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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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Natron, Kalk und Bittererde, kohlensaurer Kalk und Bittererde,
salzsaurer Kalk, Bitter-, Alaunerde und Eisen, obschon alle diese
Salze nicht zugleich darin vorkommen können, da sich manche da-
von zersetzen5). Man prüft die Soole auf ihren Gehalt vermittelst
mancher Reagentien, und behandelt sie, wenn sie gereinigt ist, auf
Salz. Ist sie nämlich schon concentrirt genug, so daß sie mit
Vortheil versotten werden kann, so kommt sie sogleich zum Ver-
sieden. Ist sie aber noch zu schwach dazu, so hat man zwei Mittel,
sie zu concentriren, nämlich man löst entweder bis zu ihrer Sät-
tigung in ihr noch Steinsalz auf oder man wendet die Gradirung
an, d. h. die Concentrirung durch freie sich selbst überlassene Ver-
dünstung und Gefrieren. Bei freiem Luftzutritte verdampft die
Soole noch mehr als das Wasser durch bloße Verdünstung unter
dem Siedpunkte. Daher geschieht dieses Verdünsten entweder in
der gewöhnlichen Luft oder in der Kälte oder in der Son-
nenwärme6). Die Luftgradirung ist die gewöhnliche und man
hat davon zwei Hauptarten, nämlich die Dorngradirung und
Pritschen- oder Dach- oder Tafelgradirung7). Bei jener
läuft die Soole über Wände von Reisig, und bei dieser über ver-
schieden große schiefe dachförmige Ebenen von Brettern. Das
Wichtigste ist dabei, der Luft eine möglichst große Oberfläche dar-
zubieten. Daher geht die Soole bei der lezteren Gradirmethode
von einer schiefen Ebene auf die andere, und bei der ersteren, die
hier beschrieben werden soll, von einer Dornenwand auf die andere.
Die Dornengradirhäuser sind stockwerks- oder pyramidenförmig auf
einander errichtete, möglichst dem Windzuge dargebotene, aus
Reisig verfertigte, etwa 14-24 Fuß hohe Wände, auf welche
stufenweise, zuerst auf die oberste, von dieser auf die zweite u. s. w.,
die Soole herabrieselt, nachdem sie durch irgend eine Wasserkunst
so hoch gehoben ist8). Unter dem Dache des Gradirhauses ist ein
Soolenbehälter (Tropfkasten) angebracht, aus dem sie durch
Hahnen in Rinnen, welche sie auf die Wände leiten, läuft, bis
sich dieselbe endlich in einem allgemeinen Sammelkasten befindet,
den man Bassin, Hälter oder Sumpf nennt9). Man wieder-
holt die Gradirung, bis die Soole concentrirt genug ist, um ver-
sotten zu werden, aber nicht bis zur völligen Concentrirung, weil
in diesem Falle zu viel durch mechanisches Fortreißen vermittelst
des Windes und durch Angefrieren an das Reisig verloren gehen
würde10). Die gradirte Soole ist siedwürdig, wenn sie 24löthig
(in 100 Thln. Soole 24 Thle. Salz haltend) oder auch schon,
wenn sie 16pfündig (d. h. im Kubikfuße Soole 16 Lb trockenes
Salz haltend) ist.


Natron, Kalk und Bittererde, kohlenſaurer Kalk und Bittererde,
ſalzſaurer Kalk, Bitter-, Alaunerde und Eiſen, obſchon alle dieſe
Salze nicht zugleich darin vorkommen können, da ſich manche da-
von zerſetzen5). Man prüft die Soole auf ihren Gehalt vermittelſt
mancher Reagentien, und behandelt ſie, wenn ſie gereinigt iſt, auf
Salz. Iſt ſie nämlich ſchon concentrirt genug, ſo daß ſie mit
Vortheil verſotten werden kann, ſo kommt ſie ſogleich zum Ver-
ſieden. Iſt ſie aber noch zu ſchwach dazu, ſo hat man zwei Mittel,
ſie zu concentriren, nämlich man löst entweder bis zu ihrer Sät-
tigung in ihr noch Steinſalz auf oder man wendet die Gradirung
an, d. h. die Concentrirung durch freie ſich ſelbſt überlaſſene Ver-
dünſtung und Gefrieren. Bei freiem Luftzutritte verdampft die
Soole noch mehr als das Waſſer durch bloße Verdünſtung unter
dem Siedpunkte. Daher geſchieht dieſes Verdünſten entweder in
der gewöhnlichen Luft oder in der Kälte oder in der Son-
nenwärme6). Die Luftgradirung iſt die gewöhnliche und man
hat davon zwei Hauptarten, nämlich die Dorngradirung und
Pritſchen- oder Dach- oder Tafelgradirung7). Bei jener
läuft die Soole über Wände von Reiſig, und bei dieſer über ver-
ſchieden große ſchiefe dachförmige Ebenen von Brettern. Das
Wichtigſte iſt dabei, der Luft eine möglichſt große Oberfläche dar-
zubieten. Daher geht die Soole bei der lezteren Gradirmethode
von einer ſchiefen Ebene auf die andere, und bei der erſteren, die
hier beſchrieben werden ſoll, von einer Dornenwand auf die andere.
Die Dornengradirhäuſer ſind ſtockwerks- oder pyramidenförmig auf
einander errichtete, möglichſt dem Windzuge dargebotene, aus
Reiſig verfertigte, etwa 14–24 Fuß hohe Wände, auf welche
ſtufenweiſe, zuerſt auf die oberſte, von dieſer auf die zweite u. ſ. w.,
die Soole herabrieſelt, nachdem ſie durch irgend eine Waſſerkunſt
ſo hoch gehoben iſt8). Unter dem Dache des Gradirhauſes iſt ein
Soolenbehälter (Tropfkaſten) angebracht, aus dem ſie durch
Hahnen in Rinnen, welche ſie auf die Wände leiten, läuft, bis
ſich dieſelbe endlich in einem allgemeinen Sammelkaſten befindet,
den man Baſſin, Hälter oder Sumpf nennt9). Man wieder-
holt die Gradirung, bis die Soole concentrirt genug iſt, um ver-
ſotten zu werden, aber nicht bis zur völligen Concentrirung, weil
in dieſem Falle zu viel durch mechaniſches Fortreißen vermittelſt
des Windes und durch Angefrieren an das Reiſig verloren gehen
würde10). Die gradirte Soole iſt ſiedwürdig, wenn ſie 24löthig
(in 100 Thln. Soole 24 Thle. Salz haltend) oder auch ſchon,
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Salz haltend) iſt.


