Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.

Bild:
<< vorherige Seite

Landtschafften vnd Stäte in Egypten.

DIe vornembsten Stätte/ nach denen es auch in Landschaffte mag getheilet werde/ ware vor zeite Syene/ Thebe/ Teneyra/ Heliopolis/ Mephis/ Babylon/ Egppten/ Alexandria / Pelusium/ sc. Zu Syene ist ein Brun von den Astronomis gebawet gewesen/ in welchen/ da die Sonne im Ansang deß Krebs ist/ kein Schatten gesehen/ sondern der gantze grundt deß sehr tieffen Brunnen ist beleuchtet worden. Heut zu tage ist die aller berühmbteste Statt im Landt Alcair/ welches vor zeiten Memphis war/ zu sampt Babylon wie etliche meynen wollen/ aber Belonius verneinet das vnd spricht das alte Babylon sey nun mehr ein geringes Dorff. Diese statt sie kaum in neun oder zehen stunden vmbgehen könne. Ist ein mächtige Kauffstatt deß gantzen Landes. Es seyndt viel Sycomori darinnen gepflantzet / vnder welchen man külung vnd schatten für der Sonnen Hitze habe möge. Barthema aber spricht/ von welchen Alcair so groß geschetzet werde/ die zehlen die flecken mit ein / so eine etliche welche meile ausserwerts ligen/ vnd nicht eigentlich zu Alcair gehören. Sie ist gebawet an dem Enge/ da sich der Nilis anfenget/ zu theilen/ durch die gantze statt bey den Mußkeis vnd wegscheiden seynd steinerne tröge gesetz/ darinn wasser auß dem Nilo gefüret wirdt/ das die Leut trincken. So gehen auch die Leute mit Wasserschleuchen durch die Statt/ welche die dürstigen ohne vnterscheid auß silbernen Gefessen trencken/ vnd halten dasselbige für eine weise der Almosen. A[unleserliches Material]sser der statt ist ein See nit weit vom Nilo der sich alle jahr ein mahl in Blut verwandelt. Darbey man sich der verwandelung der wasser Egypti in Blut durch Mosen geschehen zuerrinnern hat. In diesem Lande hat man auch sonderliche lust gehabt Pyramides/ das ist fewer seulen/ daher also genant/ dieweil sie vnden breyt vierecket/ vnd dann je höher je schmeler biß gar spitz oben auß geführet/ auß steine ins feldt auffzurichten. Derselbigen seind zwo bey Memphis gestanden/ welche 1015. Schrit hoch gewesen seind/ vnd sein von den alten Egyptischen Königen gebawet gewesen. An dem höchsten hat man zwantzig jahr gebawet/ vnd seind der Werckleut gewesen 306000. Mann/ ein jedere seyte war breit 883. Schue. Es ist auch eine Hure mit Nahmen Rhodope im Landt gewesen/ welche mit Hurerey so viel verdienet hat/ das sie auch ein Pyramidem gebauwet hat. Etliche meil von Alcair ligt der Balsamgarte/ mit nahmen Materea, vnd es schreibet Discorides/ daß diß Kräntlein an keinem Ort wachse/ als allein in Egypten vnd India. Ist gestalt wie Mayeran an seinen Blättern. Darauß macht man das herrliche Balsam[unleserliches Material]öl. Der Stengel wirdt etwan zween Einbogen hoch

Landtschafften vnd Stäte in Egypten.

