Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.§. 415. Fortsetzung. 2) Kredit. a) Im Allgemeinen. Was man unter Kredit1) versteht, ist im §. 343. schon ge- 1) Zur Literatur: Rau polit. Oeconom. I. §. 278. Nebenius, der öffentl. Credit. I. 1-17. storch Cours, Uebers. von Rau. II. 153. say Cours. II. 284. Uebers. von v. Th. I. 213. Lotz Handb. I. §. 70. S. 420. Murhard, Theorie des Handels. S. 347. simonde de sismondi, Rich. Commer. I. 177. Mac-Culloch Principles. p. 114. Uebers. von v. Weber S. 89. Desselben Dictionnary of Commerce-Art. Credit. Deutsche Bearbeitung. I. 429. Genovesi Lezioni. II. 354. Beccaria Elementi. II. 158. 2) Pinto, Traite de la circulation et du Credit. Amsterd. 1771. Uebersetzt in (v. Struensee's) Sammlung von Aufsätzen. Liegnitz 1776. S. 145 folg. hat die Wirkung des Kredits so überschätzt, daß er sogar die umlaufenden verzinslichen Obligationen für eine Vermehrung des Volksvermögens ansieht. Es gehört auch hierher: Hope, Lettres on Credit. p. 5. Zachariä, Ueber das Staatsschulden- wesen. S. 31. 42. 52. Ein Aufsatz in den Times v. 19. Dec. 1829 und v. 7. und 30. Januar 1830. Die Schrift: Influence of the public Debt on the Prosperity of the Country. London 1834. = Times v. 26. Febr. 1834. S. da- gegen Meine Versuche über Staatskredit. S. 487. Auf der andern Seite ist die Wirkung des Kredits auch nicht immer genug gewürdigt worden. Selbst Rau scheint in seiner Betrachtung nicht tief genug zu dringen. Denn das Capital ist auch ohne Arbeit nicht nutzbringend; der Kredit ist dies ohne sie auch nicht, er ist eine Art von National- und Privatcapital, ein äußeres immaterielles Gut, welches das sachliche Capital in einzelnen Gewerben zu ersetzen vermag, so daß es ander- wärts productiv verwendet werden kann. Dies wird am klarsten durch die Betrach- tung der Kreditanstalten. 3) Das Papiergeld ist ebenfalls als ein auf Kredit berechnendes Umlaufsmittel anzusehen, wenn es ganz frei ist. Allein es ist aus dem Bisherigen gewiß klar, daß noch allerlei andere Umstände auf seinen Bestand Einfluß haben, weßhalb es als angemessen erscheint, dasselbe unter der Erörterung über das Geld einer Be- trachtung zu unterwerfen. §. 416. Fortsetzung. b) Krediteinrichtungen insbesondere. Die verschiedenen Einrichtungen, welche dem Kredite ihre Ent- §. 415. Fortſetzung. 2) Kredit. a) Im Allgemeinen. Was man unter Kredit1) verſteht, iſt im §. 343. ſchon ge- 1) Zur Literatur: Rau polit. Oeconom. I. §. 278. Nebenius, der öffentl. Credit. I. 1–17. storch Cours, Ueberſ. von Rau. II. 153. say Cours. II. 284. Ueberſ. von v. Th. I. 213. Lotz Handb. I. §. 70. S. 420. Murhard, Theorie des Handels. S. 347. simonde de sismondi, Rich. Commer. I. 177. Mac-Culloch Principles. p. 114. Ueberſ. von v. Weber S. 89. Deſſelben Dictionnary of Commerce-Art. Credit. Deutſche Bearbeitung. I. 429. Genovesi Lezioni. II. 354. Beccaria Elementi. II. 158. 2) Pinto, Traité de la circulation et du Credit. Amsterd. 1771. Ueberſetzt in (v. Struenſee's) Sammlung von Aufſätzen. Liegnitz 1776. S. 145 folg. hat die Wirkung des Kredits ſo überſchätzt, daß er ſogar die umlaufenden verzinslichen Obligationen für eine Vermehrung des Volksvermögens anſieht. Es gehört auch hierher: Hope, Lettres on Credit. p. 5. Zachariä, Ueber das Staatsſchulden- weſen. S. 31. 