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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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Grundes kann mit Recht noch gestritten werden. Denn die ganze englische Schule
geht richtiger Weise davon aus, daß nur ein Metall eigentliches gesetzliches Zahl-
mittel sei und sein könne (Meine Versuche S. 132 folg.). Die Münzen aus dem
nächst unedlern Metalle (die Scheidemünzen, -- in England aus Silber, in Deutsch-
land aus Kupfer und übermäßig legirtem Silber) erscheinen nur als Münzzeichen
und sind in der That blos eigentlich der Materie und Form, keineswegs aber dem
innern Werthe nach von dem Papiergelde verschieden. Der minutiöse Pfands-
charakter der geringhaltigsten Münze, welchen Lotz a. a. O. als wesentlichen Unter-
schied derselben vom Papiergelde anführt, ist in der That an sich gar nichts, sondern
hat blos eine Bedeutung als ein so und so vielstes Theilchen von einer Anweisung
auf einen Thaler, ein Pfd. Sterling u. s. w. Darum bleiben diese ganz außer
Rechnung und man spricht blos von der Vertretung des einen gesetzlichen Metall-
geldes von Gold oder von Silber, welches von beiden dem Verkehre angemessen ist.
Jene Münzen brauchen durch Papiergeld nicht blos nicht vertreten zu werden,
sondern es ist sogar unbequem, für sie ein solches einzuführen. Nun sind aber die
Länder darin auch verschieden, wie hoch sich der niederste Werth der Papiergeld-
stückelung belaufen soll, und nimmt man England als Beispiel, wo das niederste
Papiergeld 5 Pfd. Sterl. beträgt und wofür die englischen Schriftsteller schreiben,
so verliert die Ricardo'sche Ansicht ihre Schroffheit, denn Barren können dann
bei gehöriger Einlösbarkeit für das Papiergeld eine sicherere Garantie bilden als
Münzen. In diesem Falle kann das zu Zahlungen von 5 Sfd. Sterl. und drüber
im Umlaufe gebrauchte Metallgeld gänzlich aus dem Verkehre weichen, die für
kleinere Zahlungen nöthigen Münzen, die aber noch nicht lauter Scheidemünzen
sind, z. B. 1 Pfd. Sterl. = 1 Sovereign von Gold, werden in Umlauf bleiben
müssen. Je weiter aber die Stückelung des Papiergeldes heruntergeht, desto unbe-
quemer ist sein Gebrauch und desto mehr verliert seine Einlösbarkeit an Wirklichkeit.
Wird schon aus diesen Gründen das Metall dem Papiere nicht ganz weichen, so
hat man aber auch gar kein Mittel in der Hand, dem freien Metallverkehre seinen
Lauf zu nehmen und deßhalb kann auch der Fall nicht verhütet werden, daß das
Metall im Werthe gegen Papier steigt und dieses der Kasse zuströmt. Der Recens.
meiner Versuche in den Blättern für literar. Unterhaltung J. 1833 Nr. 244.
glaubte zwar, diese Ansicht widerlegen zu können, indem er daraus die absurde
Folgerung zog, daß, wenn das Metall, im Auslande oder für den Schmelztiegel
gesucht, aus dem Umlaufe wandere und aus demselben Grunde das Papier der
Kasse zu gehe, einmal im Verkehre weder Münze noch Papier sein werde. Die
Folgerung ist in der That höchst absurd, aber blos weil sie nicht eintreten wird.
Denn der Rec. wird bemerken, daß ich in einem solchen Falle die kühne Fortaus-
gabe von Papiergeld anempfohlen habe. Geschähe diese aber auch nicht, so müssen
die im vorigen §. erörterten Gründe der Metall-Aus- und Einfuhr unter den Län-
dern einen solchen unsinnigen Zustand des Verkehrs verhüten.
6) Alle diese Umstände faßt man am kürzesten zusammen, indem man fort-
während den Tauschwerth des Papiergeldes beobachtet. Als äußerliches Kennzeichen
desselben kann man seinen Preis nicht gegen Metallgeld, sondern gegen Gold- oder
Silberbarren gebrauchen; denn die Tauschwerths- und Preis-Schwankungen der
Letztern sind nicht so häufig und stark wie jene des Erstern. Dieser Maaßstab ist
zwar der beste, welchen man bekommen kann, aber darum doch nicht fest. Steigt
der Papierpreis der Gold- oder Silberbarren, so ist auch anzunehmen, daß der
Tauschwerth des Papiergeldes sinkt; sinkt aber jener, so hebt sich der Letztere wieder.
