Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.seinen Tauschwerth und Umlauf nicht von der Einlösbarkeit, vielmehr nur davon habe, daß es in nicht größerer Menge circulire, als das vorher umlaufende noth- wendige Metallgeld betragen habe. Der Fehler Ricardo's liegt nicht, wie Lotz meint, darin, daß er die Geldmenge als eine der umlaufenden Waarenmasse selbst- ständig gegenüberstehende Gütermasse ansieht, sondern darin, daß er vergißt, wie sehr der Tauschwerth des Papiergeldes ausgenommen von seiner Menge auch und fundamental von seinem oben bezeichneten Gebrauchswerthe und von der öffentlichen Meinung darüber abhängt, und wie leicht er bei einer sehr geringen Menge von Papiergeld doch fallen kann. Den daraus entspringenden Uebelständen wird am sichersten durch seine Einlösbarkeit, nicht gegen Barren, sondern gegen Münzen vorgebeugt und abgeholfen, weil dann der Empfänger nicht noch gezwungen ist, seine Barren zur Münzstätte zu tragen, und die Einlösbarkeit der kleineren Papier- geldstücke nicht bloße Einbildung bleibt, was sie sein würde, wenn man mehrere kleine Stücke haben müßte, um auf dieselbe Anspruch zu haben. Dies hängt zu- gleich mit einem andern Satze, nämlich damit zusammen: b) daß, wenn Metall- geld und Barren aus irgend einem Grunde im Verkehre gesucht werden, das Papiergeld aus dem Verkehre zu der dasselbe einwechselnden Kasse strömt. Man darf jedoch nicht meinen, dies erfolge blos, weil zu viel Umlaufsmittel im Ver- kehre sei, denn das Geld dient auch als Capital und kann, versendet ins Ausland, großen Vortheil gewähren. Die nächste Folge ist, daß das Papiergeld relativ gegen Metallgeld im Tauschwerthe sinkt, und letzteres ein Agio erhält. Dieser Satz ist mit geschichtlichen Belegen in meinen Versuchen S. 272 folg. gezeigt, aber es hat in Schön's Recension über dieselben (Verl. Jahrb. Jahrg. 1833 Nro. 51. u. 52.) Widerspruch gefunden. Allein ich bin dadurch nicht von der Unrichtigkeit meiner Meinung überzeugt. Denn, während sie auf Thatsachen fußt, wurde sie daselbst mit bloßen Vermuthungen bekämpft, welche durch jene Thatsachen zum Theile völlig niedergeschlagen werden. 5) Die Frage, wie weit das Metallgeld von dem Papiergelde aus dem Umlaufe verdrängt werden könne, ist auch noch nicht gelöst. Man streitet sich noch sehr darüber. Gerade die Ricardo'sche Schule hält dasjenige Umlaufsmittel für das vollkommenste, welches ganz aus Papier besteht, vorausgesetzt, daß es im Tausch- werthe derjenigen Geldmenge gleich steht, auf die es lautet (Ricardo Principles. p. 460.). Sie nimmt also die gänzliche Verdrängung des Metallgeldes nicht blos für möglich, sondern auch für nützlich an. Die Ansicht, daß das Papiergeld eines Landes niemals den Werth des Goldes und Silbers übersteigen könne, welches dasselbe im Verkehre vertritt oder welches in Umlauf war, ehe jenes emittirt wurde, ist keine neue, sondern schon Smith'sche Behauptung (Inquiry. II. 42.) Es muß dabei derselbe Verkehr und ganz zwangloses Papiergeld vorausgesetzt werden, das beliebig einlösbar ist. Beide Ansichten, so auffallend verschieden sie auch sind, wurden nicht blos vermittelst einiger schlechten Folgerungen, die man aus der Letzteren zog, sehr oft mit einander verwechselt, sondern sie haben der deutschen Schule auch viel zu schaffen gemacht. Es ist zu bemerken, daß die Smith'sche Behauptung vom Werthe, nicht von der Menge, aufgestellt ist. Sie wird daher auch in jeder Beziehung wahr sein. Eines bestimmten Werthes an Umlaufsmitteln bedarf der Verkehr. Ist ihre Menge (der Gesammt-Nominalwerth) zu groß, so sinkt der Werth der einzelnen Theile des Umlaufsmittels so tief, bis sie mit ihrem Werthe der erforderlichen Gesammtwerth ausmachen; ist ihre Menge zu