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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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a) daß, wenn Papiergeld ausgegeben wird, Metallgeld aus dem Verkehre weicht.
Es haben sich nun nach diesem Prinzipe zwei verschiedene Ansichten gebildet. Die
Smith'sche Schule (A. Smith Inquiry. I. 372. 436. II. 149. 156. 158. 271.
III. 271.)
nimmt eine strenge gerade Verhältnißmäßigkeit zwischen der Menge vom
ausgegebenen Papiergelde und dem Entweichen des Metallgeldes aus dem Umlaufe
an und sagt also: das umlaufende Papier- und Metallgeld zusammen ist nie mehr,
als vor der Emission des Ersteren das Letztere betragen hat. Die Ricardo'sche
Schule dagegen stellt den Werth des Umlaufsmittels voraus und sagt: Ueberfluß an
Umlaufsmittel kann es nicht geben, denn vieles hat geringen und weniges hat
hohen Werth, das Papiergeld hat keinen Werth an sich, aber es kann einen solchen
durch Beschränkung seiner Menge bekommen, wie die Münzen, daraus folgt, daß
seine Einlösbarkeit zur Sicherung seines Werthes nicht nöthig ist, sondern vielmehr
blos seine Quantität nach dem Werthe des Metalls regulirt zu werden braucht,
welches als Umlaufsmittel gebraucht wird, sei es Gold oder Silber; um aber das
Publicum vor jeder andern Werthsveränderung desselben zu sichern und das Umlaufs-
mittel so wohlfeil als möglich zu machen, dazu gehört der möglich vollkommenste
Zustand desselben und die Verpflichtung des Ausgebers, anstatt Geldmünzen blos
ungemünztes Silber zur Werthssicherung zu nehmen, denn dann wird das Papier-
geld, ohne eine Reduction seiner Menge nach sich zu ziehen, nicht unter den Metall-
werth sinken (Ricardo Principles. p. 447-453.) Erstere Ansicht ist bereits in
meinen Versuchen S. 278 folg. an sich und thatsächlich widerlegt. Es folgt näm-
lich daraus, daß A. Smith an verschiedenen Stellen seines Buches zeigt, die
Geldmenge eines Landes hänge von seinem Kaufvermögen ab, stehe im geraden
Verhältnisse zum wirksamen Begehre und könne also die für den Umlauf nöthige
Summe nicht überschreiten, obige Behauptung noch nicht; es kann vielmehr die
Industrie und der Umlauf in der Zwischenzeit lebhafter werden, woraus von selbst
die Nothwendigkeit einer größern Menge von Umlaufsmitteln folgt. Es bleibt nun
freilich für A. Smith immer noch der Vorbehalt übrig, daß sich dies von selbst
verstehe, und daß er aber diesen Fall einer Veränderung der Verhältnisse nicht
vorausgesetzt habe (A. smith Inquiry. II. 42. The commerce being supposed the
same.).
Deßhalb ist auch Rau's (polit. Oeconom. I. §. 299. und 301. 1.) Be-
schränkung der Smith'schen Behauptung nicht hinreichend, um die ganze Frage
ins gehörige Licht zu stellen, und es hat auch hier Ricardo die Sache von der
rechten Seite aufgegriffen, indem er die Erforderlichkeit eines bestimmten Werthes
von Umlaufsmitteln als Grundsatz festhält. Auf diesen (den Realwerth oder
Sachwerth) kommt es an und A. Smith hat darin gefehlt, daß er nicht so-
gleich annahm, daß dieser zufolge der Papieremission auch zunehmen muß, da durch
die Möglichkeit und Wirklichkeit der anderweitigen Verwendung des disponibel
gewordenen Metallgeldes einerseits und durch die Gewerbserweiterungen zufolge der
steigenden Preise anderseits die Industrie sich erhöht, schon an sich ein freies Papier-
geld nicht emittirt werden kann, ohne vorherige Fühlbarkeit eines größern Bedarfs
an Umlaufsmitteln und die dasselbe ausgebende Anstalt gerade in dieser Mehraus-
gabe den Vortheil findet. Wenn aber nicht der Sachwerth des Umlaufsmittels
derselbe bleiben kann, so muß sich unter diesen Umständen sein Betrag (der No-
