diese Löcher müssen ganz glatt und schartenfrei sein, aber mit ihrer Größe steht auch jene des Eisens in geradem, mit der Größe des Eisens aber die Anzahl der Löcher in umgekehrtem Verhältnisse4). Das Durchziehen geschieht nur im Kleinen mit der Hand, im Großen aber durch Maschinen, wegen des größeren Bedarfes an Kraft und wegen der größeren Geschwindigkeit. Der wesentlichste Theil der durch irgend eine bewegende Kraft getriebenen Zieh- maschine besteht in derjenigen Vorrichtung, welche den Draht faßt und hinwegzieht. Man hat dazu entweder Zangen oder Walzen (Scheiben), welche in der Maschine selbst ihr bewegendes Mo- ment finden. Eine Art von Zangen faßt den Draht sogleich am Zieheisen, zieht ihn so weit fort als sie reichen kann, läßt ihn dann los, kehrt zum Zieheisen zurück, faßt ihn von Neuem und zieht ihn wieder so weit heraus u. s. w. Diese heißt man wegen ihrer Bewegung Stoßzangen, und die ganze Gewerkseinrichtung Drahtmühle5). Eine andere Art von Zangen fassen den Draht nur einmal, ziehen ihn auch in einem Zuge durch, und kehren nur zurück, um einen andern zu holen. Man heißt sie auch wegen ihrer Bewegung Schleppzangen, und die ganze Gewerksvorrich- tung Ziehbank6). Das Ziehen durch Walzen geschieht, indem der auf die Walze gesteckte Draht, indem diese umläuft, sich auf- wickelt und angezogen wird. Die Gewerkseinrichtung nennt man Scheiben- oder Walzenzug7).
Ehe nun der Mechanismus in Thätigkeit gesetzt wird, muß schon das Metall zugerichtet sein, und dies geschieht, indem man dasselbe zu Stäben der erforderlichen Dicke formt. Diese Gestalt gibt man den Stäben entweder durch Schmieden, Gießen, dieses und jenes aufeinander, durch Walzen, oder durch Zerschneiden von Blech oder Platten, sei dies durch große Scheeren, sei es durch Schneidewalzen, welche durch besonderen Mechanismus in Bewegung gesetzt werden8). Ehe aber ein solcher Drahtstab zum Zuge kommt, wird er etwas gespitzt, um so besser in die Oeffnung der Walzen oder Zieheisen zu passen. Das Durchziehen geschieht immer ohne absichtliche Erhitzung des Metalls, und man schmiert den Draht mit Fett, Oel, Talg oder Wachs, um ihn besser rutschen zu machen. Allein das Metall wird durch das Ziehen hart und spröde, und dagegen muß man operiren, je größer die Verdünnung des Metalls ist und je mehr das Metall die Glühhitze aushalten kann, aber dieses Gegenwirken ist um so weniger nöthig, je dünner der Draht schon ist, weil die Hitze beim Ziehen selbst sein Hartwerden um so leichter verhindert. Zu diesem Zwecke hat man einen Glühofen oder Glühheerd in Bereitschaft, worin oder
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dieſe Löcher müſſen ganz glatt und ſchartenfrei ſein, aber mit ihrer Größe ſteht auch jene des Eiſens in geradem, mit der Größe des Eiſens aber die Anzahl der Löcher in umgekehrtem Verhältniſſe4). Das Durchziehen geſchieht nur im Kleinen mit der Hand, im Großen aber durch Maſchinen, wegen des größeren Bedarfes an Kraft und wegen der größeren Geſchwindigkeit. Der weſentlichſte Theil der durch irgend eine bewegende Kraft getriebenen Zieh- maſchine beſteht in derjenigen Vorrichtung, welche den Draht faßt und hinwegzieht. Man hat dazu entweder Zangen oder Walzen (Scheiben), welche in der Maſchine ſelbſt ihr bewegendes Mo- ment finden. Eine Art von Zangen faßt den Draht ſogleich am Zieheiſen, zieht ihn ſo weit fort als ſie reichen kann, läßt ihn dann los, kehrt zum Zieheiſen zurück, faßt ihn von Neuem und zieht ihn wieder ſo weit heraus u. ſ. w. Dieſe heißt man wegen ihrer Bewegung Stoßzangen, und die ganze Gewerkseinrichtung Drahtmühle5). Eine andere Art von Zangen faſſen den Draht nur einmal, ziehen ihn auch in einem Zuge durch, und kehren nur zurück, um einen andern zu holen. Man heißt ſie auch wegen ihrer Bewegung Schleppzangen, und die ganze Gewerksvorrich- tung Ziehbank6). Das Ziehen durch Walzen geſchieht, indem der auf die Walze geſteckte Draht, indem dieſe umläuft, ſich auf- wickelt und angezogen wird. Die Gewerkseinrichtung nennt man Scheiben- oder Walzenzug7).