klein, so steigt der Einzelwerth ebenso bis zu jenem Ziele. Der Gesammt-Realwerth bleibt derselbe. Hat das Papiergeld seine beliebige Einlösbarkeit, so wird sich auch durch das Zurückströmen zur Kasse sein Gesammt-Nominalwerth senken. Indeß entsteht jetzt die Frage, ob auch immer dieser Nominalwerth sich im geraden Ver- hältnisse so tief senken werde, daß er just ganz dem früheren Betrage des metalli- schen Umlaufsmittels gleich sein werde. Ist dies der Fall, dann hat die Ri- cardo'sche Schule mit obiger Behauptung ganz Recht. Rau (polit. Oeconom. I. §. 298. u. 299.) sagt Nein, weil man, da zu sehr gestückeltes Papiergeld unbequem und schädlich sei, für kleinere Zahlungen immer noch Münzen haben, und weil eben wegen der Einlösbarkeit eine entsprechende Menge Metallgeld in Bereitschaft sein müsse. Allein der letztere Grund beweißt nichts, weil das zur Einlösung bereite Metallgeld zwar im Inlande, aber nicht in Umlauf ist. Wegen des ersteren ſeinen Tauſchwerth und Umlauf nicht von der Einlösbarkeit, vielmehr nur davon habe, daß es in nicht größerer Menge circulire, als das vorher umlaufende noth- wendige Metallgeld betragen habe. Der Fehler Ricardo's liegt nicht, wie Lotz meint, darin, daß er die Geldmenge als eine der umlaufenden Waarenmaſſe ſelbſt- ſtändig gegenüberſtehende Gütermaſſe anſieht, ſondern darin, daß er vergißt, wie ſehr der Tauſchwerth des Papiergeldes ausgenommen von ſeiner Menge auch und fundamental von ſeinem oben bezeichneten Gebrauchswerthe und von der öffentlichen Meinung darüber abhängt, und wie leicht er bei einer ſehr geringen Menge von Papiergeld doch fallen kann. Den daraus entſpringenden Uebelſtänden wird am ſicherſten durch ſeine Einlösbarkeit, nicht gegen Barren, ſondern gegen Münzen vorgebeugt und abgeholfen, weil dann der Empfänger nicht noch gezwungen iſt, ſeine Barren zur Münzſtätte zu tragen, und die Einlösbarkeit der kleineren Papier- geldſtücke nicht bloße Einbildung bleibt, was ſie ſein würde, wenn man mehrere kleine Stücke haben müßte, um auf dieſelbe Anſpruch zu haben. Dies hängt zu- gleich mit einem andern Satze, nämlich damit zuſammen: b) daß, wenn Metall- geld und Barren aus irgend einem Grunde im Verkehre geſucht werden, das Papiergeld aus dem Verkehre zu der daſſelbe einwechſelnden Kaſſe ſtrömt. Man darf jedoch nicht meinen, dies erfolge blos, weil zu viel Umlaufsmittel im Ver- kehre ſei, denn das Geld dient auch als Capital und kann, verſendet ins Ausland, großen Vortheil gewähren. Die nächſte Folge iſt, daß das Papiergeld relativ gegen Metallgeld im Tauſchwerthe ſinkt, und letzteres ein Agio erhält. Dieſer Satz iſt mit geſchichtlichen Belegen in meinen Verſuchen S. 272 folg. gezeigt, aber es hat in Schön's Recenſion über dieſelben (Verl. Jahrb. Jahrg. 1833 Nro. 51. u. 52.) Widerſpruch gefunden. Allein ich bin dadurch nicht von der Unrichtigkeit meiner Meinung überzeugt. Denn, während ſie auf Thatſachen fußt, wurde ſie daſelbſt mit bloßen Vermuthungen bekämpft, welche durch jene Thatſachen zum Theile völlig niedergeſchlagen werden. 5) Die Frage, wie weit das Metallgeld von dem Papiergelde aus dem Umlaufe verdrängt werden könne, iſt auch noch nicht gelöst. Man ſtreitet ſich noch ſehr darüber. Gerade die Ricardo'ſche Schule hält dasjenige Umlaufsmittel für das vollkommenſte, welches ganz aus Papier beſteht, vorausgeſetzt, daß es im Tauſch- werthe derjenigen Geldmenge gleich ſteht, auf die es lautet (Ricardo Principles. p. 460.). Sie nimmt alſo die gänzliche Verdrängung des Metallgeldes nicht blos für möglich, ſondern auch für nützlich an. Die Anſicht, daß das Papiergeld eines Landes niemals den Werth des Goldes und Silbers überſteigen könne, welches daſſelbe im Verkehre vertritt oder