Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.der Erhöhung oder Erniedrigung jener Kostensätze steigt oder sinkt der Preis, wenn nicht die Verkehrs- oder Concurrenzverhältnisse entgegengesetzt entsprechend eine Erniedrigung oder Erhöhung der Gewinnstsätze veranlassen. Ein berühmter Kampf ist aber gegen Ricardo und seine Schule erhoben worden. Es wird ihm von Rau (polit. Oeconom. I. §. 159. der 2ten oder §. 170. der 1ten Ausg.) entgegnet, er lege (Principles p. 84.) gar kein Gewicht auf die Hindernisse des Angebotes, schreibe dem Mitwerben nur so vorübergehende Wirkungen auf den Preis zu, daß es keine besondere Aufmerksamkeit verdiene, und nehme daher Kosten und Preis als gleich an, weßhalb bei ihm Werth, Tauschwerth, soviel als Kostenbetrag, natürlicher Preis heiße. Allein diese Ansichten hat Ricardo nicht. Er sagt viel- mehr p. 78-84., die Arbeit bilde den natürlichen Preis, von diesem weiche der Marktpreis zufällig und temporär ab, dieser richte sich nach Begehr und Angebot, weil das Streben nach Gewinn die Menschen zwinge, ein sehr vortheilhaftes Geschäft mit andern zu theilen und ein unvortheilhaftes zu verlassen, es müsse nun wegen dieser Reaktion der Marktpreis immer nach dem natürlichen gravitiren. Im 30ten Kap. S. 492-496. sagt derselbe zwar, die Productionskosten regulireten den Preis, aber mit der Beschränkung, daß temporär auf ihn Begehr und Angebot wirkten, und die Ansicht von Buchanan, Say (Traite I. 316. II. 26.) und Lau- derdale (Inquiry p. 13.), daß blos Begehr und Angebot den Preis bestimme, sei ganz unrichtig und führe zu falschen Folgerungen, z. B. zu jener des Ersteren, daß sich der Arbeitslohn nicht nach dem Preise der Lebensmittel, sondern blos nach der Concurrenz richte. Darin hat Ricardo und Mill (Elements p. 92-93.)völlig Recht, denn Begehr und Angebot können nur auf einen ursprünglichen Preissatz influiren und sie sind ohne diesen bedeutungslos. Im Grunde sagt Rau (§. 163. der 2ten oder §. 174. der 1ten Ausg.) nichts Anderes und daraus, daß Ricardo die Hindernisse des Angebotes nicht zusammenstellt, ohne Zweifel, weil jeder nur ein wenig denkende Leser von selbst darauf kommt, läßt sich nicht schließen, daß er überhaupt kein Gewicht darauf lege, denn er statuirt ja den Einfluß des Angebots und Begehrs auf den Preis. Allein Rau geht (polit. Oeconom. I. §. 166. der 2ten oder §. 176. der 1ten Ausg.) noch weiter und sagt, Ricardo (Principles chap. I.) und Mill a. a. O. geben blos den Arbeitslohn als Kostenbetrag an, weil sie das Capital als aufgehäufte Frucht früherer Arbeit und seinen Preis gleichfalls als Lohn ansehen, während Torrens On the production p. 24. scheinbar entgegengesetzt be- haupte, der natürliche Preis richte sich gänzlich nach dem angewendeten Capitale. Rau wendet nun zwar gegen diese Sätze ein, selbst wenn man den Preis des Capi- tals auch ganz auf Arbeitslohn zurückführen könnte, so sei doch die Capitalrente für die Benutzung des Capitals ein Bestandtheil der Kosten; die Ansicht von Torrens sei richtig, insoferne alle Bestandtheile des Kostensatzes Ausgaben und als solche Capital des Unternehmers seien, aber die Ansicht (p. 51.), daß der Gewinn kein Kostensatz, sondern ein Ueberschuß, neu entstandenes Vermögen sei, widerlege sich durch genaue Zergliederung der Zinsrente und des Gewerbsgewinnes und durch die Bemerkung von selbst, daß die übliche Zinsrente entweder wirklich ausgegeben oder, wenn das Capital dem Unternehmer selbst gehöre, wenigstens aufgeorfert werde. Eine Bekämpfung dieser Einwendungen gibt schon der Anfang dieser Noten. Allein mit den Ricardo'schen Ansichten hat es eine andere Bewandtniß. Ricardo zeigt im ersten Abschnitte jenes Hauptstückes, daß der Tauschwerth eines Gutes von der relativen Menge Productionsarbeit abhängt, und nicht von der größeren oder geringeren Vergütung, welche für Letztere bezahlt wird; im zweiten, daß die Anhäufung von Capital an sich keinen Unterschied in jenem Prinzipe statuire; im dritten, daß die in jenem vorgetragenen Grundsatze durch die Anwendung von Maschinen als stehendem Capitale beträchtlich modifizirt werden; im vierten endlich, wie der Grundsatz, daß der Werth sich nicht mit dem Steigen und Fallen des Arbeitslohnes verändere, ebenso modifizirt werde durch das Verhältniß des umlau- fenden Capitals zum stehenden, durch die ungleiche Dauer des Letztern und durch die verschiedene Schnelligkeit, womit dies dem Unternehmer erstattet werde. Es ist wesentlich dabei zu bemerken, daß Ricardo daselbst nicht vom Preise der Waaren an sich, sondern vom gegenseitigen verglichenen Preise derselben spricht, und daß er (p. 40.) ausdrücklich sagt, es steige keine Waare im Tauschwerthe, blos weil der Arbeitslohn stieg, sondern nur, wenn dieser zufolge der größeren der Erhöhung oder Erniedrigung jener Koſtenſätze ſteigt oder ſinkt der Preis, wenn nicht die Verkehrs- oder Concurrenzverhältniſſe entgegengeſetzt entſprechend eine Erniedrigung oder Erhöhung der Gewinnſtſätze veranlaſſen. Ein berühmter Kampf iſt aber gegen Ricardo und ſeine Schule erhoben worden. Es wird ihm von Rau (polit. Oeconom. I. §. 159. der 2ten oder §. 170. der 1ten Ausg.) entgegnet, er lege (Principles p. 84.) gar kein Gewicht auf die Hindernisse des Angebotes, ſchreibe dem Mitwerben nur ſo vorübergehende Wirkungen auf den Preis zu, daß es keine beſondere Aufmerkſamkeit verdiene, und nehme daher Koſten und Preis als gleich an, weßhalb bei ihm Werth, Tauſchwerth, ſoviel als Koſtenbetrag, natürlicher Preis heiße. Allein dieſe Anſichten hat Ricardo nicht. Er ſagt viel- mehr p. 78–84., die Arbeit bilde den natürlichen Preis, von dieſem weiche der Marktpreis zufällig und temporär ab, dieſer richte ſich nach Begehr und Angebot, weil das Streben nach Gewinn die Menſchen zwinge, ein ſehr vortheilhaftes Geſchäft mit andern zu theilen und ein unvortheilhaftes zu verlaſſen, es müſſe nun wegen dieſer Reaktion der Marktpreis immer nach dem natürlichen gravitiren. Im 30ten Kap. S. 492–496. ſagt derſelbe zwar, die Productionskoſten regulireten den Preis, aber mit der Beſchränkung, daß temporär auf ihn Begehr und Angebot wirkten, und die Anſicht von Buchanan, Say (Traité I. 316. II. 26.) und Lau- derdale (Inquiry p. 13.), daß blos Begehr und Angebot den Preis beſtimme, sei ganz unrichtig und führe zu falschen Folgerungen, z. B. zu jener des Ersteren, daß ſich der Arbeitslohn nicht nach dem Preise der Lebensmittel, sondern blos nach der Concurrenz richte. Darin hat Ricardo und Mill (Elements p. 92–93.)völlig Recht, denn Begehr und Angebot können nur auf einen urſprünglichen Preisſatz influiren und ſie ſind ohne dieſen bedeutungslos. Im Grunde ſagt Rau (§. 163. der 2ten oder §. 174. der 1ten Ausg.) nichts Anderes und daraus, daß Ricardo die Hinderniſſe des Angebotes nicht zuſammenſtellt, ohne Zweifel, weil jeder nur ein wenig denkende Leſer von ſelbſt darauf kommt, läßt ſich nicht ſchließen, daß er überhaupt kein Gewicht darauf lege, denn er ſtatuirt ja den Einfluß des Angebots und Begehrs auf den Preis. Allein Rau geht (polit. Oeconom. I. §. 166. der 2ten oder §. 176. der 1ten Ausg.) noch weiter und ſagt, Ricardo (Principles chap. I.) und Mill a. a. O. geben blos den Arbeitslohn als Koſtenbetrag an, weil ſie das Capital als aufgehäufte Frucht früherer Arbeit und ſeinen Preis gleichfalls als Lohn anſehen, während Torrens On the production p. 24. ſcheinbar entgegengeſetzt be- haupte, der natürliche Preis richte ſich gänzlich nach dem angewendeten Capitale. Rau wendet nun zwar gegen dieſe Sätze ein, ſelbſt wenn man den Preis des Capi- tals auch ganz auf Arbeitslohn zurückführen könnte, ſo ſei doch die Capitalrente für die Benutzung des Capitals ein Beſtandtheil der Koſten; die Anſicht von Torrens ſei richtig, inſoferne alle Beſtandtheile des Koſtenſatzes Ausgaben und als ſolche Capital des Unternehmers ſeien, aber die Anſicht (p. 51.), daß der Gewinn kein Koſtenſatz, ſondern ein Ueberſchuß, neu entſtandenes Vermögen ſei, widerlege ſich durch genaue Zergliederung der Zinsrente und des Gewerbsgewinnes und durch die Bemerkung von ſelbſt, daß die übliche Zinsrente entweder wirklich ausgegeben oder, wenn das Capital dem Unternehmer ſelbſt gehöre, wenigſtens aufgeorfert werde. Eine Bekämpfung dieſer Einwendungen gibt ſchon der Anfang dieſer Noten. Allein mit den Ricardo'ſchen Anſichten hat es eine andere Bewandtniß. Ricardo zeigt im erſten Abſchnitte jenes Hauptſtückes, daß der Tauſchwerth eines Gutes von der relativen Menge Productionsarbeit abhängt, und nicht von der größeren oder geringeren Vergütung, welche für Letztere bezahlt wird; im zweiten, daß die Anhäufung von Capital an ſich keinen Unterſchied in jenem Prinzipe ſtatuire; im dritten, daß die in jenem vorgetragenen Grundſatze durch die Anwendung von Maſchinen als ſtehendem Capitale beträchtlich modifizirt werden; im vierten endlich, wie der Grundſatz, daß der Werth ſich nicht mit dem Steigen und Fallen des Arbeitslohnes verändere, ebenſo modifizirt werde durch das Verhältniß des umlau- fenden Capitals zum ſtehenden, durch die ungleiche Dauer des Letztern und durch die verſchiedene Schnelligkeit, womit dies dem Unternehmer erſtattet werde. Es iſt weſentlich dabei zu bemerken, daß Ricardo daſelbſt nicht vom Preiſe der Waaren an ſich, ſondern vom gegenſeitigen verglichenen Preiſe derſelben ſpricht, und daß er (p. 40.) ausdrücklich ſagt, es ſteige keine Waare im Tauſchwerthe, blos weil der Arbeitslohn ſtieg, ſondern nur, wenn dieſer zufolge der größeren <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <div n="8"> <div n="9"> <note place="end" n="3)"><pb facs="#f0610" n="588"/> der Erhöhung oder Erniedrigung jener Koſtenſätze ſteigt oder ſinkt der Preis, wenn<lb/> nicht die Verkehrs- oder Concurrenzverhältniſſe entgegengeſetzt entſprechend eine<lb/> Erniedrigung oder Erhöhung der Gewinnſtſätze veranlaſſen. Ein berühmter Kampf<lb/> iſt aber gegen <hi rendition="#g">Ricardo</hi> und ſeine Schule erhoben worden. Es wird ihm von<lb/><hi rendition="#g">Rau</hi> (polit. Oeconom. 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³⁾ der Erhöhung oder Erniedrigung jener Koſtenſätze ſteigt oder ſinkt der Preis, wenn
nicht die Verkehrs- oder Concurrenzverhältniſſe entgegengeſetzt entſprechend eine
Erniedrigung oder Erhöhung der Gewinnſtſätze veranlaſſen. Ein berühmter Kampf
iſt aber gegen Ricardo und ſeine Schule erhoben worden. Es wird ihm von
Rau (polit. Oeconom. I. §. 159. der 2ten oder §. 170. der 1ten Ausg.) entgegnet,
er lege (Principles p. 84.) gar kein Gewicht auf die Hindernisse des Angebotes,
ſchreibe dem Mitwerben nur ſo vorübergehende Wirkungen auf den Preis zu, daß
es keine beſondere Aufmerkſamkeit verdiene, und nehme daher Koſten und Preis
als gleich an, weßhalb bei ihm Werth, Tauſchwerth, ſoviel als Koſtenbetrag,
natürlicher Preis heiße. Allein dieſe Anſichten hat Ricardo nicht. Er ſagt viel-
mehr p. 78–84., die Arbeit bilde den natürlichen Preis, von dieſem weiche der
Marktpreis zufällig und temporär ab, dieſer richte ſich nach Begehr und Angebot,
weil das Streben nach Gewinn die Menſchen zwinge, ein ſehr vortheilhaftes
Geſchäft mit andern zu theilen und ein unvortheilhaftes zu verlaſſen, es müſſe nun
wegen dieſer Reaktion der Marktpreis immer nach dem natürlichen gravitiren. Im
30ten Kap. S. 492–496. ſagt derſelbe zwar, die Productionskoſten regulireten
den Preis, aber mit der Beſchränkung, daß temporär auf ihn Begehr und Angebot
wirkten, und die Anſicht von Buchanan, Say (Traité I. 316. II. 26.) und Lau-
derdale (Inquiry p. 13.), daß blos Begehr und Angebot den Preis beſtimme, sei
ganz unrichtig und führe zu falschen Folgerungen, z. B. zu jener des Ersteren, daß
ſich der Arbeitslohn nicht nach dem Preise der Lebensmittel, sondern blos nach der
Concurrenz richte. Darin hat Ricardo und Mill (Elements p. 92–93.)völlig
Recht, denn Begehr und Angebot können nur auf einen urſprünglichen Preisſatz
influiren und ſie ſind ohne dieſen bedeutungslos. Im Grunde ſagt Rau (§. 163.
der 2ten oder §. 174. der 1ten Ausg.) nichts Anderes und daraus, daß Ricardo
die Hinderniſſe des Angebotes nicht zuſammenſtellt, ohne Zweifel, weil jeder nur
ein wenig denkende Leſer von ſelbſt darauf kommt, läßt ſich nicht ſchließen, daß er
überhaupt kein Gewicht darauf lege, denn er ſtatuirt ja den Einfluß des Angebots
und Begehrs auf den Preis. Allein Rau geht (polit. Oeconom. I. §. 166. der 2ten
oder §. 176. der 1ten Ausg.) noch weiter und ſagt, Ricardo (Principles chap. I.)
und Mill a. a. O. geben blos den Arbeitslohn als Koſtenbetrag an, weil ſie das
Capital als aufgehäufte Frucht früherer Arbeit und ſeinen Preis gleichfalls als Lohn
anſehen, während Torrens On the production p. 24. ſcheinbar entgegengeſetzt be-
haupte, der natürliche Preis richte ſich gänzlich nach dem angewendeten Capitale.
Rau wendet nun zwar gegen dieſe Sätze ein, ſelbſt wenn man den Preis des Capi-
tals auch ganz auf Arbeitslohn zurückführen könnte, ſo ſei doch die Capitalrente
für die Benutzung des Capitals ein Beſtandtheil der Koſten; die Anſicht von
Torrens ſei richtig, inſoferne alle Beſtandtheile des Koſtenſatzes Ausgaben und als
ſolche Capital des Unternehmers ſeien, aber die Anſicht (p. 51.), daß der Gewinn
kein Koſtenſatz, ſondern ein Ueberſchuß, neu entſtandenes Vermögen ſei, widerlege
ſich durch genaue Zergliederung der Zinsrente und des Gewerbsgewinnes und durch
die Bemerkung von ſelbſt, daß die übliche Zinsrente entweder wirklich ausgegeben
oder, wenn das Capital dem Unternehmer ſelbſt gehöre, wenigſtens aufgeorfert
werde. Eine Bekämpfung dieſer Einwendungen gibt ſchon der Anfang dieſer Noten.
Allein mit den Ricardo'ſchen Anſichten hat es eine andere Bewandtniß. Ricardo
zeigt im erſten Abſchnitte jenes Hauptſtückes, daß der Tauſchwerth eines Gutes von
der relativen Menge Productionsarbeit abhängt, und nicht von der größeren oder
geringeren Vergütung, welche für Letztere bezahlt wird; im zweiten, daß die
Anhäufung von Capital an ſich keinen Unterſchied in jenem Prinzipe ſtatuire; im
dritten, daß die in jenem vorgetragenen Grundſatze durch die Anwendung von
Maſchinen als ſtehendem Capitale beträchtlich modifizirt werden; im vierten endlich,
wie der Grundſatz, daß der Werth ſich nicht mit dem Steigen und Fallen des
Arbeitslohnes verändere, ebenſo modifizirt werde durch das Verhältniß des umlau-
fenden Capitals zum ſtehenden, durch die ungleiche Dauer des Letztern und durch
die verſchiedene Schnelligkeit, womit dies dem Unternehmer erſtattet werde. Es
iſt weſentlich dabei zu bemerken, daß Ricardo daſelbſt nicht vom Preiſe der
Waaren an ſich, ſondern vom gegenſeitigen verglichenen Preiſe derſelben ſpricht,
und daß er (p. 40.) ausdrücklich ſagt, es ſteige keine Waare im Tauſchwerthe,
blos weil der Arbeitslohn ſtieg, ſondern nur, wenn dieſer zufolge der größeren
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