Ehe nun der Mechanismus in Thätigkeit geſetzt wird, muß ſchon das Metall zugerichtet ſein, und dies geſchieht, indem man daſſelbe zu Stäben der erforderlichen Dicke formt. Dieſe Geſtalt gibt man den Stäben entweder durch Schmieden, Gießen, dieſes und jenes aufeinander, durch Walzen, oder durch Zerſchneiden von Blech oder Platten, ſei dies durch große Scheeren, ſei es durch Schneidewalzen, welche durch beſonderen Mechanismus in Bewegung geſetzt werden8). Ehe aber ein ſolcher Drahtſtab zum Zuge kommt, wird er etwas geſpitzt, um ſo beſſer in die Oeffnung der Walzen oder Zieheiſen zu paſſen. Das Durchziehen geſchieht immer ohne abſichtliche Erhitzung des Metalls, und man ſchmiert den Draht mit Fett, Oel, Talg oder Wachs, um ihn beſſer rutſchen zu machen. Allein das Metall wird durch das Ziehen hart und ſpröde, und dagegen muß man operiren, je größer die Verdünnung des Metalls iſt und je mehr das Metall die Glühhitze aushalten kann, aber dieſes Gegenwirken iſt um ſo weniger nöthig, je dünner der Draht ſchon iſt, weil die Hitze beim Ziehen ſelbſt ſein Hartwerden um ſo leichter verhindert. Zu dieſem Zwecke hat man einen Glühofen oder Glühheerd in Bereitſchaft, worin oder
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dieſe Löcher müſſen ganz glatt und ſchartenfrei ſein, aber mit ihrer
Größe ſteht auch jene des Eiſens in geradem, mit der Größe des
Eiſens aber die Anzahl der Löcher in umgekehrtem Verhältniſſe4).
Das Durchziehen geſchieht nur im Kleinen mit der Hand, im
Großen aber durch Maſchinen, wegen des größeren Bedarfes an
Kraft und wegen der größeren Geſchwindigkeit. Der weſentlichſte
Theil der durch irgend eine bewegende Kraft getriebenen Zieh-
maſchine beſteht in derjenigen Vorrichtung, welche den Draht faßt
und hinwegzieht. Man hat dazu entweder Zangen oder Walzen
(Scheiben), welche in der Maſchine ſelbſt ihr bewegendes Mo-
ment finden. Eine Art von Zangen faßt den Draht ſogleich am
Zieheiſen, zieht ihn ſo weit fort als ſie reichen kann, läßt ihn
dann los, kehrt zum Zieheiſen zurück, faßt ihn von Neuem und
zieht ihn wieder ſo weit heraus u. ſ. w. Dieſe heißt man wegen
ihrer Bewegung Stoßzangen, und die ganze Gewerkseinrichtung
Drahtmühle5). Eine andere Art von Zangen faſſen den Draht
nur einmal, ziehen ihn auch in einem Zuge durch, und kehren
nur zurück, um einen andern zu holen. Man heißt ſie auch wegen
ihrer Bewegung Schleppzangen, und die ganze Gewerksvorrich-
tung Ziehbank6). Das Ziehen durch Walzen geſchieht, indem
der auf die Walze geſteckte Draht, indem dieſe umläuft, ſich auf-
wickelt und angezogen wird. Die Gewerkseinrichtung nennt man
Scheiben- oder Walzenzug7).
Ehe nun der Mechanismus in Thätigkeit geſetzt wird, muß
ſchon das Metall zugerichtet ſein, und dies geſchieht, indem man
daſſelbe zu Stäben der erforderlichen Dicke formt. Dieſe Geſtalt
gibt man den Stäben entweder durch Schmieden, Gießen, dieſes
und jenes aufeinander, durch Walzen, oder durch Zerſchneiden
von Blech oder Platten, ſei dies durch große Scheeren, ſei es
durch Schneidewalzen, welche durch beſonderen Mechanismus in
Bewegung geſetzt werden8). Ehe aber ein ſolcher Drahtſtab zum
Zuge kommt, wird er etwas geſpitzt, um ſo beſſer in die Oeffnung
der Walzen oder Zieheiſen zu paſſen. Das Durchziehen geſchieht
immer ohne abſichtliche Erhitzung des Metalls, und man ſchmiert
den Draht mit Fett, Oel, Talg oder Wachs, um ihn beſſer
rutſchen zu machen. Allein das Metall wird durch das Ziehen
hart und ſpröde, und dagegen muß man operiren, je größer die
Verdünnung des Metalls iſt und je mehr das Metall die Glühhitze
aushalten kann, aber dieſes Gegenwirken iſt um ſo weniger nöthig,
je dünner der Draht ſchon iſt, weil die Hitze beim Ziehen ſelbſt
ſein Hartwerden um ſo leichter verhindert. Zu dieſem Zwecke hat
man einen Glühofen oder Glühheerd in Bereitſchaft, worin oder
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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/393>, abgerufen am 22.11.2024.
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