Aber in allen Fällen daraus oder aus dem Zuströmen des Papiergeldes zur ein-
lösenden Kasse zu schließen, daß die davon circulirende Menge zu groß sei und daß
die fernere Emission eingestellt werden müsse, ist fehlerhaft (s. Rau polit. Oeconom.
I. §. 307. Dagegen Meine Versuche. S. 271-276.). Ein solcher Schluß
könnte nur richtig sein, wenn Ricardo's Meinung wahr wäre, nämlich daß der
Tauschwerth des Papiergeldes blos von seiner umlaufenden Menge abhinge, wenn
außer mit der Vermehrung der Letzteren blos noch mit dem Sinken seines Ge-
brauchswerthes ein solches des Tauschwerthes verbunden sein würde und wenn nicht
auch ein Zuströmen des Papiers zur Kasse blos zufolge des aus irgend anderen
Gründen steigenden Tauschwerthes des Metalles und Metallgeldes eintreten könnte.
S. geschichtl. Beweise dafür a. a. St. meiner Versuche.

Grundes kann mit Recht noch geſtritten werden. Denn die ganze engliſche Schule
geht richtiger Weiſe davon aus, daß nur ein Metall eigentliches geſetzliches Zahl-
mittel ſei und ſein könne (Meine Verſuche S. 132 folg.). Die Münzen aus dem
nächſt unedlern Metalle (die Scheidemünzen, — in England aus Silber, in Deutſch-
land aus Kupfer und übermäßig legirtem Silber) erſcheinen nur als Münzzeichen
und ſind in der That blos eigentlich der Materie und Form, keineswegs aber dem
innern Werthe nach von dem Papiergelde verſchieden. Der minutiöſe Pfands-
charakter der geringhaltigſten Münze, welchen Lotz a. a. O. als weſentlichen Unter-
ſchied derſelben vom Papiergelde anführt, iſt in der That an ſich gar nichts, ſondern
hat blos eine Bedeutung als ein ſo und ſo vielſtes Theilchen von einer Anweiſung
auf einen Thaler, ein Pfd. Sterling u. ſ. w. Darum bleiben dieſe ganz außer
Rechnung und man ſpricht blos von der Vertretung des einen geſetzlichen Metall-
geldes von Gold oder von Silber, welches von beiden dem Verkehre angemeſſen iſt.
Jene Münzen brauchen durch Papiergeld nicht blos nicht vertreten zu werden,
ſondern es iſt ſogar unbequem, für ſie ein ſolches einzuführen. Nun ſind aber die
Länder darin auch verſchieden, wie hoch ſich der niederſte Werth der Papiergeld-
ſtückelung belaufen ſoll, und nimmt man England als Beiſpiel, wo das niederſte
Papiergeld 5 Pfd. Sterl. beträgt und wofür die engliſchen Schriftſteller ſchreiben,
ſo verliert die Ricardo'ſche Anſicht ihre Schroffheit, denn Barren können dann
bei gehöriger Einlösbarkeit für das Papiergeld eine ſicherere Garantie bilden als
Münzen. In dieſem Falle kann das zu Zahlungen von 5 Sfd. Sterl. und drüber
im Umlaufe gebrauchte Metallgeld gänzlich aus dem Verkehre weichen, die für
kleinere Zahlungen nöthigen Münzen, die aber noch nicht lauter Scheidemünzen
ſind, z. B. 1 Pfd. Sterl. = 1 Sovereign von Gold, werden in Umlauf bleiben
müſſen. Je weiter aber die Stückelung des Papiergeldes heruntergeht, deſto unbe-
quemer iſt ſein Gebrauch und deſto mehr verliert ſeine Einlösbarkeit an Wirklichkeit.
Wird ſchon aus dieſen Gründen das Metall dem Papiere nicht ganz weichen, ſo
hat man aber auch gar kein Mittel in der Hand, dem freien Metallverkehre ſeinen
Lauf zu nehmen und deßhalb kann auch der Fall nicht verhütet werden, daß das
Metall im Werthe gegen Papier ſteigt und dieſes der Kaſſe zuſtrömt. Der Recenſ.
meiner Verſuche in den Blättern für literar. Unterhaltung J. 1833 Nr. 244.
glaubte zwar, dieſe Anſicht widerlegen zu können, indem er daraus die abſurde
Folgerung zog, daß, wenn das Metall, im Auslande oder für den Schmelztiegel
geſucht, aus dem Umlaufe wandere und aus demſelben Grunde das Papier der
Kaſſe zu gehe, einmal im Verkehre weder Münze noch Papier ſein werde. Die
Folgerung iſt in der That höchſt abſurd, aber blos weil ſie nicht eintreten wird.