42. 52. Ein Aufſatz in den Times v. 19. Dec. 1829 und v. 7. und 30. Januar 1830. Die Schrift: Influence of the public Debt on the Prosperity of the Country. London 1834. = Times v. 26. Febr. 1834. S. da- gegen Meine Verſuche über Staatskredit. S. 487. Auf der andern Seite iſt die Wirkung des Kredits auch nicht immer genug gewürdigt worden. Selbſt Rau ſcheint in ſeiner Betrachtung nicht tief genug zu dringen. Denn das Capital iſt auch ohne Arbeit nicht nutzbringend; der Kredit iſt dies ohne ſie auch nicht, er iſt eine Art von National- und Privatcapital, ein äußeres immaterielles Gut, welches das ſachliche Capital in einzelnen Gewerben zu erſetzen vermag, ſo daß es ander- wärts productiv verwendet werden kann. Dies wird am klarſten durch die Betrach- tung der Kreditanſtalten. 3) Das Papiergeld iſt ebenfalls als ein auf Kredit berechnendes Umlaufsmittel anzuſehen, wenn es ganz frei iſt. Allein es iſt aus dem Bisherigen gewiß klar, daß noch allerlei andere Umſtände auf ſeinen Beſtand Einfluß haben, weßhalb es als angemeſſen erſcheint, daſſelbe unter der Erörterung über das Geld einer Be- trachtung zu unterwerfen. §. 416. Fortſetzung. b) Krediteinrichtungen insbeſondere. Die verſchiedenen Einrichtungen, welche dem Kredite ihre Ent- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <div n="8"> <pb facs="#f0604" n="582"/> <div n="9"> <head> <hi rendition="#c">§. 415.<lb/> Fortſetzung. 2) <hi rendition="#g">Kredit</hi>. <hi rendition="#aq">a)</hi> <hi rendition="#g">Im Allgemeinen</hi>.</hi> </head><lb/> <p>Was man unter <hi rendition="#g">Kredit</hi><hi rendition="#sup">1</hi>) verſteht, iſt im §. 343. ſchon ge-<lb/> ſagt. Hat er ſeine Grundlage in der Perſönlichkeit des Menſchen,<lb/> ſo heißt er <hi rendition="#g">Perſonal</hi>-, hat er ſie aber im Vermögen deſſelben,<lb/> dann wird er <hi rendition="#g">Realkredit</hi> genannt. Der Kredit vermehrt das<lb/> Volksvermögen nicht durch unmittelbare Production, aber er iſt<lb/> ein Beförderungsmittel des Güterumlaufs und bewirkt die produc-<lb/> tive Verwendung vieler Capitalien, dieſes, indem er die Capitalien<lb/> denjenigen zugänglich macht, welche ſie in ihren Gewerben anwen-<lb/> den wollen, und jenes, indem er nicht blos eine Menge von Geld<lb/> entbehrlich macht und ſeine Stelle als Umlaufsmittel weit leichter<lb/> vertritt, ſondern auch verſchiedene Einrichtungen in's Leben ruft,<lb/> welche den Güterumlauf erleichtern<hi rendition="#sup">2</hi>). Lediglich dem Kredite ver-<lb/> danken die <hi rendition="#g">Banken</hi>, <hi rendition="#g">Anweiſungen</hi> und <hi rendition="#g">Wechſel</hi>, die <hi rendition="#g">Abrech</hi>-<lb/><hi rendition="#g">nungen</hi> und <hi rendition="#g">Ueberweiſungen</hi> im Verkehre ihre Exiſtenz<hi rendition="#sup">3</hi>).</p><lb/> <note place="end" n="1)">Zur Literatur: <hi rendition="#g">Rau</hi> polit. Oeconom. I. §. 278. <hi rendition="#g">Nebenius</hi>, der öffentl.<lb/> Credit. I. 1–17. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">storch</hi> Cours,</hi> Ueberſ. von <hi rendition="#g">Rau</hi>. II. 153. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">say</hi> Cours. II. 284.</hi><lb/> Ueberſ. von v. Th. I. 213. <hi rendition="#g">Lotz</hi> Handb. I. §. 70. S. 420. <hi rendition="#g">Murhard</hi>, Theorie<lb/> des Handels. S. 347. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">simonde de sismondi,</hi> Rich. Commer. I. 177. <hi rendition="#i">Mac-Culloch</hi><lb/> Principles. p. 114.</hi> Ueberſ. von v. <hi rendition="#g">Weber</hi> S. 89. <hi rendition="#g">Deſſelben</hi> <hi rendition="#aq">Dictionnary of<lb/> Commerce-Art. <hi rendition="#i">Credit.</hi></hi> Deutſche Bearbeitung. I. 429. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Genovesi</hi> Lezioni. II. 354.<lb/><hi rendition="#i">Beccaria</hi> Elementi. II. 158.</hi></note><lb/> <note place="end" n="2)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pinto,</hi> Traité de la circulation et du Credit. Amsterd. 1771.</hi> Ueberſetzt<lb/> in (v. <hi rendition="#g">Struenſee</hi>'s) Sammlung von Aufſätzen. Liegnitz 1776. S. 145 folg. hat<lb/> die Wirkung des Kredits ſo überſchätzt, daß er ſogar die umlaufenden verzinslichen<lb/> Obligationen für eine Vermehrung des Volksvermögens anſieht. Es gehört auch<lb/> hierher: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Hope,</hi> Lettres on Credit. p. 5.</hi> <hi rendition="#g">Zachariä</hi>, Ueber das Staatsſchulden-<lb/> weſen. S. 31. 42. 52. Ein Aufſatz in den <hi rendition="#aq">Times</hi> v. 19. Dec. 1829 und v. 7.<lb/> und 30. Januar 1830. Die Schrift: <hi rendition="#aq">Influence of the public Debt on the<lb/> Prosperity of the Country. London 1834. = Times</hi> v. 26. Febr. 1834. S. da-<lb/> gegen <hi rendition="#g">Meine</hi> Verſuche über Staatskredit. S. 487. Auf der andern Seite iſt die<lb/> Wirkung des Kredits auch nicht immer genug gewürdigt worden. Selbſt <hi rendition="#g">Rau</hi><lb/> ſcheint in ſeiner Betrachtung nicht tief genug zu dringen. Denn das Capital iſt<lb/> auch ohne Arbeit nicht nutzbringend; der Kredit iſt dies ohne ſie auch nicht, er iſt<lb/> eine Art von National- und Privatcapital, ein äußeres immaterielles Gut, welches<lb/> das ſachliche Capital in einzelnen Gewerben zu erſetzen vermag, ſo daß es ander-<lb/> wärts productiv verwendet werden kann. Dies wird am klarſten durch die Betrach-<lb/> tung der Kreditanſtalten.</note><lb/> <note place="end" n="3)">Das Papiergeld iſt ebenfalls als ein auf Kredit berechnendes Umlaufsmittel<lb/> anzuſehen, wenn es ganz frei iſt. Allein es iſt aus dem Bisherigen gewiß klar,<lb/> daß noch allerlei andere Umſtände auf ſeinen Beſtand Einfluß haben, weßhalb es<lb/> als angemeſſen erſcheint, daſſelbe unter der Erörterung über das Geld einer Be-<lb/> trachtung zu unterwerfen.</note> </div><lb/> <div n="9"> <head> <hi rendition="#c">§. 416.<lb/> Fortſetzung. <hi rendition="#aq">b)</hi> <hi rendition="#g">Krediteinrichtungen insbeſondere</hi>.</hi> </head><lb/> <p>Die verſchiedenen Einrichtungen, welche dem Kredite ihre Ent-<lb/> ſtehung verdanken und als Umlaufsmittel zu betrachten ſind, wur-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [582/0604]
§. 415.
Fortſetzung. 2) Kredit. a) Im Allgemeinen.