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[364/0386] Natron, Kalk und Bittererde, kohlenſaurer Kalk und Bittererde, ſalzſaurer Kalk, Bitter-, Alaunerde und Eiſen, obſchon alle dieſe Salze nicht zugleich darin vorkommen können, da ſich manche da- von zerſetzen5). Man prüft die Soole auf ihren Gehalt vermittelſt mancher Reagentien, und behandelt ſie, wenn ſie gereinigt iſt, auf Salz. Iſt ſie nämlich ſchon concentrirt genug, ſo daß ſie mit Vortheil verſotten werden kann, ſo kommt ſie ſogleich zum Ver- ſieden. Iſt ſie aber noch zu ſchwach dazu, ſo hat man zwei Mittel, ſie zu concentriren, nämlich man löst entweder bis zu ihrer Sät- tigung in ihr noch Steinſalz auf oder man wendet die Gradirung an, d. h. die Concentrirung durch freie ſich ſelbſt überlaſſene Ver- dünſtung und Gefrieren. Bei freiem Luftzutritte verdampft die Soole noch mehr als das Waſſer durch bloße Verdünſtung unter dem Siedpunkte. Daher geſchieht dieſes Verdünſten entweder in der gewöhnlichen Luft oder in der Kälte oder in der Son- nenwärme6). Die Luftgradirung iſt die gewöhnliche und man hat davon zwei Hauptarten, nämlich die Dorngradirung und Pritſchen- oder Dach- oder Tafelgradirung7). Bei jener läuft die Soole über Wände von Reiſig, und bei dieſer über ver- ſchieden große ſchiefe dachförmige Ebenen von Brettern. Das Wichtigſte iſt dabei, der Luft eine möglichſt große Oberfläche dar- zubieten. Daher geht die Soole bei der lezteren Gradirmethode von einer ſchiefen Ebene auf die andere, und bei der erſteren, die hier beſchrieben werden ſoll, von einer Dornenwand auf die andere. Die Dornengradirhäuſer ſind ſtockwerks- oder pyramidenförmig auf einander errichtete, möglichſt dem Windzuge dargebotene, aus Reiſig verfertigte, etwa 14–24 Fuß hohe Wände, auf welche ſtufenweiſe, zuerſt auf die oberſte, von dieſer auf die zweite u. ſ. w., die Soole herabrieſelt, nachdem ſie durch irgend eine Waſſerkunſt ſo hoch gehoben iſt8). Unter dem Dache des Gradirhauſes iſt ein Soolenbehälter (Tropfkaſten) angebracht, aus dem ſie durch Hahnen in Rinnen, welche ſie auf die Wände leiten, läuft, bis ſich dieſelbe endlich in einem allgemeinen Sammelkaſten befindet, den man Baſſin, Hälter oder Sumpf nennt9). Man wieder- holt die Gradirung, bis die Soole concentrirt genug iſt, um ver- ſotten zu werden, aber nicht bis zur völligen Concentrirung, weil in dieſem Falle zu viel durch mechaniſches Fortreißen vermittelſt des Windes und durch Angefrieren an das Reiſig verloren gehen würde10). Die gradirte Soole iſt ſiedwürdig, wenn ſie 24löthig (in 100 Thln. Soole 24 Thle. Salz haltend) oder auch ſchon, wenn ſie 16pfündig (d. h. im Kubikfuße Soole 16 ℔ trockenes Salz haltend) iſt.

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/386>, abgerufen am 22.11.2024.