minal- oder Nennwerth) erhöhen. Aber Ricardo fehlt darin, daß er in der
Anwendung seines richtigen Prinzips diesen Letzteren ganz bei Seite setzt und dessen
Wirkungen für nichts achtet. Wir haben gesehen, daß der Tauschwerth des Metall-
geldes sehr schwankend, und daß dies jener des bloßen Edelmetalls in Barren we-
niger ist. Den besten Maaßstab für den Tauschwerth des Papiergeldes bilden daher
die Barren und man bedient sich der verschiedenen Preise der Letzteren in Papier-
geld zu verschiedenen Zeiten zur Vergleichung. Je mehr man von diesem für jene
geben muß, desto mehr ist sein Tauschwerth gesunken, und im Gegentheile, desto
mehr gestiegen. Allein hieraus kann nicht mit Richtigkeit gefolgert werden, daß
auch, statt des Metallgeldes, blos Barren als Garantie des Papiergeldes deponirt
werden müssen, weil dadurch die beliebige Einlösbarkeit vereitelt wurde, sobald die
geringeren Papiergeldstücke von so geringem Werthe sind, daß Barren zu ihrer
Einlösung im Einzelnen zu groß sind. Jedoch gerade hierüber ist Ricardo eigener
Ansicht, welche übrigens bis jetzt in der Regel unrichtig aufgefaßt wurde. Derselbe
behauptet nicht, daß das Papiergeld uneinlösbar sein solle, sondern nur, daß es
37 *
a) daß, wenn Papiergeld ausgegeben wird, Metallgeld aus dem Verkehre weicht.
Es haben ſich nun nach dieſem Prinzipe zwei verſchiedene Anſichten gebildet. Die
Smith'ſche Schule (A. Smith Inquiry. I. 372. 436. II. 149. 156. 158. 271.
III. 271.)
nimmt eine ſtrenge gerade Verhältnißmäßigkeit zwiſchen der Menge vom
ausgegebenen Papiergelde und dem Entweichen des Metallgeldes aus dem Umlaufe
an und ſagt alſo: das umlaufende Papier- und Metallgeld zuſammen iſt nie mehr,
als vor der Emiſſion des Erſteren das Letztere betragen hat. Die Ricardo'ſche
Schule dagegen ſtellt den Werth des Umlaufsmittels voraus und ſagt: Ueberfluß an
Umlaufsmittel kann es nicht geben, denn vieles hat geringen und weniges hat
hohen Werth, das Papiergeld hat keinen Werth an ſich, aber es kann einen ſolchen
durch Beſchränkung ſeiner Menge bekommen, wie die Münzen, daraus folgt, daß
ſeine Einlösbarkeit zur Sicherung ſeines Werthes nicht nöthig iſt, ſondern vielmehr
blos ſeine Quantität nach dem Werthe des Metalls regulirt zu werden braucht,
welches als Umlaufsmittel gebraucht wird, ſei es Gold oder Silber; um aber das
Publicum vor jeder andern Werthsveränderung deſſelben zu ſichern und das Umlaufs-
mittel ſo wohlfeil als möglich zu machen, dazu gehört der möglich vollkommenſte
Zuſtand deſſelben und die Verpflichtung des Ausgebers, anſtatt Geldmünzen blos
ungemünztes Silber zur Werthsſicherung zu nehmen, denn dann wird das Papier-
geld, ohne eine Reduction ſeiner Menge nach ſich zu ziehen, nicht unter den Metall-
werth ſinken (Ricardo Principles. p. 447–453.) Erſtere Anſicht iſt bereits in
meinen Verſuchen S. 278 folg. an ſich und thatſächlich widerlegt. Es folgt näm-
lich daraus, daß A. Smith an verſchiedenen Stellen ſeines Buches zeigt, die
Geldmenge eines Landes hänge von ſeinem Kaufvermögen ab, ſtehe im geraden
Verhältniſſe zum wirkſamen Begehre und könne alſo die für den Umlauf nöthige
Summe nicht überſchreiten, obige Behauptung noch nicht; es kann vielmehr die
Induſtrie und der Umlauf in der Zwiſchenzeit lebhafter werden, woraus von ſelbſt
die Nothwendigkeit einer größern Menge von Umlaufsmitteln folgt. Es bleibt nun
freilich für A. Smith immer noch der Vorbehalt übrig, daß ſich dies von ſelbſt
verſtehe, und daß er aber dieſen Fall einer Veränderung der Verhältniſſe nicht
vorausgeſetzt habe (A. smith Inquiry. II. 42. The commerce being supposed the
same.).
Deßhalb iſt auch Rau's (polit. Oeconom. I. §. 299. und 301. 1.) Be-
ſchränkung der Smith'ſchen Behauptung nicht hinreichend, um die ganze Frage
ins gehörige Licht zu ſtellen, und es hat auch hier Ricardo die Sache von der
rechten Seite aufgegriffen, indem er die Erforderlichkeit eines beſtimmten Werthes
von Umlaufsmitteln als Grundſatz feſthält. Auf dieſen (den Realwerth oder
Sachwerth) kommt es an und A. Smith hat darin gefehlt, daß er nicht ſo-
gleich annahm, daß dieſer zufolge der Papieremiſſion auch zunehmen muß, da durch
die Möglichkeit und Wirklichkeit der anderweitigen Verwendung des disponibel
gewordenen Metallgeldes einerſeits und durch die Gewerbserweiterungen zufolge der
ſteigenden Preiſe anderſeits die Induſtrie ſich erhöht, ſchon an ſich ein freies Papier-
geld nicht emittirt werden kann, ohne vorherige Fühlbarkeit eines größern Bedarfs
an Umlaufsmitteln und die daſſelbe ausgebende Anſtalt gerade in dieſer Mehraus-
gabe den Vortheil findet. Wenn aber nicht der Sachwerth des Umlaufsmittels
derſelbe bleiben kann, ſo muß ſich unter dieſen Umſtänden ſein Betrag (der No-
minal- oder Nennwerth) erhöhen. Aber Ricardo fehlt darin, daß er in der
Anwendung ſeines richtigen Prinzips dieſen Letzteren ganz bei Seite ſetzt und deſſen
Wirkungen für nichts achtet. Wir haben geſehen, daß der Tauſchwerth des Metall-
geldes ſehr ſchwankend, und daß dies jener des bloßen Edelmetalls in Barren we-
niger iſt. Den beſten Maaßſtab für den Tauſchwerth des Papiergeldes bilden daher
die Barren und man bedient ſich der verſchiedenen Preiſe der Letzteren in Papier-
geld zu verſchiedenen Zeiten zur Vergleichung. Je mehr man von dieſem für jene
geben muß, deſto mehr iſt ſein Tauſchwerth geſunken, und im Gegentheile, deſto
mehr geſtiegen. Allein hieraus kann nicht mit Richtigkeit gefolgert werden, daß
auch, ſtatt des Metallgeldes, blos Barren als Garantie des Papiergeldes deponirt
werden müſſen, weil dadurch die beliebige Einlösbarkeit vereitelt wurde, ſobald die
geringeren Papiergeldſtücke von ſo geringem Werthe ſind, daß Barren zu ihrer
Einlöſung im Einzelnen zu groß ſind. Jedoch gerade hierüber iſt Ricardo eigener
Anſicht, welche übrigens bis jetzt in der Regel unrichtig aufgefaßt wurde. Derſelbe
behauptet nicht, daß das Papiergeld uneinlösbar ſein ſolle, ſondern nur, daß es
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[579/0601] ⁴⁾ a) daß, wenn Papiergeld ausgegeben wird, Metallgeld aus dem Verkehre weicht. Es haben ſich nun nach dieſem Prinzipe zwei verſchiedene Anſichten gebildet. Die Smith'ſche Schule (A. Smith Inquiry. I. 372. 436. II. 149. 156. 158. 271. III. 271.) nimmt eine ſtrenge gerade Verhältnißmäßigkeit zwiſchen der Menge vom ausgegebenen Papiergelde und dem Entweichen des Metallgeldes aus dem Umlaufe an und ſagt alſo: das umlaufende Papier- und Metallgeld zuſammen iſt nie mehr, als vor der Emiſſion des Erſteren das Letztere betragen hat. Die Ricardo'ſche Schule dagegen ſtellt den Werth des Umlaufsmittels voraus und ſagt: Ueberfluß an Umlaufsmittel kann es nicht geben, denn vieles hat geringen und weniges hat hohen Werth, das Papiergeld hat keinen Werth an ſich, aber es kann einen ſolchen durch Beſchränkung ſeiner Menge bekommen, wie die Münzen, daraus folgt, daß ſeine Einlösbarkeit zur Sicherung ſeines Werthes nicht nöthig iſt, ſondern vielmehr blos ſeine Quantität nach dem Werthe des Metalls regulirt zu werden braucht, welches als Umlaufsmittel gebraucht wird, ſei es Gold oder Silber; um aber das Publicum vor jeder andern Werthsveränderung deſſelben zu ſichern und das Umlaufs- mittel ſo