Was man unter Kredit1) verſteht, iſt im §. 343. ſchon ge-
ſagt. Hat er ſeine Grundlage in der Perſönlichkeit des Menſchen,
ſo heißt er Perſonal-, hat er ſie aber im Vermögen deſſelben,
dann wird er Realkredit genannt. Der Kredit vermehrt das
Volksvermögen nicht durch unmittelbare Production, aber er iſt
ein Beförderungsmittel des Güterumlaufs und bewirkt die produc-
tive Verwendung vieler Capitalien, dieſes, indem er die Capitalien
denjenigen zugänglich macht, welche ſie in ihren Gewerben anwen-
den wollen, und jenes, indem er nicht blos eine Menge von Geld
entbehrlich macht und ſeine Stelle als Umlaufsmittel weit leichter
vertritt, ſondern auch verſchiedene Einrichtungen in's Leben ruft,
welche den Güterumlauf erleichtern2). Lediglich dem Kredite ver-
danken die Banken, Anweiſungen und Wechſel, die Abrech-
nungen und Ueberweiſungen im Verkehre ihre Exiſtenz3).
¹⁾ Zur Literatur: Rau polit. Oeconom. I. §. 278. Nebenius, der öffentl.
Credit. I. 1–17. storch Cours, Ueberſ. von Rau. II. 153. say Cours. II. 284.
Ueberſ. von v. Th. I. 213. Lotz Handb. I. §. 70. S. 420. Murhard, Theorie
des Handels. S. 347. simonde de sismondi, Rich. Commer. I. 177. Mac-Culloch
Principles. p. 114. Ueberſ. von v. Weber S. 89. Deſſelben Dictionnary of
Commerce-Art. Credit. Deutſche Bearbeitung. I. 429. Genovesi Lezioni. II. 354.
Beccaria Elementi. II. 158.
²⁾ Pinto, Traité de la circulation et du Credit. Amsterd. 1771. Ueberſetzt
in (v. Struenſee's) Sammlung von Aufſätzen. Liegnitz 1776. S. 145 folg. hat
die Wirkung des Kredits ſo überſchätzt, daß er ſogar die umlaufenden verzinslichen
Obligationen für eine Vermehrung des Volksvermögens anſieht. Es gehört auch
hierher: Hope, Lettres on Credit. p. 5. Zachariä, Ueber das Staatsſchulden-
weſen. S. 31. 42. 52. Ein Aufſatz in den Times v. 19. Dec. 1829 und v. 7.
und 30. Januar 1830. Die Schrift: Influence of the public Debt on the
Prosperity of the Country. London 1834. = Times v. 26. Febr. 1834. S. da-
gegen Meine Verſuche über Staatskredit. S. 487. Auf der andern Seite iſt die
Wirkung des Kredits auch nicht immer genug gewürdigt worden. Selbſt Rau
ſcheint in ſeiner Betrachtung nicht tief genug zu dringen. Denn das Capital iſt
auch ohne Arbeit nicht nutzbringend; der Kredit iſt dies ohne ſie auch nicht, er iſt
eine Art von National- und Privatcapital, ein äußeres immaterielles Gut, welches
das ſachliche Capital in einzelnen Gewerben zu erſetzen vermag, ſo daß es ander-
wärts productiv verwendet werden kann. Dies wird am klarſten durch die Betrach-
tung der Kreditanſtalten.
³⁾ Das Papiergeld iſt ebenfalls als ein auf Kredit berechnendes Umlaufsmittel
anzuſehen, wenn es ganz frei iſt. Allein es iſt aus dem Bisherigen gewiß klar,
daß noch allerlei andere Umſtände auf ſeinen Beſtand Einfluß haben, weßhalb es
als angemeſſen erſcheint, daſſelbe unter der Erörterung über das Geld einer Be-
trachtung zu unterwerfen.
§. 416.
Fortſetzung. b) Krediteinrichtungen insbeſondere.
Die verſchiedenen Einrichtungen, welche dem Kredite ihre Ent-
ſtehung verdanken und als Umlaufsmittel zu betrachten ſind, wur-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |