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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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immaterielle aber entweder durch den Verkehr und eigene Thätig-
keit, z. B. Kundschaften, oder durch gesetzliche Bestimmungen und
Gewohnheiten, z. B. Privilegien, dingliche Rechte u. dgl.6) Das
Capital bildete sich erst, als der Mensch anfing, über seinen täg-
lichen Güterbedarf hinaus Vermögenstheile aufzubewahren, und
nehm natürlich immer mehr zu, je mehr die Bevölkerung und die
Bedürfnisse mit der Verfeinerung zuerst über das von der Natur
zur Erhaltung der Menschen Gebotene und später über das mit
Hilfe der immer sinniger werdenden Arbeit von der Natur in
größerer Menge Abgewonnene hinauswuchs. In demselben Ver-
hältnisse als nun die fortwährend erfinderischere Arbeitsamkeit in
Verband mit dem bereits geschaffenen Capitale, in ihrer Anwen-
dung auf die Natur, den Anforderungen der Volksmenge und stei-
genden Cultur nicht mehr genügte, folgten Erzeugungen, Erfin-
dungen und Verbesserungen von Capital auf einander, so daß
endlich ein Zustand entsteht, in welchem das Capital für die Ge-
sellschaft nicht blos eine eben so nothwendige Güterquelle wie die
Natur, sondern sogar ein noch unentbehrlicheres als die Arbeit
allein ist und ein Volk ohne die Combination dieser drei Güter-
quellen gar nicht existiren könnte7). Denn das Capital macht es
möglich, Dinge zu vollbringen und Güter zu erzeugen, welche ohne
dasselbe nicht ausgeführt und nicht producirt werden könnten; es
erspart in allen Gewerben auf die manchfachste Weise menschliche
Arbeit; es befähigt die Gewerbe, die Arbeit besser und schneller
auszuführen und wohlfeilere Producte bei gleicher, ja weit größerer
Güte, als durch bloße Menschenkräfte, zu liefern; endlich -- es
ist das einzige Mittel, um die in einem auch nur etwas vorge-
schrittenen Volke nöthige Arbeit für alle Bedürfnisse und Bequem-
lichkeiten des Lebens in Bewegung zu setzen. So wahr dies Alles
ist, so ist es doch in der besonderen Anwendung auf eine bestimmte
Art des Capitals, nämlich auf die Maschinen, sehr bestritten8).

1) Rau (polit. Oeconom. I. §. 130. a.) sagt, Ricardo (Principes d'Econo-
mie politique, trad. p. Constancio I. 32.
oder Principles ef polit Economy.
p. 20 sqq.)
setze das Unterscheidungsmerkmal zwischen dem stehenden und umlaufen-
den Capitale in die ungleiche Dauer, und bekämpft diese Meinung. Allein ganz
umsonst, denn Ricardo zeigt die Unrichtigkeit jener Meinung sogleich nach ihrer
Darstellung in der That noch besser als sein deutscher Gegner. -- Hermann (Unter-
suchungen. Abh. III. §. 12.) thut dem A. Smith Unrecht, da er von ihm sagt,
er rechne das Geld nur zum umlaufenden Capitals. Denn dieser (Inquiry II. 22.)
zählt es zum stehenden, weil es wie dieses Unterhaltungskosten für die Nation er-
heischt, die ihrem Gebrauchsvorrathe entzogen werden, und (II. 11.) als allgemeines
Umlaufsmittel und Theilungsmaaß zum umlaufenden. Es kann als Privatcapital
Leih- und Werbcapital sein, und erscheint daher, weil es, in der Privatwirthschaft
unproductiv angehäuft, ein todtes Capital ist, in jener nur als umlaufendes
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immaterielle aber entweder durch den Verkehr und eigene Thätig-
keit, z. B. Kundſchaften, oder durch geſetzliche Beſtimmungen und
Gewohnheiten, z. B. Privilegien, dingliche Rechte u. dgl.6) Das
Capital bildete ſich erſt, als der Menſch anfing, über ſeinen täg-
lichen Güterbedarf hinaus Vermögenstheile aufzubewahren, und
nehm natürlich immer mehr zu, je mehr die Bevölkerung und die
Bedürfniſſe mit der Verfeinerung zuerſt über das von der Natur
zur Erhaltung der Menſchen Gebotene und ſpäter über das mit
Hilfe der immer ſinniger werdenden Arbeit von der Natur in
größerer Menge Abgewonnene hinauswuchs. In demſelben Ver-
hältniſſe als nun die fortwährend erfinderiſchere Arbeitſamkeit in
Verband mit dem bereits geſchaffenen Capitale, in ihrer Anwen-
dung auf die Natur, den Anforderungen der Volksmenge und ſtei-
genden Cultur nicht mehr genügte, folgten Erzeugungen, Erfin-
dungen und Verbeſſerungen von Capital auf einander, ſo daß
endlich ein Zuſtand entſteht, in welchem das Capital für die Ge-
ſellſchaft nicht blos eine eben ſo nothwendige Güterquelle wie die
Natur, ſondern ſogar ein noch unentbehrlicheres als die Arbeit
allein iſt und ein Volk ohne die Combination dieſer drei Güter-
quellen gar nicht exiſtiren könnte7). Denn das Capital macht es
möglich, Dinge zu vollbringen und Güter zu erzeugen, welche ohne
daſſelbe nicht ausgeführt und nicht producirt werden könnten; es
erſpart in allen Gewerben auf die manchfachſte Weiſe menſchliche
Arbeit; es befähigt die Gewerbe, die Arbeit beſſer und ſchneller
auszuführen und wohlfeilere Producte bei gleicher, ja weit größerer
Güte, als durch bloße Menſchenkräfte, zu liefern; endlich — es
iſt das einzige Mittel, um die in einem auch nur etwas vorge-
ſchrittenen Volke nöthige Arbeit für alle Bedürfniſſe und Bequem-
lichkeiten des Lebens in Bewegung zu ſetzen. So wahr dies Alles
iſt, ſo iſt es doch in der beſonderen Anwendung auf eine beſtimmte
Art des Capitals, nämlich auf die Maſchinen, ſehr beſtritten8).

1) Rau (polit. Oeconom. I. §. 130. a.) ſagt, Ricardo (Principes d'Econo-
mie politique, trad. p. Constancio I. 32.
oder Principles ef polit Economy.
p. 20 sqq.)
ſetze das Unterſcheidungsmerkmal zwiſchen dem ſtehenden und umlaufen-
den Capitale in die ungleiche Dauer, und bekämpft dieſe Meinung. Allein ganz
umſonſt, denn Ricardo zeigt die Unrichtigkeit jener Meinung ſogleich nach ihrer
Darſtellung in der That noch beſſer als ſein deutſcher Gegner. — Hermann (Unter-
ſuchungen. Abh. III. §. 12.) thut dem A. Smith Unrecht, da er von ihm ſagt,
er rechne das Geld nur zum umlaufenden Capitals. Denn dieſer (Inquiry II. 22.)
zählt es zum ſtehenden, weil es wie dieſes Unterhaltungskoſten für die Nation er-
heiſcht, die ihrem Gebrauchsvorrathe entzogen werden, und (II. 11.) als allgemeines
Umlaufsmittel und Theilungsmaaß zum umlaufenden. Es kann als Privatcapital
Leih- und Werbcapital ſein, und erſcheint daher, weil es, in der Privatwirthſchaft
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[563/0585] immaterielle aber entweder durch den Verkehr und eigene Thätig- keit, z. B. Kundſchaften, oder durch geſetzliche Beſtimmungen und Gewohnheiten, z. B. Privilegien, dingliche Rechte u. dgl.6) Das Capital bildete ſich erſt, als der Menſch anfing, über ſeinen täg- lichen Güterbedarf hinaus Vermögenstheile aufzubewahren, und nehm natürlich immer mehr zu, je mehr die Bevölkerung und die Bedürfniſſe mit der Verfeinerung zuerſt über das von der Natur zur Erhaltung der Menſchen Gebotene und ſpäter über das mit Hilfe der immer ſinniger werdenden Arbeit von der Natur in größerer Menge Abgewonnene hinauswuchs. In demſelben Ver- hältniſſe als nun die fortwährend erfinderiſchere Arbeitſamkeit in Verband mit dem bereits geſchaffenen Capitale, in ihrer Anwen- dung auf die Natur, den Anforderungen der Volksmenge und ſtei- genden Cultur nicht mehr genügte, folgten Erzeugungen, Erfin- dungen und Verbeſſerungen von Capital auf einander, ſo daß endlich ein Zuſtand entſteht, in welchem das Capital für die Ge- ſellſchaft nicht blos eine eben ſo nothwendige Güterquelle wie die Natur, ſondern ſogar ein noch unentbehrlicheres als die Arbeit allein iſt und ein Volk ohne die Combination dieſer drei Güter- quellen gar nicht exiſtiren könnte7). Denn das Capital macht es möglich, Dinge zu vollbringen und Güter zu erzeugen, welche ohne daſſelbe nicht ausgeführt und nicht producirt werden könnten; es erſpart in allen Gewerben auf die manchfachſte Weiſe menſchliche Arbeit; es befähigt die Gewerbe, die Arbeit beſſer und ſchneller auszuführen und wohlfeilere Producte bei gleicher, ja weit größerer Güte, als durch bloße Menſchenkräfte, zu liefern; endlich — es iſt das einzige Mittel, um die in einem auch nur etwas vorge- ſchrittenen Volke nöthige Arbeit für alle Bedürfniſſe und Bequem- lichkeiten des Lebens in Bewegung zu ſetzen. So wahr dies Alles iſt, ſo iſt es doch in der beſonderen Anwendung auf eine beſtimmte Art des Capitals, nämlich auf die Maſchinen, ſehr beſtritten8). ¹⁾ Rau (polit. Oeconom. I. §. 130. a.) ſagt, Ricardo (Principes d'Econo- mie politique, trad. p. Constancio I. 32. oder Principles ef polit Economy. p. 20 sqq.) ſetze das Unterſcheidungsmerkmal zwiſchen dem ſtehenden und umlaufen- den Capitale in die ungleiche Dauer, und bekämpft dieſe Meinung. Allein ganz umſonſt, denn Ricardo zeigt die Unrichtigkeit jener Meinung ſogleich nach ihrer Darſtellung in der That noch beſſer als ſein deutſcher Gegner. — Hermann (Unter- ſuchungen. Abh. III. §. 12.) thut dem A. Smith Unrecht, da er von ihm ſagt, er rechne das Geld nur zum umlaufenden Capitals. Denn dieſer (Inquiry II. 22.) zählt es zum ſtehenden, weil es wie dieſes Unterhaltungskoſten für die Nation er- heiſcht, die ihrem Gebrauchsvorrathe entzogen werden, und (II. 11.) als allgemeines Umlaufsmittel und Theilungsmaaß zum umlaufenden. Es kann als Privatcapital Leih- und Werbcapital ſein, und erſcheint daher, weil es, in der Privatwirthſchaft unproductiv angehäuft, ein todtes Capital iſt, in jener nur als umlaufendes 36 *

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/585>, abgerufen am 22.11.2024.