wohlfeil als möglich zu machen, dazu gehört der möglich vollkommenſte Zuſtand deſſelben und die Verpflichtung des Ausgebers, anſtatt Geldmünzen blos ungemünztes Silber zur Werthsſicherung zu nehmen, denn dann wird das Papier- geld, ohne eine Reduction ſeiner Menge nach ſich zu ziehen, nicht unter den Metall- werth ſinken (Ricardo Principles. p. 447–453.) Erſtere Anſicht iſt bereits in meinen Verſuchen S. 278 folg. an ſich und thatſächlich widerlegt. Es folgt näm- lich daraus, daß A. Smith an verſchiedenen Stellen ſeines Buches zeigt, die Geldmenge eines Landes hänge von ſeinem Kaufvermögen ab, ſtehe im geraden Verhältniſſe zum wirkſamen Begehre und könne alſo die für den Umlauf nöthige Summe nicht überſchreiten, obige Behauptung noch nicht; es kann vielmehr die Induſtrie und der Umlauf in der Zwiſchenzeit lebhafter werden, woraus von ſelbſt die Nothwendigkeit einer größern Menge von Umlaufsmitteln folgt. Es bleibt nun freilich für A. Smith immer noch der Vorbehalt übrig, daß ſich dies von ſelbſt verſtehe, und daß er aber dieſen Fall einer Veränderung der Verhältniſſe nicht vorausgeſetzt habe (A. smith Inquiry. II. 42. The commerce being supposed the same.). Deßhalb iſt auch Rau's (polit. Oeconom. I. §. 299. und 301. 1.) Be- ſchränkung der Smith'ſchen Behauptung nicht hinreichend, um die ganze Frage ins gehörige Licht zu ſtellen, und es hat auch hier Ricardo die Sache von der rechten Seite aufgegriffen, indem er die Erforderlichkeit eines beſtimmten Werthes von Umlaufsmitteln als Grundſatz feſthält. Auf dieſen (den Realwerth oder Sachwerth) kommt es an und A. Smith hat darin gefehlt, daß er nicht ſo- gleich annahm, daß dieſer zufolge der Papieremiſſion auch zunehmen muß, da durch die Möglichkeit und Wirklichkeit der anderweitigen Verwendung des disponibel gewordenen Metallgeldes einerſeits und durch die Gewerbserweiterungen zufolge der ſteigenden Preiſe anderſeits die Induſtrie ſich erhöht, ſchon an ſich ein freies Papier- geld nicht emittirt werden kann, ohne vorherige Fühlbarkeit eines größern Bedarfs an Umlaufsmitteln und die daſſelbe ausgebende Anſtalt gerade in dieſer Mehraus- gabe den Vortheil findet. Wenn aber nicht der Sachwerth des Umlaufsmittels derſelbe bleiben kann, ſo muß ſich unter dieſen Umſtänden ſein Betrag (der No- minal- oder Nennwerth) erhöhen. Aber Ricardo fehlt darin, daß er in der Anwendung ſeines richtigen Prinzips dieſen Letzteren ganz bei Seite ſetzt und deſſen Wirkungen für nichts achtet. Wir haben geſehen, daß der Tauſchwerth des Metall- geldes ſehr ſchwankend, und daß dies jener des bloßen Edelmetalls in Barren we- niger iſt. Den beſten Maaßſtab für den Tauſchwerth des Papiergeldes bilden daher die Barren und man bedient ſich der verſchiedenen Preiſe der Letzteren in Papier- geld zu verſchiedenen Zeiten zur Vergleichung. Je mehr man von dieſem für jene geben muß, deſto mehr iſt ſein Tauſchwerth geſunken, und im Gegentheile, deſto mehr geſtiegen. Allein hieraus kann nicht mit Richtigkeit gefolgert werden, daß auch, ſtatt des Metallgeldes, blos Barren als Garantie des Papiergeldes deponirt werden müſſen, weil dadurch die beliebige Einlösbarkeit vereitelt wurde, ſobald die geringeren Papiergeldſtücke von ſo geringem Werthe ſind, daß Barren zu ihrer Einlöſung im Einzelnen zu groß ſind. Jedoch gerade hierüber iſt Ricardo eigener Anſicht, welche übrigens bis jetzt in der Regel unrichtig aufgefaßt wurde. Derſelbe behauptet nicht, daß das Papiergeld uneinlösbar ſein ſolle, ſondern nur, daß es 37 *

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/601>, abgerufen am 20.09.2024.