Denn der Rec. wird bemerken, daß ich in einem ſolchen Falle die kühne Fortaus-
gabe von Papiergeld anempfohlen habe. Geſchähe dieſe aber auch nicht, ſo müſſen
die im vorigen §. erörterten Gründe der Metall-Aus- und Einfuhr unter den Län-
dern einen ſolchen unſinnigen Zuſtand des Verkehrs verhüten.
6) Alle dieſe Umſtände faßt man am kürzeſten zuſammen, indem man fort-
während den Tauſchwerth des Papiergeldes beobachtet. Als äußerliches Kennzeichen
deſſelben kann man ſeinen Preis nicht gegen Metallgeld, ſondern gegen Gold- oder
Silberbarren gebrauchen; denn die Tauſchwerths- und Preis-Schwankungen der
Letztern ſind nicht ſo häufig und ſtark wie jene des Erſtern. Dieſer Maaßſtab iſt
zwar der beſte, welchen man bekommen kann, aber darum doch nicht feſt. Steigt
der Papierpreis der Gold- oder Silberbarren, ſo iſt auch anzunehmen, daß der
Tauſchwerth des Papiergeldes ſinkt; ſinkt aber jener, ſo hebt ſich der Letztere wieder.
Aber in allen Fällen daraus oder aus dem Zuſtrömen des Papiergeldes zur ein-
löſenden Kaſſe zu ſchließen, daß die davon circulirende Menge zu groß ſei und daß
die fernere Emiſſion eingeſtellt werden müſſe, iſt fehlerhaft (ſ. Rau polit. Oeconom.
I. §. 307. Dagegen Meine Verſuche. S. 271–276.). Ein ſolcher Schluß
könnte nur richtig ſein, wenn Ricardo's Meinung wahr wäre, nämlich daß der
Tauſchwerth des Papiergeldes blos von ſeiner umlaufenden Menge abhinge, wenn
außer mit der Vermehrung der Letzteren blos noch mit dem Sinken ſeines Ge-
brauchswerthes ein ſolches des Tauſchwerthes verbunden ſein würde und wenn nicht
auch ein Zuſtrömen des Papiers zur Kaſſe blos zufolge des aus irgend anderen
Gründen ſteigenden Tauſchwerthes des Metalles und Metallgeldes eintreten könnte.
S. geſchichtl. Beweiſe dafür a. a. St. meiner Verſuche.

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[581/0603] ⁵⁾ Grundes kann mit Recht noch geſtritten werden. Denn die ganze engliſche Schule geht richtiger Weiſe davon aus, daß nur ein Metall eigentliches geſetzliches Zahl- mittel ſei und ſein könne (Meine Verſuche S. 132 folg.). Die Münzen aus dem nächſt unedlern Metalle (die Scheidemünzen, — in England aus Silber, in Deutſch- land aus Kupfer und übermäßig legirtem Silber) erſcheinen nur als Münzzeichen und ſind in der That blos eigentlich der Materie und Form, keineswegs aber dem innern Werthe nach von dem Papiergelde verſchieden. Der minutiöſe Pfands- charakter der geringhaltigſten Münze, welchen Lotz a. a. O. als weſentlichen Unter- ſchied derſelben vom Papiergelde anführt, iſt in der That an ſich gar nichts, ſondern hat blos eine Bedeutung als ein ſo und ſo vielſtes Theilchen von einer Anweiſung auf einen Thaler, ein Pfd. Sterling u. ſ. w. Darum bleiben dieſe ganz außer Rechnung und man ſpricht blos von der Vertretung des einen geſetzlichen Metall- geldes von Gold oder von Silber, welches von beiden dem Verkehre angemeſſen iſt. Jene Münzen brauchen durch Papiergeld nicht blos nicht vertreten zu werden, ſondern es iſt ſogar unbequem, für ſie ein ſolches einzuführen. Nun ſind aber die Länder darin auch verſchieden, wie hoch ſich der niederſte Werth der Papiergeld- ſtückelung belaufen ſoll, und nimmt man England als Beiſpiel, wo das niederſte Papiergeld 5 Pfd. Sterl. beträgt und wofür die engliſchen Schriftſteller