II. 886. 888., wo auch S. 889 verschiedene Recepte für künstliche Edelsteine aller Art angegeben sind; ebenso Poppe Handbuch. III. S. 618. Hermbstädt. II. §. 808.
3) Der Werkofen bedarf einer besondern Beschreibung. Er ist einem Back- ofen nicht unähnlich. Unten an ihm befindet sich das Aschenloch; oberhalb dieses das Schürloch; über diesem die Oeffnung zum Einsetzen der Glashäfen, die, wenn diese darin sind, geschlossen wird; die Glashäfen stehen darin auf einem her- vorspringenden Mauerwerk (Bank genannt) im Schmelzraume entweder im Kreise oder an den vier Seiten, je nach der Gestalt des Ofens; vor jedem Hafen ist ein Arbeitsloch (Fenster), das zu den Arbeiten des Glasblasers dient und durch gebrannte Thonröhren (Hufeisen) verengert werden kann; unter dem Schmelzraume ist der Feuerheerd und unter diesem der Aschenheerd angebracht.
4) Die übrigen Verarbeitungen des Glases zu Spiegeln, Mosaik, Pokalen u. dgl. sind Gegenstand anderer Gewerkszweige, finden sich aber auch in obigen technologischen Schriften beschrieben.
§. 293. 3) Die Bleistiftverfertigung.
Die Bleistifte sind kleine Stäbchen von Graphit, dieser aber ist eines der brenzlichen Mineralien (Brenze). Man hat natürliche und künstliche Graphitstifte. Jene sind aus dem bis jetzt nur in England gefundenen reinen dichten Graphit auch nur in England gefertigt und daher zu beziehen. Dort versägt man die großen Graphitstücke in Platten, glättet diese auf wagerechten Scheiben aus und zersägt sie in Stifte von beliebiger Dicke, die man dann entweder unmittelbar in die bekannten silbernen oder überhaupt metallenen Hülsen bringt, oder auch in Holz faßt und verkauft. Den Mangel an hinreichend wohlfeilen Bleistiften dieser ersten Klasse sucht man durch künstliche zu ersetzen, indem man den, hauptsächlich in Böhmen und Baiern gefundenen, blättrigen, erdigen und staubartigen Graphit nimmt, mit andern bindenden Materien mischt, und entweder in große Massen formt, aus denen man die einzelnen Stifte schneidet, oder aber noch im weichen Zustande die Stifte bereitet1). Die früheren Bindemittel, als Gummi, Leim, Tragalith, Hausenblase, Schwefel, Kolophonium, Schellack und roher Spießglanz sind jetzt als mehr oder weniger unbrauchbar von dem Thone verdrängt worden, denn dieser macht die Masse leicht formbar und bis zu jedem beliebigen Grade härtbar, wenn er fett, zähe und frei von Kalk und Eisenoxyd ist. Thon und Graphit wird im Stößer oder auf kleinen Handmühlen pul- verisirt, dann gesiebt, und hierauf (besonders Ersterer) verwaschen oder geschlämmt, bis alles Fremdartige, Grobe davon hinweg ist. Darauf werden dieselben sehr sorgfältig nach den einmal durch Erfahrung bewährten Verhältnissen gemischt, welche sich zwischen 4-8 Thln. Thon auf 5 Thle. Graphit herumbewegen, wenn die
II. 886. 888., wo auch S. 889 verſchiedene Recepte für künſtliche Edelſteine aller Art angegeben ſind; ebenſo Poppe Handbuch. III. S. 618. Hermbſtädt. II. §. 808.
3) Der Werkofen bedarf einer beſondern Beſchreibung. Er iſt einem Back- ofen nicht unähnlich. Unten an ihm befindet ſich das Aſchenloch; oberhalb dieſes das Schürloch; über dieſem die Oeffnung zum Einſetzen der Glashäfen, die, wenn dieſe darin ſind, geſchloſſen wird; die Glashäfen ſtehen darin auf einem her- vorſpringenden Mauerwerk (Bank genannt) im Schmelzraume entweder im Kreiſe oder an den vier Seiten, je nach der Geſtalt des Ofens; vor jedem Hafen iſt ein Arbeitsloch (Fenſter), das zu den Arbeiten des Glasblaſers dient und durch gebrannte Thonröhren (Hufeiſen) verengert werden kann; unter dem Schmelzraume iſt der Feuerheerd und unter dieſem der Aſchenheerd angebracht.
4) Die übrigen Verarbeitungen des Glaſes zu Spiegeln, Moſaik, Pokalen u. dgl. ſind Gegenſtand anderer Gewerkszweige, finden ſich aber auch in obigen technologiſchen Schriften beſchrieben.
§. 293. 3) Die Bleiſtiftverfertigung.