welches in Umlauf war, ehe jenes emittirt wurde, iſt keine neue, ſondern ſchon Smith'ſche Behauptung (Inquiry. II. 42.) Es muß dabei derſelbe Verkehr und ganz zwangloſes Papiergeld vorausgeſetzt werden, das beliebig einlösbar iſt. Beide Anſichten, ſo auffallend verſchieden ſie auch ſind, wurden nicht blos vermittelſt einiger ſchlechten Folgerungen, die man aus der Letzteren zog, ſehr oft mit einander verwechſelt, ſondern ſie haben der deutſchen Schule auch viel zu ſchaffen gemacht. Es iſt zu bemerken, daß die Smith'ſche Behauptung vom Werthe, nicht von der Menge, aufgeſtellt iſt. Sie wird daher auch in jeder Beziehung wahr ſein. Eines beſtimmten Werthes an Umlaufsmitteln bedarf der Verkehr. Iſt ihre Menge (der Geſammt-Nominalwerth) zu groß, ſo ſinkt der Werth der einzelnen Theile des Umlaufsmittels ſo tief, bis ſie mit ihrem Werthe der erforderlichen Geſammtwerth ausmachen; iſt ihre Menge zu klein, ſo ſteigt der Einzelwerth ebenſo bis zu jenem Ziele. Der Geſammt-Realwerth bleibt derſelbe. Hat das Papiergeld ſeine beliebige Einlösbarkeit, ſo wird ſich auch durch das Zurückſtrömen zur Kaſſe ſein Geſammt-Nominalwerth ſenken. Indeß entſteht jetzt die Frage, ob auch immer dieſer Nominalwerth ſich im geraden Ver- hältniſſe ſo tief ſenken werde, daß er juſt ganz dem früheren Betrage des metalli- ſchen Umlaufsmittels gleich ſein werde. Iſt dies der Fall, dann hat die Ri- cardo'ſche Schule mit obiger Behauptung ganz Recht. Rau (polit. Oeconom. I. §. 298. u. 299.) ſagt Nein, weil man, da zu ſehr geſtückeltes Papiergeld unbequem und ſchädlich ſei, für kleinere Zahlungen immer noch Münzen haben, und weil eben wegen der Einlösbarkeit eine entſprechende Menge Metallgeld in Bereitſchaft ſein müſſe. Allein der letztere Grund beweißt nichts, weil das zur Einlöſung bereite Metallgeld zwar im Inlande, aber nicht in Umlauf iſt. 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⁴⁾ ſeinen Tauſchwerth und Umlauf nicht von der Einlösbarkeit, vielmehr nur davon
habe, daß es in nicht größerer Menge circulire, als das vorher umlaufende noth-
wendige Metallgeld betragen habe. Der Fehler Ricardo's liegt nicht, wie Lotz
meint, darin, daß er die Geldmenge als eine der umlaufenden Waarenmaſſe ſelbſt-
ſtändig gegenüberſtehende Gütermaſſe anſieht, ſondern darin, daß er vergißt, wie
ſehr der Tauſchwerth des Papiergeldes ausgenommen von ſeiner Menge auch und
fundamental von ſeinem oben bezeichneten Gebrauchswerthe und von der öffentlichen
Meinung darüber abhängt, und wie leicht er bei einer ſehr geringen Menge von
Papiergeld doch fallen kann. Den daraus entſpringenden Uebelſtänden wird am
ſicherſten durch ſeine Einlösbarkeit, nicht gegen Barren, ſondern gegen Münzen
vorgebeugt und abgeholfen, weil dann der Empfänger nicht noch gezwungen iſt,
ſeine Barren zur Münzſtätte zu tragen, und die Einlösbarkeit der kleineren Papier-
geldſtücke nicht bloße Einbildung bleibt, was ſie ſein würde, wenn man mehrere
kleine Stücke haben müßte, um auf dieſelbe Anſpruch zu haben. Dies hängt zu-
gleich mit einem andern Satze, nämlich damit zuſammen: b) daß, wenn Metall-
geld und Barren aus irgend einem Grunde im Verkehre geſucht werden, das
Papiergeld aus dem Verkehre zu der daſſelbe einwechſelnden Kaſſe ſtrömt. Man
darf jedoch nicht meinen, dies erfolge blos, weil zu viel Umlaufsmittel im Ver-
kehre ſei, denn das Geld dient auch als Capital und kann, verſendet ins Ausland,
großen Vortheil gewähren. Die nächſte Folge iſt, daß das Papiergeld relativ gegen
Metallgeld im Tauſchwerthe ſinkt, und letzteres ein Agio erhält. Dieſer Satz iſt
mit geſchichtlichen Belegen in meinen Verſuchen S. 272 folg. gezeigt, aber es
hat in Schön's Recenſion über dieſelben (Verl. Jahrb. Jahrg. 1833 Nro. 51.
u. 52.) Widerſpruch gefunden. Allein ich bin dadurch nicht von der Unrichtigkeit
meiner Meinung überzeugt. Denn, während ſie auf Thatſachen fußt, wurde ſie
daſelbſt mit bloßen Vermuthungen bekämpft, welche durch jene Thatſachen zum
Theile völlig niedergeſchlagen werden.
⁵⁾ Die Frage, wie weit das Metallgeld von dem Papiergelde aus dem Umlaufe
verdrängt werden könne, iſt auch noch nicht gelöst. Man ſtreitet ſich noch ſehr
darüber. Gerade die Ricardo'ſche Schule hält dasjenige Umlaufsmittel für das
vollkommenſte, welches ganz aus Papier beſteht, vorausgeſetzt, daß es im Tauſch-
werthe derjenigen Geldmenge gleich ſteht, auf die es lautet (Ricardo Principles.
p. 460.). Sie nimmt alſo die gänzliche Verdrängung des Metallgeldes nicht blos
für möglich, ſondern auch für nützlich an. Die Anſicht, daß das Papiergeld eines
Landes niemals den Werth des Goldes und Silbers überſteigen könne, welches
daſſelbe im Verkehre vertritt oder welches in Umlauf war, ehe jenes emittirt wurde,
iſt keine neue, ſondern ſchon Smith'ſche Behauptung (Inquiry. II. 42.) Es
muß dabei derſelbe Verkehr und ganz zwangloſes Papiergeld vorausgeſetzt werden,
das beliebig einlösbar iſt. Beide Anſichten, ſo auffallend verſchieden ſie auch ſind,
wurden nicht blos vermittelſt einiger ſchlechten Folgerungen, die man aus der
Letzteren zog, ſehr oft mit einander verwechſelt, ſondern ſie haben der deutſchen
Schule auch viel zu ſchaffen gemacht. Es iſt zu bemerken, daß die Smith'ſche
Behauptung vom Werthe, nicht von der Menge, aufgeſtellt iſt. Sie wird daher
auch in jeder Beziehung wahr ſein. Eines beſtimmten Werthes an Umlaufsmitteln
bedarf der Verkehr. Iſt ihre Menge (der Geſammt-Nominalwerth) zu groß,
ſo ſinkt der Werth der einzelnen Theile des Umlaufsmittels ſo tief, bis ſie mit
ihrem Werthe der erforderlichen Geſammtwerth ausmachen; iſt ihre Menge zu klein,
ſo ſteigt der Einzelwerth ebenſo bis zu jenem Ziele. Der Geſammt-Realwerth
bleibt derſelbe. Hat das Papiergeld ſeine beliebige Einlösbarkeit, ſo wird ſich auch
durch das Zurückſtrömen zur Kaſſe ſein Geſammt-Nominalwerth ſenken. Indeß
entſteht jetzt die Frage, ob auch immer dieſer Nominalwerth ſich im geraden Ver-
hältniſſe ſo tief ſenken werde, daß er juſt ganz dem früheren Betrage des metalli-
ſchen Umlaufsmittels gleich ſein werde. Iſt dies der Fall, dann hat die Ri-
cardo'ſche Schule mit obiger Behauptung ganz Recht. Rau (polit. Oeconom.
I. §. 298. u. 299.) ſagt Nein, weil man, da zu ſehr geſtückeltes Papiergeld unbequem
und ſchädlich ſei, für kleinere Zahlungen immer noch Münzen haben, und weil
eben wegen der Einlösbarkeit eine entſprechende Menge Metallgeld in Bereitſchaft
ſein müſſe. Allein der letztere Grund beweißt nichts, weil das zur Einlöſung
bereite Metallgeld zwar im Inlande, aber nicht in Umlauf iſt. Wegen des erſteren
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