DIe vornembsten Stätte/ nach denen es auch in Landschaffte mag getheilet werdë/ warë vor zeitë Syene/ Thebe/ Teneyra/ Heliopolis/ Mëphis/ Babylon/ Egppten/ Alexandria / Pelusium/ sc. Zu Syene ist ein Brun von den Astronomis gebawet gewesen/ in welchen/ da die Sonne im Ansang deß Krebs ist/ kein Schatten gesehen/ sondern der gantze grundt deß sehr tieffen Brunnen ist beleuchtet worden. Heut zu tage ist die aller berühmbteste Statt im Landt Alcair/ welches vor zeiten Memphis war/ zu sampt Babylon wie etliche meynen wollen/ aber Belonius verneinet das vñ spricht das alte Babylon sey nun mehr ein geringes Dorff. Diese statt sie kaum in neun oder zehen stunden vmbgehen könne. Ist ein mächtige Kauffstatt deß gantzen Landes. Es seyndt viel Sycomori darinnen gepflantzet / vnder welchen man külung vnd schatten für der Sonnen Hitze habë möge. Barthema aber spricht/ von welchen Alcair so groß geschetzet werde/ die zehlen die flecken mit ein / so eine etliche welche meilë ausserwerts ligen/ vnd nicht eigentlich zu Alcair gehören. Sie ist gebawet an dem Enge/ da sich der Nilis anfenget/ zu theilen/ durch die gãtze statt bey den Mußkeis vnd wegscheiden seynd steinerne tröge gesetz/ darinn wasser auß dem Nilo gefüret wirdt/ das die Leut trincken. So gehen auch die Leute mit Wasserschleuchen durch die Statt/ welche die dürstigen ohne vnterscheid auß silbernen Gefessen trencken/ vnd halten dasselbige für eine weise der Almosen. A[unleserliches Material]sser der statt ist ein See nit weit vom Nilo der sich alle jahr ein mahl in Blut verwandelt. Darbey man sich der verwandelung der wasser Egypti in Blut durch Mosen geschehen zuerrinnern hat. In diesem Lande hat man auch sonderliche lust gehabt Pyramides/ das ist fewer seulen/ daher also genant/ dieweil sie vnden breyt vierecket/ vnd dann je höher je schmeler biß gar spitz oben auß geführet/ auß steinë ins feldt auffzurichten. Derselbigen seind zwo bey Memphis gestanden/ welche 1015. Schrit hoch gewesen seind/ vnd sein von den alten Egyptischen Königen gebawet gewesen. An dem höchsten hat man zwantzig jahr gebawet/ vnd seind der Werckleut gewesen 306000. Mañ/ ein jedere seyte war breit 883. Schue. Es ist auch eine Hure mit Nahmen Rhodope im Landt gewesen/ welche mit Hurerey so viel verdienet hat/ das sie auch ein Pyramidem gebauwet hat. Etliche meil von Alcair ligt der Balsamgarte/ mit nahmen Materea, vnd es schreibet Discorides/ daß diß Kräntlein an keinem Ort wachse/ als allein in Egypten vnd India. Ist gestalt wie Mayeran an seinen Blättern. Darauß macht man das herrliche Balsam[unleserliches Material]öl. Der Stengel wirdt etwan zween Einbogen hoch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0316" n="296"/>
        <p>Landtschafften vnd Stäte in Egypten.</p>
        <p>DIe vornembsten Stätte/ nach denen es auch in Landschaffte mag getheilet werdë/ warë            vor zeitë Syene/ Thebe/ Teneyra/ Heliopolis/ Mëphis/ Babylon/ Egppten/ Alexandria /            Pelusium/ sc. Zu Syene ist ein Brun von den Astronomis gebawet gewesen/ in welchen/ da            die Sonne im Ansang deß Krebs ist/ kein Schatten gesehen/ sondern der gantze grundt deß            sehr tieffen Brunnen ist beleuchtet worden. Heut zu tage ist die aller berühmbteste Statt            im Landt Alcair/ welches vor zeiten Memphis war/ zu sampt Babylon wie etliche meynen            wollen/ aber Belonius verneinet das vn&#x0303; spricht das alte Babylon sey nun mehr ein            geringes Dorff. Diese statt sie kaum in neun oder zehen stunden vmbgehen könne. Ist ein            mächtige Kauffstatt deß gantzen Landes. Es seyndt viel Sycomori darinnen gepflantzet /            vnder welchen man külung vnd schatten für der Sonnen Hitze habë möge. Barthema aber            spricht/ von welchen Alcair so groß geschetzet werde/ die zehlen die flecken mit ein /            so eine etliche welche meilë ausserwerts ligen/ vnd nicht eigentlich zu Alcair gehören.            Sie ist gebawet an dem Enge/ da sich der Nilis anfenget/ zu theilen/ durch die            ga&#x0303;tze statt bey den Mußkeis vnd wegscheiden seynd steinerne tröge gesetz/ darinn            wasser auß dem Nilo gefüret wirdt/ das die Leut trincken. So gehen auch die Leute mit            Wasserschleuchen durch die Statt/ welche die dürstigen ohne vnterscheid auß silbernen            Gefessen trencken/ vnd halten dasselbige für eine weise der Almosen. A<gap reason="illegible"/>sser der statt            ist ein See nit weit vom Nilo der sich alle jahr ein mahl in Blut verwandelt. Darbey man            sich der verwandelung der wasser Egypti in Blut durch Mosen geschehen zuerrinnern hat. In            diesem Lande hat man auch sonderliche lust gehabt Pyramides/ das ist fewer seulen/ daher            also genant/ dieweil sie vnden breyt vierecket/ vnd dann je höher je schmeler biß gar            spitz oben auß geführet/ auß steinë ins feldt auffzurichten. Derselbigen seind zwo bey            Memphis gestanden/ welche 1015. Schrit hoch gewesen seind/ vnd sein von den alten            Egyptischen Königen gebawet gewesen. An dem höchsten hat man zwantzig jahr gebawet/ vnd            seind der Werckleut gewesen 306000. Man&#x0303;/ ein jedere seyte war breit 883. Schue.            Es ist auch eine Hure mit Nahmen Rhodope im Landt gewesen/ welche mit Hurerey so viel            verdienet hat/ das sie auch ein Pyramidem gebauwet hat. Etliche meil von Alcair ligt der            Balsamgarte/ mit nahmen Materea, vnd es schreibet Discorides/ daß diß Kräntlein an            keinem Ort wachse/ als allein in Egypten vnd India. Ist gestalt wie Mayeran an seinen            Blättern. Darauß macht man das herrliche Balsam<gap reason="illegible"/>öl. Der Stengel wirdt etwan zween            Einbogen hoch
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[296/0316] Landtschafften vnd Stäte in Egypten. DIe vornembsten Stätte/ nach denen es auch in Landschaffte mag getheilet werdë/ warë vor zeitë Syene/ Thebe/ Teneyra/ Heliopolis/ Mëphis/ Babylon/ Egppten/ Alexandria / Pelusium/ sc. Zu Syene ist ein Brun von den Astronomis gebawet gewesen/ in welchen/ da die Sonne im Ansang deß Krebs ist/ kein Schatten gesehen/ sondern der gantze grundt deß sehr tieffen Brunnen ist beleuchtet worden. Heut zu tage ist die aller berühmbteste Statt im Landt Alcair/ welches vor zeiten Memphis war/ zu sampt Babylon wie etliche meynen wollen/ aber Belonius verneinet das vñ spricht das alte Babylon sey nun mehr ein geringes Dorff. Diese statt sie kaum in neun oder zehen stunden vmbgehen könne. Ist ein mächtige Kauffstatt deß gantzen Landes. Es seyndt viel Sycomori darinnen gepflantzet / vnder welchen man külung vnd schatten für der Sonnen Hitze habë möge. Barthema aber spricht/ von welchen Alcair so groß geschetzet werde/ die zehlen die flecken mit ein / so eine etliche welche meilë ausserwerts ligen/ vnd nicht eigentlich zu Alcair gehören. Sie ist gebawet an dem Enge/ da sich der Nilis anfenget/ zu theilen/ durch die gãtze statt bey den Mußkeis vnd wegscheiden seynd steinerne tröge gesetz/ darinn wasser auß dem Nilo gefüret wirdt/ das die Leut trincken. So gehen auch die Leute mit Wasserschleuchen durch die Statt/ welche die dürstigen ohne vnterscheid auß silbernen Gefessen trencken/ vnd halten dasselbige für eine weise der Almosen. A_ sser der statt ist ein See nit weit vom Nilo der sich alle jahr ein mahl in Blut verwandelt. Darbey man sich der verwandelung der wasser Egypti in Blut durch Mosen geschehen zuerrinnern hat. In diesem Lande hat man auch sonderliche lust gehabt Pyramides/ das ist fewer seulen/ daher also genant/ dieweil sie vnden breyt vierecket/ vnd dann je höher je schmeler biß gar spitz oben auß geführet/ auß steinë ins feldt auffzurichten. Derselbigen seind zwo bey Memphis gestanden/ welche 1015. Schrit hoch gewesen seind/ vnd sein von den alten Egyptischen Königen gebawet gewesen. An dem höchsten hat man zwantzig jahr gebawet/ vnd seind der Werckleut gewesen 306000. Mañ/ ein jedere seyte war breit 883. Schue. Es ist auch eine Hure mit Nahmen Rhodope im Landt gewesen/ welche mit Hurerey so viel verdienet hat/ das sie auch ein Pyramidem gebauwet hat. Etliche meil von Alcair ligt der Balsamgarte/ mit nahmen Materea, vnd es schreibet Discorides/ daß diß Kräntlein an keinem Ort wachse/ als allein in Egypten vnd India. Ist gestalt wie Mayeran an seinen Blättern. Darauß macht man das herrliche Balsam_ öl. Der Stengel wirdt etwan zween Einbogen hoch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/316
Zitationshilfe: Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/316>, abgerufen am 24.11.2024.