Die Bleiſtifte ſind kleine Stäbchen von Graphit, dieſer aber iſt eines der brenzlichen Mineralien (Brenze). Man hat natürliche und künſtliche Graphitſtifte. Jene ſind aus dem bis jetzt nur in England gefundenen reinen dichten Graphit auch nur in England gefertigt und daher zu beziehen. Dort verſägt man die großen Graphitſtücke in Platten, glättet dieſe auf wagerechten Scheiben aus und zerſägt ſie in Stifte von beliebiger Dicke, die man dann entweder unmittelbar in die bekannten ſilbernen oder überhaupt metallenen Hülſen bringt, oder auch in Holz faßt und verkauft. Den Mangel an hinreichend wohlfeilen Bleiſtiften dieſer erſten Klaſſe ſucht man durch künſtliche zu erſetzen, indem man den, hauptſächlich in Böhmen und Baiern gefundenen, blättrigen, erdigen und ſtaubartigen Graphit nimmt, mit andern bindenden Materien miſcht, und entweder in große Maſſen formt, aus denen man die einzelnen Stifte ſchneidet, oder aber noch im weichen Zuſtande die Stifte bereitet1). Die früheren Bindemittel, als Gummi, Leim, Tragalith, Hauſenblaſe, Schwefel, Kolophonium, Schellack und roher Spießglanz ſind jetzt als mehr oder weniger unbrauchbar von dem Thone verdrängt worden, denn dieſer macht die Maſſe leicht formbar und bis zu jedem beliebigen Grade härtbar, wenn er fett, zähe und frei von Kalk und Eiſenoxyd iſt. Thon und Graphit wird im Stößer oder auf kleinen Handmühlen pul- veriſirt, dann geſiebt, und hierauf (beſonders Erſterer) verwaſchen oder geſchlämmt, bis alles Fremdartige, Grobe davon hinweg iſt. Darauf werden dieſelben ſehr ſorgfältig nach den einmal durch Erfahrung bewährten Verhältniſſen gemiſcht, welche ſich zwiſchen 4–8 Thln. Thon auf 5 Thle. Graphit herumbewegen, wenn die
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²⁾ II. 886. 888., wo auch S. 889 verſchiedene Recepte für künſtliche Edelſteine aller
Art angegeben ſind; ebenſo Poppe Handbuch. III. S. 618. Hermbſtädt. II.
§. 808.
³⁾ Der Werkofen bedarf einer beſondern Beſchreibung. Er iſt einem Back-
ofen nicht unähnlich. Unten an ihm befindet ſich das Aſchenloch; oberhalb dieſes
das Schürloch; über dieſem die Oeffnung zum Einſetzen der Glashäfen, die,
wenn dieſe darin ſind, geſchloſſen wird; die Glashäfen ſtehen darin auf einem her-
vorſpringenden Mauerwerk (Bank genannt) im Schmelzraume entweder im
Kreiſe oder an den vier Seiten, je nach der Geſtalt des Ofens; vor jedem Hafen
iſt ein Arbeitsloch (Fenſter), das zu den Arbeiten des Glasblaſers dient und
durch gebrannte Thonröhren (Hufeiſen) verengert werden kann; unter dem
Schmelzraume iſt der Feuerheerd und unter dieſem der Aſchenheerd angebracht.
⁴⁾ Die übrigen Verarbeitungen des Glaſes zu Spiegeln, Moſaik, Pokalen
u. dgl. ſind Gegenſtand anderer Gewerkszweige, finden ſich aber auch in obigen
technologiſchen Schriften beſchrieben.
§. 293.
3) Die Bleiſtiftverfertigung.
Die Bleiſtifte ſind kleine Stäbchen von Graphit, dieſer
aber iſt eines der brenzlichen Mineralien (Brenze). Man hat
natürliche und künſtliche Graphitſtifte. Jene ſind aus dem bis
jetzt nur in England gefundenen reinen dichten Graphit auch nur
in England gefertigt und daher zu beziehen. Dort verſägt man
die großen Graphitſtücke in Platten, glättet dieſe auf wagerechten
Scheiben aus und zerſägt ſie in Stifte von beliebiger Dicke, die
man dann entweder unmittelbar in die bekannten ſilbernen oder
überhaupt metallenen Hülſen bringt, oder auch in Holz faßt und
verkauft. Den Mangel an hinreichend wohlfeilen Bleiſtiften dieſer
erſten Klaſſe ſucht man durch künſtliche zu erſetzen, indem man
den, hauptſächlich in Böhmen und Baiern gefundenen, blättrigen,
erdigen und ſtaubartigen Graphit nimmt, mit andern bindenden
Materien miſcht, und entweder in große Maſſen formt, aus denen
man die einzelnen Stifte ſchneidet, oder aber noch im weichen
Zuſtande die Stifte bereitet1). Die früheren Bindemittel, als
Gummi, Leim, Tragalith, Hauſenblaſe, Schwefel, Kolophonium,
Schellack und roher Spießglanz ſind jetzt als mehr oder weniger
unbrauchbar von dem Thone verdrängt worden, denn dieſer macht
die Maſſe leicht formbar und bis zu jedem beliebigen Grade härtbar,
wenn er fett, zähe und frei von Kalk und Eiſenoxyd iſt. Thon
und Graphit wird im Stößer oder auf kleinen Handmühlen pul-
veriſirt, dann geſiebt, und hierauf (beſonders Erſterer) verwaſchen
oder geſchlämmt, bis alles Fremdartige, Grobe davon hinweg iſt.
Darauf werden dieſelben ſehr ſorgfältig nach den einmal durch
Erfahrung bewährten Verhältniſſen gemiſcht, welche ſich zwiſchen
4–8 Thln. Thon auf 5 Thle. Graphit herumbewegen, wenn die
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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/404>, abgerufen am 22.11.2024.
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