Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.und der dort citirte Read, Political Economy. Edinburgh 1829. Chap. 4. Auch say, Cours d'economie politique. I. 170 sqq. 243. 279. Uebersetzt von v. Theo- bald. I. 125. 180. 208. 2) Unter diesen Gesichtspunkten ist die Produktivität der Gewerbe zu entschei- den, sowohl in Betreff der Privat- als der Volkswirthschaft. Natürlich ergeben sich für die Erstere andere Resultate als für die Leztere, weil das Vermögen, von dessen Vergrößerung die Rede ist, in zwei Hauptbeziehungen erscheint. Der sub 3. ange- führte Satz scheint mit §. 39. in Widerspruch zu stehen, wenn nicht bemerkt wird, daß der Ausdruck "für uns" hier bezeichnen soll, daß ein Gut, wenn es auch Tauschwerth hat, vom Wirthe dennoch blos verbraucht und nicht vertauscht werden kann. 3) Dieses ist unbestritten von den Gewerben in Bezug auf das Privatvermögen. Bestritten aber in Bezug, auf das Volksvermögen. Jedoch darüber entscheidet die Volkswirthschaftslehre. 4) Es ist also Rau (Lehrb. der polit. Oekonom. I. §. 82. §. 69.) mit sich selbst im Widerspruche, da er an jener Stelle behauptet, zur Entstehung eines sachlichen Gutes werde schon der Stoff und die Anerkennung der Brauchbarkeit desselben vorausgesetzt, nachdem er an dieser Stelle schon gesagt hat, Produktion sei die Thätigkeit zur Vermehrung der Güter durch Werthserhöhung der Stoffe. Denn nach dieser lezten Ansicht wären nur die Kunstgewerbe produktiv. 5) Es ist daher auch leicht ersichtlich, daß Rau (Lehrb. I. §. 83.) unter Pro- duktion fälschlich und im Widerspruche mit seiner obigen Ansicht (Note 3.) blos die Vermehrung brauchbarer Körper und die Entdeckung von Tauglichkeiten versteht. Denn wird der Werth als etwas Anerkanntes vorausgesetzt, dann kann die Pro- duktion nicht mehr in seiner Entdeckung bestehen. Hermann, staatswirthschaftliche Untersuchung. S. 20-26. §. 51. 2. Hauptbeziehungen der Produktion. Die Produktion hat eine doppelte Bedeutung, nämlich jene 1) Hermann (staatswirthsch. Untersuchungen. S. 29.) hat daher Unrecht, da er sagt, ein Produkt sei technisch fertig, wenn es zu Geld gemacht, und dagegen ökonomisch fertig, wenn der Aufwand und der Ueberschuß durch den Geld- werth bezahlt sei. 2) Es ist uneigentlich gesagt, ein Produkt sei ökonomisch fertig, wenn man auch ganz von der Einseitigkeit der Hermann'schen Bestimmung darüber (Note 1.) und der dort citirte Read, Political Economy. Edinburgh 1829. Chap. 4. Auch say, Cours d'économie politique. I. 170 sqq. 243. 279. Ueberſetzt von v. Theo- bald. I. 125. 180. 208. 2) Unter dieſen Geſichtspunkten iſt die Produktivität der Gewerbe zu entſchei- den, ſowohl in Betreff der Privat- als der Volkswirthſchaft. Natürlich ergeben ſich für die Erſtere andere Reſultate als für die Leztere, weil das Vermögen, von deſſen Vergrößerung die Rede iſt, in zwei Hauptbeziehungen erſcheint. Der sub 3. ange- führte Satz ſcheint mit §. 39. in Widerſpruch zu ſtehen, wenn nicht bemerkt wird, daß der Ausdruck „für uns“ hier bezeichnen ſoll, daß ein Gut, wenn es auch Tauſchwerth hat, vom Wirthe dennoch blos verbraucht und nicht vertauſcht werden kann. 3) Dieſes iſt unbeſtritten von den Gewerben in Bezug auf das Privatvermögen. Beſtritten aber in Bezug, auf das Volksvermögen. Jedoch darüber entſcheidet die Volkswirthſchaftslehre. 4) Es iſt alſo Rau (Lehrb. der polit. Oekonom. I. §. 82. §. 69.) mit ſich ſelbſt im Widerſpruche, da er an jener Stelle behauptet, zur Entſtehung eines ſachlichen Gutes werde ſchon der Stoff und die Anerkennung der Brauchbarkeit deſſelben vorausgeſetzt, nachdem er an dieſer Stelle ſchon geſagt hat, Produktion ſei die Thätigkeit zur Vermehrung der Güter durch Werthserhöhung der Stoffe. Denn nach dieſer lezten Anſicht wären nur die Kunſtgewerbe produktiv. 5) Es iſt daher auch leicht erſichtlich, daß Rau (Lehrb. I. §. 83.) unter Pro- duktion fälſchlich und im Widerſpruche mit ſeiner obigen Anſicht (Note 3.) blos die Vermehrung brauchbarer Körper und die Entdeckung von Tauglichkeiten verſteht. Denn wird der Werth als etwas Anerkanntes vorausgeſetzt, dann kann die Pro- duktion nicht mehr in ſeiner Entdeckung beſtehen. Hermann, ſtaatswirthſchaftliche Unterſuchung. S. 20–26. §. 51. 2. Hauptbeziehungen der Produktion. Die Produktion hat eine doppelte Bedeutung, nämlich jene 1) Hermann (ſtaatswirthſch. Unterſuchungen. S. 29.) hat daher Unrecht, da er ſagt, ein Produkt ſei techniſch fertig, wenn es zu Geld gemacht, und dagegen ökonomiſch fertig, wenn der Aufwand und der Ueberſchuß durch den Geld- werth bezahlt ſei. 2) Es iſt uneigentlich geſagt, ein Produkt ſei ökonomiſch fertig, wenn man auch ganz von der Einſeitigkeit der Hermann'ſchen Beſtimmung darüber (Note 1.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <note place="end" n="1)"><pb facs="#f0093" n="71"/> und der dort citirte <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Read,</hi> Political Economy. Edinburgh 1829. Chap. 4.</hi> Auch<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">say,</hi> Cours d'économie politique. I. 170 sqq. 243. 279.</hi> Ueberſetzt von v. <hi rendition="#g">Theo</hi>-<lb/><hi rendition="#g">bald</hi>. I. 125. 180. 208.</note><lb/> <note place="end" n="2)">Unter dieſen Geſichtspunkten iſt die Produktivität der Gewerbe zu entſchei-<lb/> den, ſowohl in Betreff der Privat- als der Volkswirthſchaft. 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¹⁾ und der dort citirte Read, Political Economy. Edinburgh 1829. Chap. 4. Auch
say, Cours d'économie politique. I. 170 sqq. 243. 279. Ueberſetzt von v. Theo-
bald. I. 125. 180. 208.
²⁾ Unter dieſen Geſichtspunkten iſt die Produktivität der Gewerbe zu entſchei-
den, ſowohl in Betreff der Privat- als der Volkswirthſchaft. Natürlich ergeben ſich
für die Erſtere andere Reſultate als für die Leztere, weil das Vermögen, von deſſen
Vergrößerung die Rede iſt, in zwei Hauptbeziehungen erſcheint. Der sub 3. ange-
führte Satz ſcheint mit §. 39. in Widerſpruch zu ſtehen, wenn nicht bemerkt wird,
daß der Ausdruck „für uns“ hier bezeichnen ſoll, daß ein Gut, wenn es auch
Tauſchwerth hat, vom Wirthe dennoch blos verbraucht und nicht vertauſcht werden kann.
³⁾ Dieſes iſt unbeſtritten von den Gewerben in Bezug auf das Privatvermögen.
Beſtritten aber in Bezug, auf das Volksvermögen. Jedoch darüber entſcheidet die
Volkswirthſchaftslehre.
⁴⁾ Es iſt alſo Rau (Lehrb. der polit. Oekonom. I. §. 82. §. 69.) mit ſich
ſelbſt im Widerſpruche, da er an jener Stelle behauptet, zur Entſtehung eines
ſachlichen Gutes werde ſchon der Stoff und die Anerkennung der Brauchbarkeit
deſſelben vorausgeſetzt, nachdem er an dieſer Stelle ſchon geſagt hat, Produktion
ſei die Thätigkeit zur Vermehrung der Güter durch Werthserhöhung der Stoffe.
Denn nach dieſer lezten Anſicht wären nur die Kunſtgewerbe produktiv.
⁵⁾ Es iſt daher auch leicht erſichtlich, daß Rau (Lehrb. I. §. 83.) unter Pro-
duktion fälſchlich und im Widerſpruche mit ſeiner obigen Anſicht (Note 3.) blos die
Vermehrung brauchbarer Körper und die Entdeckung von Tauglichkeiten verſteht.
Denn wird der Werth als etwas Anerkanntes vorausgeſetzt, dann kann die Pro-
duktion nicht mehr in ſeiner Entdeckung beſtehen. Hermann, ſtaatswirthſchaftliche
Unterſuchung. S. 20–26.
§. 51.
2. Hauptbeziehungen der Produktion.
Die Produktion hat eine doppelte Bedeutung, nämlich jene
im Sinne der Technik (techniſche Produktion) und jene im
Sinne der Wirthſchaft (wirthſchaftliche Produktion). Unter
jener iſt die Schaffung eines vollendeten Erzeugniſſes materieller
oder immaterieller Art zu verſtehen. Sie iſt vollendet, ſobald das
Erzeugniß nach den Regeln der höheren oder der Gewerbskunſt fertig
iſt1). Unter dieſer aber verſteht man der Natur der Sache nach jede
materielle oder immaterielle Hervorbringung, welche durch das
neue Erzeugniß nicht allein den dazu gemachten Aufwand erſetzt,
ſondern auch darüber noch einen Ueberſchuß von Gütern anerkann-
ten Werthes gibt (§. 50. 39.). Sie iſt folglich vollendet, wenn
ſich dieſer Ueberſchuß im Eigenthume des Hervorbringers befindet2).
Ob der Hervorbringer dieſen Ueberſchuß durch Jemanden erhält,
an welchen er ſein Erzeugniß vertauſcht hat, oder ob er ihn im
Gute ſelbſt für ſich behält, das iſt hierbei ganz gleichgiltig3).
¹⁾ Hermann (ſtaatswirthſch. Unterſuchungen. S. 29.) hat daher Unrecht, da
er ſagt, ein Produkt ſei techniſch fertig, wenn es zu Geld gemacht, und
dagegen ökonomiſch fertig, wenn der Aufwand und der Ueberſchuß durch den Geld-
werth bezahlt ſei.
²⁾ Es iſt uneigentlich geſagt, ein Produkt ſei ökonomiſch fertig, wenn man
auch ganz von der Einſeitigkeit der Hermann'ſchen Beſtimmung darüber (Note 1.)
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