ſchreiben, ſo verliert die Ricardo'ſche Anſicht ihre Schroffheit, denn Barren können dann bei gehöriger Einlösbarkeit für das Papiergeld eine ſicherere Garantie bilden als Münzen. In dieſem Falle kann das zu Zahlungen von 5 Sfd. Sterl. und drüber im Umlaufe gebrauchte Metallgeld gänzlich aus dem Verkehre weichen, die für kleinere Zahlungen nöthigen Münzen, die aber noch nicht lauter Scheidemünzen ſind, z. B. 1 Pfd. Sterl. = 1 Sovereign von Gold, werden in Umlauf bleiben müſſen. Je weiter aber die Stückelung des Papiergeldes heruntergeht, deſto unbe- quemer iſt ſein Gebrauch und deſto mehr verliert ſeine Einlösbarkeit an Wirklichkeit. Wird ſchon aus dieſen Gründen das Metall dem Papiere nicht ganz weichen, ſo hat man aber auch gar kein Mittel in der Hand, dem freien Metallverkehre ſeinen Lauf zu nehmen und deßhalb kann auch der Fall nicht verhütet werden, daß das Metall im Werthe gegen Papier ſteigt und dieſes der Kaſſe zuſtrömt. Der Recenſ. meiner Verſuche in den Blättern für literar. Unterhaltung J. 1833 Nr. 244. glaubte zwar, dieſe Anſicht widerlegen zu können, indem er daraus die abſurde Folgerung zog, daß, wenn das Metall, im Auslande oder für den Schmelztiegel geſucht, aus dem Umlaufe wandere und aus demſelben Grunde das Papier der Kaſſe zu gehe, einmal im Verkehre weder Münze noch Papier ſein werde. Die Folgerung iſt in der That höchſt abſurd, aber blos weil ſie nicht eintreten wird. Denn der Rec. wird bemerken, daß ich in einem ſolchen Falle die kühne Fortaus- gabe von Papiergeld anempfohlen habe. Geſchähe dieſe aber auch nicht, ſo müſſen die im vorigen §. erörterten Gründe der Metall-Aus- und Einfuhr unter den Län- dern einen ſolchen unſinnigen Zuſtand des Verkehrs verhüten. ⁶⁾ Alle dieſe Umſtände faßt man am kürzeſten zuſammen, indem man fort- während den Tauſchwerth des Papiergeldes beobachtet. Als äußerliches Kennzeichen deſſelben kann man ſeinen Preis nicht gegen Metallgeld, ſondern gegen Gold- oder Silberbarren gebrauchen; denn die Tauſchwerths- und Preis-Schwankungen der Letztern ſind nicht ſo häufig und ſtark wie jene des Erſtern. Dieſer Maaßſtab iſt zwar der beſte, welchen man bekommen kann, aber darum doch nicht feſt. Steigt der Papierpreis der Gold- oder Silberbarren, ſo iſt auch anzunehmen, daß der Tauſchwerth des Papiergeldes ſinkt; ſinkt aber jener, ſo hebt ſich der Letztere wieder. Aber in allen Fällen daraus oder aus dem Zuſtrömen des Papiergeldes zur ein- löſenden Kaſſe zu ſchließen, daß die davon circulirende Menge zu groß ſei und daß die fernere Emiſſion eingeſtellt werden müſſe, iſt fehlerhaft (ſ. Rau polit. Oeconom. I. §. 307. Dagegen Meine Verſuche. S. 271–276.). Ein ſolcher Schluß könnte nur richtig ſein, wenn Ricardo's Meinung wahr wäre, nämlich daß der Tauſchwerth des Papiergeldes blos von ſeiner umlaufenden Menge abhinge, wenn außer mit der Vermehrung der Letzteren blos noch mit dem Sinken ſeines Ge- brauchswerthes ein ſolches des Tauſchwerthes verbunden ſein würde und wenn nicht auch ein Zuſtrömen des Papiers zur Kaſſe blos zufolge des aus irgend anderen Gründen ſteigenden Tauſchwerthes des Metalles und Metallgeldes eintreten könnte. S. geſchichtl. Beweiſe dafür a. a. St. meiner Verſuche.

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/603>, abgerufen am 27.09.2024.