkeit es iſt, die Schmelzmaſſe zwiſchen dem Brenn-
materiale ohne Schacht zu ſchmelzen. Sie werden meiſtens nur
zum Reinigen der Erze gebraucht. Sie ſind bloße Vertiefungen,
und von der Leitung des Windes hängt es ab, ob in ihnen reducirt
oder verkalkt wird, je nachdem man die Luft aus der Form blos
über die Beſchickung ſtreichen läßt oder auf ſie leitet. Man rechnet
hierher den kleinen Garheerd (zum Reinigen des Kupfers),
den Seigerheerd (zum Scheiden des Bleies von Kupfer), den
Bleiſeigerheerd (zum Reinigen des Bleies), den Zinnfloß-
heerd, den ſteyeriſchen Eiſenbratofen und den Eiſenfriſch-
heerd7).

4) Die Tiegelöfen mit oder ohne Gebläſe, d. h. Schacht-
oder Reverberiröfen, in denen man die Beſchickung in Tiegeln
ſchmelzt. Sie verhüten die Verkalkung am vollſtändigſten, da ſie
die Luft von der Schmelzmaſſe ganz abhalten. Sie dienen beſon-
ders zur Schmelzung ſehr reichhaltiger Erze. Die Tiegel ſind von
Thon, oder von Thon und Kieſel, oder von Thon und Graphit
(Ipſer Tiegel). Die Schmelzung geſchieht entweder in Wind-
öfen unter Kohlenfeuer, oder in Flammenöfen auf Heerden
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[356/0378] daß die Schmelzmaſſe vom Brennmateriale nicht unmittelbar berührt wird, und in welchen man entweder mit dem Schmelzen zugleich reduciren, oder ſeigern (d. h. einen ſtrengflüſſigen von einem leicht- flüſſigen Körper ſondern), oder verkalken (oxydiren, der Schmelz- maſſe Sauerſtoff zuführen) will. Für den erſten Zweck gebraucht man das Gebläſe nicht, wohl aber für den lezten. a) Die Luft wird durch den Aſchenfall und durch den Roſt eingeleitet, durch den Rauchfang gehen aber die Dämpfe und die von der Schmelz- maſſe ſich entwickelnde Luft ab. Je lebhafter das Feuer ſein ſoll, um ſo mehr Luft muß zugeführt, alſo um ſo höher der Aſchenheerd und Rauchfang werden. Soll desoxydirt (reducirt) werden, dann darf der Luftzutritt nicht ſtark ſein; ſoll aber oxydirt werden, ſo muß noch Luft durch ein Gebläſe eingebracht werden. b) Der Schmelzraum iſt von jenem der Schachtöfen verſchieden. Die Beſchickung ſchmilzt auf einer ſchiefen Fläche, und ſammelt ſich in einer Vertiefung, aus welcher ſie, wenn die Schlacke abgezogen iſt, ausgeſchöpft oder durch einen Stich in einen Stichheerd ge- leitet wird5). Als ſolche Reverberirſchmelzöfen iſt der engliſche oder Cupuloofen, der Villacher Bleiofen, der Treibeheerd, der Garheerd, der Darrofen, der Seigerofen mit Flammen- feuer und der ſibiriſche Ofen zu betrachten6). 3) Die Schmelzheerde mit oder ohne Gebläſe, deren Eigenthümlichkeit es iſt, die Schmelzmaſſe zwiſchen dem Brenn- materiale ohne Schacht zu ſchmelzen. Sie werden meiſtens nur zum Reinigen der Erze gebraucht. Sie ſind bloße Vertiefungen, und von der Leitung des Windes hängt es ab, ob in ihnen reducirt oder verkalkt wird, je nachdem man die Luft aus der Form blos über die Beſchickung ſtreichen läßt oder auf ſie leitet. Man rechnet hierher den kleinen Garheerd (zum Reinigen des Kupfers), den Seigerheerd (zum Scheiden des Bleies von Kupfer), den Bleiſeigerheerd (zum Reinigen des Bleies), den Zinnfloß- heerd, den ſteyeriſchen Eiſenbratofen und den Eiſenfriſch- heerd7). 4) Die Tiegelöfen mit oder ohne Gebläſe, d. h. Schacht- oder Reverberiröfen, in denen man die Beſchickung in Tiegeln ſchmelzt. Sie verhüten die Verkalkung am vollſtändigſten, da ſie die Luft von der Schmelzmaſſe ganz abhalten. Sie dienen beſon- ders zur Schmelzung ſehr reichhaltiger Erze. Die Tiegel ſind von Thon, oder von Thon und Kieſel, oder von Thon und Graphit (Ipſer Tiegel). Die Schmelzung geſchieht entweder in Wind- öfen unter Kohlenfeuer, oder in Flammenöfen auf Heerden (Bänken), oder in Schachtöfen mit Gebläſefeuer. Unter die

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/378>, abgerufen am 22.11.2024.